International Philosophy Colloquia Evian
20th Colloquium 2014 - Evian, 13-19 juillet 2014

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Kolloquium 2009: Bedingungen der Freiheit

20th Colloquium 2014


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Thema / Programm

Die Idee der Freiheit steht, eingebunden in ein dichtes Netz von Beziehungen zu Begriffen wie Subjektivität, Rationalität, Moralität und Existenzialität, seit jeher im Fokus der praktischen Philosophie. Dabei bezieht der Begriff seine Sprengkraft aus der Spannung zwischen zwei Rollen: als metaphysische oder anthropologische Wesensbestimmung des Menschen einerseits und andererseits als Bezeichnung eines politischen Ideals, das in konkreten menschlichen Lebensformen mehr oder weniger realisiert oder verfehlt werden kann. Rousseaus Auftaktfanfare zum Gesellschaftsvertrag, "Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten", intoniert diese Spannung. In diesem Sinn steht die Idee der Freiheit nicht nur praktisch, sondern auch begrifflich unter komplexen Bedingungen, deren genaues Verständnis allein uns begreiflich machen kann, was wir mit "Freiheit" eigentlich meinen.

Kanonisch ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zweier Traditionslinien: Einerseits der Liberalismus, der Hobbes darin folgt, Freiheit negativ als Freiheit von hinderndem physischen Zwang zu verstehen - andererseits die von Rousseau und Kant inaugurierte Tradition eines positiven Freiheitsverständnisses, welche kritisch darauf drängt, dass nicht ein Mehr an Optionen, sondern nur ein Mehr an Autonomie eine Steigerung wirklicher Freiheit, der Freiheit zu einem als vernünftig und selbstbestimmt verstandenen Handeln bedeutet. Jüngst haben Theoretiker wie Raz, Skinner oder Pettit argumentiert, dass Autonomie ohne einen vernünftigen Spielraum von Handlungsoptionen Freiheit zu verfehlen droht. Mit Hegel, Heidegger oder Merleau-Ponty kann man wiederum einwenden, dass die Autonomiekonzeption zu abstrakt bleibt und Freiheit als situierte Freiheit, als eingebettet in und sich entwickelnd aus unserem alltäglichen leiblich-praktischen Umgang mit der Welt verstanden werden muss. Philosophen wie Schiller sowie - in anderer Weise - Nietzsche und Foucault haben den einseitig rationalistischen Akzent der Autonomiekonzeption angegriffen und für ein ästhetisches Modell der Freiheit als Selbstgestaltung und Selbstverwirklichung plädiert, die sich im Rahmen körperlicher Praktiken und Techniken des Selbst vollzieht.

Auf der Ebene der Gemeinschaft geht es in den Debatten um den Begriff der Freiheit in erster Linie um die Frage, wie ein Zusammenleben von Freien als Freien, wie eine freie Gesellschaft möglich ist. Während die Tradition des Liberalismus im Anschluss etwa an Tocqueville und Mill hauptsächlich darüber nachdenkt, wie die Freiheit des Einzelnen vor den Übergriffen der Gemeinschaft in Schutz zu nehmen sei, kann es aus der Perspektive der Autonomie-Tradition von Hegel über Arendt bis Habermas individuelle Freiheit überhaupt nur in einer Gemeinschaft von Freien geben, die sich selbst regiert. Allerdings wurde auch dieser Konzeption gegenüber bald der Einwand der schlechten Abstraktheit erhoben: Marx verweist auf die trotz formaler Freiheit bestehende reale Unfreiheit unter Bedingungen der Ausbeutung und der Entfremdung - eine Argumentationslinie, die von Adorno und Marcuse ins 20. Jahrhundert getragen wurde und ihr Echo auch in Diskursen über die spezifische Situation exkludierter Stimmen, etwa jener des (post-)kolonialen Subjekts, oder die freiheitseinschränkende Wirkung von Geschlechternormen findet (etwa bei de Beauvoir, Butler und MacKinnon). Die Frage, wie die Vermittlung der Freiheitsrechte des Einzelnen mit dem kollektiven Recht auf Selbstbestimmung zu denken ist, strukturiert bis heute die Debatten sowohl der jüngeren französischen Sozialphilosophie (Balibar, Castoriadis, aber auch Levinas und Nancy) als auch der angloamerikanischen Diskussion um Autoren wie Walzer, Taylor und Fraser.

