Gilbert Schönfelder ist ein Medienstar. Kein gelernter, aber dafür ein echter. Seit der drohenden Abwicklung des Fachbereichs Humanmedizin der Freien Universität managt er einen Großteil der Anfragen im Klinikum, besorgt in wenigen Minuten einen Fachmann für Raucherbeine; vermittelt Interviews mit dem Dekan oder spricht mal eben mit der Chefredaktion des Tagesspiegels. Alles geht rasant schnell. Das Sprechen wie das Ideen-Entwickeln. Wir müssen den Leuten klar machen, dass der Wegfall des Klinikums der Anfang vom Ende der FU ist. Gleich darauf schmiedet er Pläne für eine Plakataktion, verhandelt mit der Morgenpost über ein Banner und erzählt einem Journalisten, wie es zu der Aktion Bettenschieben kam. Dann klingelt das Handy, Schönfelder springt auf und ist schon wieder konzentriert beim nächsten Gespräch. Wer derart unter Hochdruck arbeitet, kann am Klinikum derzeit nur einen Chef haben: den Dekan Prof. Dr. Martin Paul. Ihm verdankt Schönfelder viel. Nicht nur die Medienwirksamkeit, sondern auch einen Teil seiner wissenschaftlichen Karriere. Nach dem Abitur in Berlin Steglitz studiert Schönfelder an der Freien Universität, wechselt mit dem Hochdruck-Mediziner zum MDC, wo er noch als Student für den Laboraufbau und die Organisation zuständig ist, bis er schließlich die beste Dissertation seines Faches über Regulationsmechanismen und pathophysiologische Bedeutung von Stickstoffmonoxid-Synthasen im feto-plazentaren Kreislauf schreibt. Preise habe er eine ganze Menge erhalten, auch internationale, so der 33-Jährige, der derzeit acht Doktoranden betreut. Das Studium, die Arbeit im Labor waren dem rührigen Berliner nicht genug, weshalb er 1995 gemeinsam mit Kollegen europaweit die erste Firma gründete, die genetisch veränderte Ratten und Mäuse produzierte. Inzwischen ist die Firma mit einer amerikanischen fusioniert und firmiert als eine der großen biotechnologischen Firmen unter dem Namen Atugen AG. Aus der aktiven Arbeit in der Firma hat sich Schönfelder inzwischen als Gründungsaktionär zurückgezogen. Um so wichtiger ist die Medienarbeit, die ihm einen großen Spaß zu machen scheint. Angefangen hat alles mit einem internationalen Symposium über Umweltchemikalien mit Östrogenen, wo die crème de la crème der Forschung versammelt war. Schönfelder gibt Interviews über verfrühte Pubertät und Spermienkrisen als Reaktion auf Umweltchemikalien; bald ist er ein beliebter Ansprechpartner der Presse, der über die Gefahr von Koffein ebenso locker plaudert wie über Energy-Drinks. Wichtig ist doch nur, dass mich Lieschen Müller aus Pankow auch versteht, meint er und fügt hinzu, dass er es eben gelernt habe, Statements so zu formulieren, dass sie nicht mehr geschnitten werden können. Das Denken in Bildern und Reden, gespickt mit Beispielen aus dem Alltag, kommen ihm auch bei seinen Studenten zu Gute. Denn was nützt die beste Forschung, wenn man sie nicht herüber bringt, meint Schönfelder. Das ist ihm in den vergangenen Wochen auf eine beeindruckende Weise gelungen.
Felicitas von Aretin
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