FU-Chronik| 1945-1948| 1949-1960| 1961-1969| 1970-1988| 1989-2004| 2005-2024| Register
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Die Zeit des Ausbaus

Aus der Grußbotschaft des Außenministers der Vereinigten Staaten von Amerika, John Foster Dulles, anlässlich der Einweihung des Henry-Ford-Baus am 19.6.1954:
"Wie Berlin als Symbol der politischen Freiheit, so gilt die Freie Universität als Symbol der akademischen Freiheit der Welt."

Die FU entwickelt sich in den 50er Jahren zu einer international angesehenen Univer­sität, die durch akademische Partnerschaften bald in das weltweite Wissensnetzwerk eingebunden ist. Neben der finanziellen Ausstattung aus Haushaltsmitteln des Landes Berlin und der Bundesregierung erhält die FU zwischen 1948 und 1963 über 20 Millio­nen DM Zuwendungen durch die Administration der Vereinigten Staaten sowie über 10 Millionen DM von der Ford Foundation. Insgesamt wird etwa ein Viertel der FU-Ausgaben durch Spenden finanziert.

Die Hälfte der FU-Studenten stammt aus West-Berlin, ein Drittel kommt aus dem Ost­teil der Stadt und der DDR. Im Wintersemester 1948/49 wächst die Zahl der Immatri­kulierten auf fast 5000 an und hat sich damit schon innerhalb des ersten Jahres seit Gründung der Freien Universität mehr als verdoppelt. In den 50er Jahren steigt die Stu­dentenzahl kontinuierlich auf 12 548 Immatrikulierte im Jahr 1960 an. Der prozen­tuale Anteil der Studenten aus dem Ostteil Berlins und aus der DDR sinkt ab, der Anteil der Studenten aus der Bundesrepublik steigt von 11% (1955) auf über 30% (1962) an.

Die FU bleibt in den fünfziger Jahren eine politische Universität. Das Engagement der Studentenschaft richtet sich sowohl gegen den Einfluss ehemaliger Nationalsozialisten wie auch gegen die antidemokratische Politik der SED in Ost-Berlin und der DDR. Gegen Ende der fünfziger Jahre beteiligen sich Hochschullehrer und Studenten der FU an politischen Kampagnen gegen Antisemitismus und atomare Aufrüstung.



1949

26.1.1949

Die ehemalige Friedrich-Wilhelms-Universität wird offiziell in "Humboldt-Universität zu Berlin" umbenannt.

Nach ihrer Wiedereröffnung am 29.1.1946 trug die Universität zunächst den Namen "Universität Berlin". In der Presse und der Öffentlichkeit wurden allerdings auch oft die Bezeichnungen "Universität Unter den Linden", "Linden-Universität" oder "Berliner Universität" verwendet.





2.2.1949

Oberbürgermeister Ernst Reuter beauftragt Friedrich von Bergmann mit der Führung der Geschäfte des Kurators der FU.

Der promovierte Mediziner von Bergmann leitete von 1945 bis 1946 die Abteilung Wis­senschaft und Ausbildung der Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen in der Sowjetischen Besatzungszone. Nachdem er dort seine Tätigkeit beendet hatte, war er u. a. freier Mitarbeiter des "Tagesspiegel" und Sekretär des Vorbereitenden Ausschus­ses für die Gründung der FU.
Dem staatlich bestellten und – im Gegensatz zum Rektor – hauptamtlich tätigen Kura­tor untersteht die Wirtschaftsverwaltung der Universität.

Die Amtsbezeichnung "Kurator" wird im Juli 1969 in "Kanzler" geändert.

Schwarz-Weiß-Foto von Friedrich von Bergmann
Friedrich von Bergmann




17.2.1949

Wahl des ersten AStA

Bei der Wahl des ersten AStA ("Allgemeiner Studentenausschuss"), der in der Sat­zung der Studentenschaft vorgesehenen Exekutive, beteiligen sich 76% der Studen­ten. Zum ersten AStA-Vorsitzenden wird der Medizinstudent Helmut Coper (FU-Matri­kelnummer 2) gewählt.





April 1949

Die studentische Arbeitsvermittlung "Heinzelmännchen" nimmt ihre Tätigkeit auf.

Bis 2002 steigt die Zahl der jährlich vermittelten Studenten auf 15 000 und die der registrierten Arbeitgeber auf 5 000. Für mehr als die Hälfte der Studenten sind die angebotenen und abgerechneten Jobs wichtigste bzw. alleinige Finanzierungsquelle.

Schwarz-Weiß-Foto von Ulrich Heckert, dem ersten Heinzelmännchen
Ulrich Heckert, Heinzelmännchen Nr. 1




25.-28.8.1949

Die FU beteiligt sich an den Feierlichkeiten zu Goethes 200. Geburtstag.

Im Rahmen der Festlichkeiten zu Goethes 200. Geburtstag am 28.8.1949 veranstaltet die FU vom 25. bis zum 27.8. jeweils einen Konzertabend mit dem Titel "Eine Abend­musik bei Goethe". Das Collegium Musicum der FU spielt in der Eichengalerie des Schlosses Charlottenburg Werke von Bach, Mozart und Beethoven.

Am 28.8. hält der Direktor des Germanischen Seminars, Hermann Kunisch, in der Städtischen Oper die Festansprache über "Goethe und die Grundlage des Abend­landes".

Schwarz-Weiß-Foto: Friedrich Meinecke und Studenten in Kostümen der Goethe-Zeit
Rektor Meinecke begrüßt am 25.8. Studenten in Kostümen der Goethe-Zeit.




18.5.1949

Der Berliner Magistrat übergibt der FU mehrere im amerikanischen Sektor gelegene Institute der früheren Friedrich-Wilhelms-Universität und übernimmt deren Finanzierung.

Die FU erhält zum Beispiel das Pharmakologische Institut (Garystraße 9) und das Pflanzenphysiologische Institut (Königin-Luise-Straße 1-3). Rechtzeitig zum Sommer­semester 1949 ist damit das vorklinische Studium gesichert.





30.7.1949

Einrichtung der Juristischen Fakultät und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät

Auf der Fakultätssitzung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wird deren Trennung in eine Juristische und eine Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät beschlossen.

Foto des Hauses in der Boltzmannstraße 3
Boltzmannstraße 3




Wintersemester 1949

Edwin Redslob wird neuer Rektor der FU.

Zu Beginn des Wintersemesters 1949 tritt Friedrich Meinecke aus Gesundheitsgrün­den von seinem Amt als Rektor der FU zurück. Sein Nachfolger wird der Kunsthisto­riker und FU-Mitbegründer Edwin Redslob. Er amtiert bis 1950.

Schwarz-Weiß-Foto von Edwin Redslob
Edwin Redslob




Oktober 1949

Das Physikalische und das Mathematische Institut beziehen die Gebäude des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik.

Die technischen Anlagen im 1935-1937 errichteten Hauptgebäude des KWI Physik (Boltzmannstraße 18-20) sind nach Kriegsende von den Sowjets demontiert worden, so dass die Institute in nahezu leere Räume ziehen. Im ehemaligen "Kältelaborato­rium" (Boltzmannstraße 16) wird der Hörsaal untergebracht.

Der Gebäudekomplex ist heute Eigentum der Max-Planck-Gesellschaft. Das Haupt­gebäude beherbergt Teile des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Zwischen 1984 und 2012 war auch das Archiv der FU dort untergebracht.

In der Direktorenvilla des KWI Physik (Harnackstraße 5) ist eine Dienststelle der Zentralen Universitätsverwaltung untergebracht.

Schwarz-Weiß-Foto vom Gebäude Boltzmannstraße 20
Boltzmannstraße 20




1.11.1949

Ehrendoktorwürde für Theodor Heuss und Ernst Reuter im Titania-Palast

Anlässlich seiner Ehrenpromotion hält Bundespräsident Theodor Heuss eine Rede "An die Jugend von Berlin". Die Rede des Bundespräsidenten ist für die junge Universität, deren Gründung in der Bundesrepublik nicht unumstritten ist, ein Zeichen der Ermuti­gung.

