Posts Tagged ‘phenomenology’

Absence matters.

Monday, March 25th, 2013

Finally! My submission to cultural geographies has passed all reviews and is available “OnlineFirst”. The article is the opener for a special issue with the title Absence. Embodiment, materiality, resistance which is edited by Lars Meier, Erika Sigvardsdotter, and me. It seems as though we’ll have to wait until at least the end of 2013 for the special issue to appear in actual print, since there are a few other issues already in the pipeline before ours.

In any case, the production of this article has both been more rewarding and more challinging than many others. The first draft did not really go into much depth regarding the critiques of phenomenology that are being challenged in this article. I opted instead for a more “hermeneutic” constructions, where a problem is posited, developed in conjunction with a few descriptive episodes and then discussed in detail in the main part of the article. But the world of English-style publishing convention has of course caught up with me (again), and necessitated major changes. I was urged to begin with the deconstructivist critique of phenomenology as being obsessed with presence and oblivious of absence, since this is the basis for John Wylie’s widely cited critique of phenomenology in the name of absence. So I had to delve into the depths of Derrida’s critique of Husserl, necessitating more Husserl reading in turn and some venturing into Lévinas. This took a lot of time and even more effort and changed the tone of the article into a much more theoretical piece, but so be it.

The good thing is that I now feel quite confident about the epistemological basis of phenomenology and its perception in other schools of thinking, granting me a much better foothold than before. This also taught me – once again, actually – that a very clear introduction, which completely focuses on placing your research in relation to other publications (in the same channel), is of crucial importance in the english-writing world of academic publishing. No amount of problem-centric argumentation will help around this. I can understand where this comes from and also see the benefits of this procedure, but it doesn’t really fit my style of thinking, as I do not like to start an argument by telling people who is think was right and who was wrong and how my argument will be better than theirs. I much prefer to home in on a problem and then present arguments considering this issue.
In any case, what was nice indeed was to see how helpful journal editors can be in communicating the often conflicting feedback given in peer review. This is a very difficult job that calls for a difficult combination of sensitivity and clear judgement at the same time. Not easy to achieve.

Here is the link to the article: http://cgj.sagepub.com/content/early/2013/02/14/1474474013477775.abstract

As usual for publications managed by Sage, the article will be available exclusively through their site for one year, after which I am allowed to host the last manuscript form on my own website. (Until then: send me an e-mail if you don’t have access and would like to take a look at the article.)

Die Sache mit der Sprache. Oder: Wichtigtuerische Worte?

Friday, June 29th, 2012

In den vergangenen Jahren habe ich mich durch eine zunehmend große Menge an phänomenologischer und philosophischer Literatur gearbeitet. Eines ist dabei besonders auffällig: Der Sprache oder genauer der Wortwahl wird eine enorm große Bedeutung verliehen. Das zeigt sich in unterschiedlicher Weise. So wird in Anschluss an Husserls rigorose Suche nach dem präzisen Ausdruck besonders großer Wert auf exakte Begriffsverwendungen gelegt, die oft für den jeweiligen Arbeitskontext in sehr spezifischer Weise definiert werden, à la „hier soll X also auf die in § 17 entwickelte Weise interpretiert werden.“ Dann gibt es noch die heideggerianischen Wortzauberer. Hier werden gewöhnliche Worte mit besonderer Bedeutungstiefe aufgeladen, à la „das Räumen des Raums leitet das Stellen des Gestells ein.“ Dann gibt es noch die etymologische Aufladung der Worte, in denen unterschiedliche Wurzeln vorgestellt werden und dabei am besten noch die geläufige Verwendung als tölpelhaft vereinfachend enttarnt wird. Doch damit nicht genug. Es gibt noch die erheiternden Bindestrich-basierten Aufklärer, die zeigen, dass die Bedeutung eine Be-deutung beinhaltet, deren In-halt an bli oder auch bla An-halt sucht. Das ist ja alles gut und schön und manchmal regt es tatsächlich zu neuen Ein-sichten an oder erfreut die Leserin mittels eines Einblicks in die verqueren Sprachwelten der Philosophie.

