Archive for the ‘social science’ Category

Exkurs zum Atmosphärenbegriff

Monday, September 15th, 2014

Manchmal ist es doch etwas schade, aus Texten gelöschte Abschnitte einfach dem allmählichen Verschwinden in denen Tiefen der Datenbackups zu überantworten. Der folgende Text wurde ursprünglich für meinen Beitrag zum Anfang 2015 erscheinenden, von Hanna Katharina Göbel und Sophia Prinz herausgegebenen Buch Die Sinnlichkeit des Sozialen geschrieben. In meinem Text geht es um die Umdefinition des Sinnbegriffs weg vom gemeinten Sinn nach Max Weber und hin zum Bewegungssinn. Da die hier entwickelten Überlegungen zum Atmosphärenbegriff aber eigentlich nicht besonders gut in die dortige Argumentation passt, flog er im Überarbeitungsprozess raus. Hier hat er nun seinen neuen Ort:

Die Erfahrungen des Wartens, Folgens, Begegnens und der Abwesenheit ließen sich auch über den Begriff der Atmosphäre beschreiben. Die Atmosphäre eines Bahnsteigs, eines nebligen Tags im späten Winter, einer erhabenen Aussicht oder einer verfallenen Ruine – sie alle könnten gewissermaßen als Prototypen für affective atmospheres im Sinn von Anderson (2009) stehen. Sie beziehen sich sowohl auf Materialitäten als auch auf Erfahrungsqualitäten und gehen so über reine Körperlichkeit hinaus. Bei Anderson steht dafür sowohl der Begriff des Affekts, in Anschluss an Deleuze und Guattari (1992) verbunden mit der objektiven, gegenständlichen Welt, als auch der Begriff der Emotion, verbunden mit der subjekter Erfahrung und Bedeutungszuweisung. (Anderson 2009: 80) Ähnlich wie bei Böhme (1995), hat das Konzept der Atmosphäre hier eine klare Anknüpfung an das Subjekt und an Gegenstände oder Orte und nimmt so eine vermittelnde Position zwischen Subjekt und Objekt ein. Diese Position – anknüpfend an Materialität und Wahrnehmung – macht das Konzept der Atmosphäre so spannend und potentiell fruchtbar. Gleichzeitig aber scheint dem Begriff der Atmosphäre eine merkwürdige Qualität innezuwohnen. Zum einen haftet ihm immer noch ein Element des Begriffs der Aura an, d.h. einer herausragenden Erfahrung, die sich mit besonderen Orten oder Gegenständen verknüpft. (Benjamin 1974) Zum anderen gibt es eine Verknüpfungskette Atmosphäre – Architektur – Raum, in der Atmosphären vor allem an Orte geknüpft werden. Dabei haftet dem Begriff der Atmosphäre zwar ein gewisser Aspekt der Zeitlichkeit an, diese wird aber weitgehend über den Begriff der Situation abgedeckt und so als mit einem Ort und nicht mit einer Bewegung verknüpft gesehen.
Dass diese Verknüpfung nicht notwendig ist, wird durch Böhmes Diskussion der von Personen ausstrahlenden Atmosphären (Böhme 1993: 113-114) und durch Andersons Fokus auf den Affekt, bei dem Prozessualität und das Werden von entscheidender Bedeutung sind. (Anderson 2009: 78) Trotzdem löst sich der Begriff nicht so sehr von Orten, wie es für die hier vorgeschlagene Perspektivierung des Sinnbegriffs notwendig wäre. Statt dessen ist der Begriff der Einhüllung aus mehreren Gründen angemessener (vgl. dazu Frers 2007): Erstens verweist er von vornherein auf einen Prozess. Im Unterschied zur Atmosphäre besteht eine Hülle nicht einfach schon, gleichsam außerhalb des Individuums und wird einfach betreten. Eine Hülle muss erst wachsen, angelegt oder übergestülpt werden. Zweitens ist es deutlicher, dass Hüllen mobil sind. Sie werden getragen, ergänzt, mitgenommen. Sie tragen sich ab oder halten lange. Drittens lassen sich Hüllen miteinander kombinieren oder staffeln, da sie vor allem an – bewegliche – Personen gekoppelt sind. So kann eine in eine bestimmte Stimmung gehüllte Person einen Ort betreten und dort auf andere Weise, von anderen Stimmungen eingehüllt werden. Was bei diesen Begegnungen und Vermischungen von Hüllen passiert ist dann selbst Gegenstand der Analyse. Viertens ist die Hülle nicht in der selben Weise als Sphäre überbestimmt (Anderson 2009: 80). Eine Hülle kann an unterschiedlichen Stellen verschiedene Qualitäten und Durchlässigkeiten aufweisen. Sie kann beispielsweise nach oben, unten und hinten geschlossen, aber nach vorne hin offen sein. Hüllen bzw. der Prozess der Einhüllung zeichnen sich also ebenso wie der hier umgedeutete Begriff des Sinns durch Bewegung und Beweglichkeit aus. Einhüllungen bringen auf diese Weise notwendigerweise Ausrichtungen mit sich und sind damit wiederum in die Herstellung sozialer Ordnung eingebunden. Im Unterschied zum Begriff der Atmosphäre zeichnet sich der Begriff der Einhüllung also fünftens und letztens auch dadurch aus, dass er den Zugang zum Problem sozialer Kontrolle erleichtert und weniger stark dazu verleitet, sich auf rein ästhetische Fragestellungen zu fixieren. Wie bereits oben angeführt, ist es auch möglich, über den Begriff der Atmosphäre Veränderungsprozesse einzufangen, Zusammenhänge mit Personen herzustellen und eine gewisse Mobilität abzubilden. Die eigentliche Stärke – und damit auch Verlockung – des Begriffs der Atmosphäre ist jedoch die Analyse von Orten, nicht die Analyse von Bewegungen.

Literatur
Anderson, Ben (2009) Affective atmospheres. Emotion, Space and Society 2(2): 77-81.
Benjamin, Walter (1936/1974) Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit [erste Fassung]. In Abhandlungen, Gesammelte Schriften, Band I-1. Herausgegeben von Rolf Tiedemann, Hermann Schweppenhäuser, Theodor W. Adornoandere. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 431-469.
Böhme, Gernot (1995) Atmosphäre : Essays zur neuen Ästhetik. Reihe. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Deleuze, Gilles und Félix Guattari (1980/1992) Tausend Plateaus : Kapitalismus und Schizophrenie. Übersetzt von Gabriele Ricke und Ronald Voullié. Berlin: Merve.
Frers, Lars (2007) Einhüllende Materialitäten : Eine Phänomenologie des Wahrnehmens und Handelns an Bahnhöfen und Fährterminals. Reihe: Materialitäten, Band 5. Bielefeld: transcript.

