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[Europa-Ideen unter einen Hut bringen]

Carmen Tschirkov

Zettel hoch: Studierende stimmen über das Memorandum ab
Fotos: Irene Portnoi

Drei Tage lang haben die Studierenden sich darüber den Kopf zerbrochen und bis spät in die Nacht hitzig diskutiert. Jetzt ist es da: Das Memorandum der europäischen Studierendenkonferenz wurde mit großer Mehrheit verabschiedet und an den französischen Botschafter Claude Martin überreicht. Das 60 Seiten starke Dokument soll nun die Leitlinie für die europäische Politik des 21. Jahrhunderts werden. Gerhard Schröder und Jacques Chirac als Schirmherren der Konferenz bekommen als nächste das Memorandum und sollen sich um seine praktische Umsetzung kümmern.

Vom 21. bis zum 24. November hatten sich 240 Studierende aus 24 europäischen Hauptstädten an der FU versammelt, um ihre Visionen für ein zukünftiges Europa zu besprechen. In zehn Ausschüssen debattierten sie über die Europäische Verfassung, die Europäische Justiz- und Innenpolitik, die Europäische Entwicklungspolitik und Zusammenarbeit und andere Fragen rund um Europa.

Bereits seit diesem Frühjahr haben sich die Delegationen in ihren Heimatländern vorbereitet (wir berichteten) und vor Konferenzbeginn ihre Positionspapiere eingereicht. Auf der Konferenz bestand der Reiz darin, alle Ideen unter einen Hut zu bringen und gemeinsam neue Vorschläge zu entwickeln.„Wir hatten im Vergleich zu anderen Ausschüssen verdammtes Glück”, sagt Christian Blum, Delegierter im Ausschuss für Technologie und Umwelt. „Es lief von Anfang an super, wir hatten ähnliche Vorstellungen und waren offen für alle Ideen. Dadurch war die Arbeit sehr konstruktiv. Natürlich liegt das daran, dass Umwelt ein klar definiertes Problemfeld darstellt. Aber auch im Bereich Gentechnologie haben wir schnell unsere Positionen gefunden.”

Im Ausschuss für Europäische Identität ging es nicht ganz so reibungslos vonstatten. „Nach dem ersten Tag war ich so frustriert, dass ich alles hinschmeißen wollte”, sagt Nikola Dzembritzki. „Aber dann haben wir uns zusammengerissen. Schließlich sind Identität und Werte Themen, die alle tief im Innersten betreffen. Nationale Unterschiede und Vorstellungen treten da am deutlichsten hervor. Wir haben viel gestritten, sind uns aber dabei persönlich sehr nahe gekommen.”

Eine Kommunikationshürde bestand zum Beispiel in der Definition so abstrakter Begriffe wie Toleranz. Jedes Mitglied der internationalen Crew assoziierte damit andere Vorstellungen. Also musste zunächst eine gemeinsame Basis gefunden werden. „Wir haben wirklich jedes einzelne Wort unseres Kapitels gemeinsam formuliert”, sagt die Studentin der Frankreichstudien an der FU nicht ohne Stolz.

Für die Delegationen aus Osteuropa war es zum Teil erstaunlich, was die anderen Studierenden in ihren Ausschüssen festlegen wollten. „Wir haben als Beitrittskandidaten zur EU immer wieder gesagt bekommen, dass wir wettbewerbsfähig sein müssen. Und nun wollen wir hier festschreiben, dass es eine 35-StundenWoche geben soll”, wundern sich Martin Gregor und Vladimar Horovsky aus Prag aus dem Ausschuss für wirtschaftliche Angelegenheiten. Agne Kurtyte aus Litauen wollte stellvertretend für die Interessen der baltischen Staaten in dem Ausschuss für Europäische Außenpolitik besonders auf die Situation und Beziehungen Europas mit Russland eingehen. „Die meisten haben gar keine Vorstellung, was dort wirklich passiert. Aber es ist toll, hier mit den anderen Kommilitonen auch aus Russland zusammenarbeiten zu können,” sagt die Studentin.

In seinem Kapitel des Memorandums empfiehlt der Ausschuss für Kultur, Bildung und Kommunikation, die für die Konferenz eingerichtete Webseite zu erhalten, um so den weiteren Austausch der Studierenden nach der Konferenz zu ermöglichen. Denn eines war allen Teilnehmern klar: Die Konferenz war eine einzigartige Gelegenheit, neue Ideen kennen zu lernen, Probleme zu diskutieren sowie gemeinsame Lösungen zu finden. Und Spaß gemacht hat es obendrein.

Nähere Informationen zum Memorandum:

Virginia Moukouli
Projekt: Idee Europa 2000
Tel: 838-73429
E-Mail: moukouli@zedat.fu-berlin.de

Das Memorandum wird Ende 2000 in gedruckter Form erscheinen und kann im Internet unter http://www.fu-berlin.de/europe eingesehen werden.

 
 
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