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[Angehende Grundschulpädagoginnen wagen ein Experiment]



Bereit zum Experiment. Ein prüfender Blick in den Fallturm (Bild rechts).

Zwei Jahre intensiver Vorbereitung, dann konnten vier Studentinnen der Grundschulpädagogik endlich das Experiment wagen: Im Bremer Fallturm warfen sie nicht nur einen Blick hinter die Kulissen naturwissenschaftlicher Forschung, mit sachkundiger Unterstützung führten sie selbst sieben Fallversuche durch. So tauchten die angehenden Lehrerinnen für die deutsche Sprache tief in die Physik ein: Das Experiment galt dem Phänomen der Ostabweichung von aus großer Höhe herabfallenden Kugeln. Daraus lässt sich die Rotation der Erde ableiten und wissenschaftlich nachweisen.

Ganz nach der genetisch-sokratisch-exemplarischen Methode des Physikers Martin Wagenschein ging es bei diesem Seminarprojekt nicht wie häufig in der Schule darum, nur Formeln auswendig zu lernen und das Physikbuch zu wälzen. Die Pädagogen wollten ein Phänomen verstehen und eigenständig Methoden und Erkenntnisse entwickeln. „Während unserer häufigen Treffen ließen wir bewusst sokratische Gesprächsrunden zu, in denen wir lernten, Fragen an den Gegenstand zu stellen und auch scheinbar Gegebenes zu hinterfragen“, erläutert Marilen Logé, eine der vier jungen Frauen.Im Sinne des genetischen Prinzips, das unter anderem beinhaltet, die Wissenschaftsgeschichte aufzuarbeiten, verfolgten sie die verschiedenen Fallversuche durch die Jahrhunderte. An den besonders genau beschriebenen Fallexperimenten Guglielminis Ende des 18. Jahrhunderts bekamen sie einen Eindruck vom Aufbau dieser Versuche, entwickelten aber in mühevoller Arbeit einen eigenen Versuchsaufbau. „Im Bremer Fallturm konnten wir im Gegensatz zu den historischen Experimenten auf modernste Technik zurückgreifen“, berichtet Julia Bähr. Den Studentinnen stand eine 120 Meter hohe Fallröhre zur Verfügung. Technische Besonderheiten, wie das in der Röhre erzeugbare Vakuum, mussten bei den Überlegungen für die Versuchsapparaturen berücksichtigt werden. Kathrin Mechelk sagt rückblickend: „Das war eine unglaublich kreative Zeit, in der wir die verrücktesten Ideen entwickelten, wie ein Gestell aussehen könnte, mit dem man 21 Kugeln durch elektronische Steuerung möglichst störungsfrei fallen und auffangen lassen kann und wie die Messungen und Auswertungen vorgenommen werden könnten.“


Die benötigten Apparaturen wurden dann in verschiedenen Werkstätten hergestellt. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man seine Ideen verwirklicht sieht“ beschreibt Marilen Logé den Augenblick, als die Studentinnen die Versuchsaufbauten abholten. Die Mittel für das Experiment kamen mit tatkräftiger Unterstützung durch die Erhard-Höpfner-Stiftung, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Dekanat, Firmen und Privatpersonen zusammen.

Die vier angehenden Lehrerinnen ließen sich von der Faszination treiben. Diese Faszination wollen sie ihren zukünftigen Schülern vermitteln. Sie denken, dass schon im Sachunterricht der Grundschule den Kindern der Weg in die Naturwissenschaften geebnet werden muss, in dem sie Selbstständigkeit, Kreativität und Teamarbeit erfahren. Marilen Logé möchte, „dass auch die Universitäten ihre Lehrmethoden in der Lehrerbildung ändern, indem nicht nur über verschiedene pädagogische Ansätze referiert wird, sondern man die Möglichkeit hat, diese auch auszuprobieren.“

Alexandra Operhalsky

Fotos: FU Archiv





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