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[Ausgabe 7-2001]
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[Welche Erwartungen hat die FU an die künftige Berliner Hochschulpolitik]


Dieter Weiß, 1935 in Berlin geboren, studierte an der Technischen Universität Berlin Wirtschaftsingenieurwesen. Er forschte nach dem Studium in Ägypten und promovierte 1962 schon zwei Jahre nach seinem Studienabschluss zum Dr. rer. pol. Dann begann er im Grundsatzreferat des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn zu arbeiten. 1965 wechselte er zum Deutschen Institut für Internationale Entwicklung in Berlin, wo er bis 1980 die Abteilung Grundsatzfragen leitete und besonders über arabische Länder arbeitete. Er vertrat die Bundesrepublik in einem Planungsgremium der OECD, habilitierte sich 1975 an der Technischen Universität für Entwicklungspolitik und wurde im gleichen Jahr in den Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit berufen. 1980 wurde er auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Volkswirtschaft des Vorderen Orients an die Freie Universität berufen. Seit der Berufung verlor er nicht den Kontakt zur Praxis.

Seine wissenschaftlichen Publikationen erschienen in Fachzeitschriften der Wirtschaftswissenschaften und der internationalen Politik. Vor allem aber findet man sie in mit großer Sorgfalt edierten, aber dann rasch vervielfältigten oder gedruckten Arbeitspapieren und Spezialzeitschriften für Studenten und Praktiker der Entwicklungspolitik. Wie häufig diese Texte zitiert werden, ist in der an grauer Literatur überreichen Entwicklungsländerforschung ein herausstechendes Phänomen. So wird man auf Texte von Weiß verwiesen, wenn man zu den Themen Energiesysteme, strukturadministrative Entscheidungsprozesse (1971), wissenschaftliche Kooperationen mit Entwicklungsländern (Europa-Archiv 1982) und besonders zur Aktivierung des brachliegenden Potentials der Absolventen deutscher Hochschulen in Entwicklungsländern (1987) Informationen sucht. Seine Anregungen werden viel diskutiert; Dieter Weiß ist der Skeptiker, den man ernst nimmt. Schon 1977 fragte er nach den Einflussmöglichkeiten der Entwicklungshilfe auf die am wenigsten entwickelten Länder. Das maßgeblich von ihm mitverfasste Gutachten (1992) des Wissenschaftlichen Beirats zu den Schwerpunkten der deutschen Entwicklungzusammenarbeit in den 90er Jahren veränderte die Problemwahrnehmung der Politiker quer zu den Parteiengrenzen. Nüchtern stellte er den Bankrott der bisherigen Politik der Wirtschaftszusammenarbeit mit den ärmsten Ländern fest und hob die unterschätzten positiven Einflüsse der Ausbildung von Intelligenz für die Schwellenländer hervor.

Weiß wird auch in den kommenden Jahren ferne Länder und nahe Ministerien beraten; ob die Arbeitsgebiete der Volkswirtschaft des Vorderen Orients, welche einmal von der VolkswagenStiftung eingerichtet wurden, auch weiterhin gelehrt werden, ist allerdings offen.

Prof. Dr. Georg Elwert

Der Autor ist Professor am Institut für Ethnologie.

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