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[Ernst-Reuter-Preise]

Die Ernst-Reuter-Gesellschaft vergibt jedes Jahr am 4. Dezember, dem Gründungstag der Freien Universität Berlin, den mit jeweils 10.000 DM dotierten Ernst-Reuter-Preis an die besten Dissertationen des Vorjahres. Quer über alle Fachdisziplinen werden die von den Fachbereichen hierfür vorgeschlagenen Dissertationen durch eine Kommission nach Begutachtung und intensiver fachlicher Prüfung bewertet und die herausragenden, die Wissenschaft weiterführenden Arbeiten als preiswürdig ausgewählt.

Dr. Matti Kiupel
Tumorprognose beim Hund

Geschwulsterkrankungen zählen bei Hunden zu den häufigsten Krankheiten. Unter ihnen sind bösartige Tumoren lymphatischer Zellen und Gewebe am dritthäufigsten vertreten. Maligne Lymphome können bei Hunden chemotherapeutisch behandelt werden. Ein effektiver Einsatz der Chemotherapie setzt jedoch eine sichere prognostische Einschätzung des Tumors hinsichtlich Ansprechen auf Behandlung und der zu erwartenden Überlebenszeit des Patienten voraus. Diese Aussagen waren bislang bei malignen Lymphomen nur sehr unsicher zu treffen.

In der vorliegenden Dissertation wurden Überlebenskriterien von chemotherapeutisch behandelten und unbehandelten Hunden mit malignen Lymphomen mit einer Vielzahl von prognostisch aussagefähigen Parametern in Beziehung gesetzt. Mit Hilfe verschiedener Analysen wurde geprüft, welche der Tumormerkmale signifikant mit klinischen Überlebensdaten korrelieren und somit prognostische Rückschlüsse zulassen. Im Ergebnis der Untersuchung wird eine Kombination von drei Tumorparametern vorschlagen, die eine schnelle und sichere prognostische Einschätzung von bösartigen Lymphomen des Hundes bei vertretbarem Untersuchungsaufwand erlauben.

Die Studie führt erstmalig zur sicheren prognostischen Bewertung von malignen Lymphomen des Hundes als Basis chemotherapeutischer Behandlung und ist damit von grundlegender Bedeutung für die klinische Onkologie in der Veterinärmedizin.

Dr. Matti Kiupel

Fachbereich: Veterinärmedizin

Titel der Dissertation:
Prognostische Faktoren zur Beurteilung von caninen malignen Lymphomen unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung von Argyrophilen Nukleolus organisierenden Regionen (AgNORs)

Eine Internetversion ist hier abrufbar.


Dr. Astrid Sasse
Histamin-Forschung

Histamin ist eine körpereigene Substanz, die u.a. für die Bildung der Magensäure sowie für allergische Reaktionen von physiologischer, aber auch pathophysiologischer Bedeutung ist. Im Gehirn steuert Histamin die Wachheit, daneben beeinflusst es die Nahrungsaufnahme und Konzentrationsfähigkeit. Eine Überproduktion von Histamin kann zu verschiedenen Krankheitsbildern führen. So wurde z.B. für die Migräne eine Beteiligung des histaminergen Systems beobachtet. Die Freisetzung von Histamin wird durch den Histamin-H3-Rezeptor moduliert.

In dieser Arbeit wurden durch gezielte chemische Synthese Substanzen (sog. Agonisten) hergestellt, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten. In pharmakologischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Substanzen in Nagern nach oraler Gabe gut aufgenommen werden und im zentralen Nervensystem bei niedriger Dosierung den Histamin-H3-Rezeptor selektiv (Faktor >250) aktivieren.

Viele internationale Arbeitsgruppen führen derzeit Experimente mit den in dieser Arbeit hergestellten Verbindungen durch, um eine mögliche therapeutische Anwendung am Menschen, zum Beispiel zur Behandlung der Migräne mit neuartigem Wirkprinzip, zu untersuchen.

Dr. Astrid Sasse
Fachbereich: Biologie, Chemie und Pharmazie

Titel der Dissertation:
Neue Liganden des Histamin-H3-Rezeptors: Synthese, Analytik, Pharmakologie und Struktur-Wirkungs-Beziehung

Erschienen in Berlin 1999.


