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Die Zeit des Ausbaus
Die FU entwickelt sich in den 50er Jahren zu einer international angesehenen Universität, die durch akademische Partnerschaften bald in das weltweite Wissensnetzwerk eingebunden ist. Neben der finanziellen Ausstattung aus Haushaltsmitteln des Landes Berlin und der Bundesregierung erhält die FU zwischen 1948 und 1963 über 20 Millionen DM Zuwendungen durch die Administration der Vereinigten Staaten sowie über 10 Millionen DM von der Ford Foundation. Insgesamt wird etwa ein Viertel der FU-Ausgaben durch Spenden finanziert. Die Hälfte der FU-Studenten stammt aus West-Berlin, ein Drittel kommt aus dem Ostteil der Stadt und der DDR. Im Wintersemester 1948/49 wächst die Zahl der Immatrikulierten auf fast 5000 an und hat sich damit schon innerhalb des ersten Jahres seit Gründung der Freien Universität mehr als verdoppelt. In den 50er Jahren steigt die Studentenzahl kontinuierlich auf 12 548 Immatrikulierte im Jahr 1960 an. Der prozentuale Anteil der Studenten aus dem Ostteil Berlins und aus der DDR sinkt ab, der Anteil der Studenten aus der Bundesrepublik steigt von 11% (1955) auf über 30% (1962) an. Die FU bleibt in den fünfziger Jahren eine politische Universität. Das Engagement der Studentenschaft richtet sich sowohl gegen den Einfluss ehemaliger Nationalsozialisten wie auch gegen die antidemokratische Politik der SED in Ost-Berlin und der DDR. Gegen Ende der fünfziger Jahre beteiligen sich Hochschullehrer und Studenten der FU an politischen Kampagnen gegen Antisemitismus und atomare Aufrüstung. |
26.1.1949Die ehemalige Friedrich-Wilhelms-Universität wird offiziell in "Humboldt-Universität zu Berlin" umbenannt.Nach ihrer Wiedereröffnung am 29.1.1946 trug die Universität zunächst den Namen "Universität Berlin". In der Presse und der Öffentlichkeit wurden allerdings auch oft die Bezeichnungen "Universität Unter den Linden", "Linden-Universität" oder "Berliner Universität" verwendet. |
17.2.1949Wahl des ersten AStABei der Wahl des ersten AStA ("Allgemeiner Studentenausschuss"), der in der Satzung der Studentenschaft vorgesehenen Exekutive, beteiligen sich 76% der Studenten. Zum ersten AStA-Vorsitzenden wird der Medizinstudent Helmut Coper (FU-Matrikelnummer 2) gewählt. |
18.5.1949Der Berliner Magistrat übergibt der FU mehrere im amerikanischen Sektor gelegene Institute der früheren Friedrich-Wilhelms-Universität und übernimmt deren Finanzierung.Die FU erhält zum Beispiel das Pharmakologische Institut (Garystraße 9) und das Pflanzenphysiologische Institut (Königin-Luise-Straße 1-3). Rechtzeitig zum Sommersemester 1949 ist damit das vorklinische Studium gesichert. |
1.11.1949Ehrendoktorwürde für Theodor Heuss und Ernst Reuter im Titania-PalastAnlässlich seiner Ehrenpromotion hält Bundespräsident Theodor Heuss eine Rede "An die Jugend von Berlin". Die Rede des Bundespräsidenten ist für die junge Universität, deren Gründung in der Bundesrepublik nicht unumstritten ist, ein Zeichen der Ermutigung. Aus den Schlussworten der Rede: "Die Universitäten sind keine Veranstaltung, um Gesinnungen zu drillen. Das sollten sie einmal sein – Sollen sie das wieder sein? Die Freie Universität hier ist geschaffen worden, um sich von solchen abzuheben." |
10.11.1949Der AStA wendet sich gegen studentische Verbindungen.Im Akademischen Senat versucht der AStA einen Beschluss durchzusetzen, wonach Immatrikulation oder Tätigkeit an der FU unvereinbar sei mit der Zugehörigkeit zu schlagenden und/oder farbentragenden Verbindungen (Korporationen). 13.10.1954 24.10.1958 |
13.12.1949Wahl zur studentischen Selbstverwaltung, dem 1. Konvent, und Urabstimmung über das Studentenstatut der FUWahlbeteiligung: 71,4%. Urabstimmung: Ja: 82,2%, Nein: 12,3%, Enthaltungen: 5,5% der abgegebenen Stimmen. Die Satzung der Studentenschaft lehnt das Farbentragen nicht generell ab, verbietet jedoch die Zugehörigkeit zu "Vereinigungen und Gruppen, die gegen die Völkerverständigung arbeiten oder totalitäre Ziele haben oder terroristische Methoden empfehlen oder anwenden". |