DGS Kongress 2014: Nachwuchs in der Krise

Sunday, June 1st, 2014

Nach langer Funkstille aufgrund von Elternzeit und voller Auslastung im neuen Job endlich mal wieder ein Eintrag hier im Blog – und der Anlass ist auch noch ein außerordentlich guter: Die Organisation des alle zwei Jahre stattfindenden Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) hat meinen Antrag auf eine sogenannte Ad-hoc Gruppe nicht nur angenommen, sonder aufgrund der professionspolitischen Bedeutung zu einer Sonderveranstaltung befördert. Deshalb wird das Folgende nun vor und mit hoffentlich großem Publikum diskutiert werden können:

Nachwuchs in der Krise
In dieser Veranstaltung soll das Motto des diesjährigen Kongresses nach innen gewendet werden. Seit einigen Jahren zeichnet sich für den soziologischen Nachwuchs bzw. für Juniorpositionen ein immer deutlicheres Bild ab, in dem sich sichere Zukunftsperspektiven innerhalb der Universität gleichsam nicht erkennen lassen. Dies soll hier zum Anlass genommen werden, um aus Perspektive von angehenden Soziologinnen und Soziologen die eigene Rolle in der Universität zu diskutieren.
Die Diskussion schließt insbesondere an fachliche und berufsperspektivische Diskussionen an, die im Rahmen des Nachwuchsnetzwerks Stadt–Raum–Architektur und bei verschiedenen, von unterschiedlichen Graduiertenkollegs organisierten Tagungen stattgefunden haben. Im Rahmen dieser Diskussionen hat sich folgendes Bild ergeben:
Mag die Phase der Dissertation selbst noch über Stipendien oder Stellen im sogenannten Mittelbau einigermaßen abgesichert sein, so wird nach Abschluss der eigentlichen Qualifikationsphase jedwede Sicherheit langfristig entzogen und es gibt praktisch keinerlei Möglichkeit der eigenen Einflussnahme oder Steuerung. Dies wirkt sich auf alle Aspekte der Lebens und Arbeitens derjenigen aus, die den Versuch unternehmen, eine fachliche Karriere innerhalb der Universität zu verfolgen. Resultat dieser Prozesse sind eine zunehmende Verunsicherung bis hinauf in die Junior- und Vertretungsprofessur, Abwanderung in andere Berufe, sowie psychische und soziale Belastungen mit Konsequenzen für Forschung und Lehre.

Themen:

  • Entwicklung des Stellenmarkts generell
  • Arbeitsdruck in der (verlängerten) Qualifikationsphase
  • Befristung von Stellen (inkl. mangelnder Tenure Track in der Juniorprofessur)
  • Lehrstuhlsystem und Teilhabe von Juniorforschern in Entscheidungsprozessen (Forschungsförderung, Stellenbesetzung, Organisation von Session bei DGS Tagungen etc.)
  • Migration und Vergleich mit der Situation in anderen Ländern

Beitragende:
Im Rahmen der Veranstaltung soll die derzeitige, deutlich krisenhafte Lage von Beitragenden aus unterschiedlichen Positionen gemeinsam diskutiert werden. Folgende Gruppen werden repräsentiert:

  • Promovierende (Nina-Sophie Fritsch, Universität Wien)
  • Promovierte (Michael Frey, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
  • Juniorprofessur (Sybille Frank, Technische Universität Berlin)
  • Emigrierte (Lars Frers, Telemark University College)
  • Gewerkschaft (Thomas Schömann, GEW)

Format:
Die Veranstaltung soll der gemeinsamen Diskussion und des Austauschs dienen. Deshalb beschränken sich die eingeladenen Beitragenden auf kurze Impulsreferate von fünf bis sieben Minuten Dauer. Danach soll mit dem Publikum gemeinsam diskutiert werden. Die Diskussion wird parallel via Twitter begleitet, so dass Rückmeldung aus dem Publikum direkt in die Diskussion eingetragen werden kann. Sofern die Diskussion sich in eine entsprechende Richtung bewegt, werden Arbeitsgruppen gegründet, um beispielsweise Statements an den Vorstand der DGS und/oder an die Presse zu verfassen und weitere Perspektiven zu diskutieren, die eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Problem auch nach der Tagung ermöglichen.

Das Ganze wird Freitag den 10. Oktober von 9 bis 11:30 Uhr auf dem Kongress in Trier stattfinden. Je mehr Leute zur Veranstaltung kommen und sich beteiligen, desto mehr Gewicht hat die Veranstaltung und die möglicherweise daraus hervorgehenden Initiativen. Also: kräftig die Werbetrommel rühren und dafür sorgen, dass niemand am Freitag vor 12 Uhr abreist!

A new home.

Sunday, June 23rd, 2013

After one and a half years in Notodden, a new home, a family and … full professorship! This, along with a three-month book-writing grant from Telemark University College should put me on firm tracks to finish the next big thing for me: the book with the working title From meaning to sense: Social science in motion. More on this here in this blog!

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CfP: Jenseits von Stadtland/Diesseits des Dualismus von Stadt und Land

Wednesday, April 24th, 2013

Hier ein neuer Call for Papers, dieses Mal für eine über das Nachwuchsnetzwerk Stadt-Raum-Architektur organisierte kleine, feine Tagung, bei der ich im Organisationsteam mit dabei bin:

Deadline für Einsendungen: 1. Juli 2013

Jenseits von Stadtland/Diesseits des Dualismus von Stadt und Land

Positionen zeitgenössischer Sozialforschung zum Bauen und Leben im ländlichen Raum Tagung des Nachwuchsnetzwerks Stadt – Raum – Architektur in Bezau, Vorarlberg (Bregenzerwald) 4./5. Oktober 2013

Die Stadt und das Städtische sind Ziel, Bühne und Verhandlungsort moderner „Kultur“, seit dieser Begriff von seiner ursprünglich agrarischen Bedeutung als „Landbau“ abgelöst wurde. Mit dem Übergang zur Neuzeit werden Begriffe wie Kultur und Kultiviertheit den Erzeugnissen der Kunst aller Gattungen zugesprochen, via Referenzierung Sprache, Geist, Bildung und dem Habitus der Gebildeten einverleibt und seither von Akademien verwaltet.

