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Zurück zu den Sachen selbst! Zu Widerständen, Zwängen und Freiheiten bei der Methodenwahl.

Thursday, February 9th, 2012

Unter dem obigen Titel werde ich auf dem 7. Treffen des Nachwuchsnetzwerks Stadt–Raum–Architektur einen Vortrag halten. Das Treffen findet unter dem Motto Mythos Methodologie statt. Deshalb werde ich versuchen, in meinem Vortrag einigen der mythischen Qualitäten der Methodologie die Welt der Sachen selbst gegenüberzustellen. Hier das Abstract zum Vortrag:

Wir Forschenden werden immer wieder, gleichsam unaufhörlich, mit dem Problem konfrontiert wie wir uns den Gegenständen, bzw. Problemen, die uns interessieren nähern können, wollen oder müssen. In diesem Vortrag möchte ich versuchen, die unterschiedlichen Zwänge zu thematisieren, die in diesen Konfrontationen eine Rolle spielen. Von der Einbettung in eine jeweils spezifische akademische Gemeinschaft (und bestehe sie auch nur aus Doktorandin und Doktormutter) über die methodischen Fertigkeiten, die man sich im Studium aneignen konnte (oder wohl häufiger: nicht aneignen konnte) bis zu den Herausforderungen, die aus der eigenen Auseinandersetzung mit dem zu untersuchenden Problem selbst entstehen. All diese unterschiedlichen Faktoren und noch andere mehr zerren und schieben an einem herum und führen zu einer grundlegenden Verunsicherung in Bezug auf die Methodenwahl.
Eins ist sicher richtig: all diese unterschiedlichen Ansprüche lassen sich nicht aus der Welt schaffen. Ziel dieses Vortrags ist allerdings nicht, die unterschiedlichen Aspekte als mehr oder minder gleiches Für und Wider zu präsentieren. Im Gegenteil, der Vortrag ist ein entschiedenes Plädoyer für die Orientierung auf die Sache selbst hin. Sie, auch wenn ihre Ausrichtung und Gestalt noch unklar sein mag, sollte das sein, was es selbstkritisch zu bearbeiten gilt. Entsprechend soll es darum gehen, welche Strategien und Taktiken es den Forschenden ermöglichen, sich möglicherweise gegen den Widerstand anderer Faktoren für Methoden zu entscheiden, die ihrer Forschungsmotivation Rechnung tragen und nicht Konventionen oder technischen Zwängen. Ob es sich bei den in Frage kommenden Methoden um ein standardisiertes Survey mit anschließender multivariater Analyse zu einer Frage handelt, die wirklich unbedingt beantwortet werden muss, oder um eine leibphänomenologische Auseinandersetzung mit Kindheitserinnerungen an Straßenbäume ist weniger wichtig, als die Suche nach den Methoden, die sich mit der eigenen Forschungsmotivation in Deckung bringen lassen. Konkret soll diese Problematik anhand von Forschungsentscheidungen untersucht werden, die sich in meiner Forschungsarbeit sowohl an »Herzensprojekten« als auch im Rahmen von Auftragsforschung ergeben haben.

Erfahrungsgemäß ist die Stimmung bei den Nachwuchsnetzwerktreffen immer sehr produktiv, so dass ich mich wirklich auf Weimar und die dortigen Diskussionen freue.

Aufmerksam werden.

Monday, January 31st, 2011

Ende der vergangenen Woche habe ich an der 8. Tagung der Neuen Kulturgeographie teilgenommen. Auch wenn ich als disziplinärer Außenseiter etwas den Eindruck hatte, dass die Neue Kulturgeographie den Label neu vielleicht ablegen könnte, so heißt das jedenfalls nicht, dass die Tagung nicht allerlei interessante Perspektiven geboten hätte. Ich jedenfalls habe in jeder Sitzung, an der ich teilgenommen habe, mindestens einen spannenden Vortrag gehört, was mir gar keine schlechte Ausbeute zu sein scheint. Insbesondere bin ich dafür dankbar, dass ich – ohne dort wirklich Leute zu kennen – schnell Anschluss gefunden habe und freundlich aufgenommen worden bin. Ein paar Gesichter kannte ich zwar schon über die Konferenzen der Royal Geographical Society, aber so groß ist die Überlappung mit der britischen Geografie-Szene anscheinend nicht.
Besondere Freude hat mir die Einladung zur Teilnahme an der von Martin Müller geleiteten Sitzung bereitet. Unter dem Titel Mittendrin statt nur dabei: Ethnographie als Methodologie für die Neue Kulturgeographie gab es vier verschiedene Präsentationen zum Themenfeld Ethnografie, die sich untereinander hervorragend ergänzt haben. Ich konnte mich in meinem Vortrag unter dem Titel Aufmerksam werden… Zur phänomenologischen Auseinandersetzung 
mit Dingen, Anderen und sich selbst mit der Rolle der Phänomenologie in meinem ethnografischen Arbeiten auseinandersetzen und dabei weiter über die Möglichkeiten reflektieren, die das Arbeiten mit Videoaufzeichnungen mit sich bringt. Auch die Diskussion in der Sitzung war sehr angenehm und produktiv. Leider allerdings habe ich es dieses Mal verpasst, einen Mitschnitt von meiner Präsentation zu machen, beziehungsweise ich habe den Mitschnitt aus Versehen gelöscht… Deswegen kann ich jetzt leider nur die Folien ohne meinen Vortrag als QuickTime Film zur Verfügung stellen. Der Film spielt sich nicht von alleine ab, man muss sich von einem Präsentationschritt zum nächsten klicken – was allerdings auch den Vorteil hat, dass man die Sache in seinem eigenen Tempo verfolgen kann. Hier also die Filmdatei im .mov Format: Aufmerksam werden… [27 MB].

