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Die Zeit nach dem Mauerbau und die Studentenbewegung
Durch den Bau der Berliner Mauer ab dem 13.8.1961 steht etwa ein
Viertel der Immatrikulierten vor der Entscheidung, im Westen zu bleiben
oder das Studium an der FU aufzugeben. Die überwiegende Mehrheit der
Ost-Studenten entscheidet sich für den Verbleib in West-Berlin.
Im Wintersemester 1961/62 beträgt ihr Anteil 22% der Studenten.
Bis 1969 steigt die
Studentenzahl an der
FU auf 14 787 an.
Seit Mitte der sechziger Jahre entwickelt sich an der FU eine studentische Protestbewegung. Zunächst geht es dabei um mehr Mitbestimmung in den universitären Gremien, zunehmend aber auch um den Vietnamkrieg, das Verhältnis von Industriestaaten und Ländern der Dritten Welt sowie die von der Großen Koalition in Bonn geplante Notstandsgesetzgebung. Am 2. Juni 1967 wird der FU-Student Benno Ohnesorg bei einer Demonstration gegen den Schah von Persien durch einen Kriminalbeamten erschossen. Die studentische Protestbewegung erfasst 1968 nahezu alle Universitäten der Bundesrepublik. Als ihr Sprecher wird einer breiten Öffentlichkeit der FU-Student Rudi Dutschke (SDS) bekannt. Ein am 11.4.1968 auf ihn verübter Mordanschlag führt zu Unruhen in vielen Universitätsstädten. Im Sommer 1969 wird mit dem neuen Berliner Universitätsgesetz die Ordinarienuniversität durch die Gruppenuniversität ersetzt. Die Fakultäten werden durch Fachbereiche ersetzt, an die Stelle des Rektors tritt ein auf sieben Jahre gewählter Präsident. In den Selbstverwaltungsgremien der FU sind fortan neben den Professoren auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter, die sonstigen Mitarbeiter und die Studentenschaft paritätisch vertreten. Der Schwarz-Weiß-Film "F.U. 1963" von Wolfgang Kiepenheuer behandelt die Gründungs- und Aufbauphase der Freien Universität Berlin: – "F.U. 1963" von Wolfgang Kiepenheuer/Ikaros-Film (1963) |
Gründung des "Studienkollegs" für ausländische StudentenDas Studienkolleg hat die Aufgabe, ausländische Studienbewerber, deren Heimatzeugnisse nicht unmittelbar zur Aufnahme eines Studiums berechtigen, auf die Prüfung zur Feststellung der Hochschuleignung vorzubereiten und die Prüfung durchzuführen. Das Studienkolleg der FU bietet einen einjährigen Vorbereitungskurs mit Schulcharakter für ausländische Bewerber ohne eine in Deutschland anerkannte Hochschulreife. Je nach angestrebtem Fachstudium wird ein bestimmter Schwerpunktkurs besucht, der mit der Prüfung zur Feststellung der Hochschuleignung (Feststellungsprüfung) endet. Wer diese Feststellungsprüfung bestanden hat, verfügt nicht nur über eine fachgebundene Hochschulreife, sondern auch über Deutschkenntnisse im Umfang der Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber (DSH). |
Gründung des Instituts für Physikalische ChemieDas Institut ist zunächst im Otto-Hahn-Bau (heute Hahn-Meitner-Bau) in der Thielallee 63-67 untergebracht. (Heute befindet sich dort die Biochemie, Institut für Chemie.) Im Dezember 1972 wird der "Schnellbau" in der Fabeckstraße 32 bezogen (heute Sitz der ZEDAT). 1978 schließlich findet der Umzug in den Neubau in der Takustraße 3 statt. |
5.6.1961Einweihung des neuen Gebäudes des Osteuropa-Instituts (OEI) in der Garystraße 55Entworfen wurde das Gebäude in der von dem Berliner Architekten Werner Klenke. Siehe auch den Eintrag zum 24.11.1951. |
21.8.1961Erklärung des 1. Vorsitzenden des AStA zum Mauerbau in BerlinNachdem am 13.8.1961 die Regierung der DDR die westlichen Sektoren Berlins vom sowjetischen Sektor und dem Umland abgeriegelt hat, veröffentlicht der 1. Vorsitzende des AStA der FU, Peter Mudra, am 21.8. eine Erklärung, die u. a. an alle AStA-Vorsitzenden der Bundesrepublik gerichtet ist.