Was mich daran aber stört, ist die überbordende Bedeutungsfülle, das alles-in-die-Sprache legen, der Glaube an die Exaktheit der Darstellung. Das alles ist schon problematisch genug. Aber noch schlimmer finde ich, dass im Vollzug des Schreibens, in der Produktion von Wortverkettungen und im Spinnen von Argumentationsfäden der Glaube im Wort gerinnt, dass die Worte tatsächlich dasselbe wären, wie die Dinge die sie beschreiben sollen. Entscheidend ist hier nicht die Problematik der Repräsentation als solche, sondern die Illusion, dass es das, was man benennt als solches tatsächlich gibt. Es geht mir dabei weniger um die Benennung zum Beispiels eines Steins mit dem Wort Stein als die Bezeichnung philosophischer / theoretischer Ideen mit einem Begriff. Gibt es „Aktanten“? Gibt es eine „Hülle“? Gibt es „Atmosphären“? Gibt es einen „Habitus“? Dies alles sind keine Dinge, die man greifen könnten. Die Worte haben hier keinen materiellen Anhalt. Es gibt keine Aktanten als solche. Die Hülle meiner Dissertation kann man nicht greifen. Der Habitus als solcher ist auch nicht fassbar. Aber oft wird so getan, als ob dies so wäre, als ob es nicht einfach darum ginge, Erfahrungsqualitäten oder gedachte Bilder zu bezeichnen. Zwischen Konzepten und Dingen oder Taten aber gibt es wichtige Unterschiede. Diese genau zu benennen ist allerdings schwierig. Oder ist es unmöglich, weil die Benennung sich eben innerhalb der Worte abspielt? Oder ist das alles doch auch gar nicht so wichtig? Manweisetebennichsogenau…

Phänomenologie, Stadt, Abwesenheit.

Monday, March 26th, 2012

Wie hier im Blog bereits erwähnt, bin ich in der vergangenen Woche von der Graduate Studies Group des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung an der Humboldt-Universität Berlin zu einem Vortrag eingeladen worden. Der Vortrag hatte den Titel Phänomenologie, Stadt und das Abwesende. Glücklicherweise hat mit der Aufnahme alles soweit geklappt, so dass ich den Vortrag hier zum Anschauen und herunterladen zur Verfügung stellen kann. (Länge: 36 Minuten. Die Tonqualität ist leider nur mäßig, da ich kein separates Mikrofon dabei hatte.)

Gefühlte Stadt – gefühlte Schrumpfung? Zur Phänomenologie der Schrumpfung.

Friday, March 16th, 2012

Für die nächste Woche hat mich die Graduate Studies Group des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung zu einem Vortrag zum Themenbereich Phänomenologie der schrumpfenden Städte eingeladen. Die von Inga Haese vorbereitete Veranstaltung spricht ein wichtiges, gleichsam auch poetisches Thema an, das ich vorher noch nicht aus phänomenologischer Perspektive betrachtet hatte. Das Leben in schrumpfenden Städten bietet in der Tat eine Vielzahl spannender, das Erleben und Erfahren betreffender Aspekte die der Untersuchung harren. Besonders relevant und aus meiner Perspektive passend erscheint mir das Phänomen der Abwesenheit, zum dem ich in den letzten Monaten viel geforscht und gearbeitet habe. Dementsprechend widme ich mich in meinem Input unter dem Titel Phänomenologie, Stadt und das Abwesende neben grundsätzlichen, die Phänomenologie betreffenden Fragen vor allem der Erfahrung des Abwesenden. Hier mein Vortragsabstract:

Phänomenologisches Forschen folgt Husserls berühmten Aufruf Zurück zu den Sachen selbst. Hier soll der Frage nachgegangen werden, was eine solche Perspektivierung für die Stadtforschung bedeutet und wie dabei insbesondere dem Phänomen der schrumpfenden Städte nachgegangen werden kann. Dazu wird in einem ersten Schritt anhand von Videomaterial gezeigt, wie die Erfahrungsebene bzw. das Wahrnehmen für wissenschaftliche Reflexion greifbar gemacht werden kann. Im sich-bewegen durch den Stadtraum wird dieser in jeweils bestimmter Weise hervorgebracht. Dabei spielen die Körperlichkeit bzw. Leiblichkeit der Wahrnehmenden genauso eine Rolle wie die sozial-räumlich-materielle Konstellationen, durch die man sich bewegt. All diese Faktoren prägen das Wahrnehmen und damit auch das Handeln im Stadtraum – das Perfide daran ist allerdings, dass die Beeinflussung des Wahrnehmens selbst normalerweise nicht wahrgenommen wird und deshalb auch nicht als Gegenstand für eigene Einflussnahme auftaucht. So wird durch die Konfiguration des Wahrnehmens auf subtile Weise eine äußerst wirksame Kontrolle über das Handeln ausgeübt.
Im einem zweiten Schritt sollen diese theoretischen genauso wie methodischen Überlegungen auf das Phänomen der Schrumpfung gewendet werden. Dabei wird die Abwesenheit im Mittelpunkt stehen. Wie wird Abwesendes eigentlich erfahren? Was ist die besondere Qualität des Abwesenden? Häuser die Erdboden gleichgemacht wurden, Geschäfte die leerstehen, Stühle die von niemandem besetzt werden… alle diese Leerstellen müssen gefüllt werden. Aus eben dieser Notwendigkeit des Füllens bezieht das Abwesende seine Kraft: das, was fehlt, wird mit den Erinnerungen und Emotionen derer angefüllt, die es vermissen. Die schrumpfende Stadt wird so zu einem Ort, dessen Fülle sich aus denen speist, die ihn erfahren haben – oder zu einem Ort der einfach nur leer bleibt, weil keine Erinnerungen und Emotionen mit ihm verknüpft sind.

Mehr Informationen zur gesamten Veranstaltung, die viel Raum für Austausch und Diskussion bieten wird, gibt es in der Veranstaltungsankündigung – ich freue mich schon sehr auf die Diskussionen. Besonders charmant finde ich die Tatsache, dass das Georg-Simmel-Zentrum in den ehemaligen Räumlichkeiten meines ehemaligen Arbeitgebers, nämlich des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in der Mohrenstraße angesiedelt ist – das gibt ein wenig Heimatgefühl! Also, kommt Mittwoch den 21. März um 19:00 Uhr zur Mohrenstraße 41!

Zurück zu den Sachen selbst! Zu Widerständen, Zwängen und Freiheiten bei der Methodenwahl.

Thursday, February 9th, 2012

Unter dem obigen Titel werde ich auf dem 7. Treffen des Nachwuchsnetzwerks Stadt–Raum–Architektur einen Vortrag halten. Das Treffen findet unter dem Motto Mythos Methodologie statt. Deshalb werde ich versuchen, in meinem Vortrag einigen der mythischen Qualitäten der Methodologie die Welt der Sachen selbst gegenüberzustellen. Hier das Abstract zum Vortrag:

Wir Forschenden werden immer wieder, gleichsam unaufhörlich, mit dem Problem konfrontiert wie wir uns den Gegenständen, bzw. Problemen, die uns interessieren nähern können, wollen oder müssen. In diesem Vortrag möchte ich versuchen, die unterschiedlichen Zwänge zu thematisieren, die in diesen Konfrontationen eine Rolle spielen. Von der Einbettung in eine jeweils spezifische akademische Gemeinschaft (und bestehe sie auch nur aus Doktorandin und Doktormutter) über die methodischen Fertigkeiten, die man sich im Studium aneignen konnte (oder wohl häufiger: nicht aneignen konnte) bis zu den Herausforderungen, die aus der eigenen Auseinandersetzung mit dem zu untersuchenden Problem selbst entstehen. All diese unterschiedlichen Faktoren und noch andere mehr zerren und schieben an einem herum und führen zu einer grundlegenden Verunsicherung in Bezug auf die Methodenwahl.
Eins ist sicher richtig: all diese unterschiedlichen Ansprüche lassen sich nicht aus der Welt schaffen. Ziel dieses Vortrags ist allerdings nicht, die unterschiedlichen Aspekte als mehr oder minder gleiches Für und Wider zu präsentieren. Im Gegenteil, der Vortrag ist ein entschiedenes Plädoyer für die Orientierung auf die Sache selbst hin. Sie, auch wenn ihre Ausrichtung und Gestalt noch unklar sein mag, sollte das sein, was es selbstkritisch zu bearbeiten gilt. Entsprechend soll es darum gehen, welche Strategien und Taktiken es den Forschenden ermöglichen, sich möglicherweise gegen den Widerstand anderer Faktoren für Methoden zu entscheiden, die ihrer Forschungsmotivation Rechnung tragen und nicht Konventionen oder technischen Zwängen. Ob es sich bei den in Frage kommenden Methoden um ein standardisiertes Survey mit anschließender multivariater Analyse zu einer Frage handelt, die wirklich unbedingt beantwortet werden muss, oder um eine leibphänomenologische Auseinandersetzung mit Kindheitserinnerungen an Straßenbäume ist weniger wichtig, als die Suche nach den Methoden, die sich mit der eigenen Forschungsmotivation in Deckung bringen lassen. Konkret soll diese Problematik anhand von Forschungsentscheidungen untersucht werden, die sich in meiner Forschungsarbeit sowohl an »Herzensprojekten« als auch im Rahmen von Auftragsforschung ergeben haben.

Erfahrungsgemäß ist die Stimmung bei den Nachwuchsnetzwerktreffen immer sehr produktiv, so dass ich mich wirklich auf Weimar und die dortigen Diskussionen freue.

Aufmerksam werden.

Monday, January 31st, 2011

Ende der vergangenen Woche habe ich an der 8. Tagung der Neuen Kulturgeographie teilgenommen. Auch wenn ich als disziplinärer Außenseiter etwas den Eindruck hatte, dass die Neue Kulturgeographie den Label neu vielleicht ablegen könnte, so heißt das jedenfalls nicht, dass die Tagung nicht allerlei interessante Perspektiven geboten hätte. Ich jedenfalls habe in jeder Sitzung, an der ich teilgenommen habe, mindestens einen spannenden Vortrag gehört, was mir gar keine schlechte Ausbeute zu sein scheint. Insbesondere bin ich dafür dankbar, dass ich – ohne dort wirklich Leute zu kennen – schnell Anschluss gefunden habe und freundlich aufgenommen worden bin. Ein paar Gesichter kannte ich zwar schon über die Konferenzen der Royal Geographical Society, aber so groß ist die Überlappung mit der britischen Geografie-Szene anscheinend nicht.
Besondere Freude hat mir die Einladung zur Teilnahme an der von Martin Müller geleiteten Sitzung bereitet. Unter dem Titel Mittendrin statt nur dabei: Ethnographie als Methodologie für die Neue Kulturgeographie gab es vier verschiedene Präsentationen zum Themenfeld Ethnografie, die sich untereinander hervorragend ergänzt haben. Ich konnte mich in meinem Vortrag unter dem Titel Aufmerksam werden… Zur phänomenologischen Auseinandersetzung 
mit Dingen, Anderen und sich selbst mit der Rolle der Phänomenologie in meinem ethnografischen Arbeiten auseinandersetzen und dabei weiter über die Möglichkeiten reflektieren, die das Arbeiten mit Videoaufzeichnungen mit sich bringt. Auch die Diskussion in der Sitzung war sehr angenehm und produktiv. Leider allerdings habe ich es dieses Mal verpasst, einen Mitschnitt von meiner Präsentation zu machen, beziehungsweise ich habe den Mitschnitt aus Versehen gelöscht… Deswegen kann ich jetzt leider nur die Folien ohne meinen Vortrag als QuickTime Film zur Verfügung stellen. Der Film spielt sich nicht von alleine ab, man muss sich von einem Präsentationschritt zum nächsten klicken – was allerdings auch den Vorteil hat, dass man die Sache in seinem eigenen Tempo verfolgen kann. Hier also die Filmdatei im .mov Format: Aufmerksam werden… [27 MB].

