[an error occurred while processing this directive] 1950

1.2.1950

Franz Leopold Neumann setzt sich für die Gründung eines Instituts für politi­sche Wissenschaft and er FU ein.


  Schwarz-Weiß-Foto: Franz Neumann und Eva Heilmann
Franz Leopold Neumann im Gespräch mit Eva Heilmann, der Tochter des
im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten Reichstagsabgeordneten
Ernst Heilmann (SPD). Eva Heilmann gehört als eine von drei Frauen im
Juni 1948 dem "vorbereitenden Ausschuss zur Gründung einer freien
Universität" an.
Fotograf unbekannt, Quelle: James F. Tent: The Free University of Berlin –
A political history, Bloomington 1988.
  Franz Leopold Neumann erklärt auf der Sitzung des Akademischen Senats am 1. Februar 1950, er sei nach Berlin gekommen, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie der FU und der DHfP bei der Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Political Science geholfen werden könne. "Die Vereinigten Staaten haben sowohl ein direktes Interesse an der FU als auch an der Hochschulausbildung im Allgemeinen. Die FU bildet Studenten für das öffentliche Leben aus. Wir wollen im öffentlichen Leben, besonders aber in der öffentlichen Verwaltung, zuverlässige Demo­kraten haben. Politische Wissenschaft muss in die FU eingebracht werden. Dieses Fach muss von Dozenten mit einer absoluten politi­schen Integrität und akademischen Kompetenz gelehrt werden und durch die Einrichtung eines Forschungsinstituts für politische Wissenschaft ergänzt werden." Durch Stiftungsmittel aus den Vereinigten Staaten könne die Finanzierung des Instituts zunächst gesichert werden.
 
Franz Leopold Neumann (* 23.5.1900, † 2.9.1954)
Franz Neumann, geboren am 23. Mai 1900 in Kattowitz, entstammt einer jüdischen Familie. Er studiert Rechtswissenschaft in Breslau, Leipzig, Rostock und Frankfurt am Main. Neumann lehrt nach seiner juristischen Habilitation an der gewerk­schaftlichen Akademie der Arbeit. Er tritt 1927 in eine gemeinsame Sozietät mit dem spä­teren FU-Professor Ernst Fraenkel ein. Beide Juristen gehören bis zu ihrer Emigration dem Lehrkörper der Deutschen Hochschule für Politik an. Nach seiner kurzeitigen Verhaftung flüchtet Neumann 1933 aus Deutschland.
 
In den Vereinigten Staaten arbeitet er ab 1936 am Institut für Sozialforschung. Seine 1942 erschie­nene Studie "Behemoth, Structure and Practice of National Socialism" gilt bis heute als Standard­werk der NS-Forschung. Neumann ber¨t während des Krieges das Office of Strategic Services (OSS) als Chief of the Central European Branch und gehört nach 1945 zur Ermittlergruppe für den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess.
 
Ab 1947 lehrt er an der Columbia University in New York und auch an der Freien Universität als Gastprofessor. Die Philosophische Fakultät der FU würdigt 1952 seine Verdienste für die FU durch eine Ehrenpromotion. Franz Leopold Neu­mann kommt 1954 bei einem Autounfall in der Schweiz ums Leben.
 
Quellen:
- Neumann, Franz L.: Preliminary Report on my Trip to Berlin. Frankfurt/Main, February 10, 1950: National Archives, Suitland Depot, Mary­land, OMGUS-Records, Lieferung 5, Kasten 3-1: Educational and Cultural Relations Division, Visiting Expert Consultant.
- Tilman Fichter, Siegward Lönnendonker: Die Remigration der Politischen Wissenschaft. Historisch-empirische Politikforschung in Berlin. In ZdF Nr. 23/2008.
 
[an error occurred while processing this directive]