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Felicitas von Aretin Die Preisträger: Tobias Döring, Dr. Astrid Sasse, Der 4. Dezember ist für die Freie Universität seit jeher ein besonderer Tag: An diesem kalten Wintertag im Jahr 1948 halb Berlin lag noch in Trümmern wurde die Freie Universität im Titania-Palast feierlich gegründet. Dies war im Berliner Blockade-Winter eine ungeheuer mutige Leistung, denn es fehlte nicht nur allerorten an Kohle, Strom und Mobiliar. Viele Wissenschaftler mussten während der Zeit des Nationalsozialismus ins Ausland emigrieren. An der 1946 im sowjetischen Sektor gelegenen wieder eröffneten Berliner Universität Unter den Linden aber zeichnete sich ab, dass ein freies Studium nicht möglich sein würde. Als dort drei Studierenden am 16. April 1948 die Studienerlaubnis ohne Rechtsverfahren aus politischen Gründen entzogen wurde, versammelten sich rund 1500 Studierende am Hotel Esplanade. Der Student Otto Stolz forderte die Gründung einer freien Universität im Westteil der Stadt. Denn die meisten Studierenden, die größtenteils aus dem Krieg gekommen waren und die Indoktrination durch die Nationalsozialisten miterlebt hatten, wollten endlich frei von politischer Gängelei studieren. Dank der Unterstützung von engagierten Wissenschaftlern, Berliner Politikern und den Vereinigten Staaten von Amerika gelang noch 1948 das zunächst scheinbar Aussichtslose: Die Gründung einer freien Universität in Dahlem, einem Stadtteil mit einer bedeutenden Wissenschaftstradition. Eine besondere Rolle kam dem noch nicht von den Sowjets bestätigten Oberbürgermeister Ernst Reuter zu, der selbst vor den Nazis in die Türkei geflohen war. Ihm gelang es, den berühmten Historiker Prof. Dr. Friedrich Meinecke als Gründungsrektor für die Freie Universität zu engagieren. Vom Krankenbett aus hielt der 86-jährige Meinecke eine anrührende Rede, die vom RIAS in den Titania-Palast übertragen wurde. Meinecke betonte die Notwendigkeit, einer von politischen Strömungen unabhängigen Forschung und Lehre. Seine Rede endete versöhnlich: Nicht Kampf gegeneinander, sondern Wetteifer miteinander sei unsere Losung. Dem unermüdlichen Engagement Ernst Reuters dankte die Freie Universität, in dem sie im Jahre 1954 die Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde und Förderer der Freien Universität gründete. Heute hat die Ernst-Reuter-Gesellschaft rund 600 Mitglieder, erzählt Kurt Hammer, Geschäftsführer der Ernst-Reuter-Gesellschaft und ehemaliger Kanzler der FU. Da man besonders an jungen Leuten interessiert sei, wurden diesmal alle Erstsemester zu der Festveranstaltung am 4. Dezember eingeladen. Alljährlich vergibt der Verein der Freunde und Förderer am Gründungstag die so genannten Ernst-Reuter-Preise für besonders herausragende Dissertationen mit je 10.000 Mark. Für mich war der Preis ein Erfolgserlebnis, das mich bestätigt, an meinem Berufswunsch Hochschullehrer festzuhalten, sagt Dr. Frank Bayreuther, der im Bereich Konzernrecht promovierte. Der Anglist und Fachmann für karibische Literatur, Tobias Döring, pflichtet ihm bei. Besonders hat mir an meinem FU-Studium die Vielfalt der Möglichkeiten gefallen. Alles ist in Berlin ganz anders als in den USA, erläutert Gabriel Trop, der an der Stanford University sein Master´s Degree gemacht hat und seit drei Monaten als Ernst-Reuter-Stipendiat an der Freien Universität promoviert. An der Freien Universität könne man viel unabhängiger und autonomer studieren und forschen, so Trop. Berlin gefalle ihm derart gut, dass er jetzt schon überlegt, sein einjähriges Stipendium auszudehnen. Auch Mandana Covindassamy ist von den Forschungsmöglichkeiten in Berlin sehr angetan. Für die Freie Universität habe ich mich bewusst wegen der Iranistik entschieden, so die Ernst-Reuter-Stipendiatin aus Frankreich. Anders als den Ernst-Reuter-Preis gibt es das Stipendien-Programm erst seit zwei Jahren. Wir legen dabei besonderen Wert auf eine intensive Betreuung der ausländischen Stipendiaten, sagt FU-Präsident Gaehtgens, auch nach Ablauf des Stipendiums sollten die Reutianer sich der Freien Universität verbunden fühlen. Die Stipendien werden alljährlich an besonders qualifizierte Studierende vergeben was nur Dank des Engagements der Ernst-Reuter-Gesellschaft, von privaten Mäzenen und öffentlichen Institutionen möglich ist. Dieses Jahr sind drei FU-Studierende an Partneruniversitäten gegangen und drei ausländische Studierende an die FU gekommen. Aller guten Dinge sind drei, weshalb am 4. Dezember auch der DAAD-Preis an eine ausländische Studierende für ihre hervorragende Abschlussarbeit verliehen wurde. Als weltoffene Universität wollen wir für ausländische Studierende noch attraktiver werden, sagt Gaehtgens und betont, dass die FU zu den top ten in Deutschland gehört. Bürokratische Hindernisse müssten abgebaut werden. Durch gezielten Ausbau von Bachelor- und Masterabschlüssen will die FU künftig vermehrt ausländische Studierende an die FU holen. Unser Ziel ist es, dass 20 Prozent aller Hochschullehrer aus dem Ausland kommen, so Gaehtgens. Als Zeichen, dass sich die Freie Universität verstärkt in die bildungspolitische Debatte einmischen will, steht die Gründung des so genannten Dahlemer Bildungsforums. Wir wollen Bildungsexperten und die Öffentlichkeit über Bildungsfragen in Diskussionsrunden zusammenbringen, damit die dringend notwendige Bildungsreform endlich zustande kommt, so der Präsident. Mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Wolf-Michael Catenhusen, konnte am 4. Dezember der erste exzellente Kenner der bildungspolitischen Szene gewonnen werden. |
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