22.12.1949Edwin Redslob besucht den Präsidenten der Columbia-Universität, General Dwight D. Eisenhower.Nach Redslobs Besuch beschließt der Studentenrat der New Yorker Columbia-Universität Ende Februar 1950, die Hälfte der von ihrer Universität für den Fonds des Weltstudentendienstes aufgebrachten Mittel ausschließlich der FU vorzubehalten. Außerdem werden direkte Kontakte mit der FU geknüpft. |
20.4.1950Beschluss des Konvents gegen farbentragende VerbindungenAuf seiner 12. Sitzung beschließt der 1. Konvent, die Aktivitäten der farbentragenden Verbindungen und das Farbentragen innerhalb der FU oder auf ihren Veranstaltungen zu verbieten. |
16.5.1950Aufruf des AStA gegen die "Freie Deutsche Jugend"Der AStA ruft alle Studenten auf, sich nicht am Pfingstmarsch der "Freien Deutschen Jugend" (FDJ), der Jugendorganisation der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" (SED), zu beteiligen. |
Juli 1950Gründung der "studentischen Darlehenskasse Berlin-Charlottenburg e.V."Bei Benennung von zwei Bürgen werden bis zu 500 DM Darlehen an Studenten gewährt, rückzahlbar in den ersten fünf Jahren der Berufstätigkeit. |
20.7.1950Der Medizinprofessor Hans Freiherr Kress von Kressenstein wird neuer Rektor der Freien Universität.Von Kressenstein wird am 18.7.1951 wiedergewählt und amtiert bis 1952. |
28.7.1950Gründung des "Instituts für politische Wissenschaft" an der Freien UniversitätDas Institut hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins, dessen Mitglieder der FU und der 1949 wiedereröffneten Deutschen Hochschule für Politik angehören. Es ist vor allem auf die Forschung ausgerichtet und wird gemeinsam von der FU und der Hochschule für Politik betrieben (vgl. 1.4.1959). Am 1.4.1959 wird das Institut als interfakultative (interdisziplinäre) Einrichtung in die FU integriert. 1970 wird es mit dem "Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte" der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät zum "Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung" (ZI 6) zusammengefasst. Siehe auch den Eintrag zum 1.10.1996. |
28.7.1950FU-Studenten demonstrieren gegen Rechtsextremismus.Hunderte von FU-Studenten demonstrieren gegen eine Versammlung der in Berlin nicht zugelassenen, rechtsgerichteten "Sozialistischen Reichspartei". Der AStA legt anschließend Protest gegen das harte Eingreifen der Polizei ein. |
25.10.1950Die Philosophische Fakultät beschließt die Umwandlung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung in eine eigene Fakultät zum 1. April 1951. |
Dezember 1950Urabstimmung zum deutschen VerteidigungsbeitragBei der Urabstimmung an der FU beteiligen sich 53,3% der 5 500 Studenten. 78,6% halten einen deutschen Verteidigungsbeitrag für das geeignete Mittel, einem "echten Notstand eines ganzen Volkes" zu begegnen. 92,2% sehen einen solchen Notstand durch das "Vorgehen des Bolschewismus" gegeben. |
7.12.1950FU-Studenten beteiligen sich an einer Demonstration gegen Werner Krauss.Bei einer Demonstration, zu der alle Studenten Berlins aufgerufen worden sind, durchbrechen Demonstranten mehrere Polizeiketten, zertrümmern die Glastüren des Foyers des Theaters am Kurfürstendamm und verlangen die Absetzung des Gastspiels des Wiener Burgtheater-Ensembles mit Werner Krauss (Krauss war Hauptdarsteller im antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß" von Veit Harlan). Die Berliner Schutzpolizei setzt Wasserwerfer und Holzknüppel ein. Auf Wunsch der Mehrheit der Zuschauer wird die Aufführung fortgesetzt. Am 11. Dezember bricht das Burgtheater jedoch nach weiteren Protesten das Gastspiel ab. |
Beginn der Austauschprogramme mit den Universitäten Kopenhagen und Oslo |