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8.10.1961Denkschrift des SDS über die "Hochschule in der Demokratie"Der FU-Hochschularbeitskreis des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) legt der Delegiertenkonferenz in Frankfurt die Denkschrift "Hochschule in der Demokratie" vor, die eine grundlegende Hochschulreform und die Überwindung der Ordinarien-Universität fordert. Eine Überlegung der Denkschrift ist die Einführung eines von der sozialen Lage unabhängigen, einheitlichen Studienhonorars. |
15.10.1961Der gewählte neue Rektor der FU, der Rechtswissenschaftler Ernst Heinitz, tritt sein Amt an.Nach seiner Wiederwahl im Sommer 1962 amtiert Heinitz bis zum Sommersemester 1963. |
Januar 1962FU-Rektor Heinitz verhandelt mit der DDR über die Beendigung der Fluchthilfeaktionen.Der Innenminister der DDR, Karl Maron, beschwert sich beim AStA der FU darüber, dass "Studenten der Freien Universität dazu verführt werden, Bürger der Deutschen Demokratischen Republik nach Westberlin zu verschleppen." Im Mai 1962 trifft FU-Rektor Ernst Heinitz mit dem DDR-Staatssekretär für Hoch- und Fachschulfragen Wilhelm Girnus und dem DDR-Rechtsanwalt Friedrich Karl Kaul zu Geheimverhandlungen zusammen. Heinitz sagt zu, sich für eine Beendigung der Fluchthilfeaktionen von FU-Studenten einzusetzen, wenn im Gegenzug 85 in der DDR inhaftierte studentische Fluchthelfer auf freien Fuß gesetzt werden. |
19.5.1962Akademische Feierstunde aus Anlass des 200. Geburtstags von Johann Gottlieb Fichte, dem ersten Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität zu BerlinDer Rektor der FU, Ernst Heinitz, spricht zum Thema "Forschung und Lehre". Wilhelm Weischedel hält den Festvortrag zum Thema "Der Zwiespalt im Denken Fichtes". |
August 1962Das Rektorat der FU zieht in die Ihnestraße 24. |
31.10.1962Presseerklärung des AStA der FU zur "Spiegel-Affäre"Der Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Rudolf Augstein, und mehrere seiner Redakteure sind am 26.10.1962 auf Antrag der Bundesanwaltschaft festgenommen worden. Gegen sie wird wegen eines Artikels über die Bundeswehr ("Bedingt abwehrbereit") der Vorwurf des Landesverrats erhoben. In seiner Presseerklärung kritisiert der AStA das möglicherweise grundgesetzwidrige Vorgehen der staatlichen Behörden gegen das Hamburger Nachrichtenmagazin. Auf dem Steinplatz findet eine Protestkundgebung von Studenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens statt. Für den Argument-Club an der FU spricht Margherita von Brentano. Am 9.11.1962 tritt Verteidigungsminister Franz Joseph Strauß zurück, nachdem bekannt wurde, dass er sich unter Missbrauch seines Amtes in die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft eingeschaltet hatte. |
Januar/Februar 1963Konflikt um die Wahl des 1. AStA-Vorsitzenden30.1.1963 13.-15.2.1963 |
29.6.1963Herbert Lüers, Professor für Allgemeine Biologie und Genetik, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.Lüers Rektorat dauert vom Wintersemester 1963/64 bis zum Sommersemester 1965. |
19.8.1963Die Leitung des FU-Studentendorfes fordert alle im Dorf wohnenden Fluchthelfer zum Auszug auf.Am 11.8.1963 haben Rektor und AStA der FU sowie die Leitung des FU-Studentendorfes die Fluchthilfe "auf privater Ebene" begrüßt. FU-Rektor Heinitz fordert jedoch die Fluchthelfer im Interesse der Sicherheit der gesamten Studentenschaft zum Verlassen des Studentendorfs Schlachtensee auf. Innensenator Heinrich Albertz erklärt dagegen, dass er kein Verständnis dafür habe, dass seitens der FU mit einer politischen Begründung, die dem Sinn und dem "politischen Auftrag" der FU fundamental widersprächen, Aktivitäten behindert würden, die der Senat von West-Berlin und die Bevölkerung "immer mit größtem Respekt" zur Kenntnis genommen hätten. |