Aus den Schlussworten der Rede: "Die Universitäten sind keine Veranstaltung, um Gesinnungen zu drillen. Das sollten sie einmal sein – Sollen sie das wieder sein? Die Freie Universität hier ist geschaffen worden, um sich von solchen abzuheben."





10.11.1949

Der AStA wendet sich gegen studentische Verbindungen.

Im Akademischen Senat versucht der AStA einen Beschluss durchzusetzen, wonach Immatrikulation oder Tätigkeit an der FU unvereinbar sei mit der Zugehörigkeit zu schlagenden und/oder farbentragenden Verbindungen (Korporationen).

13.10.1954
Das Berliner Oberverwaltungsgericht erklärt die Zulassungseinschränkungen für schla­gende und/oder farbentragende Korporationen an der FU für verfassungswidrig: Mensu­ren seien weder strafbar noch sittenwidrig und Forschung und Lehre an der FU seien durch sie nicht gefährdet.

24.10.1958
Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts wird vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt.





20.11.1949

Eröffnung des Neubaus für das Anatomische Institut

Als erster Neubau der FU wird das Präpariersaalgebäude des Instituts für Anatomie in der Königin-Luise-Straße 15 eröffnet (Architekt: Oberbaurat Huntemüller).

Foto des Anatomischen Instituts 2004
Königin-Luise-Straße 15




13.12.1949

Wahl zur studentischen Selbstverwaltung, dem 1. Konvent, und Urabstimmung über das Studentenstatut der FU

Wahlbeteiligung: 71,4%. Urabstimmung: Ja: 82,2%, Nein: 12,3%, Enthaltungen: 5,5% der abgegebenen Stimmen. Die Satzung der Studentenschaft lehnt das Farbentragen nicht generell ab, verbietet jedoch die Zugehörigkeit zu "Vereinigungen und Gruppen, die gegen die Völkerverständigung arbeiten oder totalitäre Ziele haben oder terroristi­sche Methoden empfehlen oder anwenden".





22.12.1949

Edwin Redslob besucht den Präsidenten der Columbia-Universität, General Dwight D. Eisenhower.

Nach Redslobs Besuch beschließt der Studentenrat der New Yorker Columbia-Universität Ende Februar 1950, die Hälfte der von ihrer Universität für den Fonds des Weltstudentendienstes aufgebrachten Mittel ausschließlich der FU vorzubehalten. Außerdem werden direkte Kontakte mit der FU geknüpft.




1950

2.1.1950

Die Villa in der Goethestraße 49 wird zum Klubhaus der FU.

In Anwesenheit des Berliner Oberbürgermeisters Ernst Reuter übergibt FU-Präsident Edwin Redslob die Villa in der Goethestraße 49 in Zehlendorf an die Studentenschaft der FU.

Foto der Villa Goethestraße 49
Villa Goethestraße 49




Sommersemester 1950

Beginn des Austauschs von Studenten mit der Stanford University (Kalifornien)

Ende der 50er Jahre folgen Austauschbeziehungen mit der University of Pennsylvania, Anfang der 60er Jahre mit der Princeton University.

Bis zum Jahr 2001 steigt die Anzahl der Partnerschaften der FU mit ausländischen Universitäten auf 94 an: 33 in Nordamerika, 29 in Asien, 22 in Europa, 7 in Latein­amerika, 2 in Australien und eine in Afrika. Hinzu kommen 268 Partnerhochschulen innerhalb der EU-Mobilitätsprogramme. Kooperationsvereinbarungen mit ausländischen Partnerschaftsuniversitäten ermöglichen jährlich einen Austausch für etwa 70 Studen­ten. Die Aufenthaltskosten der "outgoing students" werden von den jeweils gastgeben­den Universitäten getragen, umgekehrt finanziert die FU die "incoming students".

Collage: Freiheitsstatue und Siegel der FU




20.4.1950

Beschluss des Konvents gegen farbentragende Verbindungen

Auf seiner 12. Sitzung beschließt der 1. Konvent, die Aktivitäten der farbentragenden Verbindungen und das Farbentragen innerhalb der FU oder auf ihren Veranstaltungen zu verbieten.





16.5.1950

Aufruf des AStA gegen die "Freie Deutsche Jugend"

Der AStA ruft alle Studenten auf, sich nicht am Pfingstmarsch der "Freien Deutschen Jugend" (FDJ), der Jugendorganisation der "Sozialistischen Einheitspartei Deutsch­lands" (SED), zu beteiligen.





24.5.1950

Die Philosophische Fakultät verleiht dem Komponisten Paul Hindemith die Ehrendoktorwürde.

Paul Hindemith (1895-1963) wird für sein musikalisches Werk geehrt, in dem er "ein für unsere Zeit gültiges Musikideal verwirklicht und es durch umfassende musiktheore­tische Forschungen geistig vertieft hat".

Schwarz-Weiß-Foto: Paul Hindemith und FU-Rektor Edwin Redslob
Paul Hindemith und FU-Rektor Edwin Redslob




Juli 1950

Gründung der "studentischen Darlehenskasse Berlin-Charlottenburg e.V."

Bei Benennung von zwei Bürgen werden bis zu 500 DM Darlehen an Studenten gewährt, rückzahlbar in den ersten fünf Jahren der Berufstätigkeit.





20.7.1950

Der Medizinprofessor Hans Freiherr Kress von Kressenstein wird neuer Rektor der Freien Universität.

Von Kressenstein wird am 18.7.1951 wiedergewählt und amtiert bis 1952.

Schwarz-Weiß-Foto von Hans Freiherr Kress von Kressenstein und Ernst Reuter
Hans Freiherr Kress von Kressenstein




28.7.1950

Gründung des "Instituts für politische Wissenschaft" an der Freien Universität

Das Institut hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins, dessen Mitglieder der FU und der 1949 wiedereröffneten Deutschen Hochschule für Politik angehören. Es ist vor allem auf die Forschung ausgerichtet und wird gemeinsam von der FU und der Hoch­schule für Politik betrieben (vgl. 1.4.1959).

Am 1.4.1959 wird das Institut als interfakultative (interdisziplinäre) Einrichtung in die FU integriert. 1970 wird es mit dem "Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte" der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät zum "Zentralinstitut für Sozial­wissenschaftliche Forschung" (ZI 6) zusammengefasst.

Siehe auch den Eintrag zum 1.10.1996.





28.7.1950

FU-Studenten demonstrieren gegen Rechtsextremismus.

Hunderte von FU-Studenten demonstrieren gegen eine Versammlung der in Berlin nicht zugelassenen, rechtsgerichteten "Sozialistischen Reichspartei". Der AStA legt anschließend Protest gegen das harte Eingreifen der Polizei ein.





25.10.1950

Die Philosophische Fakultät beschließt die Umwandlung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung in eine eigene Fakultät zum 1. April 1951.





Dezember 1950

Urabstimmung zum deutschen Verteidigungsbeitrag

Bei der Urabstimmung an der FU beteiligen sich 53,3% der 5 500 Studenten. 78,6% halten einen deutschen Verteidigungsbeitrag für das geeignete Mittel, einem "echten Notstand eines ganzen Volkes" zu begegnen. 92,2% sehen einen solchen Notstand durch das "Vorgehen des Bolschewismus" gegeben.





7.12.1950

FU-Studenten beteiligen sich an einer Demonstration gegen Werner Krauss.

Bei einer Demonstration, zu der alle Studenten Berlins aufgerufen worden sind, durch­brechen Demonstranten mehrere Polizeiketten, zertrümmern die Glastüren des Foyers des Theaters am Kurfürstendamm und verlangen die Absetzung des Gastspiels des Wiener Burgtheater-Ensembles mit Werner Krauss (Krauss war Hauptdarsteller im antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß" von Veit Harlan). Die Berliner Schutzpolizei setzt Wasserwerfer und Holzknüppel ein. Auf Wunsch der Mehrheit der Zuschauer wird die Aufführung fortgesetzt. Am 11. Dezember bricht das Burgtheater jedoch nach weiteren Protesten das Gastspiel ab.