31.1.1951Protest des FU-Konvents gegen Todes- und Freiheitsstrafen in der DDRNachdem in der DDR ein Oberschüler zu 15 Jahren Zuchthaus und zwei Studenten zum Tode verurteilt worden sind, fordert der FU-Konvent Freiheit für die drei Verurteilten und darüber hinaus auch "Freiheit für alle anderen, aus politischen Gründen verurteilten, verhafteten und verschleppten Menschen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands". |
14.2.1951FU-Konvent verbietet Vereinigungen, die Antisemitismus verbreiten.Auf seiner 7. Sitzung beschließt der 2. Konvent der FU ein Verbot von Vereinigungen, "die den Antisemitismus verbreiten, fördern oder billigen". |
26.5.1951Eröffnung der Veterinärmedizinischen Abteilung in der Medizinischen FakultätFast die gesamte veterinärmedizinische Fakultät der Humboldt-Universität (7 Professoren, 30 Assistenten und 200 Studenten) wechselt an die FU. Seit 1949 hat die Mehrheit der Angehörigen der veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität versucht, sich der Einflussnahme durch die SED zu entziehen. Bei den von der SED Ende November 1949 angeordneten Neuwahlen für den Fakultätsrat wurden 80% ungültiger Stimmen abgegeben. Als die SED plante, die Fakultät nach Greifswald zu verlegen, wandten sich die Veterinärmediziner an die FU mit der Bitte um Übernahme ihrer Fakultät. Das Kuratorium stimmte einer Übernahme im August 1950 zu. Die Finanzierung erfolgte teilweise durch private Spenden. Ab dem 4.2.1952 bildet die Veterinärmedizin an der FU eine selbständige Fakultät. Zur weiteren Entwicklung vgl. den Eintrag zum 23.6.1992. |
20.7.1951Gedenkstunde der FU für Professoren und Studenten, die dem nationalsozialistischen und stalinistischen Terror zum Opfer fielenAuf der vom RIAS übertragenen Veranstaltung sprechen Inge Scholl (Schwester der Widerstandskämpferin Sophie Scholl), der Regierende Bürgermeister Ernst Reuter, der Bundestagsabgeordnete Herbert Wehner (SPD, Vorsitzender des gesamtdeutschen Bundestagsausschusses), FU-Rektor Freiherr Kress von Kressenstein und Dietrich Spangenberg (SPD, Vorsitzender des Amtes für gesamtdeutsche Studentenfragen). |
31.8.1951Elf Studenten der Freien Universität und der Deutschen Hochschule für Politik werden zwischen 1951 und 1953 in der Sowjetunion hingerichtet, ein weiterer stirbt im Gulag.Sowjetische Militärtribunale (SMT) verhängen in der DDR zu Beginn der fünfziger Jahre über tausend Todesurteile. Verurteilt werden zumeist oppositionelle Mitglieder der CDU, der SPD und der LDP, die sich der Gleichschaltung ihrer Parteien widersetzt haben, sowie andere politisch missliebige Personen. Die konstruierten Anklagen lauten in der Regel auf Spionage, Bandenbildung oder Waffenbesitz. Nach der Strafverkündung dürfen diese Häftlinge ein Gnadengesuch einreichen, über das der Oberste Sowjet innerhalb von 96 Tagen entscheidet. In neunzig Prozent der Fälle kommt es zu keiner Begnadigung. Die Verurteilten werden danach per Zug nach Moskau transportiert und in das beim Weißrussischen Bahnhof gelegene Butyrka-Gefängnis überstellt, wo ihre Hinrichtung durch Genickschuss erfolgt. Die Leichen der Hingerichteten kommen zur Einäscherung auf den Friedhof des früheren Klosters Donskoje. Dort werden ihre sterblichen Überreste anonym verscharrt. Von den bislang identifizierten über 960 Deutschen, die zwischen 1950 und 1953 dem sowjetischen Terror zum Opfer fallen, stammen 39 aus dem Bundesgebiet und 112 aus West-Berlin, darunter zwölf Studenten der FU bzw. der Deutschen Hochschule für Politik. Unter der Überschrift "Vergeßt sie nicht" erscheinen 1951 und 1952 in jeder Monatsausgabe der FU-Studentenzeitschrift "Colloquium" Namenslisten von Studenten und Akademikern, die in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert sind. Die Informationen über den Zeitpunkt und die Gründe der Festnahmen stammen zumeist vom Hörensagen oder direkt von Familienangehörigen, und sie treffen – wie man heute weiß – in aller Regel zu. An der Freien Universität Berlin arbeitet seit 1950 das "Amt für gesamtdeutsche Studentenfragen des Verbandes Deutscher Studentenschaften" (VDS) mit Sitz im Bachstelzenweg 29/30 und seit 1954 im Kiebitzweg 3a. Seine Mitarbeiter bemühen sich um die Aufklärung von Einzelschicksalen vermisster Kommilitonen und versuchen, eine nur in geringstem Umfang mögliche Rechtshilfe zu organisieren. Die studentische Einrichtung steht bis 1958 unter der Leitung von Dietrich Spangenberg, der später unter Willy Brandt die Berliner Senatskanzlei leitet und unter Gustav Heinemann seit 1969 das Bundespräsidialamt. Siehe auch den Eintrag zum 6.9.2007. |
