Dieser Film hatte Vorschusslorbeeren bekommen; was mich häufig zu einem kritischeren Zuschauer macht, der höhere Erwartungen hat. In diesem Fall haben die Lorbeeren allerdings nicht zur Würzung beigetragen, denn die Filmsuppe war eh dermaßen versalzen, dass ich sie fast nicht ausgelöffelt hätte. Woran lag’s? Für mich war der pseudo-dokumentarische Charakter des Films ausschlaggebend. Ich fand die Schauspielerei aller drei Hauptdarsteller streckenweise gut, aber immer mal wieder auch viel zu dick aufgetragen – die Episode mit der Mutter der beiden männlichen Hauptcharaktere war nahezu unerträglich, so dass auch Leute neben mir im Kinosaal schon Seufzer ausstiessen. Jürgen Vogel ist zwar mit der Zeit immer besser geworden und Heike Makatsch war auch nicht schlechter als die anderen, aber das reicht nicht. Das eigentliche Problem war, dass es sich eben nicht um eine Dokumentation gehandelt hat und die Nähe zu den gezeigten Personen, die einer Dokumentation so großen Wert verleihen kann, sich nicht herstellt – die Hauptdarsteller bleiben Schauspieler, die auch von ihrem Umfeld als solche erkannt und behandelt werden. Das eigentlich spannende Material für diesen Film wären doch die Zuschauer und die Angestellten der Läden gewesen, in denen die Hansen Band gespielt hat. Wie haben die Leute auf die unangekündigte Anwesenheit von Stars wie Jürgen Vogel und Heike Makatsch reagiert? Die eigentlich interessanten echten Menschen verkommen zu Hintergrundfiguren. Für mich haben zwei Stellen in diesem Film funktioniert: zum einen das Gespräch mit dem Barmann und das Gespräch mit dem in Wilhelmshaven wohnenden ehemaligen Segler. Beide waren zwar auch Schauspieler, aber das war mir in den jeweiligen Situationen nicht klar – vielleicht hat es auch besser funktioniert, weil beide Szenen ohne echte
Menschen ausgekommen sind. Insgesamt ein für mich leider klar gescheitertes Experiment, obwohl ich mich auf den Film gefreut hatte.
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