Tobias Döring
Postkoloniale Literatur

Wenn heute die größten Epen, die wichtigsten Reiseberichte oder Romane der englischsprachigen Welt von Autoren geschrieben werden, die aus vormaligen Kolonien stammen, muss sich auch Literaturwissenschaft dieser veränderten Situation stellen. Tobias Döring untersucht Positionen und Strategien englischsprachiger Literatur aus der Karibik vom 18. bis 20. Jahrhundert. Er fragt, wie sie das literarische Erbe Europas einerseits aufgreift und fortführt, zugleich aber stets auch verändert, zurückweist und durch kulturelle Perspektivenwechsel in Frage stellt. Im Zuge dieser spannungsvollen Auseinandersetzung nötigt sie zu einer neuen Betrachtungsweise, die diesen vielfachen Durchkreuzungen und Verflechtungen von „Eigenem” und „Fremdem” nachgeht. Und genau darin liegt – so die generelle These der Arbeit – die zeitgenössische Herausforderung durch postkoloniale Literaturen. Der Autor orientiert sich weniger an der historischen Abfolge als an literarischen Modellen. Die sechs Kapitel erkunden an jeweils einem Genre (Reisebericht, Naturlyrik, Abenteuerroman, Autobiographie, Bildgedicht und Epos) dessen transatlantische Transformationen. Dabei zeigen sie in allen Fällen, wie karibische Kultur die erinnerten Fragmente anderer Kulturen – aus Europa ebenso wie aus Afrika und Asien – aufgreift, umformt und in literarische Entwürfe einer neuen Welt überträgt.

Tobias Döring
Fachbereich: Philosophie und Geisteswissenschaften

Titel der Dissertation:
Caribbean-English-Passages:
Intertextuality in a Postcolonial Tradition

Die Arbeit ist im Verlag Routledge (London) in Vorbereitung.


Dr. Frank Bayreuther
Konzernrecht

Das Wirtschaftsrecht sieht sich seit jeher vor eine Kraftprobe gestellt, wenn es darum geht, wirtschaftlich begründete Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Unternehmen zu erfassen. Einerseits bedarf es eines adäquaten Schutzes von Unternehmen, die in eine wirtschaftlich-existenzielle Abhängigkeit von einem anderen Unternehmen geraten sind. Sie (und zudem ihre Gläubiger und Arbeitnehmer) müssen vor „Übergriffen” des sie beherrschenden Unternehmens geschützt werden. Andererseits kann es in einer der Privatautonomie verpflichteten Zivilrechtsordnung keinen Sozial- und Existenzschutz für wirtschaftlich abhängige Unternehmen geben. Diese Problematik hat in der Folge der Etablierung so genannter „moderner Vertragstypen” (etwa: „Just-in-time Produktion” oder „Franchising”) noch deutlich an Bedeutung gewonnen, denn dabei sind die beteiligten Unternehmen netzwerkartig und auf lange Sicht so fest aneinander gebunden, dass sich dort besonders gravierende Abhängigkeiten einstellen können. Allein die „traditionellen” zivil- und wirtschaftsrechtlichen Schutz- und Ausgleichsmechanismen zum Schutz des wirtschaftlich unterlegenen Vertragspartners reichen nicht aus, um solche Rechtsverhältnisse vollständig erfassen zu können. Zum Lückenschluss bieten sich ausgewählte konzernrechtliche Rechtsinstitute an, die von der herrschenden Meinung bislang nur auf durch gesellschaftsrechtliche Beteiligungen begründete Abhängigkeitsverhältnisse angewandt wurden, jedoch auch auf wirtschaftliche Abhängigkeitsbeziehungen erstreckt werden sollten.

Dr. Frank Bayreuther
Fachbereich: Rechtswissenschaft

Titel der Dissertation:
Die konzernrechtliche Behandlung wirtschaftlich existentiell abhängiger Unternehmen unter besonderer Berücksichtigung moderner Unternehmensverträge. Eine konzern-, kartell- und arbeitsrechtliche Studie.

Die Dissertation wird verlegt bei Duncker & Humblot, Berlin, sie befindet sich derzeit im Druck.

 
 
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