Wintersemester 1951/52Einrichtung der "Tutorengruppen"Studenten der Geschichtswissenschaft richten die ersten Studienhelfergruppen ("Tutorengruppen") ein. Studenten höherer Semester organisieren Gruppen mit höchstens 10 Teilnehmern, um bei der Bewältigung des Studiums zu helfen. Das Ziel ist nicht nur, Studienanfängern den Einstieg ins Studium zu erleichtern, sondern Gruppen heranzubilden, die möglichst kontinuierlich das Studium begleiten. Gedacht sind die Tutorengruppen auch als zeitgemäße Variante studentischen Gemeinschaftslebens, in bewusstem Gegensatz zu den farbentragenden und schlagenden Verbindungen. |
24.11.1951Eröffnung des Osteuropa-Instituts (OEI)Das Osteuropa-Institut (OEI) ist – wie das Institut für politische Wissenschaft – als "interfakultatives Institut" organisiert. Beteiligt sind u. a. Historiker, Philologen, Juristen, Ökonomen, Geographen und Mediziner. Zu dem Zeitpunkt ist es das einzige universitäre Osteuropa-Institut für Forschung und Lehre in Deutschland. 1961 zieht das OEI in die Garystraße 55 – siehe den Eintrag zum 5.6.1961. |
Ende Wintersemester 1951/52Umfrage unter 50 Studenten der philosophischen Fakultät: "Die Universität im Urteil ihrer Studenten"
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1952Eröffnung der Psychiatrischen Klinik und PoliklinikDie Klinik tritt die Nachfolge der "Kuranstalten Westend" an. Sie gingen 1910 aus der 1887 als "Privat-Irrenanstalt" gegründeten Psychiatrischen Klinik im vornehmen westlichen Charlottenburg hervor. Ein therapeutischer Schwerpunkt der "Kuranstalten" lag auf Entziehungskuren für Patienten mit Rauschgift- und Alkoholabhängigkeit. Hans Fallada verarbeitete seinen Klinikaufenthalt in der "Kuranstalt" 1944 in dem Roman "Der Trinker" (veröffentlicht posthum 1950). Die Psychiatrie der Freien Universität erweitert ihre Arbeitsbereiche im Laufe ihrer Entwicklung u. a. durch die Einrichtung selbstständiger Abteilungen für Psychophysiologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gerontopsychiatrie, Sozialpsychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, sowie psychotherapeutische Studentenberatung. 1979 bezieht die Klinik einen Neubau (Eschenallee 3, siehe Eintrag zum 14.12.1979). Seit dem 1. Juni 2003, nach dem Zusammenschluss der beiden Berliner Universitätsklinika Benjamin Franklin und Charité, heißt die Klinik offiziell "Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie". |
23.7.1952Der Professor für Klassische Philologie, Georg Rohde, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.Rohde amtiert bis 1953 als vierter Rektor der FU. |
24.7.1952Feierliche Grundsteinlegung zum Hauptgebäude der FU, dessen Bau durch die Ford Foundation finanziert wirdDie Einweihung des Henry-Ford-Baus findet am 19.6.1954 statt. |
15.12.1952Gründung der "Studentischen Krankenversicherung e.V."Die studentische Krankenversicherung (SKV) fordert von ihren Mitgliedern bei freier Arztwahl 20% Kostenbeteiligung. Der Semesterbeitrag beläuft sich auf 21 DM. Der Vorstand der SKV besteht aus drei Studenten und drei Professoren. |
8.3.1953Eröffnung der neuerbauten Mensa auf dem FU-Campus (Van't-Hoff-Straße 6)Die mit Mitteln der Ford Foundation errichtete Mensa wird in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter feierlich eingeweiht. Das Gebäude wurde von den Architekten Hermann Fehling und Peter Pfankuch entworfen, und 1975 von Hermann Fehling und Daniel Gogel erweitert.
