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(Ernst-Reuter-Preise 2001 verliehen)

Die Freie Universität feierte am 4. Dezember vorigen Jahres ihre Gründung vor 53 Jahren. Im Rahmen der Feierstunde vergab die Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde und Förderer der Freien Universität die Ernst-Reuter-Preise an die vier besten Dissertationen des Jahres 2000. Sie waren von der Ernst-Reuter-Kommission aus 25 Arbeiten ausgewählt worden, die die Fachbereiche zur Begutachtung eingereicht hatten. An der FU werden jährlich insgesamt etwa 750 Dissertationen verfasst. Der Ernst-Reuter-Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 10.000 DM dotiert. Der Vorsitzende der Ernst-Reuter-Kommission, Prof. Dr. Bernd Seidensticker, hielt die Laudationes. Als Festredner konnte die FU den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann, gewinnen. In seinem Festvortrag zum Thema „Dialog der Kulturen – Museumsinsel und Schlossplatz” umriss er die Planung der Museumsinsel als Bildungsinsel im Sinne Wilhelm von Humboldts und hob die besondere kulturgeschichtliche Bedeutung der nach dreijähriger Restaurierung am 2. Dezember 2001 wieder eröffneten Alten Nationalgalerie für Berlin hervor. Die Museumsinsel solle nach ihrer Fertigstellung, für die zehn Jahre veranschlagt sind, als gelungene Verbindung von Kunst und Wissenschaft fungieren. Auch für Berlins Mitte, den Schlossplatz, hat Prof. Lehmann ein neues Konzept vorgesehen, das den kulturellen Dialog beleben soll, indem es Text- und Bildkultur zusammen bringt, z.B. in Form eines Museums, einer Bibliothek, eines Theaters.


Dr. Gabriela Holzmann

Krimis unter der Lupe

In dieser Dissertation mit dem Titel „Schaulust und Verbrechen: Ansätze einer Gattungsgeschichte des Krimis unter mediengeschichtlicher Perspektive“ wird eine ebenso originelle wie sorgfältig neue Art der literarischen Gattungsgeschichte unter intermedialen Gesichtspunkten entwickelt. Dabei geht es um den Kriminalroman von 1850 bis 1950, ein Jahrhundert voller technischer Innovationen im Bereich der Kriminalistik und dementsprechend auch der Kriminalschriftstellerei. Im Zentrum des Kriminalromans steht – ähnlich wie bei der Aufklärung eines Mordes im wirklichen Leben – das Sichtbarmachen des Mordes. Gabriela Holzmann weist überzeugend nach, dass der Kriminialroman sich die immer neuen Techniken des Visualisierens zu eigen macht. Einen großen Einfluss hat dabei seit den 20er und 30er Jahren der Film, von dem Techniken übernommen wurden.

Es konnten vier Stufen der Innovation herausgearbeitet werden: Am Anfang war der detektivische Blick (nur optische Instrumente), dann folgte die technische Spurensicherung (Fotografie), danach wurde der Krimi durch die Lichtspielkunst des expressionistischen Schwarz-Weiß-Films inspiriert (Licht- u. Schatteneffekte, Großaufnahme) und schließlich entwickelte er sich gar zum Thriller.
Für eine literaturwissenschaftliche Arbeit eher ungewöhnlich, enthält diese Dissertation sehr viel Bildmaterial, vor allem Fotos und Szenenbilder, die eine eigene Informationsebene darstellen.

Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften; Titel der Dissertation: Schaulust und Verbrechen: Ansätze einer Gattungsgeschichte des Krimis unter mediengeschichtlicher Perspektive; die Arbeit ist im Verlag J.B. Metzler erschienen.