1951

Beginn der Austauschprogramme mit den Universitäten Kopenhagen und Oslo





15.1.1951

Shepard Stones Memorandum über die Freie Universität Berlin

John J. McCloy, der Hohe Kommissar der USA in Deutschland, übermittelt dem Präsi­denten der Ford Foundation, Paul G. Hoffmann, ein Memorandum über die Freie Uni­versität Berlin – verfasst von McCloys Sonderberater für öffentliche Angelegenheiten und Informationswesen, Shepard Stone. Stone plädiert darin für die Unterstützung der Freien Universität. Diese erst vor zwei Jahren gegründete Hochschule biete im Unter­schied zu den rückständigen alten Universitäten in Deutschland die einmalige Gele­genheit, Männer und Frauen für politische Führungsaufgaben auszubilden, die den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen durch Kommunismus und rechte totalitäre Bedrohungen gewachsen sind.

Schwarz-Weiß-Foto von Shepard Stone
Shepard Stone




31.1.1951

Protest des FU-Konvents gegen Todes- und Freiheitsstrafen in der DDR

Nachdem in der DDR ein Oberschüler zu 15 Jahren Zuchthaus und zwei Studenten zum Tode verurteilt worden sind, fordert der FU-Konvent Freiheit für die drei Verurteilten und darüber hinaus auch "Freiheit für alle anderen, aus politischen Gründen verurteil­ten, verhafteten und verschleppten Menschen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands".





14.2.1951

FU-Konvent verbietet Vereinigungen, die Antisemitismus verbreiten.

Auf seiner 7. Sitzung beschließt der 2. Konvent der FU ein Verbot von Vereinigungen, "die den Antisemitismus verbreiten, fördern oder billigen".





26.5.1951

Eröffnung der Veterinärmedizinischen Abteilung in der Medizinischen Fakultät

Fast die gesamte veterinärmedizinische Fakultät der Humboldt-Universität (7 Professo­ren, 30 Assistenten und 200 Studenten) wechselt an die FU.

Seit 1949 hat die Mehrheit der Angehörigen der veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität versucht, sich der Einflussnahme durch die SED zu entziehen. Bei den von der SED Ende November 1949 angeordneten Neuwahlen für den Fakul­tätsrat wurden 80% ungültiger Stimmen abgegeben.

Als die SED plante, die Fakultät nach Greifswald zu verlegen, wandten sich die Vete­rinärmediziner an die FU mit der Bitte um Übernahme ihrer Fakultät. Das Kuratorium stimmte einer Übernahme im August 1950 zu. Die Finanzierung erfolgte teilweise durch private Spenden.

Ab dem 4.2.1952 bildet die Veterinärmedizin an der FU eine selbständige Fakultät.

Zur weiteren Entwicklung vgl. den Eintrag zum 23.6.1992.





9.6.1951

Henry Ford II besucht die FU.

Auf Einladung des Rektors der Freien Universität, Hans Freiherr von Kress zu Kres­senstein, besucht Henry Ford II in Begleitung von Paul G. Hoffman (Präsident der Ford Foundation), Robert M. Hutchins (Vizepräsident der Ford Foundation) und Alvin C. Eurich (Präsident der State University of New York) die Freie Universität.

Schwarz-Weiß-Foto: Henry Ford II und Paul G. Hofmann in Berlin
Henry Ford II und Paul G. Hoffman




20.7.1951

Gedenkstunde der FU für Professoren und Studenten, die dem nationalsozialistischen und stalinistischen Terror zum Opfer fielen

Auf der vom RIAS übertragenen Veranstaltung sprechen Inge Scholl (Schwester der Widerstandskämpferin Sophie Scholl), der Regierende Bürgermeister Ernst Reuter, der Bundestagsabgeordnete Herbert Wehner (SPD, Vorsitzender des gesamtdeutschen Bundestagsausschusses), FU-Rektor Freiherr Kress von Kressenstein und Dietrich Spangenberg (SPD, Vorsitzender des Amtes für gesamtdeutsche Studentenfragen).

In seiner einführenden Rede erklärt Dietrich Spangenberg:
"Wir haben den 20. Juli in voller Absicht für diese Gedenkstunde gewählt. In einer Zeit nämlich, in der rechtsradikale Gruppen Widerstandskämpfer gegen Hitler als gemeine Landesverräter bezeichnen, kommt es uns darauf an, durch Betonung der Gleichartigkeit des Widerstandes gegen nationalsozialistische und stalinistische Willkür, beide in ihrem verantwortungsvollen Kampf um die Freiheit zu ehren". Es gelte "die Widerstandskämpfer gegen totalitäre Regime vor jeder Verunglimpfung durch extreme Gruppen schützen".





6.8.1951

Spende der Ford Foundation

Die Ford Foundation spendet der FU etwa 8,5 Millionen DM in Anerkennung ihres "unter großen Schwierigkeiten geleisteten Beitrages für die demokratische Erziehung". Die Übergabe der Spende findet am 6.8.1951 im Titania-Palast statt.

Die Zuwendung der Ford Foundation ermöglicht den Bau eines neuen Hörsaal- und Bibliotheksgebäudes (Henry-Ford-Bau) und einer neuen Mensa.

In einer Feierstunde im Titania-Palast bedankt sich FU-Rektor Freiherr Kress von Kressenstein bei dem Präsidenten der Ford Foundation, Paul G. Hoffman.

Schwarz-Weiß-Foto von Hans Freiherr Kress von Kressenstein und Ernst Reuter
Paul G. Hoffman, Präsident der Ford Foundation, und Hans Freiherr Kress von Kressenstein




31.8.1951

Elf Studenten der Freien Universität und der Deutschen Hochschule für Politik werden zwischen 1951 und 1953 in der Sowjetunion hingerichtet, ein weiterer stirbt im Gulag.

Sowjetische Militärtribunale (SMT) verhängen in der DDR zu Beginn der fünfziger Jahre über tausend Todesurteile. Verurteilt werden zumeist oppositionelle Mitglieder der CDU, der SPD und der LDP, die sich der Gleichschaltung ihrer Parteien widersetzt haben, sowie andere politisch missliebige Personen. Die konstruierten Anklagen lau­ten in der Regel auf Spionage, Bandenbildung oder Waffenbesitz. Nach der Strafver­kündung dürfen diese Häftlinge ein Gnadengesuch einreichen, über das der Oberste Sowjet innerhalb von 96 Tagen entscheidet. In neunzig Prozent der Fälle kommt es zu keiner Begnadigung. Die Verurteilten werden danach per Zug nach Moskau transpor­tiert und in das beim Weißrussischen Bahnhof gelegene Butyrka-Gefängnis überstellt, wo ihre Hinrichtung durch Genickschuss erfolgt. Die Leichen der Hingerichteten kom­men zur Einäscherung auf den Friedhof des früheren Klosters Donskoje. Dort werden ihre sterblichen Überreste anonym verscharrt. Von den bislang identifizierten über 960 Deutschen, die zwischen 1950 und 1953 dem sowjetischen Terror zum Opfer fal­len, stammen 39 aus dem Bundesgebiet und 112 aus West-Berlin, darunter zwölf Stu­denten der FU bzw. der Deutschen Hochschule für Politik.

Unter der Überschrift "Vergeßt sie nicht" erscheinen 1951 und 1952 in jeder Monats­aus­gabe der FU-Studentenzeitschrift "Colloquium" Namenslisten von Studenten und Akademikern, die in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert sind. Die Informatio­nen über den Zeitpunkt und die Gründe der Festnahmen stammen zumeist vom Hören­sagen oder direkt von Familienangehörigen, und sie treffen – wie man heute weiß – in aller Regel zu. An der Freien Universität Berlin arbeitet seit 1950 das "Amt für gesamt­deutsche Studentenfragen des Verbandes Deutscher Studentenschaften" (VDS) mit Sitz im Bachstelzenweg 29/30 und seit 1954 im Kiebitzweg 3a. Seine Mitarbeiter be­mühen sich um die Aufklärung von Einzelschicksalen vermisster Kommilitonen und versuchen, eine nur in geringstem Umfang mögliche Rechtshilfe zu organisieren. Die studentische Einrichtung steht bis 1958 unter der Leitung von Dietrich Spangenberg, der später unter Willy Brandt die Berliner Senatskanzlei leitet und unter Gustav Heine­mann seit 1969 das Bundespräsidialamt.