Das 15. Internationale Philosophie-Kolloquium Evian lädt Philosophinnen und Philosophen an den Genfer See, über die skizzierten kontroversen Bestimmungen der Kunst zu diskutieren. Beiträge sollten aus (post-)strukturalistischer, phänomenologisch-hermeneutischer und (post-)analytischer Perspektive Bestimmungen des Begriffs der Freiheit, aber auch Differenzen und Konvergenzen dieser Bestimmungen diskutieren und systematisch fruchtbar machen.


Programm

Programm als PDF-Download


Lundi, 13 juillet 2009

Anna Wehofsits (Berlin): Das Kantische Gewissen als Bedingung von Autonomie
Stephen Farrelly (Little Rock): Whose Desires Are These? Consistency and Coherence of Desires as Art
Claire Pagès (Paris): L’âge de la liberté : Hegel avec Foucault

Louis Carré (Bruxelles): Les institutions de la liberté. Hegel sur les conditions sociales à l’exercice de l’autonomie
Dagmar Comtesse (Frankfurt/M.): Keine Freiheit ohne Kollektiv. Gegen den Kosmopolitismus


Mardi, 14 juillet 2009

James Ingram (Hamilton): Freedom, Equality, and the Universality of Emancipatory Politics
Robin Celikates (Amsterdam): Wer hat Angst vor der Demokratie? Drei Modelle politischer Freiheit
Jules Holroyd (Cambridge): Authority's Challenge to Freedom

Luc Vincenti (Montpellier/Paris): Liberation et dépassement de soi
Catherine Newmark (Berlin): Feministische Ethik der Freiheit von Beauvoir bis Butler


Mercredi, 15 juillet 2009

Guillaume Lejeune (Bruxelles): La reconnaissance comme condition de la liberté. Perspectives sociales et linguistiques
Georg W. Bertram (Berlin): Unsere Normen – Freiheit, Normativität und Selbstbewusstsein
Claudie Hamel (Berlin): L'illusion d'une liberté: critique de l'ego moderne

Après-midi libre


Jeudi, 16 juillet 2009

Olivia Mitscherlich (St. Gallen): Gibt es teleologische Grundlagen menschlicher Freiheit?
Mark Sinclair (Manchester): Technology and Freedom: Thinking through Ellul and Heidegger
Henning Tegtmeyer (Leipzig): Freiheit im Materialismus?

Christophe Perrin (Paris): Liberté sans condition, liberté en condition : la condition de liberté chez Sartre
Jacob Dahl Rendtorff (København): Freedom and Responsibility in Jean-Paul Sartre’s Philosophy


Vendredi, 17 juillet 2009

Raffaela Giovagnoli (Roma): The Linguistic Game of Autonomy
Felix Koch (New York): Normative Bedingungen der Selbstbestimmung
Roberto Farneti (Bolzano): Freedom from Deceit: A Girardian Approach

Anne Le Goff (Paris): Gagner sa liberté : un exercice spirituel
Discussion terminale

 

Organisation: Georg W. Bertram (Berlin), Robin Celikates (Amsterdam), David Lauer (Berlin). In cooperation with: Alessandro Bertinetto (Udine), Karen Feldman (Berkeley), Jo-Jo Koo (Dickinson), Christophe Laudou (Madrid), Claire Pagès (Paris), Diane Perpich (Clemson), Hans Bernhard Schmid (Wien), Contact: evian@philosophie.fu-berlin.de