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[Verleihung der Tiburtius-Preise]

Dr. Brigitta Rabe
Arbeitsmarktpolitik

Brigitta Rabe, geboren 1967 in Berlin, machte eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Siemens AG und studierte anschließend Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft in Madrid und an der FU. 1999 promovierte sie summa cum laude mit ihrer Arbeit „Verhandlungen in der Arbeitsmarktpolitik. Eine spieltheoretische Analyse der Implementation von Lohnkostenzuschüssen in Ostdeutschland”, für die sie den 2. Tiburtius-Preis verliehen bekam. Brigitta Rabe arbeitete als Lehrbeauftragte an der FU, im Wissenschaftszentrum Berlin und seit 1998 als Referentin bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte. Darüber hinaus ist sie als Gutachterin des Bundeskanzleramtes für die Benchmarking-Gruppe des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit tätig.

In Rabes Arbeit werden Verhandlungen zwischen der Treuhandanstalt und ostdeutschen Landesregierungen über den regionalen Einsatz von Beschäftigungsprojekten untersucht. Der Anlass für die Untersuchung ist die Beobachtung, dass Arbeitsmarktpolitik immer häufiger kooperativ von mehreren Akteuren finanziert und umgesetzt wird. Die Politikergebnisse sind daher das Resultat von Verhandlungen. Obwohl sie eine zunehmende Bedeutung als politische Entscheidungssysteme haben, ist bislang selten analysiert worden, welche Faktoren die Ergebnisse von Verhandlungen bestimmen. Am Beispiel kooperativ implementierter Beschäftigungsprojekte in Ostdeutschland geht Rabe deshalb der Frage nach, wie die Rahmenbedingungen und Regeln von Verhandlungen ihre Ergebnisse beeinflussen. Dabei ist es ein Ziel aufzuzeigen, wie die Politik durch entsprechende Gestaltung der „Spielregeln” erwünschte Verhandlungsergebnisse erreichen kann. Zweitens soll die Möglichkeit geschaffen werden, Verhandlungen auch für die Öffentlichkeit transparenter zu machen, damit Wählerinnen und Wähler die verhandelte Politik auch demokratisch kontrollieren können.


Dr. Eric Jacobson
Politische Theologie

Eric Jacobson, geboren 1969 in New York City, studierte Philosophie an verschiedenen amerikanischen Universitäten, unter anderem in Harvard, sowie an der Hebrew University of Jerusalem. Von 1994 bis 1998 war er für ein Promotionsstudium der Judaistik an der FU. 1999 promovierte er summa cum laude mit seiner Arbeit „Metaphysik des Profanen. Die politische Theologie von Walter Benjamin und Gershom Scholem”, für die er den Tiburtius-Anerkennungspreis erhielt. Derzeit ist Eric Jacobson Mitglied der „Forschungsgruppe zur jüdischen Tradition” am Hans-Jonas-Zentrum im Institut für Philosophie der FU.

Jacobsons Arbeit befasst sich mit den frühen politischen und theologischen Begriffen der beiden Autoren aus der Zeit von 1915 bis 1923. Sie verfolgt die Absicht, die frühen Diskussionen Benjamins und Scholems zu Politik und Theologie zu rekonstruieren. Dabei konzentriert sie sich auf die Themen Messianismus, Sprache und Gerechtigkeit. Auf der einen Seite wird die Verwurzelung der sprachtheoretischen und geschichtsphilosphischen Konzepte Walter Benjamins in einer vom Judentum geprägten theologischen Tradition herausgearbeitet. Auf der anderen Seite wird der theoretische und politische Gehalt zentraler Kategorien ihrer frühen Diskussion in einigen Teilen von Scholems Spätwerk dargestellt. Auf diese Weise wird der enge Zusammenhang von Grundbegriffen der jüdischen Tradition, vor allem mystischer und messianischer Richtungen, mit den politischen und theologischen Ideen Benjamins und Scholems deutlich gemacht. Diese Ideen, die sich bei beiden Autoren schon früh herausbildeten, haben grundlegende Bedeutung für ihre späteren Auffassungen und haben damit auch einen nachhaltigen Einfluss auf die Gegenwartsphilosophie sowie die Judaistik dieses Jahrhunderts ausgeübt.


Dr. Norbert Ch. Wolf
Goethe

Norbert Christian Wolf, geboren 1970 in Innsbruck, studierte Germanistik und Geschichte in Wien, Paris und an der FU. Von 1994 bis 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsprojekt „Kulturelle Ausgleichsprozesse im Spiegel der literarischen Produktivität innerhalb der klösterlichen Hauskultur 1700-1800” in Wien. Es folgten ein Junior-Fellowship am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien, eine assoziierte Mitgliedschaft im Graduiertenkolleg „Klassizismus und Romantik im europäischen Kontext” an der Universität Gießen und eine einjährige Vertretungstätigkeit (1998-1999) als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der FU-Germanistik.

Von 1995 bis 1998 erhielt Norbert Christian Wolf eine Promotionsförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes für die Arbeit an der Dissertaion „Goethes ästhetische Schriften vom Sturm und Drang zur Klassik”, mit der er 1999 summa cum laude promovierte und für die er den 3. Tiburtius-Preis erhielt.

Wolfs Studie bemüht sich um eine Rekonstruktion von Goethes kunst- und literaturtheoretischem Denken von den frühesten Äußerungen bis zu den Ergebnissen der italienischen Reise. Goethes ästhetische Schriften sind über die Grenzen der Literaturgeschichte hinaus von Bedeutung, weil sich in ihnen schon früh Tendenzen zur Herausbildung eines eigenen, relativ autonomen Bereichs der Künste innerhalb der Gesamtgesellschaft sowie zur theoretischen Reflexion dieses Prozesses abzeichnen. Die oft rätselhaft erscheinende Darstellungsweise der Goetheschen Essays ist eine weitere Besonderheit; sie lässt sich als künstlerische Umsetzung der theoretischen Forderungen lesen.

Wolf unternimmt eingängige Mikroanalysen exemplarischer und programmatischer Schriften Goethes vor dem Hintergrund der damaligen ästhetischen Diskussion und berücksichtigt dabei sowohl die Entstehungsumstände und künstlerischen Bezugspunkte, als auch die erkenntnistheoretischen und ideengeschichtlichen Voraussetzungen im europäischen Kontext. Ebenso werden die soziologischen und kulturhistorischen Begleiterscheinungen des Theoriewandels in den Blick genommen.

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