Living the beach. Eyes, Feet and, of course, Hearts.

Sunday, August 2nd, 2009

picture of the first slide of my presentation, showing a stormy beachAfter leaving the conference on creative destruction in Leipzig, I had to take a night train to get to the next academic event, the conference ‘Twixt Land and Sea: The Beach in Literature, Film and Cultural Theory, which was hosted by the University of Berne in Switzerland. I was really saddened that I missed the first two days of the conference, but somehow my e-mail address got off the list for the beaches conferences so that I assumed that it would not take place at all and submitted an abstract for the overlapping conference in Leipzig. The confusion created a Lars that felt a bit ruffled when he arrived in Berne the next morning, having only an hour to get himself straightened up – which succeeded only partially, so that the talk that I gave there was really, really flooded with ehms and, even worse, more than a hundred (no joke!) kind ofs. However, since I otherwise think that the content is worth the while, I got myself reacquainted with my video editing software (Final Cut Express) and edited out most of these annoying fillers. I really hope that the audience did not think I am totally stupid/deviant during the presentation… Whatever. Here is the abstract of the presentation.

The encounter with the beach opens up a new, wide horizon. The eyes can roam over dunes, the shore line, the waves and the many or few bodies of others. Should the temperature allow for it, shoes will be tossed and toes can dig into the grainy sand. The physicality of the beach merges with the corporality of the body. Looking and walking around people perceive themselves in concert with their surroundings. This act of perceiving is not a passive observation, to the contrary, it is a sensual and emotional involvement; it is acting towards yourself, towards material things, social ideals and corporeal others.
In this presentation I will use video and audio recordings to analyze and display how the beach is constituted in human interactions. Usually, “living the beach” is cast as holiday experience. However, in times of climate change another layer of complexity is added to the multi-dimensional experience of the beach. The heart is not only moved by sunsets and flirtations, or the scare of drowning in the ocean, it is also faced with the possible submersion of the landscape in which it thrives. If perceiving the changes created by global warming in everyday life is connected with the experience of your own corporeal self, then it is interesting to examine how climate change enters the sensual relation to the world around you – instead of existing only in the media, on maps and scientific reports. I will try to get a grip on this relationship between the bodily self, climate change and everyday experience to open up a new perspective on the effects of global warming and rising sea levels.

You can also check out the conference program (PDF). As usual, I have recorded the presentation so that you can download and watch it yourself (29 minutes):
Ogg Theora movie (46.3 MB, play with VLC) | QuickTime movie (38.9 MB, play with QuickTime).

Erschöpfung und Erosion. Eine Phänomenologie der Handlungsmacht des Natürlichen.

Friday, July 31st, 2009

Bild der ersten Folie meines VortragsAm 18. und 19. Juni konnte ich erfreulicherweise auf der wirklich spannenden gemeinsamen Tagung der Sektionen Wissenschafts- und Technikforschung und Umweltsoziologie der DGS einen Vortrag halten. Zum Glück habe ich während des Vortrags die Verwendung von Füllwörtern wie sozusagen,halt,eben und so weiter einigermaßen im Griff gehabt, so dass es mir nicht zu unangenehm ist, die Aufnahme des Vortrags hier im Internet zur Verfügung zu stellen. (Üblicherweise nutze ich die Möglichkeit mit meiner Präsentationssoftware, Apples Keynote, einen Vortrag aufzuzeichnen. Nicht immer ist die Qualität gut genug zur Weitergabe, aber in jedem Fall ist es genauso schmerzhaft wie lehrreich, sich den eigenen Vortrag mit etwas Abstand noch einmal anzuschauen.) Hier jedenfalls das Abstract für den Vortrag und im Anschluss der Verweis zum aufgezeichneten Video.