Teilnehmende Beobachtung und visuelle Methoden: Soziales sehen.

Saturday, February 6th, 2010

Im Sommersemester werden Lars Meier und ich zusammen ein Seminar an der TU Darmstadt unterrichten. Das letzte Mal, dass wir dort gemeinsam unterrichtet haben ist dann fünf Jahre her… Der Ausschreibungstext für das Seminar lautet folgendermaßen:

Die teilnehmende Beobachtung, also die bewusste und reflektierte Teilnahme des Forschenden an sozialer Interaktion, ist eine klassische Forschungsmethode der Soziologie. Sie findet Verwendung in vielfältigen Settings, die von Untersuchungen in Boxclubs oder Ghettos hin zu solchen an Arbeitsplätzen oder in Wohnungen reichen. Im Seminar werden in einem ersten Schritt die Grundlagen dieser Methode vermittelt, wobei ein besonderer Fokus auf die praktische Verwendung visueller Hilfsmittel wie Foto und Video gelegt wird. Im zweiten Schritt erstellen die Teilnehmenden dann eigene Beobachtungen und Aufnahmen, die sich auf für sie relevante Themenbereiche beziehen (oder auch auf Felder, zu denen die beiden Seminarleiter aktuell forschen). Die Schwierigkeiten und Ergebnisse dieser eigenen Kleinprojekte werden dann gemeinsam besprochen und in Hinblick auf mögliche Präsentationsformen (Text, Collage, Film, Internet, etc.) diskutiert.

Wir freuen uns schon sehr auf die Möglichkeit, zusammen mit den Studierenden der TU den Blick ins Feld zu wagen und mit visuellen Forschungshilfsmitteln zu experimentieren. Und darauf, alte FreundInnen und KollegInnen wieder zu treffen und gemeinsam Zeit im 603qm zu verbringen!

Herausfordernde Materialitäten : Gegenstände, Methoden, Konzepte.

Wednesday, October 7th, 2009

Gestern habe ich in meinem Postfach hier in Oslo die neueste Ausgabe der Berichte zur deutschen Landeskunde gefunden. Das mag merkwürdig erscheinen, war aber schon heiß ersehnt, denn es handelt sich um das Themenheft Materielle Welt in der Humangeographie, für das ich einen Beitrag eingereicht habe. Den musste ich nach dem Peer Review noch einmal überarbeiten, aber nun erblickt er das Licht der Welt. Sollte man ein sozialwissenschaftliches Interesse am Themenfeld Materialität haben, dann lohnt es sich sicher, einmal eine Blick in das Themenheft zu werfen – die Berichte sind in den meisten deutschen Universitätsbibliotheken verfügbar.

In this article I engage with the challenges posed by studying materialities on several levels. Firstly, I delineate the potential problems that can arise when one is using a category like materiality which has the potential of becoming a deterministic factor in the analysis. While often being naturalized instead of being politicized, it has to be understood as being integral to social practices. Secondly, using video-analysis, I demonstrate the methodological challenges of working with materialities. Thirdly, I emphasize the importance of temporality. Materialities unfold their specific qualities only in temporal processes that encompass actors, things and others. Fourthly, I present the phenomenologically anchored concepts envelopment and Wahrnehmungshandeln (perception-action), showing how materialities participate in perception-actions. Finally, I investigate how an open approach to the challenges of materiality prioritizes ambivalences instead of dichotomies in the analysis

Die vollständige bibliografische Angabe lautet:
Frers, Lars (2009), Herausfordernde Materialitäten : Gegenstände, Methoden, Konzepte, Berichte zur deutschen Landeskunde, 83(2), S. 177-191.