Das Land und das Ländliche erhalten in diesem Vorgang ihre Rolle als Gegenmodell, welches seine Plausibilität jedoch nur in Abgrenzung vom Städtischen und dessen modernen Konnotationen gewinnt. Das Ursprüngliche, Eigentliche und Urwüchsige, das Unverbildete, welches dem und den Ländlichen zugeschrieben wird, in ihm und ihnen gesucht, gefunden, geschützt und bedichtet wird, hat nicht nur Pflegeformen städtischer Kultur im ländlichen Milieu, wie die „Kunst des Landlebens“ (Frühsorge 1993), sondern auch eine meist implizit bleibende Spaltung der wissenschaftlichen Befassung mit Gesellschaft hervorgebracht: jene in die Volkskunde (als „Bauernkunde“) zur Erforschung ländlicher und die Soziologie zur Erforschung städtischer Gesellschaften (von „Arbeiterkultur“ bis zu Eliten).

Spätestens seit dem Spatial turn in der Soziologie und der Hinwendung zum Alltag anstelle eines Raumes in der Volkskunde sind solch tradierte Territorialgrenzen der jeweiligen Gegenstandsverortungen durchlässiger geworden. Seither überwiegen in beiden Fächern die Auseinandersetzungen mit städtischen gegenüber ländlichen Phänomenen. Erst die breite Übernahme einer globalisierungskritischen Haltung in den Habitus akademischer Eliten hat im letzten Jahrzehnt auch den sozial- und kulturwissenschaftlichen Blick wieder verstärkt auf ländliche Gesellschaften gerichtet. Speziell deren traditionelle, von Kleinräumigkeit, Subsistenz und Gemeinschaftseigentum geprägte und als Widerständigkeit gedeutete Praxen dienen nun (erneut) als Argumente gegen einen als hegemonial empfundenen Anspruch neoliberaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik.

Darauf aufbauend, wollen wir unser Treffen dazu nutzen, „das Ländliche“, seine Akteure, Gesellschaften und Räume, wie sie sich in aktuellen Forschungsansätzen spiegeln, neu auszuleuchten und zu diskutieren.

Mögliche Themen zur gemeinsamen Bearbeitung sind:

  • Die aktuelle Ökonomisierung und Ästhetisierung des ländlichen Raumes, Landschaft als Bild, als Park, als Museum
  • Das Spannungsfeld zwischen traditionell-ländlicher Autonomie mit kleinräumigen Verwaltungsstrukturen einerseits und transnationalen Wirtschaftsinteressen andererseits.
  • Regionalität als Kategorie/Technik von Governance
  • Aspekte und Schauplätze von Re-Ruralization, Schrumpfung, Brachlegung und Abwesenheit
  • Zersiedlungsdebatten, Steuerung/Steuerbarkeit von Siedlungsstrukturen
  • Landleben zwischen suburbanem Wohnen und global village
  • Die technisch-informative Durchdringung des ländlichen Raumes und neue Bezüge, die sich darüber herstellen
  • Das Spannungsfeld zwischen engen, ortsgebundenen Netzwerken und zunehmender Mobilität. Ländliche Gemeinschaft vs. ländliche Enge
  • Die spezifische Räumlichkeit sozialer Praktiken, z.B. im Hinblick auf mehr und weniger „verdichtete“ Räume
  • Zeitgemäße Beschreibungen, Rollenzuweisungen und Umdeutungen traditioneller ländlicher Wirtschafts- und Produktionsformen in Handwerk und Landwirtschaft, z.B. im Hinblick auf ihre gegenwärtige „Pädagogisierung“.
  • Die explizite Diskussion des Stadt-Land-Gegensatzes und seiner Grenzen

Andere Themenvorschläge sind willkommen. Das Treffen soll in offener Atmosphäre nicht nur die Diskussion von Ideen ermöglichen, sondern auch die Entwicklung weitergehender und fächerübergreifender Zusammenarbeit fördern.

Als Tagungsort steht uns, passend zum Thema, ein ländliches Berghotel in 1.220 m Seehöhe zur Verfügung. Wegen der begrenzten Bettenzahl bitten wir auch nichtvortragende Teilnehmer um frühzeitige Anmeldung. Wir empfehlen eine Anreise am 3. Oktober. Die Kosten für zwei Übernachtungen inkl. Bewirtung betragen etwa Eur 120.- pro Person.

Wir freuen uns über Abstracts mit einer Länge von maximal 500 Wörtern, die bis zum 1. Juli 2013 an unsere Kontaktadresse gesandt werden. Bis zum 5. August erhalten Sie von uns eine Rückmeldung.

Organisation:

Stephanie Kernich (Zürich), Wiebke Reinert (Marburg), Lars Frers (Telemark), Günther Prechter (Bregenz)

Kontakt:

guenther.prechter@gmx.net

Der Call als PDF-Dokument: CfP-Jenseits-von-Stadtland.pdf

Questioning the limits and problems of resistance in public space.

Tuesday, March 26th, 2013

More good news. The session proposed to the 2013 conference of the RGSIBG (28 – 30 August) by Lars Meier and me was accepted in full, so that we will have two consecutive time slots. This should allow for a good framing and many opportunities for discussion and shared development of our theme.

We are really happy that this worked out so well and are looking forward very much to going into more depth with the problematic sides of art and resistance in public spaces, which we really think is tremendously under-researched, as political and artist action seems quite prone to turning a blind eye towards its own reach and its potentials for exclusion.

Below you will find the program for both sessions. The final program is not yet set up, so we don’t know the exact date & time:

Resistance in public spaces – Questions of distinction, duration and expansion (1)

Convenor(s): Lars Frers (Telemark University College, Norway), Lars Meier (Technical University of Berlin, Germany):
Chair(s): Lars Meier (Technical University of Berlin, Germany)

· Questioning the limits of resistance
Lars Frers (Telemark University College, Norway), Lars Meier (Technical University of Berlin, Germany)
· Joubert Park Project: The limits of resistance in an urban public park
Ingrid Marais (University of South Africa)
· Independent Art Spaces in Egypt
Elisabeth Jaquette (Columbia University)
· Temporary use as perennial challenge: A case study of the grassroot’s role in re-establishing the right to the city in post-quake Christchurch
Suzanne Vallance (Lincoln University, New Zealand)
· Moral resistance: Performing Pro-Life and Pro-Choice resistance in public space
Lucy Jackson (University of Sheffield)

Resistance in public spaces – Questions of distinction, duration and expansion (2) – discussion & conclusions

Chair(s): Lars Frers (Telemark University College, Norway)

· The resistance of fun – fixed-gear cycling in public spaces
Roman Eichler (Carl von Ossietzky University Oldenburg)
· Tiananmen: The ‘Half-Life’ of the Event
Robert Emerton (Keele University)
· Spatial rights, aestheticisation of collective memories, and resistance to gentrification in Guangzhou, China
He Shenjing (School of Geography and Planning, Sun Yat-Sen )
· Discussant
Monica Degen (Brunel University)

Absence matters.