Aufbauend auf einer Studie über besonders eindrucksvoll gestaltete Aussichts- und Rastplätze auf der Norwegischen Tourismus Route (routes.no) will ich in dieser Präsentation die Wirk- oder Handlungsmacht des Natürlichen thematisieren. Im Vordergrund steht dabei weniger eine Diskussion des Natürlichen als Kategorie, sondern vielmehr die agency, die sich an diesen Orten entfaltet. Der Norwegische Tourismusverbund und das staatliche Verkehrswesen präsentieren diese Orte als Modellhaft. Hier zeigt sich die norwegische Landschaft in ihrer vollen Pracht – und zwar gerahmt durch spezifisch skandinavisches Design. Diese Orte sind in der Tat beispielhaft für die Kategorie des Sublimen – Natur zeigt sich hier genauso schön wie schrecklich. Was bedeutet dies jedoch im Alltag dieser Orte? Im Zentrum der hier präsentierten Untersuchung steht sowohl die langsam zerstörende Wirkung der Erosion wie auch der plötzliche Eingriff eines Wetterereignisses. Im Sinne einer Phänomenologie des hier untersuchten Ortes begrenzt sich die Untersuchung des Natürlichen aber nicht auf das Natürliche ausserhalb des eigenen Körpers. Die eigene Natur ist mit eingeschlossen und sie ist in sehr konkreter Weise ein entscheidender Anlass für den Halt an einem Ort. Die Erschöpfung einer längeren Reise im Auto, der ordinäre Druck der Blase – auch diese natürlich-leiblichen Prozesse treten hier zu Tage und prägen den kreativen Umgang mit der Materialität und sozialen Normung dieser Orte. Anhand von Fotografien, Videomaterial und ethnografischen Aufzeichnungen wird in dieser Präsentation des große Potential einer offenen Auseinandersetzung mit technisierten Räumen der Mobilität aufgezeigt – einer Auseinandersetzung in der die prozesshafte und oft unerwartete Verquickung von Handlungen, Wahrnehmungen, Ereignissen und Routinen in ihrer ganzen Spannungsgeladenheit thematisiert wird.
Videoaufzeichnung des Vortrags (30 min):
Ogg Theora Video (49.4 MB, abspielen mit VLC)
QuickTime Video (62.2 MB, abspielen mit QuickTime)

Die Tagung lief unter dem vielversprechenden Titel Technik und die Wiederkehr der Natur – Zur Ästhetik der schöpferischen Zerstörung und wurde am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig ausgerichtet.

Feuer aus den Schützengräben.

Tuesday, April 7th, 2009

In einem kurzen Essai zur Einleitung von Merleau-Pontys Phänomenologie der Wahrnehmung habe ich zu Anfang meiner Beschäftigung mit der Phänomenologie geschrieben, dass ich befürchte, in das Feuer disziplinärer Schützengräben zu geraten. Das ist nun passiert. Im Sinne des Rechenschaft Ablegens auch und gerade über die dunkleren Seiten des wissenschaftlichen Alltags will ich hier nicht nur von positiven Rezensionen berichten.
Der Beschuss kam aus unerwarteter Richtung: von Seiten phänomenologisch orientierter Sozialwissenschaft und also nicht von Vertretern etablierterer Theorierichtungen. Die Besprechung stammt von Jürgen Hasse und ist in der Geographischen Zeitschrift (95: 105-106) abgedruckt worden. Die Werbung, die mein Verlag aus der Rezension von Jürgen Hasse herauskondensiert hat, hat mich vorgewarnt: Die Frage nach der Rolle der Materialitäten in der sozialen Welt kann nicht wichtig genug genommen werden. Sich diesem Thema gewidmet zu haben, ist Verdienst des Autors. Mehr Lob als das ist leider nicht zu finden… Aber ich schätze die Arbeiten von Jürgen Hasse eigentlich, weshalb ich mich hier auch noch ein wenig mit dem Inhalt seiner Kritik auseinandersetzen möchte. Dazu ein beispielhafter Absatz:

Phänomenologie kann nicht ohne saubere Begriffsarbeit gelingen! Das zeigt auch der Gebrauch des am Verständnis der Astronomie (!) orientierten Begriffs der »Konstellation«. Als Konstellationen werden nämlich die untersuchten Fähr- und Bahnhofsräume beschrieben. Der Begriff der Konstellation betont Einzelnes einer messbar-relationalen Ordnung im Gefüge anderer Dinge und menschlicher Körper. Der erkenntnistheoretische Effekt des Konstellations-Begriffs ist die denotative Isolierung. Ein solcher Blick passt nicht zur Methode der Phänomenologie, die Zusammenhängendes verstehen will und darin jedem erkenntnistheoretischen Atomismus entgegentritt. Die Dinge und Menschen ganzheitlich zusammenhaltenden Bedeutungsgefüge wären mit dem Begriff der »Situation« sicher wirkungsvoller zu analysieren gewesen.

Jürgen Hasse hat selbstverständlich völlig Recht, wenn er sagt, dass der Begriff der Konstellation – insbesondere in der Art in der ich ihn verwende – nicht zur Methode der Phänomenologie passt. Situation wäre in der Tat das passendere Konzept. Aber eine der wichtigsten Lehren meines wissenschaftlichen Arbeitens, meiner Auseinandersetzungen mit allerlei Kritischer Theorie, Konstruktivismus, Linguistic Turn und den Post…ismen ist, dass eine theoretische Einseitigkeit nicht nur in vielerlei Hinsicht fragwürdig ist – weil sie immer bestimmte Aspekte ausblendet und weil sie Unstimmigkeiten einfach ignoriert oder als nebensächlich abtut –, sondern weil eine theoretische Einseitigkeit darüber hinaus auch weniger produktiv ist und gerne zu vorhersagbaren Ergebnissen führt.
Selbstverständlich macht es wenig Sinn, Begriffe und Theorien einfach bunt ineinander zu würfeln. Die Einhüllenden Materialitäten waren ein Versuch, die Chancen einer Kombination und Konfrontation unterschiedlicher theoretischer und methodologischer Vorgehensweisen gezielt herauszuarbeiten und unter ständiger Reflexion und Selbstverortung und in Auseinandersetzung mit dem im Feld gesammelten Material zu zeigen, was sich wie kombinieren lässt und wo die Grenzen solcher Kombinationen sind (zu den Grenzen des Konstellationsbegriffs siehe beispielsweise S. 135-136 und die Gegenüberstellung zum Begriff des Gemenges auf S. 259-264).
Ich werde natürlich nicht aufhören, dieses Ziel zu verfolgen und wahrscheinlich werde ich in Zukunft zwei Wege verfolgen: in einigen Publikationen radikal und pointiert Unterschiedliches zusammen zu führen und in anderen Publikationen besonders vorsichtig und abwägend zu argumentieren. Beides hat seine Vorteile und beides wird bei unterschiedlichen Leuten auf Zustimmung und/oder Ablehnung treffen. Es wird natürlich auch weiterhin Leute geben, denen beides nicht passt. (Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es hier auch eine Art von generationsbedingt unterschiedlicher Rezeption gibt.) Glücklicherweise bereitet mir sowohl das vorsichtige Argumentieren als auch das Poltern Freude beim Schreiben. Noch glücklicher schätze ich mich allerdings, dass die Rückmeldung, die ich sonst auf mein Buch bekommen habe, so positiv und mich bestärkend war.

Landscape, aesthetics and life on the route.

Friday, September 12th, 2008

Two weeks ago, I attended the Fehn Symposium (named after the Norwegian architect Sverre Fehn). Besides talking about Landscape Urbanism Today, the symposium was the inauguration event for the research project in which I will participate for six fully funded months next year. The name of the project is Routes, Roads and Landscapes. Aesthetic Practices en route, 1750 – 2015 and it is funded by the Norwegian Research Council (Norges Forskingsråd). All went well, luckily including my presentation Encountering Places: Aesthetics of the Lived Moment and the Aesthetics of Long Durations which, to my utter delight, tied in nicely with Tim Edensor’s presentation on The pleasures of Everyday Mobility: Ghosts, Familiarities and Surprises in Motorscapes. Now I am really looking forward to start working on my part of the research project (more about that when the project’s website is up).

Automatic Irritations.

