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Dr. Jürgen Plähn tritt in den Ruhestand

Werner Väth

Russland war ihm ans Herz gewachsen

Wer an der Freien Universität wissenschaftlichen Austausch mit Universitäten östlich der Oder pflegt, der kam an Jürgen Plähn im Außenamt nicht vorüber. Jetzt muss es ohne ihn gehen, weil er am 30. November 65 Jahre alt wurde und aus dem aktiven Dienst ausscheidet. Ausweislich des Geschäftsverteilungsplans war er für Osteuropa, Asien, Afrika und Australien (neben dem Wissenschaftleraustausch der Humboldt-Stipendiaten) zuständig. Hatte man näher mit ihm zu tun, so merkte man bald, dass er Osteuropa und Asien zugetan, dass aber vor allem Russland ihm ans Herz gewachsen war. Leicht erklärt werden kann dies durch die „universitäre Doppelexistenz” von Jürgen Plähn – von der viele nichts wussten, die ihn im Außenamt trafen. Bevor er nämlich im Jahre 1983 in dessen Dienste trat, hatte er schon (nach einer grundsoliden Ausbildung als Landschaftsgärtner) eine beachtliche akademische Karriere als Slawist hinter sich gebracht.

Nach seinem Studium der Slawistik, Byzantinistik und Osteuropäischen Geschichte an der FU promovierte er 1970 zum Dr. phil. Anschließend war er dann mehr als 10 Jahre am Osteuropa-Institut tätig, zuletzt als Assistenzprofessor. In dieser Zeit erschien seine bedeutende Monographie zum Modernen Russischen Kirchenslawisch in der Russischen Kirche. Anfang der 80-er Jahre vertrat er für zwei Semester eine C4-Professur für Slawische Sprachwissenschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, bevor er wieder in die FU eintauchte. Als besondere Ehre rechnete sich Jürgen Plähn stets an, dass er für die Regierenden Bürgermeister seit von Weizsäcker als Dolmetscher tätig war, insbesondere auch bei den bis Anfang der 90-er Jahre turnusmäßigen Gesprächen beim sowjetischen Botschafter in Ostberlin.

Wenn man wie ich lange Jahre das Vergnügen hatte, mit Jürgen Plähn gemeinsam Besucher aus osteuropäischen Ländern oder aus Russland zu empfangen oder dorthin mit ihm auf Reisen zu gehen, so war man stets aufs Neue fasziniert von seiner intimen Kenntnis dieser Länder (bis hin zur kleinsten Universität in Sibirien), ihrer Geschichte und von seiner fulminanten Sprachbeherrschung – neben Russisch u.a. auch Polnisch und Türkisch. Das größte Lob kam einmal von einem Direktor eines Akademie-Instituts, der bewundernd, ohne zu schmeicheln, lobte, Jürgen Plähn habe einen größeren Wortschatz und spreche ein kultivierteres Russisch als ein durchschnittlicher russischer Professor. Jürgen Plähn pflegte dies verschmitzt lachend, aber ohne in Details zu gehen, damit zu erklären, er habe dies „privatissime et gratis” in Russland gelernt.

Ebenfalls bei seinen vielen Russlandbesuchen war er auf den Geschmack der echten, aber nach seiner Ansicht wegen der zunehmenden Verwestlichung leider vom Aussterben bedrohten Machorka-Zigaretten gekommen. Daneben verschmähte er auch eine gute, natürlich handgewickelte, Havanna nicht. Sie genießend wechselte er zuweilen ins philosophische Fach und zitierte frei den Dichter, eine Havanna könne man „vor Bitterkeit nicht ausgehen lassen”.

Haben Sie, lieber Herr Plähn, den herzlichsten Dank für unsere Zusammenarbeit, genießen Sie die vor Ihnen liegenden Jahre und erfreuen sich noch vieler Reisen, natürlich vor allem gen Osten.

Der Autor war von 1990-1999 Vizepräsident der FU

 
 
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