Siehe auch den Eintrag zum 6.9.2007.

Schwarz-Weiß-Fotos der 12 in der Sowjetunion umgekommenen Studenten der FU und der DHfP
Studenten der FU und der DHfP




4.10.1951

Udo Gielen, Student an der Deutschen Hochschule für Politik, stirbt im DDR-Haftkrankenhaus Waldheim

Udo Gielen gehört seit 1946 der Liberal-Demokratischen Partei in Berlin-Spandau an und ist Vorsitzender der Jungdemokraten. Nach Gründung der FDP ist er als Vertreter der Jungdemokraten Mitglied des Berliner Landesvorstandes der FDP. Am 5. März 1951 wird Gielen im Interzonenzug auf dem Weg von Bonn nach Berlin in Marienborn verhaftet und vom Ministerium für Staatssicherheit inhaftiert. Er stirbt am 4. Oktober 1951 in der sächsischen Haftanstalt Waldheim.

Foto von Udo Gielen
Udo Gielen




Herbst 1951

Das Seminar für Mittelalterliche und Neuere Geschichte wird in "Friedrich-Meinecke-Institut" (FMI) umbenannt.

Friedrich Meinecke (30.10.1862–6.2.1954) gehört mit Wilhelm Dilthey und Ernst Troeltsch zu den Begründern der politischen Ideengeschichte. Von 1914 bis 1932 war er Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Er zählte im Ersten Weltkrieg zu den wenigen deutschen Professoren, die sich für einen Verhandlungsfrieden einsetz­ten. 1935 entzogen ihm die Nationalsozialisten die Herausgeberschaft der "Histori­schen Zeitschrift", die er seit 1896 innegehabt hatte. 1946 veröffentlichte er unter dem Titel "Die deutsche Katastrophe" eine geistesgeschichtliche Rekonstruktion der deutschen Geschichte.

Seit 2001 wird jährlich – dank der Initiative von emeritierten und pensionierten Pro­fessoren des FMI – der Friedrich-Meinecke-Preis für eine hervorragende geschichts­wissenschaftliche Dissertation verliehen.

Anlässlich des 50. Todestages findet im Februar 2004 das Kolloquium: "Erinnern, Gedenken, Historisieren" am FMI statt.

Das FMI umfasst seit 1976 auch das Seminar für Alte Geschichte.

Schwarz-Weiß-Foto von Meinecke vorm Eingang des Friedrich-Meinecke-Instituts
F. Meinecke und G. Kotowski

Foto des Hauses Altensteinstraße 40
Altensteinstraße 40




Wintersemester 1951/52

Einrichtung der "Tutorengruppen"

Studenten der Geschichtswissenschaft richten die ersten Studienhelfergruppen ("Tuto­rengruppen") ein.

Studenten höherer Semester organisieren Gruppen mit höchstens 10 Teilnehmern, um bei der Bewältigung des Studiums zu helfen. Das Ziel ist nicht nur, Studienanfängern den Einstieg ins Studium zu erleichtern, sondern Gruppen heranzubilden, die mög­lichst kontinuierlich das Studium begleiten.

Gedacht sind die Tutorengruppen auch als zeitgemäße Variante studentischen Ge­meinschaftslebens, in bewusstem Gegensatz zu den farbentragenden und schlagen­den Verbindungen.





24.11.1951

Eröffnung des Osteuropa-Instituts (OEI)

Das Osteuropa-Institut (OEI) ist – wie das Institut für politische Wissenschaft – als "interfakultatives Institut" organisiert. Beteiligt sind u. a. Historiker, Philologen, Juris­ten, Ökonomen, Geographen und Mediziner. Zu dem Zeitpunkt ist es das einzige universitäre Osteuropa-Institut für Forschung und Lehre in Deutschland.

1961 zieht das OEI in die Garystraße 55 – siehe den Eintrag zum 5.6.1961.




1952

Ende Wintersemester 1951/52

Umfrage unter 50 Studenten der philosophischen Fakultät: "Die Universität im Urteil ihrer Studenten"

Frage 75: Soll die Studentenvertretung zu den Fragen des öffentlich-politischen Lebens Stellung nehmen oder erblicken Sie darin eine Überschätzung ihres Aufgabenberei­ches? Wenn der erste Teil der Frage bejaht wird, geben Sie Beispiele, zu welchen Fra­gen des öffentlich-politischen Lebens Stellung genommen werden soll.
80% stimmen für eine Stellungnahme der Studentenvertretung zu den Fragen des öffentlichen Lebens. 20% erblicken darin eine Überschätzung des Aufga­benbereiches.
Die 80% nennen folgende Beispiele:
Korporationswesen (27,5%), Antisemitismus (20,8%), Wehrbeitrag (8,8%), Mitbe­stimmungsrecht der Arbeitnehmer (6,6%), Wahlrechtsreform (2,2%), Kulturpoli­tik (8,8,%), Ostprobleme (7,6%), Jugendprobleme (4,4%), Arbeitslosenprobleme (2,2%), Übergriffe der Besatzungsmächte (1,1%).





1952

Eröffnung der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik

Die Klinik tritt die Nachfolge der "Kuranstalten Westend" an. Sie gingen 1910 aus der 1887 als "Privat-Irrenanstalt" gegründeten Psychiatrischen Klinik im vornehmen west­lichen Charlottenburg hervor. Ein therapeutischer Schwerpunkt der "Kuranstalten" lag auf Entziehungskuren für Patienten mit Rauschgift- und Alkoholabhängigkeit. Hans Fallada verarbeitete seinen Klinikaufenthalt in der "Kuranstalt" 1944 in dem Roman "Der Trinker" (veröffentlicht posthum 1950).

Die Psychiatrie der Freien Universität erweitert ihre Arbeitsbereiche im Laufe ihrer Entwicklung u. a. durch die Einrichtung selbstständiger Abteilungen für Psychophy­siologie, Kinder- und Jugend­psychiatrie, Gerontopsychiatrie, Sozialpsychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, sowie psychotherapeutische Studentenberatung.

1979 bezieht die Klinik einen Neubau (Eschenallee 3, siehe Eintrag zum 14.12.1979).

Seit dem 1. Juni 2003, nach dem Zusammenschluss der beiden Berliner Universitäts­klinika Benjamin Franklin und Charité, heißt die Klinik offiziell "Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie".





1.3.1952

Die "Bibliotheksstelle" wird in "Universitätsbibliothek der Freien Universität" umbenannt.

Das Bibliothekssystem der Freien Universität Berlin mit der Universitätsbibliothek (UB) und zahlreichen Fachbibliotheken ist heute eines der größten aller deutschen Universi­täten. Es umfasst rund 8 Millionen Bücher und 20 000 laufende Zeitschriften (Stand im Jahr 2004).

Am 20.4.1952 erhält die Universität 25 000 Bücher und Zeitschriften als Spende von amerikanischen Universitäten.

Foto: Übergabe einer Bücherspende am Flughafen Tempelhof
Bücherspende der Ford Founda­tion am Flughafen Tempelhof




5.7.1952

Beschluss des FU-Senats gegen Antisemitismus und Neofaschismus

Der Akademische Senat beschließt die Unvereinbarkeit von Antisemitismus und Neofaschismus mit einer Zugehörigkeit zur FU sowie ein Verbot des demonstrativen Farbentragens auf dem Campus und in der Öffentlichkeit.

Senatsbeschluss 5.7.1952
Senatsbeschluss




23.7.1952

Der Professor für Klassische Philologie, Georg Rohde, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.

Rohde amtiert bis 1953 als vierter Rektor der FU.