Erste Besprechung zu Einhüllende Materialitäten.

Tuesday, September 16th, 2008

Hocherfreut bin ich heute in meiner Linkstatistik auf einen mir bislang nicht bekannten Verweis gestoßen und habe auf der betreffenden Seite dann eine Besprechung meines Buchs entdeckt. Das lässt natürlich erst einmal den Puls in die Höhe schnellen. Glücklicherweise konnte die Aufregung in Freude umschlagen, denn unkultur schreibt unter anderem: Das Buch “Einhüllende Materialitäten. Eine Phänomenologie des Wahrnehmens und Handelns an Bahnhöfen und Fährterminals” stellt für mich eines der innovativsten Projekte dar, dass mir in der letzten Zeit untergekommen ist. Besonders gefreut habe ich mich aber über diesen Abschnitt:

Nicht nur die Art der Darstellung – die Arbeit ist durchweg flüssig geschrieben – gerade die Methodologie ist gut. Der Autor beschreibt nicht nur sehr ansprechend seine Forschungsergebnisse; nebenbei legt er den Arbeits- und Entstehungsprozess der eigenen Studie offen. Notizen aus dem Feldtagebuch etwa, die die Forschung transparent machen. Außerdem sind die Videos, die im Buch ausgewertet werden, auf der Homepage des Autors dokumentiert. Im Gegensatz zu manch zweifelhaften Methoden der Feldforschung ist diese Methode nicht nur innovativ, sondern aussagekräftig hinsichtlich der Interaktion Mensch-Maschine.

Danke, unkultur! Das motiviert mich sehr und bestärkt mich in der Hoffnung, methodologisch auf dem richtigen Weg zu sein. :)

Video research in the open – researcher, camera, and others.

Monday, April 30th, 2007

Next week I will participate in the workshop Video Interaction Analysis – and how to do it (program (PDF)). Here is my abstract:

In this presentation I will put the actual presence of researcher and camera in the field into focus. After positioning the actant bundle researcher-camera in the hierarchically structured social field of the railway terminal, I will present several video sequences. These sequences demonstrate techniques employed both by the people in the camera’s perspective and by the researcher-camera – techniques in which distance and the controlled normality of the terminal are maintained. However, other sequences show how this normality is frequently broken and challenged. People are getting closer than is expected, they approach, inspect, conspire with, and question the bundle researcher-camera. Taken together, an emergent set of practices is being analyzed: strategies and tactics that make video research in the open an exciting but also ambivalent process.

The workshop is organized by the DFG research project The effect of computerized knowledge in the operating theatre, from a gender perspective, which is based at Humboldt-University Berlin, Institute for Social Sciences.

Workshop on video analysis.

Wednesday, March 7th, 2007

On May 11-12th I will participate in the workshop Video Interaction Analysis – and how to do it (PDF) which is organized by Ulrike Tikvah Kissmann. As she writes: The aim of the workshop is to bring together video analysts with different methodological backgrounds and to discuss how their approaches differ. For that purpose, the presenters have been asked to make the stages of their analysis as transparent as possible. I will try to dive into the transparency or openness and offer those video sequences for discussion in which people display their stance (scepticism, interest, evasion…) towards me and my camera. The title for my presentation is Video research in the open – researcher, camera, and others. I am really looking forward to the workshop and I am confident that the atmosphere and setup of the workshop will be allow for fruitful, non-defensive discussion of methods in practice.

Seminar success.

Monday, July 18th, 2005

Last week Lars and I hosted the last session of our seminar Sehen, Hören Fühlen – Stadtethnografien erstellen (eng: Watching, Listening, Sensing – Doing Urban Ethnographies), which was – much to our relief and joy – a big success. Nine research projects had been performed by groups of up to three students. Almost all of them invested a substantial amount of time in their studies, they tackled with their position, impact, and responsability as academic observers, and they presented some really interesting aspects of the publicly accessible places they studied in Darmstadt and Heppenheim. They observed different plaza and park areas, a cafe, a cemetary, and a group of large-scale-chessboard players. Lars and I are now looking forward to getting the final results of the different studies in written form. All in all this seminar worked out at least as good as we hoped it would. Kudos to the students involved! It would be just perfect if one could teach more of these seminars, particularly if one could offer a two-semester practical seminar…

Baking bread.