6.11.1963Eröffnung des Instituts für Geschichte der MedizinDas Institut befindet sich in einem vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Wohnhaus in der Nähe des im Bau befindlichen Klinikums Steglitz (Augustastraße 37). Schwerpunkte der Forschungstätigkeit bilden die Geschichte der Sozialen Medizin, die Medizin im Nationalsozialismus, die Quellen zur Patientengeschichte im 19./20. Jahrhundert und die Entwicklung der klinischen Methoden im 19. Jahrhundert. Nach dem Mauerfall wird es mit dem gleichnamigen Institut in Berlin Mitte zusammengeführt, das schon 1930 gegründet wurde. Es ist gegenwärtig dem "CharitéCentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften" zugeordnet. Untergebracht ist es im Charité-Hochhaus (Luisenstraße 64/65). Siehe auch den Eintrag zum 28.2.2014. |
4.12.1963Rektoratsübergabe an Herbert LüersDer scheidende Rektor Heinitz gibt eine Steigerung der Zahl der Studenten von 13 000 im Jahr 1961 auf 15 000 bekannt, die Zahl der Ordinarien stieg um ein Viertel, der Etat im gleichen Zeitraum von 42 auf 69 Millionen DM. Für 1964 ist ein Etat von 80 Millionen DM geplant. Künftig sollen 25 Millionen DM für die bauliche Erweiterung zur Verfügung stehen (1961: 5 Millionen DM). |
17.12.1963Passierschein-Abkommen zwischen dem Berliner Senat und der DDRZu Weihnachten und zum Jahreswechsel dürfen West-Berliner zum ersten Mal seit dem Mauerbau ihre Verwandten in Ost-Berlin besuchen. Es werden daraufhin 1,2 Millionen Besuchsanträge gestellt. |
26.6.1964Die Philosophische Fakultät verleiht Robert F. Kennedy die Ehrendoktorwürde.
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1.7.1964Beschluss der Juristischen Fakultät gegen LangzeitstudentenDer Zulassungsausschuss der Juristischen Fakultät an der FU nimmt mit Wirkung vom 15. Oktober 1964 die Zulassung derjenigen Studenten zurück, die über elf Fachsemester Rechtswissenschaft studieren. Damit soll der ständig anwachsenden Überfüllung entgegengewirkt werden. |
14.5.1965Zeitungsartikel von Ekkehart Krippendorff zum "Fall Kuby"Krippendorff (Assistent am Otto-Suhr-Institut) veröffentlicht im "Spandauer Volksblatt" einen Zeitungsartikel, in dem er das Redeverbot für Kuby als "Eingriff in die Freiheit dieser Stadt" bezeichnet und den Vorwurf erhebt, der Rektor der FU habe einen Vortrag von Karl Jaspers verhindert, "weil der Rektor mit dessen Anschauungen zur deutschen Frage nicht konform geht." Am 10.6.65 teilt der Rektor der FU Krippendorff in einem Brief mit, sein Arbeitsvertrag mit der FU werde nicht verlängert. |
11.-18.5.1965Vorlesungsstreik am Otto-Suhr-InstitutAn dem durch den "Fall Kuby" motivierten Vorlesungsstreik beteiligen sich fast 90% der 800 OSI-Studenten. Zu den Fällen Kuby und Krippendorff gibt es von Mai bis Juli 1965 an der FU zahlreiche Resolutionen von Studenten und Erklärungen von Professoren. Auch die Medien in der ganzen Bundesrepublik nehmen dazu Stellung. |
8.-12.6.1965Jubiläumsfeier der Burschenschaften in BerlinDer 10. Deutsche Burschentag findet im Palais am Funkturm aus Anlass der 150. Wiederkehr des Gründungstages der ersten Burschenschaft in Jena statt. Höhepunkt des 5-tägigen Treffens ist der Festkommers in der Deutschlandhalle. Der FU-Rechtswissenschaftler Karl August Bettermann fordert die versammelten 5 000 korporierten Studenten auf: "Machen Sie einen neuen Anfang, bringen Sie uns unsere Universität wieder in Ordnung. In diesem Sinne rufe ich: Burschen heraus!'" |
26.6.1965Hans-Joachim Lieber, Professor für Philosophie und Soziologie, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.Liebers Rektorat dauert vom Wintersemester 1965/66 bis zum Sommersemester 1967. |
