Archive for June, 2008

Automatische Irritationen – Die Sprache der Dinge.

Monday, June 30th, 2008

Ich bin ziemlich im Hintertreffen mit den Ankündigungen der guten Nachrichten aus der Welt der Wissenschaft… Dem will ich mich heute jedenfalls ein wenig entgegenstemmen, denn ich sitze zwar erschöpft aber trotzdem beschwingt in dem Zug, der mich von der von unserem Kolleg veranstalteten Summer School Nach dem Spatial Turn: Raum im Brennpunkt disziplinärer Perspektiven wieder zurück nach Hause bringt. Die Organisation der Summer School war anstrengend, aber ich glaube, dass alle TeilnehmerInnen Gutes mitgenommen und gemeinsam an einem offenen akademischen Arbeiten mitgewirkt haben. Mir hat es auch reichlich Freude gemacht!
Zurück zur Nachricht: Vor einiger Zeit habe ich mich mit einem Abstract für die Tagung Die Sprache der Dinge – kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die materielle Kultur der Gesellschaft für Ethnographie beworben. Die Bewerbung für diese spannende Tagung war zu meiner großen Freunde erfolgreich, so dass ich im November in Berlin einige Überlegungen, Videos und Absichten zur Thematisierung der Dinge in der sozialwissenschaftlichen Forschung präsentieren kann.
Wie üblich hier auch noch das Abstract:

Automatische Irritationen – Überlegungen in Video zur Initiativentfaltung der Dinge.
Beim Lösen eines Fahrscheins an einem der Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn wird innerhalb von ein paar Minuten eine Vielzahl von Interaktionsregistern gezogen. Die Begegnung mit dem Automaten ist eine Herausforderung für alle Beteiligten, für die Jungen oder Alten, mit Muße oder in Hast, für die Neulinge oder die Erfahrenen, für die die gerade einen Fahrschein lösen oder für die Wartenden – in der kurzen Handlungssequenz passiert sehr viel mehr als ein reines Bedienen eines passiven, technischen Apparats.
Beim Eintreten in den Bahnhof werden Türen durchquert. Die Tür als sicht- und manipulierbare Grenze zwischen Innen und Außen ist einer der zentralsten Aspekte architektonischer Konfigurationen des Sozialen. Dieses Ding markiert eine wichtige symbolische Grenze, in seiner Materialität ist es aber gleichzeitig Bestandteil von ausgesprochen alltäglichen Handlungsroutinen.
Die zwei Dinge, welche im Mittelpunkt dieser Präsentation stehen, scheinen sehr unterschiedlich zu sein: der Fahrkartenautomat ist für seine Komplexität geradezu berüchtigt, während die Tür gleichsam von selbst in den Routinen des Alltagslebens unterzugehen droht.
In dieser Präsentation sollen diese zwei Dinge jedoch nicht als etwas behandelt werden: nicht als Symbol, nicht als Mensch-Maschine-Interface, nicht als Grenze und auch nicht als Ding-an-sich. Durch den Einsatz von digitalen Videoaufzeichnungen sollen die hier untersuchten Dinge in ihrem Wechselspiel mit dem Wahrnehmen und Handeln der Menschen hervortreten. In der detaillierten Analyse von Videosequenzen wird deutlich, welche Aspekte der Dinge in der Interaktion relevant werden. In Anbetracht des konkreten Materials soll die Frage verhandelt werden, von wo die Initiative ausgeht: handeln die Dinge oder doch nur die Menschen? In der Präsentation soll nicht nur die Performativität des Geschehens betont werden, auch die Performativität der Präsentation soll reflektiert werden: welche Herausforderungen stellen die Dinge an Methode und Methodologie der Analyse? Wie gehen wir sinnvoll mit dem um, was gelegentlich als das nicht-Repräsentationale bezeichnet wird?
In der immer auch kontingenten Interaktion mit dem Ding verflechten sich Wahrnehmen und Handeln zu einem genauso dichten Geflecht wie die Menschen und die Dinge. Auf theoretischer Ebene sollen Merleau-Ponty und die Entwicklungen in den neueren Science and Technology Studies der Analyse Instrumente an die Hand geben, mit denen ein Teil der Ordnung des Geflechts nachvollzogen werden kann.

Ich bin gespannt, wie die Diskussionen zu den Dingen in der Ethnographie/Ethnologie/Museumskunde geführt werden!

Persepolis – Graphic storytelling.

Thursday, June 19th, 2008

Simple drawings instead of real life actors, a very well-known script (the movie is based on the comic series), the life of a migrant girl. These are the ingredients of the precisely told and yet very touching animated movie Persepolis. Even if you have not read any of the graphic novels of Marjane Satrapi, even if you are highly sceptic of comics and animated movies in general, even if you do not care much about headscarves and the Middle-East in general – even in spite of all that, you should go and watch this movie. Because it is a great story, told with pictures that make the best of the freedom of animated movies: it does not care about reality as such, instead it focuses on showing how situations feel, how they would look if they were drawn in black and white, like a paper cut. The scences are beautiful, sometimes funny, often tragic.
The only thing which I have missed a bit had to do with my personal reading of the story as such – I missed a bit of reflection about the role of the female protagonist as someone who is very much upper-class in her upbringing and social status. It was not something that was shyly denied or pompously set in scene. However, it was in a way too straight, too un-broken for me. But maybe, perhaps, this is the case because being upper-class comes as a matter of course, not as something special to those who are…
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In Bruges – Surprise script.

Monday, June 9th, 2008

Undecided about what movie we should watch and feeling a certain tendency to see something entertaining, we decided to try In Bruges even though we were neither convinced by the strange title (the German title translates as Seeing Bruges and Dying) nor by the taglines. The actors seemed nice enough, so we took the risk. I guess we weren’t particularly happy with our decision during the first quarter of the movie. Collin Farrell is good looking, of course, but he also made the impression of totally overacting his role. Slowly however, the story became clearer, and the contrast between Colin Farrell’s hyper-active character and the calm beauty of Bruges gained weight and texture. At that point in time, the movie became good. In the last quarter of the movie, another change in pace happened. The real villain appears, new turns and events shoot out from every corner and the movie becomes great: entertaining, fast paced and very funny (in a dark, British humor kind of way). To be recommended – the pictures of Bruges are quite beautiful, making a visit to the cinema a good choice.
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