Saturday, January 24th, 2004

Today I presented the provisionary first results of my fieldwork. The thing went reasonably well. The technological setup worked, the projector projected, the PowerBook booted, the external harddisk revolved and the video clips that I recorded at the Darmstädter Hauptbahnhof (main station) and cut during the last weeks stuttered over the screen. My trusty old Pismo Powerbook is a bit underpowered for this kind of high-quality DV movie material presentation, and I am hoping to be able to upgrade its processor during the semester break. Getting back to the point: what kind of video clips did I present though?
The first half of the session was to be about my involvement as a participant observer in the field, or, to be more precise, my impact as a DV camera wielding researcher on the people walking through the station. This went quite well and got a few laughs (I hope to be putting some of the sequences online as soon as I have figured out a way to hide the identity of some of the people that could be identified). The only thing that irritated me was that several people asked me what the sequences which I presented have to do with technology, since we are in a post-graduate college with the title “technology and society.” Well, as I said before I started the presentation, technology in the form of ticket selling machines would be the focus of the second part of the same presentation that they currently witness. Mpf.
I had less time for the second part than I would have liked. Quickly scratching trough the two remaining clips I wanted to demonstrate the first (micro-)sociological result of my work so far: it appears that ticket selling machines generate some ambiguity after the transaction should be finished, that is after the tickets have been printed. I will be analyzing this in more detail, but I want give you some kind of hint of what is happening. After people extract their tickets (which in itself is not always an easy process) it seem to be unclear if the interaction with the machine is actually finished. People turn to leave the machine but then look over their shoulders, even going back to the machine (sometimes in spite of displaying signs of being in a hurry) to check if the interaction is actually finished. Why is that? A possible explanation would be, that the machine does not obey the rules of personal interaction that demand a recognizable token of completion of the interaction and/or a closing remark similar to a verbal or gestual good bye.

What does all of this have to do with baking bread you might ask yours truly. Well, as I was sitting in the local train from Darmstadt to Frankfurt I found a nice introduction for the letter which I have to write to the DB AG (German Railway) representative who has to grant me the right to make further video recordings at train stations: As the mills of science grind slowly I can not yet offer you much. However, I have produced enough flour to bake a small roll for you. With more time in the field I will be able to produce enough flour to bake a bread. Perhaps we can even add a cake as dessert. I am not sure if this is the absolutely appropriate form to address these people. Whatever.

Who am I?

Wednesday, January 14th, 2004

Basic questions like these get answered where? In sociologiy, of course. In a brief essay which I wrote while riding the train today I am dealing with a certain method or a methodological stance in the field of sociology: Ethnomethodology. What this is and what Ethnomethodology has to do with me and my project can be read in the essay, which is titled Am I An Ethnomethodologist?

My first multimedia presentation.

Thursday, December 4th, 2003

At the end of the last semester I gave an oral presentation in the seminar “Space, Place, Power” offered by Helmuth Berking and Martina Löw – today I put the presentation file that I used on this server in form of a QuickTime movie file. (Of course I made the presentation with Apple’s Keynote, not with Microsoft’s PowerPoint, therefore the export to QuickTime’s .mov format is no hassle; if you cannot install the QuickTime Player on your machine or .mov don’t work for some other reason you should contact me.) It may be a bit spartanic and not too informative without an audio commentary. However, I want to wait until the college gets the microphones we ordered recently before I record the audio. Otherwise I would have to rely on the internal microphone of my PowerBook or the tacky headset that I have at home and there would be a lot of noise in the recording. So, if you’re interested take a look at it, otherwise it might be wise to wait a bit until I have done the audio (at that point I might also use a different format such as .mp4 or some such thing). As soon as that is done I will reannounce it here and then post links to the file on my static pages concerning my dissertation.

The presentation itself was intended to be a methodological and theoretical statement or manifesto. It succeeded, and we had a very lively discussion in the seminar, which helped me to orient myself and my project.

Easier than expected.

Tuesday, September 16th, 2003

A few days ago I contacted the DB AG (German railway) with regards to my study; asking them for permission to do my observations, take photographs and record video. I sent them an e-mail expecting to wait a while for a response and having to re-adress somebody else in the DB hierarchy… However, next morning somebody tried to call me via phone and after being unsuccessful sent me an e-mail asking me to get back to him the following day. I did, and it was a brief and professional question answer interaction with the result that I will get written permission for all the things that I wanted to do for all the respective stations I want to look at. I am even allowed to make recordings in the ticket sale areas (these are owned/managed by DB Reise&Touristik, the stations belong to Station&Service. Thank you Deutsche Bahn. This was very helpful for me. Now the real work can begin!