19.7.1965Gründung des Aristoteles-ArchivsDas Kuratorium beschließt die Gründung des Aristoteles-Archivs. Das Archiv strebt eine systematische Erfassung und wissenschaftliche Beschreibung des – über die ganze Welt verteilten – Corpus Aristotelicum. Es besitzt eine einzigartige Mikrofilmsammlung aller griechischen Aristoteles-Manuskripte sowie weiterer ca. 1000 Handschriften mit spätantiken und byzantinischen Kommentartexten zu den Abhandlungen des griechischen Philosophen. |
17.8.1965Der AStA unterzeichnet den Aufruf "Frieden für Vietnam".Die beiden AStA-Vorsitzenden Wolfgang Lefèvre und Peter Damerow unterzeichnen einen Aufruf "Frieden für Vietnam", in dem die Vereinigten Staaten aufgefordert werden, sich aus Vietnam zurückzuziehen. Verantwortlich für den Aufruf zeichnet ein Komitee, dem Kontakte zur "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" (SED) nachgesagt werden. Die beiden AStA-Vorsitzenden werden am 18.8. vom Landesverband des "Rings Christlich-Demokratischer Studenten" (RCDS) zum Rücktritt aufgefordert. Am 26.10. verweigert der Konvent dem AStA das Vertrauen. |
Dezember 1965Die erste Ausgabe der "Informationen der Universitätsverwaltung" erscheint.Die "Informationen", herausgegeben vom Rektor, redigiert von der "Pressestelle des Rektorats", erscheinen zunächst im Abstand von zwei bis vier Wochen, später halbjährlich und dienen der "schnelleren Unterrichtung einer breiten Universitätsöffentlichkeit über aktuelle Entwicklungen der Freien Universität" ("Zum Geleit", Jg. 1, Nr. 1, S. 1). Ab Oktober 1968 (Jg. 4, Nr. 3) nennt sich die Zeitschrift "FU-Information", von 1971 (Jg. 7, Nr. 7) bis 1992 (Heft 8/9) "FU-Info". Von 1992 (Heft 10) bis Sommer 2004 (Heft 5-6) erscheint die "Zeitung der Freien Universität Berlin" unter dem Titel: "FU: Nachrichten" (FU:N) und wird herausgegeben von der Presse- und Informationsstelle (heute: Stabstelle Presse und Kommunikation). Seit Herbst 2004 erscheint acht Mal im Jahr "Freie Universität Berlin: Neues aus Wissenschaft und Forschung" als Beilage des Tagesspiegels. |
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5.-7.2.1966Kritische Resonanz der Medien auf eine studentische Vietnam-Demonstration5.2.1966 7.2.1966 Im Verlaufe des Jahres, z. B. am 10.12., kommt es zu weiteren studentischen Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg und, ab Dezember, gegen die seit dem 1.12.1966 in Bonn regierende Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD. Rudi Dutschke ruft zur Bildung einer "Außerparlamentarischen Opposition" (APO) auf. |
Erste Kooperationsverträge mit türkischen Universitäten (Ankara und Istanbul) |
Die USA haben bisher 98,1 Millionen DM für die FU gespendet.Bis 1967 erhält die FU eine Unterstützung von insgesamt 98,1 Millionen DM aus den Vereinigten Staaten, 79,5 Millionen DM stammen aus Mitteln des State Departments und 16,6 Millionen DM von der Ford Foundation. |
1.4.1967Eröffnung des Neubaus für das Veterinärmedizinische VorklinikumDas Gebäude in der Koserstraße 20 wurde von Wassili Luckhardt unter Mitarbeit von Hans-Joachim Wandelt entworfen. Wassili Luckhardt (1889-1972) ist einer der wichtigsten Vertreter des "Neuen Bauens" im Berlin der 20er Jahre. Er entwirft später auch den Neubau für die Pflanzenphysiologie (siehe Sommer 1970). |
10.6.1967Der Professor für Zahnmedizin, Ewald Harndt, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.Am 14.6.1968 wird Harndt wiedergewählt und amtiert bis November 1969. |
7.7.1967Der Soziologe Theodor W. Adorno hält im Auditorium maximum den Vortrag "Zur Klassizität von Goethes 'Iphigenie'".Auf Einladung des Germanischen Seminars und des Seminars für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft hält Adorno trotz Störungen durch Mitglieder und Sympathisanten der Kommune I seinen Vortrag. Adorno hatte sich geweigert, ein entlastendes Gutachten für die wegen Aufrufs zu menschengefährdender Brandstiftung angeklagten FU-Studenten und Kommunarden Rainer Langhans und Fritz Teufel zu erstellen.