"Die in Stahl ausgeführte Skelettkonstruktion verlegt die tragenden Kräfte
ins Innere und nicht mehr in die Mauern, so dass diese, weit mehr als beim
Steinbau, für die Belichtung geöffnet werden können."
Auf der Wiese vor der Mensa wird die Skulptur "Kore" des Bildhauers Karl Hartung (1908-1967) aufgestellt.
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26.6.1953Der Konvent der FU setzt sich dafür ein, den 17. Juni zum Nationalfeiertag zu erheben.Der Konvent reagiert damit auf den am 17. Juni durch sowjetisches Militär niedergeschlagenen Aufstand in Ost-Berlin und in der DDR. |
14.7.1953Im Grunewald-Kasino schlagen studentische Verbindungen scharfe Mensuren.Trotz eines dem Rektor der TU gegebenen Versprechens werden bei der Veranstaltung im Grunewald-Kasino Mensuren geschlagen. Der hinzukommende Rektor der FU wird des Hauses verwiesen. |
15.7.1953Zum neuen Rektor der FU wird der Rechtswissenschaftler Ernst Eduard Hirsch gewählt.Hirsch wird im Juli 1954 wiedergewählt und amtiert bis 1955. |
19.6.1954Einweihung des Henry-Ford-Baus
Die Baukosten für das auf Beschluss des Akademischen Senats "Henry-Ford-Bau" genannte Gebäude und für die mit ihm verbundene Universitätsbibliothek werden von der Ford Foundation getragen. Die Ford Foundation ist eine der größten wohltätigen Stiftungen der Welt und fördert unter anderem Projekte im Rahmen des Ausbildungswesens. Etwa die Hälfte der Aktivitäten bezieht sich auf Behindertenprojekte. Das Gebäude wurde von den Architekten Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller entworfen. Der Henry-Ford-Bau enthält das Auditorium maximum, weitere Hörsäle und Institutsräume. In den Institutsräumen ist von 1954 bis 1971 das Englische Seminar untergebracht. Bis heute ist das Gebäude das bauliche Symbol der Freien Universität. Vergleiche den Eintrag zum 16.4.2007 |
1.10.1954Das "Oskar-Helene-Heim" wird Orthopädische Klinik der FU.Das Oskar-Helene-Heim (Clayallee 229) wurde 1914 als "Heim für Heilung und Erziehung gebrechlicher Kinder" gegründet. Benannt wurde es nach den Stiftern Oskar und Helene Pintsch. In der Folgezeit werden in dem Gebäude verschiedene medizinische Einrichtungen, unter anderem ein Unfallkrankenhaus, untergebracht. |
1.10.1954Denkschrift über die Entwicklung der Freien Universität Berlin
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11./12.6.1955Diskussionsforum im Klubhaus der FUProfessoren und Studenten diskutieren über das Thema: "Haben wir noch das Recht, uns Freie Universität zu nennen?" Anlass für das Forum ist das sinkende Interesse der Studenten an der universitären Selbstverwaltung. Entwicklung der Wahlbeteiligung zum Konvent: 1952: 71,4%, 1953: 70,8%, 1954: 60,9%, 1955: 51,2% (1956: 73,7%, 1958: 64,6%) |
Juli 1955Der Professor für Volkswirtschaftslehre, Andreas Paulsen, wird zum Rektor der FU gewählt.Paulsen wird im Juli 1956 wiedergewählt und amtiert bis Juli 1957. |
Einführung der Sinologie an der FU1956 wird an der Philosophischen Fakultät das Fach Sinologie eingeführt. Im Zuge der Hochschulreform von 1969 wird die Sinologie in den Fachbereich Sozialwissenschaft und Philosophie eingegliedert und stärker sozialwissenschaftlich und interdisziplinär ausgerichtet. Ab 1999 ist die Sinologie Teil des Ostasiatischen Seminars am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften. Schwerpunkte sind die Gesellschaft des modernen China und die Sprachausbildung. |
5.11.1956Etwa 3 500 FU-Studenten demonstrieren gegen die "Unterdrückung des ungarischen Volkes".Anlass der Demonstration ist das Eingreifen sowjetischer Truppen gegen die ungarische Regierung unter dem Ministerpräsidenten Imre Nagy. Schon am 31.10. hat eine vom AStA organisierte "Solidaritätskundgebung für die ungarischen Freiheitskämpfer" stattgefunden. |