Schwarz-Weiß-Foto von Georg Rohde
Georg Rohde




24.7.1952

Feierliche Grundsteinlegung zum Hauptgebäude der FU, dessen Bau durch die Ford Foundation finanziert wird

Die Einweihung des Henry-Ford-Baus findet am 19.6.1954 statt.

Schwarz-Weiß-Foto: Grundsteinlegung Henry-Ford-Bau
Grundsteinlegung für das neue Hörsaalgebäude




15.12.1952

Gründung der "Studentischen Krankenversicherung e.V."

Die studentische Krankenversicherung (SKV) fordert von ihren Mitgliedern bei freier Arztwahl 20% Kostenbeteiligung. Der Semesterbeitrag beläuft sich auf 21 DM. Der Vorstand der SKV besteht aus drei Studenten und drei Professoren.




1953

8.3.1953

Eröffnung der neuerbauten Mensa auf dem FU-Campus (Van't-Hoff-Straße 6)

Die mit Mitteln der Ford Foundation errichtete Mensa wird in Anwesenheit des Regie­renden Bürgermeisters Ernst Reuter feierlich eingeweiht. Das Gebäude wurde von den Architekten Hermann Fehling und Peter Pfankuch entworfen, und 1975 von Hermann Fehling und Daniel Gogel erweitert.

"Die in Stahl ausgeführte Skelettkonstruktion verlegt die tragenden Kräfte ins Innere und nicht mehr in die Mauern, so dass diese, weit mehr als beim Stein­bau, für die Belichtung geöffnet werden können."
(So der Kunsthistoriker und zweite Rektor der FU, Edwin Redslob, in seiner Monogra­phie über die FU von 1963)

Auf der Wiese vor der Mensa wird die Skulptur "Kore" des Bildhauers Karl Hartung (1908-1967) aufgestellt.

Schwarz-Weiß-Foto der Mensa in der Van't-Hoff-Straße
Die Mensa auf dem FU-Campus

Foto des Haupteingangs zur Mensa in der Van't-Hoff-Straße
Haupteingang




6.5.1953

Die Philosophische Fakultät verleiht Leo Baeck die Ehrendoktorwürde.

Der Rabbiner und Holocaust-Überlebende Leo Baeck wird mit der Ehrenpromotion der Philosophischen Fakultät gewürdigt.

Die Ehrung erfolgt für:

  • "sein Wirken als Lehrer an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums",
  • "sein Wirken in und für Berlin",
  • "seinen schöpferischen Anteil an der religionswissenschaftlichen Forschung",
  • "für die menschliche Größe, mit der er in schwerer Zeit gegen seelische Ver­wirrung und politische Verwilderung auftrat und sein priesterliches Amt er­füllte".
Schwarz-Weiß-Foto Leo Baeck
Leo Baeck





13.6.1953

Der Germanistikstudent Wolfgang Krütze wird "auf der Flucht erschossen".

Wolfgang Krütze, Germanistikstudent an der Freien Universität Berlin, gründet 1951 gemeinsam mit einem Kommilitonen eine Presseagentur, die Informationen über wirtschaftliche und politische Probleme in der DDR und anderen Ostblockstaaten sammelt, um sie als Meldungen an Printmedien und Rundfunksender zu verkaufen. Krütze wird im Januar 1953 von einem MfS-Agenten in den Ostsektor Berlins gelockt, dort festgenommen und vom Bezirksgericht Potsdam wegen "Boykotthetze" zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf dem Transport in die Haftanstalt wird Wolfgang Krütze nach Angaben des MfS bei einem Fluchtversuch erschossen.

Schwarz-Weiß-Foto Wolfgang Krütze
Wolfgang Krütze





26.6.1953

Der Konvent der FU setzt sich dafür ein, den 17. Juni zum Nationalfeiertag zu erheben.

Der Konvent reagiert damit auf den am 17. Juni durch sowjetisches Militär niederge­schlagenen Aufstand in Ost-Berlin und in der DDR.





14.7.1953

Im Grunewald-Kasino schlagen studentische Verbindungen scharfe Mensuren.

Trotz eines dem Rektor der TU gegebenen Versprechens werden bei der Veranstaltung im Grunewald-Kasino Mensuren geschlagen. Der hinzukommende Rektor der FU wird des Hauses verwiesen.





15.7.1953

Zum neuen Rektor der FU wird der Rechtswissenschaftler Ernst Eduard Hirsch gewählt.

Hirsch wird im Juli 1954 wiedergewählt und amtiert bis 1955.

Schwarz-Weiß-Foto von Ernst Eduard Hirsch
Ernst Eduard Hirsch



1954

Das "Collegium Musicum" von Freier und Technischer Universität wird gegründet.

Schon im Wintersemester 1948/49 ist an der FU das "Collegium Musicum vocale et instrumentale" gegründet worden. 1954 wird es mit dem Collegium Musicum der Technischen Universität zusammengeführt. Es besteht aus fünf Ensembles: Großer Chor, Kammerchor, Sinfonieorchester, Kleines Sinfonisches Orchester und Bigband. Die Mitglieder, im Jahr 2011 über 500 Personen, sind Studentinnen und Studenten aller Fachrichtungen, die sich in ihrer Freizeit der Musik widmen. Studierende der Musik­wissenschaft sind nicht darunter. Es finden regelmäßig Semesterabschlusskonzerte statt.

Konzertreisen führen quer durch Europa und bis an den Persischen Golf nach Kuwait.

Unter der Leitung von Manfred Fabricius (Dirigent zwischen 1989 und 2011) wird das Repertoire erweitert und die Reihe "Oper konzertant" eingeführt, in der u. a. Werke von Bizet, Tschaikowski und Rossini aufgeführt wurden.

Schwarz-Weiß-Foto: Konzert des Collegium Musicum
Das Collegium Musicum (WS 59/60)




18.6.1954

Gründungsfeier der "Ernst-Reuter-Gesellschaft"

Ernst Reuter (1889-1953) hatte als gewählter Oberbürgermeister von Berlin entschei­denden Anteil an der Gründung der Freien Universität. Der Gründungsaufruf wurde von ihm unterzeichnet, und er war der erste Vorsitzende des Kuratoriums. Immer wieder hatte er auf die Notwendigkeit einer Fördergesellschaft für die FU hingewiesen.

Zum Vorsitzenden der Ernst-Reuter-Gesellschaft wird der SPD-Politiker Paul Hertz gewählt.

Zu den Zielen der "Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität e.V." (ERG) gehört die Förderung der Forschung, der Lehre und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die seit 1985 stattfindende Verleihung des Ernst-Reuter-Preises für herausragende Disserta­tionen an der FU.

Seit 1998 vergibt die Freie Universität Ernst-Reuter-Stipendien, die besonders quali­fizierten Studenten einen einjährigen Studienaufenthalt im Ausland und hervorragen­den Studenten von Partneruniversitäten ein einjähriges Studium an der FU ermö­glicht.

Die Ernst-Reuter-Gesellschaft ruft im Jahr 2001 mit dem Ernst-Reuter-Forum eine eigene Veranstaltungsreihe ins Leben, in dem die Ehemaligen zu Wort kommen. Vor einem ausgewählten Kreis aus Mitgliedern der ERG halten bekannte Alumni im Klubhaus der Freien Universität Vorträge.

Der Gründungstag der FU, der 4. Dezember, wird seit 1998 als "Ernst-Reuter-Tag" begangen.

Seit 2001 erscheint halbjährlich die Zeitschrift "WIR – Magazin für die Ehemaligen der FU".

Schwarz-Weiß-Foto von Paul Hertz
Paul Hertz




19.6.1954

Einweihung des Henry-Ford-Baus

Aus der Ansprache des Bundesministers des Innern, Gerhard Schröder:
"Kein Volk wird (...) seine Freiheit bewahren, kein Staat die Gerechtigkeit ver­wirklichen können, wenn sie nicht ihre Hochschulen mit Entschiedenheit als die Bastionen geistiger Freiheit anerkennen und schützen und wenn nicht auch diese Hochschulen selbst die darin beschlossene Aufgabe als ihr officium nobilissimum erfüllen würden. Darin liegt der im edelsten Sinne politische Auftrag einer freien Universität in einem Gemeinwesen freier Bürger."