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10.-13.7.1967Herbert Marcuse diskutiert im überfüllten Auditorium maximum mit Studenten.
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18.12.1967Wahlen zum 20. Konvent der FUAn der Konventswahl beteiligen sich 10 042 der 15 072 Wahlberechtigten, das sind 66,7%. Damit liegt die Wahlbeteiligung höher als 1966 (53,7%) und 1965 (57,4%). Die Linke Fraktion im Konvent erhält 40 von 76 Sitzen. Innerhalb der Linken ist eine Verschiebung festzustellen, der SDS erhält im 20. Konvent 16 Sitze (gegenüber 7 im 19. Konvent), der Sozialistische Hochschulbund (SHB) 4 Sitze (gegenüber 12). Die Vereinigten Arbeitsgemeinschaften an der FU (VAFU) können 26 Sitze erringen. An der gleichzeitig stattfindenden Urabstimmung über die "Kritische Universität" beteiligen sich rund 70% der Wahlberechtigten. Für die Kritische Universität sprechen sich 5 557 Studentinnen und Studenten (53%) aus, 4 473 (42,5%) dagegen und 448 stimmen ungültig. |
Gründung der Ägyptologie an der FUDie Ägyptologie gehört zu den Altertumswissenschaften und beschäftigt sich mit der Philologie und Archäologie des alten Ägyptens. Die Ägyptologie zieht 1993 vom Rudeloffweg 9 in die Altensteinstraße 33, und 2015 in den Neubau für die "Kleinen Fächer". Siehe auch den Eintrag zum 29.5.2015. |
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26.1.1968Beginn des Austauschprogramms mit der Universität LeningradZwischen der Schdanow-Universität Leningrad (heute: Staatliche Universität Sankt Petersburg) und der FU wird ein Vertrag über den Austausch junger Wissenschaftler geschlossen. Es ist der erste Partnerschaftsvertrag zwischen einer westdeutschen und einer sowjetischen Universität. | Siegel der Universität
Sankt Petersburg |
15.5.1968Proteste gegen die NotstandsgesetzgebungGegen die geplante Verabschiedung der Notstandsgesetze durch die Große Koalition rufen die Studentenvertretungen der Berliner Universitäten am Tage der zweiten Lesung der Notstandsgesetze im Bundestag zu einem Streiktag auf. Anlässlich der Verabschiedung der Notstandsgesetze demonstrieren am 30.5. 40 000 Anhänger der Außerparlamentarischen Opposition in Bonn. An 25 Universitäten kommt es zu Protestkundgebungen und Institutsbesetzungen. An der FU ist das Germanische Seminar seit dem 27.5. für mehrere Tage besetzt. |
Sommer 1968Geburtsstunde der neuen FrauenbewegungIm Sommer 1968 gründet eine Gruppe von Studentinnen der FU und der Deutschen Film- und Fernsehakademie den "Aktionsrat zur Befreiung der Frauen". Die FU-Studentin Sigrid Rüger (1965 studentische Sprecherin im Akademischen Senat der FU) wirft am 13. September 1968 aus Protest gegen die "männliche Ignoranz" dem Frankfurter Studentenführer Hans-Jürgen Krahl während der Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) eine Tomate an den Kopf. Zuvor verliest die Filmstudentin Helke Sander eine Erklärung, in der sie dazu aufruft, die "Unterdrückung im Privatleben nicht als privat zu begreifen". Weiterhin fordert sie eine Emanzipation von der herkömmlichen Rollenverteilung innerhalb des SDS. In den Wochen nach diesem Ereignis, das als Geburtsstunde der neuen Frauenbewegung gilt, entstehen in zahlreichen Städten der Bundesrepublik unabhängige Frauengruppen. |