14.11.1956Der Soziologe Theodor W. Adorno hält im Auditorium maximum zu Hegels 125. Todestag den Festvortrag.Der Vortrag erscheint als Sonderdruck 1957 in überarbeiteter und erweiterter Form unter dem Titel "Aspekte der Hegelschen Philosophie" (siehe Bibliographie). |
1.12.1956Eröffnung des Neubaus der "Poliklinik und Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten"Das Gebäude in der Aßmannshauser Straße 4-6 wurde von den Architekten Ullrich und Neubarth entworfen. Von 1991 bis 1993 wird es grundsaniert. 1980 wird der Neubau des Hauses II eröffnet. |
1959 erhält Shuster die Ehrenbürgerwürde der FU. |
10.1.1957Das Abgeordnetenhaus beschließt eine Begrenzung der Studentenzahlen an der FU.Wegen Überlastung der Universitätseinrichtungen wird eine Begrenzung der Studentenzahlen an der FU auf 9 500 verfügt. An einzelnen Vorlesungen im Wintersemester 1957/58 nehmen bis zu 1 200 Studenten und an einem Seminar der Germanisten 400 Studenten teil. Im Sommersemester 1956 hat die FU 9 524 Studenten, im Sommersemester 1958 sind es bereits 11 005. |
Juli 1957Der Professor für Pharmazeutische Chemie, Gerhard Schenck, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.Schenck wird im Juli 1958 wiedergewählt und amtiert bis zum Sommersemester 1959. |
Januar 1958Spende der Rockefeller FoundationDie Rockefeller Foundation stiftet der FU 31 700 Dollar (133 140 DM) zur Förderung des "Studiums der marxistisch-leninistischen Lehre". |
8.1.1958Konstituierende Sitzung des 9. Konvents der FUDer 2. AStA-Vorsitzende Martin Schmidt (Evangelische Studentengemeinde) beschreibt die politische Position des neuen AStA als grundsätzlich verschieden von der Position der FU-Gründer. Die FU sei eine Gründung des kalten Krieges und werde heute noch in Ost und West als eine antikommunistische Universität verstanden. |
29.1.1958Das Kuratorium beschließt den Haushaltsplan 1957.Der Haushaltsplan der FU sieht einen Landeszuschuss in Höhe von 18 Millionen DM und einen Bundeszuschuss in Höhe von 1 291 500 DM vor. Hinzu kommen 261 600 DM für die psychiatrisch-neurologische Klinik. Das Kuratorium erklärt sein Einverständnis zur Aufnahme einer von der Ford Foundation in Aussicht gestellten Spende in Höhe von 1 102 500 Dollar zur Förderung einiger wissenschaftlicher und pädagogischer Projekte. (Die Spende geht auf das Gutachten über die FU von George Shuster zurück, vgl. dazu das Shuster-Zitat zu 1956.) |
15.4.1958Schweigemarsch gegen die geplante Atombewaffnung der BundeswehrAufgerufen vom "Aktionsausschuss der Berliner Jugend gegen den Atomtod", dem auch Bevollmächtigte von Studentenverbänden angehören, beteiligen sich etwa 5 000 Demonstranten mit Transparenten, wie z. B. "Frieden statt Atombomben". |
8.5.1958Gründung des "Studentenausschusses gegen Atomrüstung"Die studentischen Gemeinschaften ESG (Evangelische Studentengemeinde), LSD (Liberale Studenten Deutschlands), SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), DID (Deutsch-Israelische Studiengruppe) und ISSF (Internationaler Studentenbund) sowie das Filmstudio der FU gründen einen "Studentenausschuss gegen Atomrüstung" an der FU. |
24.10.1958Gerichtsentscheid zu den schlagenden VerbindungenDas Bundesverwaltungsgericht entscheidet in letzter Instanz, dass der Passus der Universitätsordnung, wonach die Zugehörigkeit zu schlagenden Verbindungen und die Zugehörigkeit zur FU unvereinbar seien, rechtswidrig sei. |
