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Schockschwerenot.

Sunday, February 26th, 2006

Die Vorfreude steigt jeden Tag: bald geht es in die USA. Um in dieses Land gelassen zu werden, benötigt man einen Reisepass (von üblen Dingen wie dem Abnehmen von Fingerabdrücken und Irisscans wollen wir hier gar nicht erst reden). Ich bin natürlich schon seit längerem im Besitz eines solchen, habe ich doch für mein Auslandsjahr in Bloomington besorgen müssen. Reisepässe sind zehn Jahre gültig und ich war 1999 bis 2000 in Bloomington. Alles gut.
Alles gut? Nein! Wie mir wenige Minuten vor unserem Aufbruch nach Oslo in der letzten Woche auffiel, als ich der Unterhaltung halber einen Blick in meinen Reisepass (zur Einreise nach Norwegen braucht man nur einen Personalausweis) gewurfte, ist mir das Blut in den Adern gefroren. Der Ausweis ist im Frühling 2004 abgelaufen. Und es ist nach 18 Uhr. Ich fliege gleich nach Oslo. Da bleibe knapp zwei Wochen, fliege dann zurück nach Berlin um Wäsche zu Waschen und umzupacken und dann nach Chicago weiter zu düsen. Wo soll ich da einen Reisepass herzaubern? Schon etwas zittrig habe ich Olli um ein schnelles Hochfahren seines iBooks gebeten, um noch auf den letzten Drücker zu prüfen, ob ich in Berlin bleiben und dort alle Hebel in Gang setzen muss, um doch noch die lang ersehnte Reise antreten zu können, oder ob sich auch was in Oslo machen läßt. Einige Webseitenlektüren später entstand der Eindruck, dass es eine Chance gäbe, die Sache in Olso zu regeln. Also Riskio. Also Abflug.
Ein paar Tage später – Wochenende und Schlumpfigkeit meinerseits haben die Sache noch weiter verzögert – komme ich rennend drei Minuten nach Ende der offiziellen Öffnungszeiten bei der Deutschen Botschaft in Olso an und werde nach einigem Bitten und Flehen noch hineingelassen. Mit fürchterlich schlechten Automaten-Gangsterbildern ausgestattet. (Habe hier in Oslo keinen Scanner zur Hand, die Bilder werden zur allgemeinen Unterhaltung also später nachgereicht.) Die Auflagen zu Passbildern wurden verschärft, weshalb ich den schäbigen Fotoautomaten zweimal mit Kronen füttern musste. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Ein paar Warteminuten und unschuldige Augenaufschläge später wird mein ganzer Krams (Passbilder, der abgelaufene Reisepass und eine in Berlin noch schnell eingesteckte Kopie der Abstammungsurkunde) mit gefälligem Gemurmel angenommen. Es müssen nur noch die Berliner Behörden um Bevollmächtigung ersucht werden. Uiuiui. Das wird an diesem Tag nix mehr, ich solle morgen doch vorbeikommen (möglichst etwas früher…). Das tue ich. Morgens, keine Wartenden im Konsularbereich der Botschaft und die Angestellten sind freundlich, ich nur milde konfus. Nach der Zahlung von 526 Norwegischen Kronen bin ich um einen Vorläufigen Reisepass reicher und um unwägbare Mengen von Seelenlast ärmer. Gute Güte. Aber ich muss sagen: Tipptopp, so nette Menschen in der Botschaft. Da fühlt man sich doch mal als Staatsbürger gut aufgehoben. Ausserdem rult es ja wohl, als Aussteller “Deutsche Botschaft Oslo” in seinem Pass stehen zu haben. Das war’s dann doch wert, nicht wahr?

Jawoll.

Tuesday, April 20th, 2004

Nun bin ich wieder ein ordentlicher Staatsbürger. Nachdem ich vor längerer Zeit meinen Perso verschlust habe, bin ich nun wieder im Besitz eines solchen staatsbürgerlichen Dokuments. Selbiges weist auch einige neue Kopierschutzmechanismen (komische Hologramme und so) auf, mit denen mein alter Perso nicht hätte mithalten können. Also alles viel besser jetzt? Mitnichten. Nun komme ich nämlich in die missliche Lage, mir für die beiden um die Ecke liegenden Videotheken einen Leihausweis besorgen zu können. Bisher ging das nicht, weshalb Kerstin und Olli den lästigen Gang zur Videothek absolvieren mussten, während meine Anwesenheit eher fakultativer Natur war. Früher war alles besser.
Morgen fahr ich übrigens das erste Mal wieder nach Darmstadt. Da sollte doch schon diese eine Jahreszeit ihr blaues Band feist am flattern haben. (Wobei ich mich ja nicht beschweren möchte: unser Kirschbaum verwandelt sich derzeit in eine riesige rosa Wolke, was ja ein kaum zu übertreffender, erhabender Anblick ist, der auch dem gelangweiltesten Prenzelberger einen unschick offenen Mund verpasst und die Maske der Desinteressiertheit für einen Moment abblättern lässt.) So, jetzt wird Wäsche aufgehangen und weiter artikelt.