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[Vorlesungen in Englisch und Internationale Studiengänge liegen im Trend]

„Good morning everybody, I think we can start now. Today we will continue with the chemistry of the dehydrobenzenes.“ Wir sind nicht in Yale oder Oxford, sondern am Institut für Chemie der FU. 38 Augenpaare heften sich auf Prof. Schlüter, der nun seine Aromaten-Vorlesung beginnt. Das Tafelbild hilft zu verstehen, wo das Schulenglisch Lücken aufweist. Viele Lehrveranstaltungen im Hauptstudium werden am Institut in Englisch abgehalten. Die Studierenden finden das gut und honorieren es mit hervorragenden Bewertungen bei der Lehrevaluierung. Aber nicht jedem Dozenten kann man so leicht folgen wie hier. Schwierig wird es vor allem in den theoretischen Disziplinen. „Es wäre prima, wenn wir Englischkurse am Institut hätten, in denen wir auch die Fachbegriffe lernen“, ist die einhellige Meinung der Studierenden.

Englische Lehre macht Sinn. Vor allem in den Naturwissenschaften, denn die Scientific Community bedient sich weltweit dieser Sprache. Weiterführende Fachliteratur gibt es ohnehin meist nur in Englisch. Die zunehmende Globalisierung macht vor den Hochschulen nicht halt. Internationale Studienangebote bieten nicht nur den Studierenden Vorteile, sie bereichern auch die Forschung.

Der Druck kam vom Auswärtigen Amt

Aber, wie so oft, muss der Druck von außen kommen, und der kam 1997 vom Auswärtigen Amt. Dort war man besorgt darüber, dass internationale Studierende zunehmend einen Bogen um Deutschland machten und die USA bevorzugten. Deshalb regte das AA die Einrichtung auslandsorientierter Studiengänge an. Das gab den Anstoß für den – bisher bundesweit einzigen – bilingualen Studiengang Chemie an der FU. „Das Problem war nur: Woher die Teilnehmer nehmen? Ganz klar, ohne englische Lehrveranstaltungen wäre niemand zu uns gekommen“, meint Prof. Limbach, der das DAAD-Programm seither leitet. Und so begann die Chemie in Dahlem englisch zu sprechen. Die derzeit 40 Teilnehmenden kommen überwiegend aus Asien und den USA und bleiben meist zur Promotion.

„Die Studierenden wirken in vielerlei Hinsicht als Katalysatoren“, erzählt Limbach, „insbesondere helfen sie, die von der EU beschlossene Einführung der Bachelor/Masterstudiengänge in die Praxis umzusetzen.“ Positiver Nebeneffekt: Das Fach Chemie wurde gleich generell entrümpelt. Erstmals ist nun ein überschneidungsfreies Studieren möglich, das dem Einzelnen große Wahlfreiheit lässt. Seit dem WS 99/00 gibt es außerdem den rein englischsprachigen Masterstudiengang in Polymer Science. An dem Programm, dass die FU gemeinsam mit der TU, der HU und der Uni Potsdam durchführt, nehmen derzeit 20 Studierende aus Nordamerika, Mexiko, Libanon, Kosovo, Asien und Mexiko teil.

Aber die Chemie steht nicht (ganz) allein auf weiter Flur. Bereits seit Anfang der 90er Jahre wird Tropenveterinärmedizin für Tierärzte aus Entwicklungsländern in Englisch gelehrt. 1992 startete der Modellversuch für den Master in Veterinary Public Health und Veterinary Epidemiology. 1996 begann eine Kooperation mit der Universität Addis Abeba, und die Master- und Diploma-Studiengänge wurden in das reguläre Angebot des Fachbereichs übernommen.

Kaum ein Fachbereich, an dem nicht Gastdozenten in ihrer Landessprache lehren. Auch im neuen Studiengang Bioinformatik werden einzelne Veranstaltungen in Englisch abgehalten. Die FU will künftig mehr Studierende und Dozenten aus dem Ausland auf den Campus holen. Angst um die deutsche Sprache braucht dabei niemand zu haben. Denn, so paradox es klingt, sie wird dadurch eher verbreitet. Sehr bald beginnen die Gäste deutsch zu lernen und diese Sprache auch untereinander zu sprechen.

Catarina Pietschmann

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