27.11.1958"Berlin-Ultimatum" der sowjetischen RegierungDie Regierung der UdSSR erklärt die Protokolle und Abkommen mit den ehemaligen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich für null und nichtig. Den Alliierten wird eine Frist von sechs Monaten gesetzt, um in Verhandlungen über den künftigen Status Berlins einzutreten. |
12.12.1958Einweihung des Gebäudes der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen FakultätEntworfen wurde das Gebäude in der Garystraße 21 von den Berliner Architekten Hans Geber und Otto Risse. |
3./4.1.1959An der FU findet der "Atomtod-Kongress" statt.Im Neubau der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der FU findet ein Studentenkongress gegen Atomrüstung statt. In der Arbeitsgruppe zum Thema Atomrüstung und Wiedervereinigung wird ein Antrag mit Zweidrittelmehrheit angenommen, in dem es unter anderem heißt, es sei nötig, dass Formeln wie "Mit Pankow wird nicht verhandelt." aus der politischen Argumentation verschwänden. Als Ziele werden genannt: "1. Die Umrisse eines Friedensvertrages entwickeln, 2. die möglichen Formen einer interimistischen Konföderation prüfen". Von den Beschlüssen, die sich gegen die offizielle Deutschlandpolitik aller Parteien richten und in denen die Anerkennung der DDR gefordert wird, distanziert sich der AStA der FU am 7.1.59, der Akademische Senat am 14.1.59 – nachdem sich herausgestellt hat, dass der Kongress von der FDJ majorisiert wurde. An der Vorbereitung dieser Aktion der FDJ hatte Hermann Kant, der spätere Vorsitzende des Schriftstellerverbands der DDR, wesentlichen Anteil. Zu den Teilnehmern des Kongresses gehören unter anderem Ulrike Meinhof (damals Mitarbeiterin der oppositionellen Zeitschrift "Konkret") und der Wehrexperte (und spätere Bundeskanzler) Helmut Schmidt, zwischen denen es zu heftigen Wortgefechten kommt. Während der Diskussionen um die Resolution verlässt Helmut Schmidt den Kongress unter Protest. Vgl. den Eintrag zum 4.7.1959 |
20.2.1959Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Studium in BerlinDer 7. Senat des Bundesverwaltungsgerichts erklärt in einem Grundsatzurteil, dass Bürger der Bundesrepublik, die ihren Studienaufenthalt in Berlin, zum Beispiel durch ein Studium an der FU oder TU, nachweisen können, nicht den Vorschriften des Wehrpflichtgesetzes unterliegen. |
14.3.1959Einweihungsfeier für das Hahn-Meitner-InstitutDie Initiative zur Gründung eines "Zentralinstituts für Kernforschung" ging von den Rektoren der Freien Universität und der Technischen Universität Andreas Paulsen und Johannes Lorenz aus, die im Dezember 1955 eine Denkschrift veröffentlichten, in der sie dazu aufriefen, eine "freie Atomforschung für friedliche Zwecke in Berlin zu ermöglichen". An der Einweihungsfeier des Hahn-Meitner-Instituts nehmen Lise Meitner, Otto Hahn, der Regierende Bürgermeister Willy Brandt, sowie die Rektoren der beiden Berliner Universitäten, Werner Kniehahn (TU) und Gerhard Schenck (FU) teil. Als Zentralinstitut der West-Berliner Kernforschung ist das HMI nach seiner Gründung eng mit den Berliner Universitäten verbunden. Im Januar 2009 fusioniert es mit der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) zum Helmholtz-Zentrum Berlin. Vgl. die Einträge zum 17.12.1956, zu 1984 und zum 27.10.2010. |
Juli 1959Der Germanistikprofessor Eduard Neumann wird zum neuen Rektor der FU gewählt.Im Juli 1960 wird Neumann wiedergewählt und amtiert bis zum Sommersemester 1961. |
4.7.1959Der AStA veranstaltet ein Forum zum Thema "Kein Krieg mehr".Eingeladen ist der amerikanische Nobelpreisträger für Chemie, Linus Pauling, der u. a. über die langfristigen Erbschäden durch Atombomben referiert. Nur FU-Studenten sind zur Veranstaltung zugelassen, denn die Universitätsleitung befürchtet eine Wiederholung des sogenannten "Atomtod-Kongresses".
