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(3. Breitensport-Tanztunier der FU)

Turniergewinner Raskit Lachmann und Lorne Meyer von der TU Berlin

Schon im Vorfeld ist alles ganz aufregend. Nicht nur bei den Turnierteilnehmerinnen und -teilnehmern stellt sich die Nervosität bereits lange vor dem Start ein; auch die Organisatoren fiebern mit. Wurde auch an alles gedacht? Ist das Startgeld bezahlt, ist die „Überlebensausstattung“ für ein Tanzturnier vollständig beisammen: Schuhe, Absatzschoner, Strumpfhosen, Standard- und Latein-Outfit? Sitzt die Frisur, und – noch viel wichtiger – hält sie dem tänzerischen Schwung auch Stand? Wenn ja, dann los jetzt, um 13 Uhr soll der Wettbewerb beginnen.

Das Turnierfieber packt einen von Anfang an. Der Saal der Tanzschmiede in Charlottenburg ist überfüllt, die Ersten tanzen sich schon ein. Also schnell umziehen, die Startnummer abholen und mit Sicherheitsnadeln schmerzfrei am Hemd des Tanzpartners befestigen, dann nichts wie auf die Tanzfläche, zunächst noch ohne die strengen Augen der Wertungsrichter fürchten zu müssen. Zu spät, um noch ernsthaft zu üben, was bis jetzt nicht funktioniert hat, wird auch nicht funktionieren. Wie ist es aber mit Figuren, die noch in der abgeschiedenen Stille der Vorbereitung wie im Traum gelangen, jetzt aber in der überdrehten Hektik des rauschenden Ballsaals nicht mehr? Jetzt macht alles nervös. Doch gleichzeitig steigt die Freude, sich endlich mit anderen messen zu können, dass die Mühen belohnt werden, wenn schon nicht mit einer Platzierung, dann wenigstens mit einer Endrunden-Teilnahme: Einmal die Endrunde tanzen. Die Anstrengungen, sich im Tanzkurs mit Fußtechnik abgemüht zu haben, sich wieder und wieder eine – die immer gleiche – schwierige und schnelle Schrittkombination zu merken und mit seinem Partner bis zum Umfallen zu üben, sollen nicht umsonst gewesen sein. Aber - das olympische Motto gilt auch hier: Dabei sein ist alles.

Getanzt wird in drei Klassen und zwei Disziplinen: Anfänger, Fortgeschrittene und Professionals, jeweils in den Standard- und den lateinamerikanischen Tänzen. Beim Anfängerturnier Standard, das als erstes ansteht, sind die Zurufe noch verhalten. Nicht jedes Tanzpaar hat eine Fangemeinde mitgebracht. Ein langsamer Walzer, ein Tango und ein Foxtrott pro Runde müssen genügen, die fünf prominenten Wertungsrichter für sich einzunehmen. Das Paar mit der Nummer 6 von der HU begeistert so sehr, dass ihnen unisono der erste Platz zuerkannt wird. Die 24-jährige Natalja Lotz und der 29-jährige Ulrich Karkmann qualifizieren sich damit zusammen mit dem zweit- und drittplatzieren Paar für die nächsthöhere Klasse. Also, Natalja und Ulrich verschwinden nicht in der Versenkung, nachher wird man sie noch einmal sehen, dann in den lateinamerikanischen Tänzen.
Die Steigerung findet im Verlauf des Turniers nicht nur bei den Tanzkünsten statt, auch die Garderobe wird zunehmend professioneller. Je höher die Klasse, desto nobler die Kleidung.

Die meisten Anfänger-Damen haben noch Hosen statt Kleider oder Röcken getragen. Jetzt sieht das ganz anders aus: Zwar ist die vorherrschende Farbe schwarz, aber bei den Profi-Damen sorgen andersfarbige Tücher für bunte Farbtupfer.

Sehr gute Anfänger: Natalja Lotz und Ulrich Karkmann von der HU Berlin

Gib alles!

Doch zur nächsten Disziplin: Latein. Rumba, Cha-Cha-Cha und Jive werden getanzt. Gar nicht reserviert, wie sich die Paare geschmeidig zu der rhythmischeren Musik bewegen. Auch die Stimmung der über 90 Zuschauer steigt und steigert sich in die leidenschaftlichen Darstellungen auf der Tanzfläche hinein: „Mach ihn an” und „Gib alles”, schreit das Publikum bei der Rumba den Paaren zu. Rumba ist ein Tanz, zu dem der Flirt gehört. Wenn es nicht ist, wie es sein soll, helfen die Fangemeinden mit der Erinnerung an die Lockerheit: „Tanzen macht Spaß”, rufen sie, denn neben der Taktsicherheit und der Technik wird auch und gerade der Spaß, den ein Paar beim Tanzen hat, bewertet.

Das „Management” des Turniers: Boris Ostrowski, Wertungsrichter; Sabine Beck, Wertungsrichterin; Nico Schläger, Wertungsrichter; Nora Thierse, Wertungsrichterin; Lutz Kuch, Turnierleiter; Birgit Geike, Organisatorin; Alexander Geike, Organisator; Björn Roepke, Wertungsrichter (v.l.n.r.)

Auch eine Sensation bietet dieser Abend: Wie groß ist die Überraschung als unser Paar Nummer 6, Natalja und Ulrich, nicht nur bei den Anfängern, sondern auch bei den Fortgeschrittenen Platz eins belegt. Sie dürfen bei den Profis mittanzen. Dort holen sie schließlich Platz sieben, können fast an der Endrunde teilnehmen. Was für ein Erfolg an diesem Nachmittag. Drei Pokale können die beiden mit nach Hause nehmen – wunderbar. Harmonie haben sie gezeigt auf der Tanzfläche. Harmonie, wie sie nicht jedes Paar vermitteln konnte. Ein Geheimnis steckt dahinter – Tanzen verbindet. Die Lehramtskandidatin und der angehende Jurist haben sich im Tanzkurs kennen gelernt. Jetzt sind sie auch privat ein Paar.

Den begehrten Wanderpokal erhält am Ende, wie im Jahr zuvor, die TU. Dafür sorgen auch Raskit Lachmann und Lorne Meyer, die sich bei den Professionals in Standard und Latein jeweils den ersten Platz sichern können.

Das Turnier endet als Erfolg für alle – Juroren, Organisatoren und Tänzer gleichermaßen. Und nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Wieso kommen von den insgesamt 49 Tanzpaaren nur zehn von der FU? Auch eine kleine Anregung bleibt zu übermitteln: Beim nächsten Mal, voraussichtlich im Juni 2002, sollten die Endrundenteilnehmer mit dem 4. bis 6. Platz vielleicht doch mehr als nur eine Urkunde in die Hand gedrückt bekommen, so wie jeder andere auch. Wie wäre es mit einer Rose?

Zvezdana Poeplau

Fotos: Dahl

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