John F. Kennedy
Wahrheit
verlangt von uns, dass wir den Tatsachen ins Auge sehen, dass wir uns von Selbsttäuschung frei machen, dass wir uns weigern, in bloßen Schlagworten zu denken.
Diese Worte John F. Kennedys, die er am 26. Juni 1963 in unserer Universität im Rahmen seiner berühmten Rede sprach, stehen wie ein Menetekel über der Lage der Wissenschaften in Berlin.
Die Forderung nach Elite-Universitäten, die Festlegung des Bundeskanzlers auf die ein gutes Jahrzehnt alte Humboldt-Universität, die gleichzeitige Weigerung, gesetzliche Grundlagen für mehr Universitätsautonomie zu schaffen, und die Beschneidung der Berliner Universitätshaushalte alles das sind widersprüchliche Äußerungen, die jeden klar denkenden Menschen fragen lassen: Was gilt denn nun eigentlich? Die Antwort heißt: beides.
Das bedeutet: Wir müssen in dieser widersprüchlichen Situation auch beides leisten: Einen Abbau von Kapazitäten und gleichzeitig ein Aufbau von Kompetenz und Qualität. Für diesen Spagat ist die Freie Universität Berlin gerüstet: So haben die Proteste der zurückliegenden Monate verhindert, dass weitere Übergriffe auf den Wissenschaftshaushalt gestartet wurden. Nach dem Urteil des Berliner Verfassungsgerichtes war diese Befürchtung nicht unbegründet. Gleichzeitig hat das entschlossene Handeln von Kuratorium, Akademischem Senat und Präsidium gezeigt, dass die Freie Universität in Berlin die Handlungsfähigste ist. Diesen Vorsprung gilt es nun zu nutzen: In Detailgesprächen zur Abstimmung zwischen den drei Berliner Universitäten wird der endgültige Ausstattungsplan entstehen, den wir entsprechend den geltenden Verträgen im Frühsommer vorlegen müssen.
Er wird die Grundlage weiterer Vertragsverhandlungen für den Zeitraum bis 2009 ausmachen. Dieser Ausstattungsplan wird mehr sein als ein nüchternes Zahlengerüst. Er wird zeigen, dass die Freie Universität Berlin hervorragende Leistungsschwerpunkte (Clusters of Excellence) in großer Zahl besitzt, mit der sie Wissensallianzen in der Region eingehen kann, mit Forschungsinstituten, Organisationen, Hochschulen und Unternehmen in Dahlem und darüber hinaus. Diese Leistungsschwerpunkte werden Anker für die Entwicklung der Wissenschaft in der Region sein.
Die Vision ist klar: Die Freie Universität Berlin wird ihre Spitzenstellung in der Stadt ausbauen und ein Festpunkt für künftige Ansiedlungen sein. Selbstverständlich wird die Freie Universität sich mit dieser Leistungsstärke um die Förderprogramme des Bundes bewerben, wenn sie denn kommen. Wir werden uns nicht irritieren lassen von der oberflächlichen Auffassung, Spitzenwissenschaft fände am Erfolgreichsten in sehr alten Universitätsgebäuden statt. Diesem Vorurteil halten wir Tatsachen entgegen: Die Tatsache nämlich, dass die Freie Universität Berlin im Ranking der Rankings in Berlin den Spitzenplatz einnimmt, in Deutschland nach der LMU und der Universität Heidelberg auf dem dritten Platz rangiert, im Worldranking als einzige Berliner Universität unter den ersten Hundert steht. Das hat etwas mit einer weiteren Tatsache zu tun: dass die Freie Universität Berlin eine junge, leistungsstarke, moderne und dynamische Universität ist, die in modernen Gebäuden von einer teilweise atemberaubend gelungenen Architektur stattfindet.
Vielleicht sind wir in der Vergangenheit zu bescheiden aufgetreten und haben uns mehr der Wissenschaft als ihrer Propaganda gewidmet.
Deswegen müssen wir die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger immer wieder mit der Tatsache unserer Überlegenheit konfrontieren, damit für die Wahrnehmung unserer Universität das gilt, was Kennedy sagte:
Truth
requires us to face the facts as they are, not to involve ourselves in self-deception; to refuse to think merely in slogans.
Prof. Dr. Dieter Lenzen (FU-Präsident)
Foto: Landesbildstelle Berlin