Am 20. März 2001 starb der Botaniker Professor Dr. phil Günther Werz im Alter von 74 Jahren in Berlin. Wir trauern um einen Kollegen, der sich auf dem Gebiet der Meeresbiologie große Verdienste erworben hat, insbesondere mit seinen Beiträgen zur Entwicklung der Schirmalge Acetabularia.
Dem Forscher gelangen wertvolle Aussagen über die Struktur und Funktion des Zellskeletts intakter biologischer Systeme und über die Schadwirkungen von Umweltchemikalien und Viren auf die feinen Strukturen pflanzlicher Zellen und Gewebe. Besonders hervorzuheben ist die von ihm am Fachbereich Biologie angebotene, einmalig breite Ausbildung in Elektronenmikroskopie, von der mehr als 500 Biologen und Biochemiker profitierten. Als technisch und pädagogisch hochbegabter Wissenschaftler vermittelte er einerseits den Umgang mit Transmissions- und Rasterelektronenmikroskopen und allen notwendigen Geräten für die Präparation. Andererseits deckte er mit seinem profunden naturwissenschaftlichen Wissen das gesamte Spektrum der präparativen und analytischen Elektronenmikroskopie für Biologen ab.
Günther Werz wurde 1927 in Ravensburg (Württemberg) geboren. 1947 legte er dort die Reifeprüfung ab. Er entwickelte schon früh eine große Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften. Sein breit gefächertes Studium führte ihn von Tübingen über das Max-Planck-Institut für Meeresbiologie in Wilhelmshaven zur Universität Köln, an der er schließlich promovierte. Hochschullehrer aus acht Disziplinen haben ihn wissenschaftlich geprägt, darunter die Professoren Kühn (Zoologie), Straub (Botanik), Butenandt (Physiologische Chemie/Biochemie) und Hämmerling (Meeresbiologie). Letztgenannter hatte ohne Zweifel den größten Einfluss auf Entwicklung und Werdegang von Günther Werz. Sein Doktorvater lenkte den Interessenschwerpunkt des Doktoranden auf die Botanik. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand die marine Schirmalge Acetabularia, die bereits durch Hämmerlings eigene Experimente berühmt geworden war. 1965 trat Werz eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hämmerling an, 1967 wurde ihm eine eigene Arbeitsgruppe übertragen. Das ebnete ihm den Weg zur Berufung auf die ordentliche Professur für Botanik (Feinstruktur und Elektronenmikroskopie) an der Freien Universität Berlin.
Zwei Jahre vor seiner Emeritierung 1992 band ihn eine heimtückische Erkrankung für immer an den Rollstuhl, ein Schicksalsschlag, den er in bewundernswerter Haltung akzeptiert und in sein privates wie wissenschaftliches Leben an der Freien Universität integriert hat.
Professor Werz hat die Geschichte des Fachbereiches Biologie zeitweilig sowohl als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pflanzenphysiologie und Mikrobiologie als auch als Vorsitzender des Fachbereichsrates und der Forschungskommission in den Jahren von 1970 bis 1990 beherzt und nachhaltig mitgestaltet. Die Freie Universität hat mit Günther Werz nicht nur einen kompetenten Feinstrukturforscher, Zellbiologen und Botaniker, sondern auch einen hervorragenden und bei seinen Studenten beliebten Hochschullehrer verloren.
Dr. Gilbert Tischendorf, Freya Kaulbars, Michael Wehner
|