Der neue Film von Andreas Dresen hatte einen Trailer, der mich nicht gerade vom Hocker gerissen hat. Berlinfilm! hat er gerufen, aber ob das reicht, schien mir nicht so recht klar.
Glücklicherweise hat Sommer vorm Balkon mehr zu bieten gehabt als Berliner Lebensgefühl. Oder vielleicht sollte man es so sagen: er hat verschiedene, schöne und traurige Seiten des Lebensgefühls hier gezeigt und es dabei auch noch vermieden, hippe junge Leute oder die Kreativen als Maßstab für das Leben in Berlin zu präsentieren. Statt dessen haben wir zwei Frauen zu sehen bekommen, die Ihr Leben meistern müssen, denen dies aber nicht leicht fällt, die aber so tapfer sind, wie man es nur sein kann. Die Stimmung des Films zeigt, dass auch die anscheinende Trostlosigkeit des Alltags in oder am Rande der Arbeitslosigkeit noch Menschlichkeit und damit Trost zu bieten hat – wenn diese auch immer wieder erkämpft werden muss. Für mich waren die beiden Frauen nicht unmittelbar sympathisch, im Verlauf des Films sind sie mir aber sehr ans Herz gewachsen. Nicht alle Figuren und Nebenerzählungen sind voll überzeugend, insgesamt aber zeichnet der Film ein wunderschönes, menschliches, tragisches und mich trotzdem persönlich motivierendes Bild vom Leben in der Stadt. Wer sich auf den Alltag von zwei nicht mehr ganz jungen Frauen einlassen mag, sollte sich diesen Film unbedingt anschauen. Ich war bezaubert.
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