Die Baukosten für das auf Beschluss des Akademischen Senats "Henry-Ford-Bau" genannte Gebäude und für die mit ihm verbundene Universitätsbibliothek werden von der Ford Foundation getragen.

Die Ford Foundation ist eine der größten wohltätigen Stiftungen der Welt und fördert unter anderem Projekte im Rahmen des Ausbildungswesens. Etwa die Hälfte der Aktivitäten bezieht sich auf Behindertenprojekte.

Das Gebäude wurde von den Architekten Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller entworfen.

Der Henry-Ford-Bau enthält das Auditorium maximum, weitere Hörsäle und Instituts­räume. In den Institutsräumen ist von 1954 bis 1971 das Englische Seminar unter­gebracht.

Bis heute ist das Gebäude das bauliche Symbol der Freien Universität.

Vergleiche den Eintrag zum 16.4.2007

Schwarz-Weiß-Foto des Haupteingangs zum Henry-Ford-Bau
Haupteingang des Henry-Ford-Baus

Foto des Eingangs zur Universitätsbibliothek
Neubau der Universitäts­bibliothek




1.10.1954

Das "Oskar-Helene-Heim" wird Orthopädische Klinik der FU.

Das Oskar-Helene-Heim (Clayallee 229) wurde 1914 als "Heim für Heilung und Erzie­hung gebrechlicher Kinder" gegründet. Benannt wurde es nach den Stiftern Oskar und Helene Pintsch.

In der Folgezeit werden in dem Gebäude verschiedene medizinische Einrichtungen, unter anderem ein Unfallkrankenhaus, untergebracht.





1.10.1954

Denkschrift über die Entwicklung der Freien Universität Berlin

Aus der vom Senat von Berlin erstellten "Denkschrift über die Entwicklung der Freien Universität Berlin", 1.10.1954:
"Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dass Berlin nur dann das Recht hat, sich als Vorposten und stärksten Verfechter abendländischer Kultur und abendländischen Geistes zu fühlen und zu bezeichnen, wenn seine kulturellen Einrichtungen, allen voran die Universität, in jeder Hinsicht von überragender Qualität sind."





7.12.1954

FU Student Ingolf-Ariovist Klein stirbt im Bautzener Haftkrankenhaus.

Im Sommersemester 1949 setzt Klein sein in Leipzig begonnenes Studium der Zeitungswissenschaft an der FU fort. Er hält von West-Berlin aus Kontakt zu einer oppositionellen Gruppe an der Universität Leipzig. Klein wird bei einem Besuch in Leipzig verhaftet und am 11.9.1950 vom Sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er stirbt vier Jahre später im Bautzener Haftkrankenhaus.

Schwarz-Weiß-Foto von Ingolf-Ariovist Klein
Ingolf-Ariovist Klein



1955

11./12.6.1955

Diskussionsforum im Klubhaus der FU

Professoren und Studenten diskutieren über das Thema: "Haben wir noch das Recht, uns Freie Universität zu nennen?"

Anlass für das Forum ist das sinkende Interesse der Studenten an der universitären Selbstverwaltung.

Entwicklung der Wahlbeteiligung zum Konvent: 1952: 71,4%, 1953: 70,8%, 1954: 60,9%, 1955: 51,2% (1956: 73,7%, 1958: 64,6%)





Juli 1955

Der Professor für Volkswirtschaftslehre, Andreas Paulsen, wird zum Rektor der FU gewählt.

Paulsen wird im Juli 1956 wiedergewählt und amtiert bis Juli 1957.

Schwarz-Weiß-Foto von Andreas Paulsen
Andreas Paulsen



1956

Einführung der Sinologie an der FU

1956 wird an der Philosophischen Fakultät das Fach Sinologie eingeführt. Im Zuge der Hochschulreform von 1969 wird die Sinologie in den Fachbereich Sozialwissenschaft und Philosophie eingegliedert und stärker sozialwissenschaftlich und interdisziplinär ausgerichtet. Ab 1999 ist die Sinologie Teil des Ostasiatischen Seminars am Fachbe­reich Geschichts- und Kulturwissenschaften. Schwerpunkte sind die Gesellschaft des modernen China und die Sprachausbildung.





5.11.1956

Etwa 3 500 FU-Studenten demonstrieren gegen die "Unterdrückung des ungarischen Volkes".

Anlass der Demonstration ist das Eingreifen sowjetischer Truppen gegen die ungari­sche Regierung unter dem Ministerpräsidenten Imre Nagy. Schon am 31.10. hat eine vom AStA organisierte "Solidaritätskundgebung für die ungarischen Freiheitskämpfer" stattgefunden.





14.11.1956

Der Soziologe Theodor W. Adorno hält im Auditorium maximum zu Hegels 125. Todestag den Festvortrag.

Der Vortrag erscheint als Sonderdruck 1957 in überarbeiteter und erweiterter Form unter dem Titel "Aspekte der Hegelschen Philosophie" (siehe Bibliographie).





1.12.1956

Eröffnung des Neubaus der "Poliklinik und Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten"

Das Gebäude in der Aßmannshauser Straße 4-6 wurde von den Architekten Ullrich und Neubarth entworfen. Von 1991 bis 1993 wird es grundsaniert. 1980 wird der Neubau des Hauses II eröffnet.





17.12.1956

Verleihung der Ehrendoktorwürde an Lise Meitner und der Ehrenbürgerwürde der FU an Louise Schroeder

Lise Meitner (1878-1968) wurde 1922 als erste Frau in Physik habilitiert. Sie forschte viele Jahre lang mit Otto Hahn über Radiophysik (u. a. Entdeckung des Elements Proactinium im Jahr 1918). Sie war maßgeblich an der Entdeckung der Kernspaltung beteiligt.

Louise Schroeder (1887-1957) war von 1947 bis 1949 amtierende Oberbürgermeisterin von Berlin und hat die Geschicke der Stadt in der schwierigen Zeit der Blockade gelenkt. Sie war sehr populär und wurde 1957 auch Ehrenbürgerin von Berlin.

Schwarz-Weiß-Foto: Lise Meitner u. a. mit Louise Schroeder und Max von Laue
Ehrendoktorwürde für Lise Meitner




George Shuster, Präsident des Hunter College in New York, in einem Gutachten für die Ford Foundation, 1956:
"Das Studentenwerk, das Tutorensystem, die Mitarbeit der Studenten in den wichtigen Gremien, die relative Freiheit der Auseinandersetzung, die in nicht wenigen Hörsälen und Seminarräumen herrscht – dies sind Anzeichen einer neuen Ära, von der ich hoffe und glaube, dass die Universität sie weiterhin kultivieren wird."

1959 erhält Shuster die Ehrenbürgerwürde der FU.




1957

10.1.1957

Das Abgeordnetenhaus beschließt eine Begrenzung der Studentenzahlen an der FU.

Wegen Überlastung der Universitätseinrichtungen wird eine Begrenzung der Studen­tenzahlen an der FU auf 9 500 verfügt. An einzelnen Vorlesungen im Wintersemester 1957/58 nehmen bis zu 1 200 Studenten und an einem Seminar der Germanisten 400 Studenten teil.

Im Sommersemester 1956 hat die FU 9 524 Studenten, im Sommersemester 1958 sind es bereits 11 005.





Juli 1957

Der Professor für Pharmazeutische Chemie, Gerhard Schenck, wird zum neuen Rektor der FU gewählt.

Schenck wird im Juli 1958 wiedergewählt und amtiert bis zum Sommersemester 1959.

Schwarz-Weiß-Foto von Gerhard Schenck
Gerhard Schenck



1958

Einführung der Japanologie an der FU

Die erste japanologische Professur wird 1958 eingerichtet. Bis in die 70er Jahre liegt der Arbeitsschwerpunkt in der japanischen Philologie. Das Fach gewinnt rasch an Bedeutung und erweitert sein Profil um die sozialwissenschaftliche Forschung (1978) sowie die Politik und Volkswirtschaftslehre (2004).