Thursday, September 29th, 2005

Following is my abstract for the session Ordering / Disordering Space and Matter of the 2006 Meeting of the AAG, March 7-11, Chicago, Illinois.

Based on ethnographic research in railway stations and passenger terminals for ferries, this paper wedges itself between people and the things they encounter. Detailed analysis of digital video recordings allows insight into the brief exchanges between men, women and artifacts. Sometimes, these exchanges do not unfold as planned, irritations arise and expectations are thwarted causing a reordering of conduct. Artifacts like the ticket selling machine or the materiality of a revolving door can break established routines thereby opening spaces for play or interaction with others. Terminals with their ticket selling counters, their shops and waiting facilities are places of a distinct phenomenologically accessible materiality; this paper will get involved in this materiality, tracing the relations between people, things, and socio-spatial constellations to understand how the rule of a certain normality is established in terminals and when and how it is destabilized.

Wie angekündigt.

Thursday, September 23rd, 2004

Nach Einlegen einer Nachtschicht und heute noch einer lebendigen Diskussion mit Kerstin Bornholdt von der Universität Oslo habe ich den ersten Teil meines lektürebegleitenden Essays zu Maurice Merleau-Pontys Phänomenologie der Wahrnehmung ins WWW gestellt. Wie immer bin ich über jedwede Rückmeldung erfreut, dieses Mal vielleicht sogar noch mehr als gewöhnlich, da ich mich hier in das fremde Terrain der Philosophie wage…

New insights, new style.

Wednesday, August 11th, 2004

After I was told for the zillionth time that I am proceeding in a phenomenological way in my studies (both on the Potsdamer Platz and currently on train stations and passenger terminals) I finally decided to actually get acquainted with this thing called phenomenology. Several people in the post-graduate college recommended reading Maurice Merleau-Ponty‘s Phenomenology of Perception. Perception is my business and my passion so this is the book I bought. It seems I won’t regret this decision. Not only does the name Maurice Merleau-Ponty have a very pleasant french ring to it, the book also has a beautiful cover! Nonetheless, the content is even better. A small citation for those German blog readers:

Was immer ich – sei es auch durch die Wissenschaft – weiß von der Welt, weiß ich aus einer Sicht, die die meine ist, bzw. aus einer Welterfahrung, ohne die auch alle Symbole der Wissenschaft nichtssagend blieben oder vielmehr wären. Das Universum der Wissenschaft gründet als Ganzes auf dem Boden der Lebenswelt, und wollen wir die Wissenschaft selbst in Strenge denken, ihren Sinn und ihre Tragweite genau ermessen, so gilt es allem voran, auf jene Welterfahrung zurückzugehen, deren bloß sekundärer Ausdruck die Wissenschaft bleibt. [S. 4]

Judging from my current level of joyful involvement with this book, you can expect some more citations in the coming weeks. Weeks? Yes, classic books I do read slowly – usually I don’t read more than about 20-30 pages or the equivalent of one or two new ideas per day. For me, these fundamental things have to settle slowly.

Getting reorganized.

Monday, August 2nd, 2004

Yesterday evening I arrived back in Berlin after a 12 hour trip from Darmstadt via Leipzig to Berlin – there have been quite a few traffic jams on the autobahn. Makes one remember quite vividly, why traveling by train is a Good Thing. There was a lot of comment spam – most of it generated yesterday though, so I hope it hasn’t been indexed by search engines yet. Now I have to rent an apartment for when we visit my brother’s wedding, organize other stuff concerning the wedding, write a few mails regarding college seminar organization, try to find somebody to rent the free room in our apartment to from now to September, get my article published, try to get my diploma published, and, of course, work on my dissertation, i.e. read Merleau-Ponty’s Phenomenology of Perception, and analyze my recordings.

The college’s workshop was excellent, we managed to get quite some stuff accomplished for the people who presented their material, though we had a hard time agreeing on the procedures for the conference we will host in 2005. The chalet was wonderful and the view we had from there magnificent. I am also pleased to report that my knees managed to cope with the downhill part of the one hiking tour that we made on our free day.