Schon in der vergangenen Woche hat es bei uns an der Haustür geklingelt als ich nicht da war. Zwei Herren vom JobCenter haben sich über die Sprechanlage bei meinem Mitbewohner nach mir, der anderen Mieterin und ein, zwei Kleinigkeiten
erkundigt, nachdem mein Mitbewohner ihnen gesagt hat, dass ich nicht da bin. Das wäre ja schon ärgerlich genug. Aber die Herren haben natürlich nicht so schnell locker gelassen und sind einen Tag später noch einmal gekommen. Wieder war ich nicht da. Erst dann haben sie sich zu einer Terminabsprache bemüht und mich unter der von mir beim JobCenter angegebenen Mobiltelefonnummer angerufen. Ich habe dann mitgeteilt, dass ich die nächsten Tage leider nicht zu Hause bin, weil ich gerade eine Wohnung für meinen neuen Job in einer anderen Stadt suche. Soweit so gut. Ich dachte damit wäre es dann abgefrühstückt, schließlich bin ich sowohl durch das baldige Ende meiner Erwerbslosigkeit als auch durch die anstehende Verlegung meines Hauptwohnsitzes in ein paar Wochen raus aus der Statistik des JobCenters Pankow.
Aber diese Woche Mittwoch flatterte dann ein Schreiben des JobCenters in meinen Briefkasten (die Herren waren anscheinend wieder da, jedenfalls war es unfrankiert). Darauf die Bitte mich am folgenden Tag zwischen 8 und 10 Uhr mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Wortlaut: Der Besuch ist notwendig, um Anspruchsvoraussetzungen ihres Antrags vom bla.bla.2006 prüfen zu können.
Nun denn. Ich habe zurückgerufen und mir wurde gesagt, dass am nächsten Tag zwei Herren vom Außendienst meine Wohnverhältnisse prüfen möchten. Sie würden zwischen 12 und 15 Uhr kommen. Ich habe dem Termin zugestimmt. Warum? Eigentlich hat mich dieses Verfahren so geärgert, dass ich ausgesprochen wenig Lust hatte, irgendwelche Schnüffler in meinen Schubladen wühlen zu lassen und mir von ihnen, ohne irgendein konkretes Verdachtsmoment, Fragen stellen zu lassen, wie sie einem potentiellen Straftäter gestellt werden. Warum also die Leute auch noch gleichsam freiwillig in die eigenen vier Wände lassen. Natürlich weil ich blank bin. Ohne Moos nix los. Das JobCenter hat mir für diesen Monat noch nichts überwiesen und ich bin dringend auf das Geld angewiesen. Also ordne ich mich der Gewalt unter – und als nichts anderes habe ich das empfunden.
Vor dem Besuch habe ich mich erstmal auf den Seiten der Kampagne Vorsicht!Arbeitslosengeld II informiert. Als ob ich nicht anderes zu tun hätte, als mich mit Hartz IV rumzuschlagen. Aber Wissen hilft – mindestens denjenigen, die privilegiert genug sind, einen Internetanschluss zu haben und diesen auch nutzen zu können.