Die Japanologie in der Hittorfstraße 18
Gebäude der Japanologie in der Hittorfstraße 18




Januar 1958

Spende der Rockefeller Foundation

Die Rockefeller Foundation stiftet der FU 31 700  Dollar (133 140 DM) zur Förderung des "Studiums der marxistisch-leninistischen Lehre".





8.1.1958

Konstituierende Sitzung des 9. Konvents der FU

Der 2. AStA-Vorsitzende Martin Schmidt (Evangelische Studentengemeinde) be­schreibt die politische Position des neuen AStA als grundsätzlich verschieden von der Position der FU-Gründer. Die FU sei eine Gründung des kalten Krieges und werde heute noch in Ost und West als eine antikommunistische Universität verstanden.





29.1.1958

Das Kuratorium beschließt den Haushaltsplan 1957.

Der Haushaltsplan der FU sieht einen Landeszuschuss in Höhe von 18 Millionen DM und einen Bundeszuschuss in Höhe von 1 291 500 DM vor. Hinzu kommen 261 600 DM für die psychiatrisch-neurologische Klinik. Das Kuratorium erklärt sein Einverständnis zur Aufnahme einer von der Ford Foundation in Aussicht gestellten Spende in Höhe von 1 102 500 Dollar zur Förderung einiger wissenschaftlicher und pädagogischer Projekte. (Die Spende geht auf das Gutachten über die FU von George Shuster zurück, vgl. dazu das Shuster-Zitat zu 1956.)





15.4.1958

Schweigemarsch gegen die geplante Atombewaffnung der Bundeswehr

Aufgerufen vom "Aktionsausschuss der Berliner Jugend gegen den Atomtod", dem auch Bevollmächtigte von Studentenverbänden angehören, beteiligen sich etwa 5 000 Demonstranten mit Transparenten, wie z. B. "Frieden statt Atombomben".





8.5.1958

Gründung des "Studentenausschusses gegen Atomrüstung"

Die studentischen Gemeinschaften ESG (Evangelische Studentengemeinde), LSD (Liberale Studenten Deutschlands), SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), DID (Deutsch-Israelische Studiengruppe) und ISSF (Internationaler Studentenbund) sowie das Filmstudio der FU gründen einen "Studentenausschuss gegen Atomrüs­tung" an der FU.





12.5.1958

Verleihung der Ehrendoktorwürde an den türkischen Staatspräsidenten Celal Bayar

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät verleiht in Anwesenheit von Berlins Regierendem Bürgermeister Willy Brandt dem türkischen Staatspräsidenten Celal Bayar die Ehrendoktorwürde.

Schwarz-Weiß-Foto: Gerhard Schenck, Eduard Hirsch, Celal Bayar, Willy Brandt und Wilhelm Eich
Ehrendoktorwürde für Celal Bayar




24.10.1958

Gerichtsentscheid zu den schlagenden Verbindungen

Das Bundesverwaltungsgericht entscheidet in letzter Instanz, dass der Passus der Universitätsordnung, wonach die Zugehörigkeit zu schlagenden Verbindungen und die Zugehörigkeit zur FU unvereinbar seien, rechtswidrig sei.





4.11.1958

Feier zum 10. Jahrestag der Gründung der FU

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, anlässlich des 10. Jahrestages der FU-Gründung:
"Mein herzlicher Wunsch geht dahin, dass immer etwas von dem Geist der Kommilitonen aus dem Jahr 1949 lebendig bleiben und nie ganz vergessen werden möge, dass an der Wiege dieser Universität nicht nur der Widerstand gegen die neue Gleichschaltung stand, sondern auch die Absage an die Restauration."

Im Rahmen der Feier erhält der Physiker und Nobelpreisträger Max von Laue die Ehrenbürgerwürde der FU.

Schwarz-Weiß-Foto: FU-Rektor Gerhard Schenck und Max von Laue
Verleihung der Ehrenbür­gerwürde an Max von Laue




27.11.1958

"Berlin-Ultimatum" der sowjetischen Regierung

Die Regierung der UdSSR erklärt die Protokolle und Abkommen mit den ehemaligen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich für null und nichtig. Den Alliierten wird eine Frist von sechs Monaten gesetzt, um in Verhandlungen über den künftigen Status Berlins einzutreten.





12.12.1958

Einweihung des Gebäudes der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät

Entworfen wurde das Gebäude in der Garystraße 21 von den Berliner Architekten Hans Geber und Otto Risse.

Foto: Hinterer Eingang zur Garystraße 21
Garystraße 21



1959

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät zieht in das neue Gebäude in der Van't-Hoff-Straße 8.

Wie das Gebäude der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät wurde auch dasjenige der Rechtswissenschaft von den Berliner Architekten Hans Geber und Otto Risse entworfen.

Foto: Eingang zur Van't-Hoff-Straße 8
Van't-Hoff-Straße 8




3./4.1.1959

An der FU findet der "Atomtod-Kongress" statt.

Im Neubau der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der FU findet ein Studentenkongress gegen Atomrüstung statt. In der Arbeitsgruppe zum Thema Atom­rüstung und Wiedervereinigung wird ein Antrag mit Zweidrittelmehrheit angenommen, in dem es unter anderem heißt, es sei nötig, dass Formeln wie "Mit Pankow wird nicht verhandelt." aus der politischen Argumentation verschwänden. Als Ziele werden ge­nannt: "1. Die Umrisse eines Friedensvertrages entwickeln, 2. die möglichen Formen einer interimistischen Konföderation prüfen".

Von den Beschlüssen, die sich gegen die offizielle Deutschlandpolitik aller Parteien richten und in denen die Anerkennung der DDR gefordert wird, distanziert sich der AStA der FU am 7.1.59, der Akademische Senat am 14.1.59 – nachdem sich heraus­gestellt hat, dass der Kongress von der FDJ majorisiert wurde. An der Vorbereitung dieser Aktion der FDJ hatte Hermann Kant, der spätere Vorsitzende des Schriftsteller­verbands der DDR, wesentlichen Anteil. Zu den Teilnehmern des Kongresses gehören unter anderem Ulrike Meinhof (damals Mitarbeiterin der oppositionellen Zeitschrift "Konkret") und der Wehrexperte (und spätere Bundeskanzler) Helmut Schmidt, zwi­schen denen es zu heftigen Wortgefechten kommt. Während der Diskussionen um die Resolution verlässt Helmut Schmidt den Kongress unter Protest.

Vgl. den Eintrag zum 4.7.1959





20.2.1959

Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Studium in Berlin

Der 7. Senat des Bundesverwaltungsgerichts erklärt in einem Grundsatzurteil, dass Bürger der Bundesrepublik, die ihren Studienaufenthalt in Berlin, zum Beispiel durch ein Studium an der FU oder TU, nachweisen können, nicht den Vorschriften des Wehrpflichtgesetzes unterliegen.





14.3.1959

Einweihungsfeier für das Hahn-Meitner-Institut

Die Initiative zur Gründung eines "Zentralinstituts für Kernforschung" ging von den Rektoren der Freien Universität und der Technischen Universität Andreas Paulsen und Johannes Lorenz aus, die im Dezember 1955 eine Denkschrift veröffentlichten, in der sie dazu aufriefen, eine "freie Atomforschung für friedliche Zwecke in Berlin zu ermöglichen".

An der Einweihungsfeier des Hahn-Meitner-Instituts nehmen Lise Meitner, Otto Hahn, der Regierende Bürgermeister Willy Brandt, sowie die Rektoren der beiden Berliner Universitäten, Werner Kniehahn (TU) und Gerhard Schenck (FU) teil.

Als Zentralinstitut der West-Berliner Kernforschung ist das HMI nach seiner Gründung eng mit den Berliner Universitäten verbunden. Im Januar 2009 fusioniert es mit der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) zum Helmholtz-Zentrum Berlin.

Vgl. die Einträge zum 17.12.1956, zu 1984 und zum 27.10.2010.