Monday, March 25th, 2013

Finally! My submission to cultural geographies has passed all reviews and is available “OnlineFirst”. The article is the opener for a special issue with the title Absence. Embodiment, materiality, resistance which is edited by Lars Meier, Erika Sigvardsdotter, and me. It seems as though we’ll have to wait until at least the end of 2013 for the special issue to appear in actual print, since there are a few other issues already in the pipeline before ours.

In any case, the production of this article has both been more rewarding and more challinging than many others. The first draft did not really go into much depth regarding the critiques of phenomenology that are being challenged in this article. I opted instead for a more “hermeneutic” constructions, where a problem is posited, developed in conjunction with a few descriptive episodes and then discussed in detail in the main part of the article. But the world of English-style publishing convention has of course caught up with me (again), and necessitated major changes. I was urged to begin with the deconstructivist critique of phenomenology as being obsessed with presence and oblivious of absence, since this is the basis for John Wylie’s widely cited critique of phenomenology in the name of absence. So I had to delve into the depths of Derrida’s critique of Husserl, necessitating more Husserl reading in turn and some venturing into Lévinas. This took a lot of time and even more effort and changed the tone of the article into a much more theoretical piece, but so be it.

The good thing is that I now feel quite confident about the epistemological basis of phenomenology and its perception in other schools of thinking, granting me a much better foothold than before. This also taught me – once again, actually – that a very clear introduction, which completely focuses on placing your research in relation to other publications (in the same channel), is of crucial importance in the english-writing world of academic publishing. No amount of problem-centric argumentation will help around this. I can understand where this comes from and also see the benefits of this procedure, but it doesn’t really fit my style of thinking, as I do not like to start an argument by telling people who is think was right and who was wrong and how my argument will be better than theirs. I much prefer to home in on a problem and then present arguments considering this issue.
In any case, what was nice indeed was to see how helpful journal editors can be in communicating the often conflicting feedback given in peer review. This is a very difficult job that calls for a difficult combination of sensitivity and clear judgement at the same time. Not easy to achieve.

Here is the link to the article: http://cgj.sagepub.com/content/early/2013/02/14/1474474013477775.abstract

As usual for publications managed by Sage, the article will be available exclusively through their site for one year, after which I am allowed to host the last manuscript form on my own website. (Until then: send me an e-mail if you don’t have access and would like to take a look at the article.)

RGS-IBG CFP: Resistance in public spaces – Questions of distinction, duration and expansion

Sunday, January 13th, 2013

Lars Meier and I are planning to host a session at this year’s conference of the Royal Geographical Society – Insitute of British Geographers in London. The title for the session is:

Resistance in public spaces – Questions of distinction, duration and expansion

In this session, we want to discuss the limits of resistance in public places in the context of artistic practice and political movements. While actions such as impromptu performances, entities such as flash mobs or practices like street art are often referred to as instances of opportunities for social change, their actual effects remain understudied. If the ‘right to the city’ is at stake here, however, it is necessary not only to reflect about possibilities for alternative development or about artistic ideals. It becomes necessary to study the manifold ways in which such practices, entities or events enter the practices of those who are in the places where they occur. We would propose that three distinct dimensions are important in this undertaking:

Distinction: Understood in a Bourdieuan sense, what are the positions of those who enact and those who perceive artistic expression or countercultural performance? Where in the social and cultural fields are they located and how do they present themselves in relation to everyday culture and the avant-garde? How will people with different taste be emotionally affected by performances and will the experience change or stabilize their aesthetic preferences? Do artists/protesters bridge social distinction or do they perhaps even enforce or solidify it?

Duration: How long does the event last? When do the last traces of an act of resistance disappear? Here, it becomes important to think both about the materiality of places and about memory, the duration of sensual impressions, both on a social and individual level. In addition, the role of recording technologies is complex: while they do serve to extend the time frame in which the event can be ‘witnessed’, they also fundamentally change the access to an event, which is now mediated in a different way and also accessed by a different set of people (youtube users instead of passers-by etc.).

Expansion: What is the spatial scale of the act, entity or performance? Does it affect only a very limited space or is the reach much wider? The geography of resistance is of crucial importance if one wants to understand its spatial implications. Accordingly, we would like to invite presentations to examine the sensual and material extension of practices of resistance.

We especially want to encourage people to consider connections of art and resistance with current political movements and protests like in Arabian countries, Russia or China or the economical and political crisis in Europe.

We would like to invite presentations that use concrete instances as the basis of arguments about how resistance plays out in public places and where it fails to bridge socio-cultural divisions. We are particularly interested in the limits of resistance and in the ways in which these limits could be extended. At the same time, it remains an open question to us if an extension of limits is actually to be wished for or not, since such an extension might also serve to water down the intended effect itself. In short, we are looking forward to explore the ambivalences of resistance together with the other presenters and with the audience.

Please send abstracts of around 200 words to Lars Frers (lars.frers@hit.no) until 27th of January 2013.

Die Sache mit der Sprache. Oder: Wichtigtuerische Worte?

Friday, June 29th, 2012

In den vergangenen Jahren habe ich mich durch eine zunehmend große Menge an phänomenologischer und philosophischer Literatur gearbeitet. Eines ist dabei besonders auffällig: Der Sprache oder genauer der Wortwahl wird eine enorm große Bedeutung verliehen. Das zeigt sich in unterschiedlicher Weise. So wird in Anschluss an Husserls rigorose Suche nach dem präzisen Ausdruck besonders großer Wert auf exakte Begriffsverwendungen gelegt, die oft für den jeweiligen Arbeitskontext in sehr spezifischer Weise definiert werden, à la „hier soll X also auf die in § 17 entwickelte Weise interpretiert werden.“ Dann gibt es noch die heideggerianischen Wortzauberer. Hier werden gewöhnliche Worte mit besonderer Bedeutungstiefe aufgeladen, à la „das Räumen des Raums leitet das Stellen des Gestells ein.“ Dann gibt es noch die etymologische Aufladung der Worte, in denen unterschiedliche Wurzeln vorgestellt werden und dabei am besten noch die geläufige Verwendung als tölpelhaft vereinfachend enttarnt wird. Doch damit nicht genug. Es gibt noch die erheiternden Bindestrich-basierten Aufklärer, die zeigen, dass die Bedeutung eine Be-deutung beinhaltet, deren In-halt an bli oder auch bla An-halt sucht. Das ist ja alles gut und schön und manchmal regt es tatsächlich zu neuen Ein-sichten an oder erfreut die Leserin mittels eines Einblicks in die verqueren Sprachwelten der Philosophie.