Die Herren kamen natürlich ca. 10 Minuten vor 12, aber was solls. Beim Eintreten habe ich beide Ausweise geprüft und ihnen jeweils noch mal ihre Namen vorgelesen. Die Herren haben vorm Eintreten noch gesagt, dass ich nicht verpflichtet sei sie hereinzulassen, Paragraph xy und so. Ich habe sie aber trotzdem hereingelassen und sie im Flur darauf hingewiesen, dass ich ihnen gerne mein Zimmer und die Gemeinschaftsräume zeige, ich aber nicht möchte, dass ohne mich zu fragen irgendwelche Schubladen oder Schränke geöffnet werden. Ich hätte wohl viele Geschichten gehört. Ja, habe ich. Um es abzukürzen, die beiden haben sich zivil verhalten, der eine hat das Gespräch geführt und dabei Notizen gemacht, der andere hat nur Notizen gemacht und meine Sachen bespäht. Wir waren in meinem Zimmer, dem mit meinem Mitbewohner geteilten Arbeitszimmer und der Küche (das Bad war während des gesamten Besuch von ca. 12 Minuten durch meinen Mitbewohner in Benutzung). Zu allen Zimmern wurden einige Fragen gestellt, in denen es darum ging, festzustellen ob es hier eine eheähnliche Gemeinschaft gibt. Die gibt es hier aber nicht, in der Wohnung wohnen nur mein Mitbewohner und ich, die Hauptmieterin wohnt seit über zwei Jahren in Oslo. Die Herren schienen mit dem Erscheinungsbild zufrieden, jedenfalls derjenige, der das Gespräch führte und der sich etwas als Good Cop
dargestellt hat – wenn ich das mal richtig einschätze. Falls es noch ein Nachspiel geben sollte, werde ich das natürlich hier wiedergeben. Mich hat diese Prozedur und die Androhung derselben auf jeden Fall für über eine Woche direkt terrorisiert und so wirkt sie auch jetzt noch nach. Wie ein verdächtiger Straftäter behandelt zu werden ist nicht sehr angenehm – ich möchte nicht in der Haut von Leuten stecken, die psychisch weniger robust und im Auftreten gegenüber solchen Herren weniger resolut sind.
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Besuch vom JobCenter.
Sunday, November 12th, 2006Back to Berlin and balcony.
Sunday, April 9th, 2006Yup, the regularity of seasons. What a nice thing. Especially now that it becomes possible again to stir your hot chocolate on the balcony while peeking at the first sprouts that penetrate the outer shell of branches and soil.
It’s good to be home again after a prolonged period of traveling. The first week was consumed by working my way through the piles of physical and electronic mail, washing, organizing, filling a new book shelf, registering as being unemployed beginning April 15th, and writing my first job application in more than three years. We’ll see how things develop…
Sommer vorm Balkon – Charme und Arbeitslosigkeit.
Monday, January 30th, 2006Der neue Film von Andreas Dresen hatte einen Trailer, der mich nicht gerade vom Hocker gerissen hat. Berlinfilm! hat er gerufen, aber ob das reicht, schien mir nicht so recht klar.
Glücklicherweise hat Sommer vorm Balkon mehr zu bieten gehabt als Berliner Lebensgefühl. Oder vielleicht sollte man es so sagen: er hat verschiedene, schöne und traurige Seiten des Lebensgefühls hier gezeigt und es dabei auch noch vermieden, hippe junge Leute oder die Kreativen als Maßstab für das Leben in Berlin zu präsentieren. Statt dessen haben wir zwei Frauen zu sehen bekommen, die Ihr Leben meistern müssen, denen dies aber nicht leicht fällt, die aber so tapfer sind, wie man es nur sein kann. Die Stimmung des Films zeigt, dass auch die anscheinende Trostlosigkeit des Alltags in oder am Rande der Arbeitslosigkeit noch Menschlichkeit und damit Trost zu bieten hat – wenn diese auch immer wieder erkämpft werden muss. Für mich waren die beiden Frauen nicht unmittelbar sympathisch, im Verlauf des Films sind sie mir aber sehr ans Herz gewachsen. Nicht alle Figuren und Nebenerzählungen sind voll überzeugend, insgesamt aber zeichnet der Film ein wunderschönes, menschliches, tragisches und mich trotzdem persönlich motivierendes Bild vom Leben in der Stadt. Wer sich auf den Alltag von zwei nicht mehr ganz jungen Frauen einlassen mag, sollte sich diesen Film unbedingt anschauen. Ich war bezaubert.
IMDb entry | Trailer
Nerve wracking and exhausting.
Wednesday, September 24th, 2003I have to tell you that even if you’re only the friend not the person affected, job interviews can be really exhausting. I’m almost down and out from the last days. Wouldn’t want to be in Kerstin’s shoes…