Weitere politische Fora des AStA finden 1959 unter den Themen "Antisemitismus" und "Widerstand im totalen Staat" statt. |
21.10.1959Grundsteinlegung für das Klinikum SteglitzDie Initiative für den Neubau eines Klinikums in West-Berlin geht auf Eleanor Dulles zurück, die von 1952 bis 1958 Leiterin des Berlin-Ressorts im Washingtoner State Department (Außenministerium) war. Sie engagierte sich auch für die Finanzierung des Baus durch die Benjamin-Franklin-Stiftung. Eleanor Dulles (1895-1996), die Schwester des Außenministers der Vereinigten Staaten von 1953-1959, John Foster Dulles, sorgte dafür, dass in den 50er Jahren Spendengelder im Gesamtwert von etwa einer Milliarde Dollar nach West-Berlin, dem "Schaufenster für den Osten", flossen. Als Anerkennung wurde sie von der Bevölkerung "Mother of Berlin" genannt. Ihrem Engagement verdankt sich auch der Bau des Studentendorfes Schlachtensee (vgl. den nächsten Eintrag). Gewürdigt wurde ihr Eintreten für die FU durch die Verleihung der Ehrenprofessur (1985) sowie der Benjamin-Franklin-Medaille (1996). Vgl. auch den Eintrag zum 9.10.1968 |
1.11.1959Inbetriebnahme des Studentendorfes SchlachtenseeArchitekten des Studentendorfes sind Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfankuch, die schon die Mensa FU I (vgl. 8.3.1953) entworfen bzw. erweitert haben. Am 1. November 1959 ziehen die ersten 182 Studenten in das Dorf, das mit insgesamt 720 Einzelzimmern ausgestattet ist. Es ist zum größten Teil mit Hilfe von Spenden aus den USA gebaut worden. Im Juni 2000 beschließt der Senat von Berlin, das Studentendorf aufzugeben. Die von den Studenten initiierte Genossenschaft "Studentendorf Berlin-Schlachtensee eG" erwirbt im Dezember 2003 das Studentendorf vom Berliner Liegenschaftsfonds und stellt im April 2004 die erforderliche Bürgschaft. 2006 wird das Studentendorf in den Rang eines Nationalen Kulturdenkmals erhoben. |
27.11.1959Eröffnung der Ausstellung "Ungesühnte Nazijustiz"Die Karlsruher SDS-Gruppen eröffnen in der Karlsruher Stadthalle eine Ausstellung zum Thema "Ungesühnte Nazijustiz", die von Reinhard Strecker, unterstützt von der Hochschulgruppe des SDS an der Freien Universität und der Deutsch-Israelischen Studiengruppe (DIS), vorbereitet wurde. Die Galerie Springer präsentiert am Berliner Kurfürstendamm im Februar 1960 eine erweiterte Fassung der Ausstellung. Die Veranstalter, der SDS, der Liberale Studentenbund und die DIS mussten dorthin ausweichen, nachdem die Freie und die Technische Universität ihnen auf Druck des Berliner Senats unter Willy Brandt keine Räume zur Verfügung stellten. Dem Ausstellungskuratorium gehörten unter anderen die FU-Professoren Ossip K. Flechtheim und Helmut Gollwitzer sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Heinz Galinski an. |
25.1.1960Der FU-Student Reinhard Strecker stellt im Auftrag des SDS Strafantrag gegen 43 schwerbelastete Richter, die während des Dritten Reiches Todesurteile aussprachen. |
5.12.1960Festakt im Auditorium maximum anlässlich des Gründungstages der ehemaligen Friedrich-Wilhelms-UniversitätAnlässlich der 150. Wiederkehr des Gründungstages der ehemaligen Friedrich-Wilhelms-Universität findet ein gemeinsamer Festakt der FU und der Westdeutschen Rektorenkonferenz statt. Referenten sind u. a. der Rektor der FU, Eduard Neumann, und der Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz, Hans Leussink. An dem Festakt nehmen 21 Rektoren aus dem Bundesgebiet, der Lehrkörper der FU, der Vorstand des VDS (Verband Deutscher Studentenschaften) sowie Vertreter des Berliner Senats und des Abgeordnetenhauses teil. |
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