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Der "Arbeitskreis Moderne und Islam", organisatorisch an das Wissenschaftskolleg zu Berlin angebunden, bemüht sich als Forschungsverbund Berliner Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen um eine Förderung des Verständnisses muslimischer Gesellschaften, ihrer Kultur, Geschichte, der sozialen und politischen Verhältnisse mit dem Ziel, gewonnene Erkenntnisse zu den Phänomenen der Moderne und der Modernisierung auch für die Forschung außerhalb der Islam- oder Regionalstudien fruchtbar zu machen. Das wissenschaftliche Programm des Arbeitskreises besteht aus einem "Berliner Seminar", einem "Postdoktorandenprogramm" und der internationalen "Sommerakademie". Zum Programm der diesjährigen Sommerakademie gehörten die Präsentation unterschiedlicher Arbeitsvorhaben, öffentliche Vorträge der Tutoren und ein Gastvortrag von Dr. Christoph Conrad vom Friedrich-Meinecke-Institut der FU. In den Gruppen- und Plenardiskussionen beschäftigten sich die Teilnehmer mit theoretischen und methodischen Fragen, die in der allgemeinen Geschichte aufgeworfen wurden, von Historikern außereuropäischer Gesellschaften aber häufig mit anderen Akzenten behandelt werden als dies in der Bundesrepublik, Frankreich oder den USA der Fall ist. Das gilt in besonderem Maße für die "kulturelle Wende", die Islamhistoriker, die sich ohnehin kontinuierlich mit kulturellen Phänomenen auseinandersetzen, alles in allem weniger beeindruckt hat, als Vertreter einer Sozialgeschichte deutschen oder französischen Zuschnitts. Lebhaftes Interesse fand die These von den "multiplen Modernen", die für islamisch geprägte Gesellschaften von besonderer Relevanz ist. Besonders intensiv diskutiert wurde schließlich die Frage nach der Rolle des Historikers bzw. des historisch arbeitenden Islamwissenschaftlers in den unterschiedlichen Herkunftsländern der Teilnehmer von Palästina und der Türkei über Südafrika bis China. Einmal mehr zeigte das Treffen, wie stark die eigene Arbeit vom jeweiligen wissenschaftlichen und politischen Umfeld geprägt wird, wie unterschiedlich die Beschäftigung mit islamischen Themen schon in westeuropäischen Staaten wie Spanien, Frankreich oder der Bundesrepublik eingebettet ist, von Israel, Tunesien oder Bashkortostan ganz zu schweigen. Deutlich wurde zugleich, wie unterschiedlich der Diskussionsstil amerikanischer, arabischer oder russischer Teilnehmer ausfallen kann. Gerade diese Vielfalt machte das Treffen so belebend, zumal es ja nicht allzu viele Gelegenheiten gibt, bei denen israelische Wissenschaftler, gleichgültig ob dem Nachwuchs angehörend oder bereits etabliert, sich mit Kollegen aus Palästina oder Tunesien austauschen können; chinesische Fachvertreter sind auf islamwissenschaftlichen Veranstaltungen nur selten zu sehen und Gleiches gilt für das subsaharische Afrika. Erschöpft von den vielen Vorträgen und Gesprächen, doch sichtlich animiert gingen die Teilnehmer am Abend des 28. September auseinander. Wenn von früheren Anlässen geschlossen werden kann, werden viele unter ihnen auf dem einen oder anderen Weg miteinander in Verbindung bleiben. Gudrun Krämer |
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