Dr. Dorothea Weltecke

Michael der Große als Chroniker

Michael der Große war von 1166 bis 1199 Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche in Antiochia. Er war auch Verfasser der Weltchronik „Geschichte der Welt von der Schöpfung bis zum Jahre 1195”, die in erster Linie als historische Quelle und als Fundgrube für verloren gegangene Literatur bekannt ist. Die vorliegende Dissertation aber betrachtet das Werk selbst unter philologischen Aspekten, um hinter die Intention des Autors zu kommen, die Gestalt und Entstehung sowie die Vorstellungen von Geschichte und Geschichtsschreibung besser erfassen zu können. Dabei stellt Dorothea Weltecke das Werk in verschiedene historische, kirchengeschichtliche und historiographische Kontexte. Um die komplexe Geschichte der orientalischen Kirchen besser beurteilen zu können, hat sie sich intensiv mit der syrisch-orthodoxen Tradition beschäftigt und in der syrisch-orthodoxen Gemeinde von Antiochia am Syrisch-Unterricht für Kinder teilgenommen. Aufgrund der interdisziplinären Fragestellung konnte die Nachwuchswissenschaftlerin ein fesselndes und faszinierendes Bild von Michael dem Großen und seiner Zeit erstellen.

Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften; Titel der Dissertation: Mor Michael der Große (1126-1199): Die Beschreibung der Zeiten.

Dr. Imke Brüggemann

Geldpolitik im Visier der Zeit

Zentrale Aufgabe für die Analyse und Durchführung der Politik einer Zentralbank ist die Frage nach der Übertragung geldpolitischer Impulse auf wichtige gesamtwirtschaftliche Größen wie beispielsweise das Preisniveau, Einkommen und Zinssätze. Mit diesem so genannten geldpolitischen Transmissionsmechanismus unternimmt Imke Brüggemann eine empirische Untersuchung für die Bundesrepublik Deutschland für die Zeit der Geldmengensteuerung durch die Deutsche Bundesbank, d.h. für den Zeitraum von 1975 bis 1998. Die Dissertation ist nicht nur aus wissenschaftlich-analytischer Perspektive von großem Interesse, sondern auch besonders unter dem Gesichtspunkt der geldpolitischen Praxis höchst bedeutsam.

Die empirischen Untersuchungen, die nach den neuesten Methoden der Zeitreihenökonometrie durchgeführt wurden, zeigen, dass die Bundesbank durch den Übergang von einer Wechselrefinanzierung (Diskontpolitik) zu einer Feinsteuerung durch kurzfristige Offenmarktgeschäfte (Zins- und Mengentender) Mitte der achtziger Jahre einen Strukturbruch verursachte.

Fachbereich Wirtschaftswissenschaft; Titel der Dissertation: Zum geldpolitischen Übertragungsmechanismus in Deutschland.


Dr. Christian Korff

Quantenfeldtheorien

Die Quantenfeldtheorie vereint die Prinzipien der zwei grundlegenden Modelle der modernen Physik, Plancks Quantenmechanik und Einsteins spezielle Relativitätstheorie. Sie wendet deren Konzepte auf Feldtheorien, wie z.B. der Elektrodynamik, an und liefert eine effektive Beschreibung subatomarer Systeme, so genannter Elementarteilchen. Der hervorragenden Übereinstimmung der Quantenfeldtheorie mit den Experimenten steht jedoch ein nur ungenügendes Verständnis ihrer mathematischen Struktur gegenüber, und viele physikalische Fragestellungen können nicht zufriedenstellend beantwortet werden.

Die Dissertation von Christian Korff beschäftigt sich mit der mathematischen Struktur einer ganzen Klasse von Quantenfeldtheorien in niederen Raumzeitdimensionen, sogenannten affinen Toda Feldtheorien. Aufgrund besonderer Symmetrien können in diesen Theorien exakte Lösungen konstruiert werden, die ein wichtiger erster Schritt im Verständnis der mathematischen Struktur einer wechselwirkenden Quantenfeldtheorie sind. Christian Korff hat die affinen Toda Feldtheorien systematisch untersucht und ihre zugrundeliegende algebraische Struktur herausgearbeitet. Letztere hat ihm erlaubt, eine völlig neue Klasse von lösbaren Quantenfeldtheorien vorzuschlagen. Darüber hinaus hat er unter Anwendung umfangreicher numerischer und analytischer Methoden diese Quantenfeldtheorien bei hohen Energien betrachtet und sie in Verbindung mit konformen Feldtheorien gebracht, die masselose Teilchen beschreiben.

Fachbereich Physik; Titel der Dissertation: Lie Algebraic structures in integrable models, affine Toda field theory.

Zvezdana Poeplau

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