21.8.1968Protestveranstaltungen gegen die Niederschlagung des "Prager Frühlings"Studentenvertretungen von FU und TU protestieren im Auditorium maximum der TU gegen den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei. An der anschließenden Demonstration nehmen über 4 000 Studenten teil. |
4.12.1968Anlässlich des 20. Jahrestages der FU-Gründung werden keine Feierlichkeiten veranstaltet. |
Im Jahr 1969 nimmt der erste Sonderforschungsbereich (Sfb) der FU seine Tätigkeit auf.Ein Sonderforschungsbereich ist eine langfristige, auf die Dauer von bis zu 12 Jahren angelegte Forschungseinrichtung einer oder mehrerer Hochschulen, in der Wissenschaftler im Rahmen fächerübergreifender Forschungsprogramme zusammenarbeiten. Gefördert werden die Sonderforschungsbereiche von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der erste Sonderforschungsbereich, "Embryonalpharmakologie", untersucht die Wirkung von Arzneimitteln auf die vorgeburtliche Entwicklung. Er läuft 1984 aus. |
16.7.1969Das "Gesetz über die Universitäten des Landes Berlin" ("Universitätsgesetz") tritt in Kraft.AStA und Studentenparlament werden wegen der stärkeren Berücksichtigung der Studenten in den Gremien abgeschafft (Wiedereinführung 1979). Professoren verlieren vorübergehend (bis 1978) die absolute Mehrheit in den Universitätsgremien. Der sogenannte "Mittelbau" wird in die Mitbestimmung integriert. Die Universität wird von nun an von einem auf 7 Jahre (seit 1991 auf 4 Jahre) gewählten Präsidenten geleitet. Die bisherigen 6 Fakultäten und das Otto-Suhr-Institut werden in 24 Fachbereiche (FB) und 6 Zentralinstitute (ZI) umstrukturiert. | Karikatur: P. Butschkow
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Wintersemester 1969/70Die Islamwissenschaft bekommt ein eigenes Institut.Die Islamwissenschaft ist seit 1948 an der Freien Universität vertreten, zunächst als Teil der Religionswissenschaft. Die Trennung in zwei eigene Institute erfolgt ab dem Wintersemester 1969/70. Heute gehört die Islamwissenschaft zum Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften. Sie versteht sich als interdisziplinäre, historisch-sozialwissenschaftliche Disziplin. Zwischen 2008 und 2015 ist die Islamwissenschaft in der Altensteinstraße 40 untergebracht, seit 2015 im Neubau für die Kleinen Fächer (Holzlaube). Zur Geschichte der Altensteinstraße 40 siehe den Eintrag zum Herbst 1951. |
24.11.1969Das Übergangskonzil wählt den Diplomphysiker und Soziologen Rolf Kreibich zum ersten Präsidenten der FU.Kreibich setzt sich während seiner Amtszeit nachdrücklich für das Konzept der "Gruppenuniversität" ein, die 1969 durch das neue Berliner Hochschulgesetz die "Ordinarienuniversität" ablöst und die Mitbestimmungsrechte für Studenten, Angehörige des Mittelbaus und sonstige Universitätsangestellte in der akademischen Selbstverwaltung stärkt. Kreibich amtiert als Präsident bis 1976. Zum Übergangskonzil siehe auch den Eintrag zum 8.2.1971. |
Verantwortlich für den Inhalt: chronik@fu-berlin.de – zuletzt aktualisiert am: 03.01.2024