Was mich daran aber stört, ist die überbordende Bedeutungsfülle, das alles-in-die-Sprache legen, der Glaube an die Exaktheit der Darstellung. Das alles ist schon problematisch genug. Aber noch schlimmer finde ich, dass im Vollzug des Schreibens, in der Produktion von Wortverkettungen und im Spinnen von Argumentationsfäden der Glaube im Wort gerinnt, dass die Worte tatsächlich dasselbe wären, wie die Dinge die sie beschreiben sollen. Entscheidend ist hier nicht die Problematik der Repräsentation als solche, sondern die Illusion, dass es das, was man benennt als solches tatsächlich gibt. Es geht mir dabei weniger um die Benennung zum Beispiels eines Steins mit dem Wort Stein als die Bezeichnung philosophischer / theoretischer Ideen mit einem Begriff. Gibt es „Aktanten“? Gibt es eine „Hülle“? Gibt es „Atmosphären“? Gibt es einen „Habitus“? Dies alles sind keine Dinge, die man greifen könnten. Die Worte haben hier keinen materiellen Anhalt. Es gibt keine Aktanten als solche. Die Hülle meiner Dissertation kann man nicht greifen. Der Habitus als solcher ist auch nicht fassbar. Aber oft wird so getan, als ob dies so wäre, als ob es nicht einfach darum ginge, Erfahrungsqualitäten oder gedachte Bilder zu bezeichnen. Zwischen Konzepten und Dingen oder Taten aber gibt es wichtige Unterschiede. Diese genau zu benennen ist allerdings schwierig. Oder ist es unmöglich, weil die Benennung sich eben innerhalb der Worte abspielt? Oder ist das alles doch auch gar nicht so wichtig? Manweisetebennichsogenau…

From meaning to sense. Accountability on the hither side of words.

Monday, May 21st, 2012

Things start to become exciting. On the upcoming conference Sensory Powers and Urban Lives I will give an introductory presentation. This will be the first occasion to speak about my current book-in-progress, which runs under the working title From meaning to sense. Social science in motion. I am really looking forward to present my thoughts in a setting that represents the place of origin (if there is one) for the whole argument: the sensory experience of built environments and the many modes in which it interacts with and affects the sociology and the politics of everyday life. Here is the abstract for my presentation:

The establishment of social control through the design of built space is marked by pervasiveness. In contemporary urban life one is always embedded in, crossing through and permeated by atmospheres, paths and boundaries. Rarely is this power encountered “Head On”, such as the concrete wall against which the migrant hero of the breathtaking movie of the same name crashes. Usually urban life is shaped by more subtle interactions, by changes in texture, rhythm, smell, opacity etc. These changes as such are subtle not because they are small or imperceptible. They are subtle because they are not recognized as such, they establish themselves below the skin, below the threshold of attention. This interplay of material effects and corporal affect is difficult to put into words. If one tries to “capture” this interplay, to get analytic hold of it and to interpret its meaning – then it coagulates to words, loses its characteristic fluidity and power.
How to deal with the characteristic subtlety of the sensory powers that permeate urban life? The social sciences deal with meaning. They provide tools to dissect the meaning that is negotiated in discourses. They can measure what kind and possibly even how much meaning people ascribe to the terms and constructs that one asks them about. They are caught up in the web of words that they capture and produce at the same time. A slight change in tone, a shift in words, however, can signal important differences. What if the interpretation shifts from the interpretation of meaning, of that which is put into static words, to the interpretation of sense, to the interpretation of moving sensibilities, of directions instead of places? What happens if the work of the researcher does not stop at words and their meaning, if it follows the sense of direction that is embodied in, that is constantly generated in the field that is studied? What kind of access to the sensory powers of urban life can be gained by following the sensory, productive, mobile powers of urban life? How can these powers be evoked instead of captured? How can one take hold of the constant flow of events and still unfold and display its character – without transposing it into a realm beyond everyday life, without just producing words, mere signifiers of entities that are not there, shadows of reality? How can subtle powers be made accountable on the hither side of words?

I am really looking forward to discussing these questions with the audience and the other presenters over the course of the two-day conference, which is generously hosted by Mónica Degen and Catharina Thörn.

Phänomenologie, Stadt, Abwesenheit.

Monday, March 26th, 2012

Wie hier im Blog bereits erwähnt, bin ich in der vergangenen Woche von der Graduate Studies Group des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung an der Humboldt-Universität Berlin zu einem Vortrag eingeladen worden. Der Vortrag hatte den Titel Phänomenologie, Stadt und das Abwesende. Glücklicherweise hat mit der Aufnahme alles soweit geklappt, so dass ich den Vortrag hier zum Anschauen und herunterladen zur Verfügung stellen kann. (Länge: 36 Minuten. Die Tonqualität ist leider nur mäßig, da ich kein separates Mikrofon dabei hatte.)

Gefühlte Stadt – gefühlte Schrumpfung? Zur Phänomenologie der Schrumpfung.

Friday, March 16th, 2012

Für die nächste Woche hat mich die Graduate Studies Group des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung zu einem Vortrag zum Themenbereich Phänomenologie der schrumpfenden Städte eingeladen. Die von Inga Haese vorbereitete Veranstaltung spricht ein wichtiges, gleichsam auch poetisches Thema an, das ich vorher noch nicht aus phänomenologischer Perspektive betrachtet hatte. Das Leben in schrumpfenden Städten bietet in der Tat eine Vielzahl spannender, das Erleben und Erfahren betreffender Aspekte die der Untersuchung harren. Besonders relevant und aus meiner Perspektive passend erscheint mir das Phänomen der Abwesenheit, zum dem ich in den letzten Monaten viel geforscht und gearbeitet habe. Dementsprechend widme ich mich in meinem Input unter dem Titel Phänomenologie, Stadt und das Abwesende neben grundsätzlichen, die Phänomenologie betreffenden Fragen vor allem der Erfahrung des Abwesenden. Hier mein Vortragsabstract:

Phänomenologisches Forschen folgt Husserls berühmten Aufruf Zurück zu den Sachen selbst. Hier soll der Frage nachgegangen werden, was eine solche Perspektivierung für die Stadtforschung bedeutet und wie dabei insbesondere dem Phänomen der schrumpfenden Städte nachgegangen werden kann. Dazu wird in einem ersten Schritt anhand von Videomaterial gezeigt, wie die Erfahrungsebene bzw. das Wahrnehmen für wissenschaftliche Reflexion greifbar gemacht werden kann. Im sich-bewegen durch den Stadtraum wird dieser in jeweils bestimmter Weise hervorgebracht. Dabei spielen die Körperlichkeit bzw. Leiblichkeit der Wahrnehmenden genauso eine Rolle wie die sozial-räumlich-materielle Konstellationen, durch die man sich bewegt. All diese Faktoren prägen das Wahrnehmen und damit auch das Handeln im Stadtraum – das Perfide daran ist allerdings, dass die Beeinflussung des Wahrnehmens selbst normalerweise nicht wahrgenommen wird und deshalb auch nicht als Gegenstand für eigene Einflussnahme auftaucht. So wird durch die Konfiguration des Wahrnehmens auf subtile Weise eine äußerst wirksame Kontrolle über das Handeln ausgeübt.
Im einem zweiten Schritt sollen diese theoretischen genauso wie methodischen Überlegungen auf das Phänomen der Schrumpfung gewendet werden. Dabei wird die Abwesenheit im Mittelpunkt stehen. Wie wird Abwesendes eigentlich erfahren? Was ist die besondere Qualität des Abwesenden? Häuser die Erdboden gleichgemacht wurden, Geschäfte die leerstehen, Stühle die von niemandem besetzt werden… alle diese Leerstellen müssen gefüllt werden. Aus eben dieser Notwendigkeit des Füllens bezieht das Abwesende seine Kraft: das, was fehlt, wird mit den Erinnerungen und Emotionen derer angefüllt, die es vermissen. Die schrumpfende Stadt wird so zu einem Ort, dessen Fülle sich aus denen speist, die ihn erfahren haben – oder zu einem Ort der einfach nur leer bleibt, weil keine Erinnerungen und Emotionen mit ihm verknüpft sind.

Mehr Informationen zur gesamten Veranstaltung, die viel Raum für Austausch und Diskussion bieten wird, gibt es in der Veranstaltungsankündigung – ich freue mich schon sehr auf die Diskussionen. Besonders charmant finde ich die Tatsache, dass das Georg-Simmel-Zentrum in den ehemaligen Räumlichkeiten meines ehemaligen Arbeitgebers, nämlich des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in der Mohrenstraße angesiedelt ist – das gibt ein wenig Heimatgefühl! Also, kommt Mittwoch den 21. März um 19:00 Uhr zur Mohrenstraße 41!

Zurück zu den Sachen selbst! Zu Widerständen, Zwängen und Freiheiten bei der Methodenwahl.

Thursday, February 9th, 2012

Unter dem obigen Titel werde ich auf dem 7. Treffen des Nachwuchsnetzwerks Stadt–Raum–Architektur einen Vortrag halten. Das Treffen findet unter dem Motto Mythos Methodologie statt. Deshalb werde ich versuchen, in meinem Vortrag einigen der mythischen Qualitäten der Methodologie die Welt der Sachen selbst gegenüberzustellen. Hier das Abstract zum Vortrag:

Wir Forschenden werden immer wieder, gleichsam unaufhörlich, mit dem Problem konfrontiert wie wir uns den Gegenständen, bzw. Problemen, die uns interessieren nähern können, wollen oder müssen. In diesem Vortrag möchte ich versuchen, die unterschiedlichen Zwänge zu thematisieren, die in diesen Konfrontationen eine Rolle spielen. Von der Einbettung in eine jeweils spezifische akademische Gemeinschaft (und bestehe sie auch nur aus Doktorandin und Doktormutter) über die methodischen Fertigkeiten, die man sich im Studium aneignen konnte (oder wohl häufiger: nicht aneignen konnte) bis zu den Herausforderungen, die aus der eigenen Auseinandersetzung mit dem zu untersuchenden Problem selbst entstehen. All diese unterschiedlichen Faktoren und noch andere mehr zerren und schieben an einem herum und führen zu einer grundlegenden Verunsicherung in Bezug auf die Methodenwahl.
Eins ist sicher richtig: all diese unterschiedlichen Ansprüche lassen sich nicht aus der Welt schaffen. Ziel dieses Vortrags ist allerdings nicht, die unterschiedlichen Aspekte als mehr oder minder gleiches Für und Wider zu präsentieren. Im Gegenteil, der Vortrag ist ein entschiedenes Plädoyer für die Orientierung auf die Sache selbst hin. Sie, auch wenn ihre Ausrichtung und Gestalt noch unklar sein mag, sollte das sein, was es selbstkritisch zu bearbeiten gilt. Entsprechend soll es darum gehen, welche Strategien und Taktiken es den Forschenden ermöglichen, sich möglicherweise gegen den Widerstand anderer Faktoren für Methoden zu entscheiden, die ihrer Forschungsmotivation Rechnung tragen und nicht Konventionen oder technischen Zwängen. Ob es sich bei den in Frage kommenden Methoden um ein standardisiertes Survey mit anschließender multivariater Analyse zu einer Frage handelt, die wirklich unbedingt beantwortet werden muss, oder um eine leibphänomenologische Auseinandersetzung mit Kindheitserinnerungen an Straßenbäume ist weniger wichtig, als die Suche nach den Methoden, die sich mit der eigenen Forschungsmotivation in Deckung bringen lassen. Konkret soll diese Problematik anhand von Forschungsentscheidungen untersucht werden, die sich in meiner Forschungsarbeit sowohl an »Herzensprojekten« als auch im Rahmen von Auftragsforschung ergeben haben.

Erfahrungsgemäß ist die Stimmung bei den Nachwuchsnetzwerktreffen immer sehr produktiv, so dass ich mich wirklich auf Weimar und die dortigen Diskussionen freue.

Sociosophy with a beating heart.

Monday, February 6th, 2012

I have ogled Michel Serres’ The Five Senses for a long time already. (I must say I am shocked to see that it has been translated into English only in 2008, 23 years after its original publication and 15 years after the German translation.) The title always seemed neat to me, the German subtitle Eine Philosophie der Gemenge und Gemische did so too, and who does not want to demonstrate academic sovereignty with even more Suhrkamp Verlag publications on his or her bookshelf? But it took a reviewer to finally push my nose into the pages of this book – I am writing about fog in an article on absence, and Serres dedicates one of the subchapters of his book to fog…

So today, after reading all the Derrida that this and another reviewer also condemned me to, I finally opened my Five Senses and started to read, my eyes still blurry from staring their way through contorted Derridean sentences. Even before turning pages for the second time, I suddenly realized that my heart was beating loudly. Not just beat, hammer in excitement and anxiety about the next sentence. This is philosophy? I say! Or rather, my heart says: it might be much more than that.

Usually, I might furrow my brows, sometimes sigh or smirk my way through a book on theory or philosophy. Sometimes I might even smile or find that expression of realization or, even better, of wonder on my face. But a thrilled, beating heart? This definitely is a new experience. If only for that: I must recommend reading this book. I have only finished the first subchapter and started on the second one, but if you might be interested in an example of extraordinary writing in academica, then go out and get this book. And don’t wait too long until you start to read it!

Telemark.

