Posts Tagged ‘language’

Die Sache mit der Sprache. Oder: Wichtigtuerische Worte?

Friday, June 29th, 2012

In den vergangenen Jahren habe ich mich durch eine zunehmend große Menge an phänomenologischer und philosophischer Literatur gearbeitet. Eines ist dabei besonders auffällig: Der Sprache oder genauer der Wortwahl wird eine enorm große Bedeutung verliehen. Das zeigt sich in unterschiedlicher Weise. So wird in Anschluss an Husserls rigorose Suche nach dem präzisen Ausdruck besonders großer Wert auf exakte Begriffsverwendungen gelegt, die oft für den jeweiligen Arbeitskontext in sehr spezifischer Weise definiert werden, à la „hier soll X also auf die in § 17 entwickelte Weise interpretiert werden.“ Dann gibt es noch die heideggerianischen Wortzauberer. Hier werden gewöhnliche Worte mit besonderer Bedeutungstiefe aufgeladen, à la „das Räumen des Raums leitet das Stellen des Gestells ein.“ Dann gibt es noch die etymologische Aufladung der Worte, in denen unterschiedliche Wurzeln vorgestellt werden und dabei am besten noch die geläufige Verwendung als tölpelhaft vereinfachend enttarnt wird. Doch damit nicht genug. Es gibt noch die erheiternden Bindestrich-basierten Aufklärer, die zeigen, dass die Bedeutung eine Be-deutung beinhaltet, deren In-halt an bli oder auch bla An-halt sucht. Das ist ja alles gut und schön und manchmal regt es tatsächlich zu neuen Ein-sichten an oder erfreut die Leserin mittels eines Einblicks in die verqueren Sprachwelten der Philosophie.

Was mich daran aber stört, ist die überbordende Bedeutungsfülle, das alles-in-die-Sprache legen, der Glaube an die Exaktheit der Darstellung. Das alles ist schon problematisch genug. Aber noch schlimmer finde ich, dass im Vollzug des Schreibens, in der Produktion von Wortverkettungen und im Spinnen von Argumentationsfäden der Glaube im Wort gerinnt, dass die Worte tatsächlich dasselbe wären, wie die Dinge die sie beschreiben sollen. Entscheidend ist hier nicht die Problematik der Repräsentation als solche, sondern die Illusion, dass es das, was man benennt als solches tatsächlich gibt. Es geht mir dabei weniger um die Benennung zum Beispiels eines Steins mit dem Wort Stein als die Bezeichnung philosophischer / theoretischer Ideen mit einem Begriff. Gibt es „Aktanten“? Gibt es eine „Hülle“? Gibt es „Atmosphären“? Gibt es einen „Habitus“? Dies alles sind keine Dinge, die man greifen könnten. Die Worte haben hier keinen materiellen Anhalt. Es gibt keine Aktanten als solche. Die Hülle meiner Dissertation kann man nicht greifen. Der Habitus als solcher ist auch nicht fassbar. Aber oft wird so getan, als ob dies so wäre, als ob es nicht einfach darum ginge, Erfahrungsqualitäten oder gedachte Bilder zu bezeichnen. Zwischen Konzepten und Dingen oder Taten aber gibt es wichtige Unterschiede. Diese genau zu benennen ist allerdings schwierig. Oder ist es unmöglich, weil die Benennung sich eben innerhalb der Worte abspielt? Oder ist das alles doch auch gar nicht so wichtig? Manweisetebennichsogenau…

Hindernisse in der Übertragung von Wissenschaft vom Deutschen ins Englische.

Thursday, November 25th, 2010

Der Linguist Winfried Thielmann hat unter dem Titel Dreamliner in Richtung Scholastik einen interessanten Artikel zu Unterschieden in den Wissenschaftssprachen veröffentlicht. (Es gibt auch ein Buch dazu: Deutsche und englische Wissenschaftssprache im Vergleich: Hinführen – Verknüpfen – Benennen.) Insbesondere die Ausführungen zur unterschiedlichen Gestaltung von Einleitungen waren aufschlussreich: im Deutschen wird in der Regel eher hermeneutisch, am Verstehen orientiert, argumentiert, während im Englischen eher das Überzeugen und der Kontrast zu Anderen im Vordergrund steht. Thielmann zeigt dies an der unterschiedlichen Verwendung scheinbar vollkommen äquivalenter Wörter wie weil und because.
Die Argumentation leuchtet mir ein – so habe ich beispielsweise den neuesten Artikel, den ich zum Peer-Review einsenden will, nach Rückmeldung einer Amerikanerin vom Fach noch einmal stark umgestellt und dabei genau die von Thielmann angesprochene hermeneutisch vorgehende Einleitung zugunsten eines direkten Einstiegs in Was ist hier das neue? geopfert. Obwohl die Muttersprachlerin meinte, dass mein Englisch an sich gut genug sei, habe ich den Text dann auch noch an eine andere Muttersprachlerin zur Sprachwäsche (wie man in Norwegen passenderweise sagt) geschickt – eben weil sich der Gebrauch von Metaphern im Allgemeinen und in Adjektiv- und Substantivkonstruktionen im Besonderen in beiden Sprachen unterscheidet. Hier muss man als nicht-Muttersprachler immer extra Kosten auf sich nehmen und Mehraufwand betreiben. Der Artikel kann natürlich auch nach all diesen Maßnahmen noch so sehr aus einem anderen Duktus kommen, dass er nicht wirklich passt. (Thielmann fasst dieses Problem als mangelnde sprachliche Initiation.) Gleichzeitig kann es natürlich auch passieren, dass der Artikel im Prozess der Übertragung gerade eine bestimmte Qualität verliert, die er durch die Verwendung von Argumentationsweisen und ähnlichem erlangt hat, die eben der eigenen Sprache eigen waren. Alles nicht so einfach…