Schwarz-Weiß-Foto: Meitner, Brandt, Hahn, Schenck und Kniehahn bei der Einweihung des HMI
Lise Meitner, Willy Brandt, Otto Hahn (mit den Rektoren von TU und FU)




1.4.1959

Eröffnung des "Otto-Suhr-Instituts" (OSI)

Die Deutsche Hochschule für Politik (DHfP) wird als "Otto-Suhr-Institut" (OSI) in die FU integriert und zieht in das Gebäude in der Ihnestraße 22.

Die DHfP wurde durch die Nationalsozialisten als Auslandswissenschaftliche Fakultät in die Friedrich-Wilhelms-Universität integriert. Am 15.1.1949 wurde sie auf Initiative von Otto Suhr und Theodor Heuss als eigenständige Institution wiedereröffnet und von Suhr bis 1955 geleitet.

Die Organisationsform des OSI ist die eines "interfakultativen" Instituts. Sie beruht auf der Zusammenarbeit der Philosophischen, der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen und der Juristischen Fakultät.

1969 wird das OSI in den "Fachbereich Politische Wissenschaft" umgewandelt. Seit der Neugliederung von 1999 ist das OSI als "Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft" dem Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften zugeordnet.

Das Gebäude Ihnestraße 22 gehört zu den Gebäuden der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.

Schwarz-Weiß-Foto von Otto Suhr
Otto Suhr

 
Foto des Otto-Suhr-Instituts in der Ihnestraße 22
Otto-Suhr-Institut in der Ihnestraße 22




Juli 1959

Der Germanistikprofessor Eduard Neumann wird zum neuen Rektor der FU gewählt.

Im Juli 1960 wird Neumann wiedergewählt und amtiert bis zum Sommersemes­ter 1961.

Schwarz-Weiß-Foto von Eduard Neumann
Eduard Neumann




4.7.1959

Der AStA veranstaltet ein Forum zum Thema "Kein Krieg mehr".

Eingeladen ist der amerikanische Nobelpreisträger für Chemie, Linus Pauling, der u. a. über die langfristigen Erbschäden durch Atombomben referiert.

Nur FU-Studenten sind zur Veranstaltung zugelassen, denn die Universitätsleitung befürchtet eine Wiederholung des sogenannten "Atomtod-Kongresses".

Aus dem "Tätigkeitsbericht der Studentenvertretung" für das Jahr 1959:
"Verharrt der akademische Unterricht zunehmend in der Abstinenz apolitischer Wissenschaftlichkeit und schreitet der Prozess der politischen Entmündigung der gewählten Studentenvertretung weiter fort, mehren sich die Zensurversu­che und Verbote, so ist es nur zu verständlich, wenn das politische Engage­ment der Studenten sich unkontrolliert und radikaler an anderen Orten ein Ventil schafft, wie wir es beim Atomkongress erlebten."

Weitere politische Fora des AStA finden 1959 unter den Themen "Antisemitismus" und "Widerstand im totalen Staat" statt.





21.10.1959

Grundsteinlegung für das Klinikum Steglitz

Die Initiative für den Neubau eines Klinikums in West-Berlin geht auf Eleanor Dulles zurück, die von 1952 bis 1958 Leiterin des Berlin-Ressorts im Washingtoner State Department (Außenministerium) war. Sie engagierte sich auch für die Finanzierung des Baus durch die Benjamin-Franklin-Stiftung.

Eleanor Dulles (1895-1996), die Schwester des Außenministers der Vereinigten Staaten von 1953-1959, John Foster Dulles, sorgte dafür, dass in den 50er Jahren Spendengelder im Gesamtwert von etwa einer Milliarde Dollar nach West-Berlin, dem "Schaufenster für den Osten", flossen. Als Anerkennung wurde sie von der Bevölke­rung "Mother of Berlin" genannt.

Ihrem Engagement verdankt sich auch der Bau des Studentendorfes Schlachtensee (vgl. den nächsten Eintrag). Gewürdigt wurde ihr Eintreten für die FU durch die Verleihung der Ehrenprofessur (1985) sowie der Benjamin-Franklin-Medaille (1996).

Vgl. auch den Eintrag zum 9.10.1968





1.11.1959

Inbetriebnahme des Studentendorfes Schlachtensee

Architekten des Studentendorfes sind Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfan­kuch, die schon die Mensa FU I (vgl. 8.3.1953) entworfen bzw. erweitert haben.

Am 1. November 1959 ziehen die ersten 182 Studenten in das Dorf, das mit insgesamt 720 Einzelzimmern ausgestattet ist. Es ist zum größten Teil mit Hilfe von Spenden aus den USA gebaut worden.

Im Juni 2000 beschließt der Senat von Berlin, das Studentendorf aufzugeben. Die von den Studenten initiierte Genossenschaft "Studentendorf Berlin-Schlachtensee eG" erwirbt im Dezember 2003 das Studentendorf vom Berliner Liegenschaftsfonds und stellt im April 2004 die erforderliche Bürgschaft. 2006 wird das Studentendorf in den Rang eines Nationalen Kulturdenkmals erhoben.

Schwarz-Weiß-Foto: Studentendorf Schlachtensee
Studentendorf Schlachtensee

 
Schwarz-Weiß-Foto: Eleanor Dulles bei einem Besuch im Studentendorf
Eleanor Dulles bei einem Besuch im Studentendorf




27.11.1959

Eröffnung der Ausstellung "Ungesühnte Nazijustiz"

Die Karlsruher SDS-Gruppen eröffnen in der Karlsruher Stadthalle eine Ausstellung zum Thema "Ungesühnte Nazijustiz", die von Reinhard Strecker, unterstützt von der Hochschulgruppe des SDS an der Freien Universität und der Deutsch-Israelischen Studiengruppe (DIS), vorbereitet wurde.

Die Galerie Springer präsentiert am Berliner Kurfürstendamm im Februar 1960 eine er­weiterte Fassung der Ausstellung. Die Veranstalter, der SDS, der Liberale Studenten­bund und die DIS mussten dorthin ausweichen, nachdem die Freie und die Technische Universität ihnen auf Druck des Berliner Senats unter Willy Brandt keine Räume zur Verfügung stellten. Dem Ausstel­lungskuratorium gehörten unter anderen die FU-Pro­fessoren Ossip K. Flechtheim und Helmut Gollwitzer sowie der Vorsitzende der Jüdi­schen Gemeinde Heinz Galinski an.




1960

18.1.1960

Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus

Die Studentenvertretungen der FU und TU veranstalten angesichts antisemitischer Aktionen in der Bundesrepublik eine Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozia­lismus, an der u. a. auch der Rektor der FU, Eduard Neumann, und Innensenator Joachim Lipschitz teilnehmen.

Ende 1959/Anfang 1960 werden in vielen Städten Naziparolen an Synagogen ge­schmiert.

Schwarz-Weiß-Foto: Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus
Demonstration gegen Antisemi­tis­mus vor dem
Jüdischen Ge­mein­de­haus
in der Fasanenstraße




25.1.1960

Der FU-Student Reinhard Strecker stellt im Auftrag des SDS Strafantrag gegen 43 schwerbelastete Richter, die während des Dritten Reiches Todesurteile aussprachen.

Schwarz-Weiß-Foto: Reinhard Strecker
Reinhard Strecker




5.12.1960

Festakt im Auditorium maximum anlässlich des Gründungstages der ehemaligen Friedrich-Wilhelms-Universität

Anlässlich der 150. Wiederkehr des Gründungstages der ehemaligen Friedrich-Wilhelms-Universität findet ein gemeinsamer Festakt der FU und der Westdeutschen Rektorenkonferenz statt. Referenten sind u. a. der Rektor der FU, Eduard Neumann, und der Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz, Hans Leussink. An dem Festakt nehmen 21 Rektoren aus dem Bundesgebiet, der Lehrkörper der FU, der Vorstand des VDS (Verband Deutscher Studentenschaften) sowie Vertreter des Berliner Senats und des Abgeordnetenhauses teil.

 


Verantwortlich für den Inhalt: chronik@fu-berlin.de – zuletzt aktualisiert am: 23.12.2024

 

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