Monday, January 30th, 2012

It’s a new job for a new year. After finishing work on the project Geodata, Policing and Urban Development at the University of Hamburg, I have moved back to Norway. To be more exact, I am now a resident of Notodden in Telemark province. Telemark? Yes, Telemark, the home of skiing. Accordingly, two things dominate my life: (a) work, which means publishing articles and developing social science courses for foreign students at Telemark University College. (b) Hiking (before all the snow arrived) and now skiing. Hardangervidda is only a short drive from here, so it looks like this year’s skiing season may well extend deep into April or perhaps even May. Y… I say!

Habermas – Luhmann. The clash of the last titans.

Wednesday, November 16th, 2011

This was the title of my trial lecture for the job interview at the department of sociology at the Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Trondheim. I really enjoyed to go back to my sociological roots and prepare this 45 minute lecture, which I built on the well-known conflict between Jürgen Habermas’ theory of communicative action and Niklas Luhmann’s systems theory. If you want to take a look at the slides, you can do so. I have prepared one set as a PDF document (including my commentaries that I used as cues for my talk) and another set as a QuickTime movie (you have to click into the movie to advance to the next slide – there is no audio track, however).

Routes book is out – toilets await.

Thursday, October 27th, 2011

Finally the book that accompanies the research project Routes, Roads, and Landscapes: Aesthetic Practices en route 1750–2015 has landed on my desk. You can peruse the table of contents and read the introduction at the publisher’s website.
book cover
The book is in an unusual format, as you can see from the image. The landscape format (haha) works really well for this, as it obviously should. What is even better, we invested the rest of the project’s funds to get the book produced with full color photographs, so that you can see the toilet buildings that feature in my article Stop, rest, and digest. Feeding people into nature in their full glory!

As with all Ashgate hardcovers, the price is much too high for individuals to pay (125 US$). So the best way to get your hands on this volume is to tell your library staff that this is a book that you would like to read and that is relevant for the library’s collection.

Gestärkt.

Tuesday, October 25th, 2011

Zum Monatswechsel ist meine Zeit an der Universität Hamburg abgelaufen. Zeitverträge sind besser als gar keine Verträge, aber sie bieten keinerlei Sicherheit, keinen Halt in Zeiten unsicherer Zukunftsaussichten am akademischen Arbeitsmarkt. Wenn einem der Arbeitsmarkt keinen Halt bietet und das Leben deshalb auch keinen festen Ort findet, ist es um so wichtiger, auf andere Weise den sonst bald arg gebeugten Rücken gestärkt zu bekommen. Sonst wird man irgendwann so krumm, dass man sich gar nicht mehr aufrichten und anderen in die Augen blicken kann.

Glücklicherweise hat sich diesen Monat bei zwei Gelegenheiten gezeigt, dass das Wagnis meiner Dissertation bzw. der dazugehörigen Buchveröffentlichung sich gelohnt hat. Sowohl auf der 3. Tagung des Atmosphärennetzwerks in München als auch auf der Konferenz Materialitäten in Mainz bin ich jeweils von mehreren Leuten angesprochen worden, die mein Buch gelesen haben und denen es sehr gut gefallen hat. Das ist ein fantastisches Erlebnis und gibt einem Mut. Ich interpretiere diese Rückmeldung so, dass es sich lohnt, offen zu sein, Risiken beim Schreiben einzugehen und sich nicht vorschnell vermeintlichen Standards des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens unterzuordnen, sondern in jedem Fall auf’s Neue zu entscheiden, was man wie ausdrücken kann und will – und auch mögliche Schwächen des eigenen Arbeitens einzuräumen. Das mag einem nicht unbedingt sofort Anerkennung und einen Job verschaffen, beim Peer Review habe ich damit auch noch keine guten Erfahrungen gemacht, aber es ist besser, richtiger und vermutlich auch wahrer.

In gewisser Weise habe ich die Arbeit von Anfang an aus meiner Perspektive bzw. aus Perspektive meiner Generation geschrieben – nämlich aus einer deutlich spürbaren Unzufriedenheit mit der wenig selbstkritischen und sich dabei um so wissenschaftlicher gerierenden etablierten Sozialforschung in Deutschland. Ich hatte dabei wichtige Mitstreiter im Graduiertenkolleg und einen für Experimente offenen Doktorvater, ohne die ich den Mut für die Arbeit, wie sie jetzt steht, nicht aufgebracht hätte. Das hilft aber alles wenig, wenn die Arbeit erst einmal vom Tisch, der Titel verteidigt und die Postdocstelle ausgelaufen ist.

Dann wird es um so wichtiger, wenn einem Andere mit ihrem Lob den Rücken stärken. Das waren zuerst die anderen Jungen und das sind auch immer noch und vor allem: Doktorandinnen, Masterstudenten, frischgebackene Doktorinnen. Für sie und mich habe ich diese Arbeit geschrieben. Ihre positive Rückmeldung ist mir am wichtigsten. Allerdings kann ich nicht verhehlen, dass es in einer derart prekären Lage auch wichtig wird, die frohe Kunde darüber hinaus von Leuten mit grauen Schläfen und eigenen Büros zu hören – das ist auf den vergangenen beiden Tagungen eigentlich das erste Mal passiert und das gibt mir Hoffnung, dass sich die Arbeit an den Wurzeln auch langsam in den mehr oder weniger welken alten Ästen und Baumkronen bemerkbar macht.

Mal schauen, wie es weiter geht. Bis dahin möchte ich mich in voller Ernsthaftigkeit bei allen bedanken, die mir Lob ausgesprochen und mir so Mut gemacht haben – ohne das würde ich nicht so weitermachen können. Danke.

Impressive landscapes. Entanglements of nature and culture.

Friday, October 14th, 2011

The end of the road. This was the name of the symposium that ended the research project that I was involved in beginning in 2009. The symposium reflected the contents and the atmosphere of the project in an excellent way and I was very happy to be able to present my contribution to the project as well. The presentations were done pecha kucha style, to keep them short but also visually rich. Since the material that I collected for my research has great visual strength, this format suited me so well that I decided to make a recording and put the presentation online. I hope you enjoy it!

(Thanks to Andi Schmidmeister and Kerstin Bornholdt for the company and the reflections that they offered during our trips to Hereiane and the Stegastein platform!)

Sounds of … something. Negotiating noises and voices.