Nicht die Sprache der Dinge, sondern das Sprechen mit den Dingen.

Friday, June 25th, 2010

Bild vom Buchumschlag Darum geht es in meinem Beitrag zum gerade beim Waxmann Verlag erschienenen Buch Die Sprache der Dinge. Ich freue mich sehr darüber, in diesem Buch dabei zu sein, da die meisten anderen Beiträge aus der Volkskunde/Ethnologie kommen und da das Buch zur Ausleuchtung des in Deutschland noch unterbelichteten Felds der materiellen Kultur beisteuert. Mein herzlicher Dank geht natürlich an die Herausgeberinnen des Bandes.

A new generation?

Friday, February 20th, 2004

Two weeks ago Kerstin and I went to the movies to watch Lost in Translation. Of course, we have seen the Golden Globe Awards before, and we met a ton of people who recommended the film. The honors are justified. I will only focus on two things: face the one real challenge I have encountered regarding the quality of this movie and tell you why I think and hope that Lost in Translation might mark the beginning of a new generation in Hollywood film making.

The challenge: this movie is presenting an overly stereotypical and one-dimensional perspective on contemporary Japan. There are quite a lot of scenes in this movie on which this critique can be built, for example the karaoke scene, the cartoonish talk show episode, and perhaps even the meeting in the decadent table dance location. However, I would argue that this movie focuses on the particular experience of two US-Americans in Japan; what is displayed is their view on this culture. It is their perspective which is, of course, not free from stereotypes. Furthermore, the heroine (most beautifully imperfect: Scarlett Johansson) gets into two quiet encounters with Japanese culture. One is the visit two the Shinto temple during the beginning of the movie, the other is her trip (by train – yeah!) to Kyoto where she wanders through a park.
The hope: Sofia Coppola evades two traps into which many Hollywood movies have fallen. She neither goes for the boring (though still sometimes nice and somewhat charming) romantic comedy scheme with which the average movie theater customer is bombarded during the period from September until March – happy ends might make you smile, but they also tend to leave a somewhat bland taste: you don’t really believe (in) them… Nor does she dance the postmodern cinema dance, only offering episodes and clips of people’s paths crossing each for some unknown reason and fading away, probably with some sex and bloodshed happening at the crossroads to prep up the story and generate spectacular movie trailers. Instead, Sofia Coppola offers a toned down, plausible and still extraordinarily attractive, humorous and intriguing story about two people who meet each other under circumstances not under their control. Both trying to make something of the time they have, not really succeeding, but trying very hard; falling in love, being torn, but still not doing things I would not believe someone in their position would at least try to do. I do really hope that the better US cinema of the coming years takes this as an example, trying to create beautiful, intimate, and believable stories which still seem to have something to do with everyday experiences of (ok, in this case it is certainly not lower class) people in the western or northern hemisphere.
Check out the trailer.

Beginning to blog – a question of time (and space ;-) )

Sunday, June 1st, 2003

I would be quite surprised if I write as frequently as I do now. There seems to be quite a lot of news in my life these days, many things happing that could find their way into the blog. Events which I enjoy reflecting upon and which I enjoy putting into words.
One of the major reasons for this is: ich habe die Muße dafür (I do have the leisure to do this). The apartment in Griesheim is still quite empty and not in “easy living condition”, there are not too many things that could distract me here (my PowerBook is not that much of a gaming machine, there is no TV available, I am broke, our workroom in the Kraftwerk is not at all crowded), and I am not yet under too much pressure regarding the work on my dissertation. Also, writing this blog is something new and inspiring; I am excited about the possibilities of this medium – at the same time I am somewhat unclear about the ways in which I want to use it:
Who is going to read this blog? Will it be friends that I already know, will it be strangers, will it be other bloggers? How many people will be interested in the posts on sociological issues and on my dissertation project? I’ll probably start the PR process next week. Sending out an e-mail to people I know so that they know about this blog and, if they like it, visit it more or less regularly and perhaps even post comments here.
Another big question: should I really write this blog in English? I am quite sure that I want to write the sociological stuff in English, because I am probably going to write my dissertation in English anyway. It will at the very least be a good exercise to write in English. But then again, German speaking folks might not be comfortable enough with the Enlish language and perhaps refrain from reading this blog if I only write in English. Of course, most of the people I know are German. Perhaps I’ll do a poll from time to time. I think that I will write some entries in German from time to time; depending on mood and subject.