Monday, August 1st, 2011

Fall is conference season, and this year is no exception. I am very happy that my submission for the 3rd International Ambiances Network Conference & Workshop in Munich (October 6th – 8th) has been accepted. The title of the conference is Urban Design & Urban Society. The emergence of urban atmospheres between design practice and social invention. My contribution has been placed into the October 8th session called Resisting bodies: provoking atmospheres, which should fit the profile of my presentation really well. As the organizers (Rainer Kazig, Monika Popp and Damien Masson) are known for their ability to create productive and stimulating sessions, I am quite sure that we’ll have some excellent discussions in Munich.
The title for my presentation is Sounds of … something. Negotiating noises and voices, following you can read the abstract:

Urban spaces are permeated by sounds. Machines, people, animals, the elements – they all contribute to one of the more difficult to grasp aspects of urban life. In this presentation I will focus on the sounds that I recorded in the context of videotaping different spaces of mobility. I will pay particular attention to how sound establishes atmospheres both through its presence and its absence. The day-night cycle of a railway terminal, for example, produces strikingly different soundscapes. Practices that would get lost during the bustle of the rush hour easily capture the attention of the few who are present during the quiet hours, when night has fallen. To gain attention during the busy times, people and things need to produce sounds of a much higher volume or suddenness, while even a slight change in tune might become perceivable at other times.

These soundscapes are not just passively consumed, they are negotiated with acuity and in interaction with others who are either co-present – but sometimes they are also produced in relation to a perceived absence. It is these negotiations that are at the heart of my presentation. How do people use their voice or other sounds that they produce to establish territories, to influence the way they and the space through which they move are perceived by others and themselves? How do people display attention to or ignorance of specific sounds which they might deem to be inappropriate or not worthy of attention? How are other spaces established through sound?

All of these questions also relate to the question of resistance in urban space. Two aspects of resistance or urban critique are particularly problematic or open to interpretation in this context: on the one hand, many tactics employed by those seeking to critically relate to atmospheres as they are commonly established in controlled and commercialized urban spaces have limited impact because they are just that: tactics. Understood with de Certeau, they offer limited control over time, but almost no control over space. They appear and quickly fade away. Just as sounds do. But maybe they will leave an echo? This question leads to the other aspect: in how far are the soundscapes of resistance the stratified practices of a specific group of people that distinguishes itself from the masses of consumers through their specific taste, for example through ironic references to mass taste, or through references to aesthetics that are only accessible for those who are socialized to place themselves in the upper strata of the cultural field? Answering this second question is necessary if one wants to understand the multiple ways in which the urban experience is negotiated by all the different participants – how normality is challenged and by whom; and how far sounds can leave echoes in urban space and in the corporeality of its inhabitants that might be evoked at other times and in other places too.

Materialität in Bewegung.

Sunday, July 31st, 2011

Allmählich gewinnt das Vortragsprogramm für den kommenden Herbst an Kontur: am 19. und 20. Oktober werde ich zur Konferenz Materialitäten – Herausforderungen für die Sozial- und Kulturwissenschaften [PDF] einen Vortrag präsentieren. Das ist besonders erfreulich, weil den Organisatoren mehr als 140 Vortragsabstracts geschickt wurden (vermutlich auch weil es Keynotes von so bekannten Leuten wie Bruno Latour, Janet Hoskins und Peter-Paul Verbeek gibt) und sie deswegen sehr stark aussieben mussten. Mein Vortrag wird sich unter dem Titel Materialität in Bewegung mit einer der Kernfragen für mein zweites Buch beschäftigen. Hier das Abstract:

Ausgehend von Detailstudien an so unterschiedlichen Ortstypen wie Bahnhöfen, Stränden, Krankenhäusern und Rastplätzen wird in diesem Vortrag mit Hilfe von Fotografien, Video- und Tonmaterial der phänomenologischen Gewalt des Materiellen nachgegangen. In verschiedenen Alltagspraktiken zeigt sich bei genauer Betrachtung, wie die stoffliche Welt und das menschliche Handeln untrennbar miteinander verwoben sind. Diese Verwobenheit ist Ausgangspunkt für eine grundlegende Reflektion oftmals unhinterfragter soziologischer Kategorien:
Zum einen rückt bei der hier vorgenommenen Auseinandersetzung mit der Materialität der Welt der Zusammenhang von Wahrnehmen und Handeln in den Fokus. Anstatt beides als voneinander getrennte Prozesse zu betrachten – entweder zeitlich als aufeinander folgend oder analytisch als unterschiedlichen Regeln gehorchend – wird hier der Vorschlag gemacht, Wahrnehmen und Handeln als auch im kleinsten Detail ihres Vollzugs miteinandergehend zu denken. In dieser Verknüpfung wird dann auch deutlich, wie Materialität auf subtile, kaum bemerkbare Weise Eingang in soziales (Wahrnehmungs)Handeln findet und so zur Herstellung von sozialer Ordnung genauso wie zu Prozessen sozialen Wandels beiträgt.
Zum anderen führt ein sich Einlassen auf die Herausforderung der Materialität an die Sozialwissenschaften dazu, die geläufige Fassung der Kategorie des Sinns zu hinterfragen. So wird Sinn in der Regel als Bedeutungssinn bzw. mit Weber als gemeinter Sinn gefasst, den es auf mehr oder weniger hermeneutischem Wege zu interpretieren gilt. Mit dieser geisteswissenschaftlich geprägten Bezugnahme aber wird die Materialität als Jenseitiges behandelt, das einer anderen Sphäre angehört. Um dieser Aporie zu entgehen, wird es nötig, die Sprachfixierung der soziologischen Interpretation aufzulösen. Deshalb der Rückgang auf das Material, das diesem Vortrag zu Grunde liegt: Videos, Bilder, Töne. Mit Unterstützung dieser epistemologischen Verbündeten mit ihrer ganz eigenen Evidenz und in Anknüpfung an Überlegungen aus Science and Technology Studies (Latour, Pickering), britischer Humangeografie (Thrift, Ingold) und aus der Phänomenologie (Merleau-Ponty, Waldenfels) soll die Kategorie des Sinns anders angegangen werden: weniger als Bedeutungssinn sondern vielmehr als Richtungs- oder Bewegungssinn. So gedacht kann Materialität – nämlich Materialität in Bewegung – auch sinngebend sein. Störungen, Verfall, Turbulenz und Erosion treten in dieser Perspektivierung aus dem geschlossenen Bereich des Natürlich-Objektiven heraus und zeigen sich auch auf kategorialer Ebene in ihren sozialen Qualitäten.
In dem Zusammenspiel von Wahrnehmungshandeln und Bewegungssinn zeigt dieser Vortrag die doppelte Herausforderung der Materialität auf: Zum einen liegt diese Herausforderung in der Notwendigkeit von Kategorien, die diesseits der Trennung von Subjekt und Objekt operieren. Zum anderen liegt diese Herausforderung in der methodologischen Umorientierung weg von einer von allen Störungen gereinigten Fokussierung auf Sprache und Versprachlichung und hin zu einer komplexeren Orientierung auf das Zusammengehen von Körperlichkeit, Bewegung, Fühlen und Zeigen.