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Von Helmut Coper
Am 20. Juli ist der langjährige Leiter des Akademischen Außenamtes der FU, Dr. Horst Hartwich, im Alter von 76 Jahren verstorben. Er war eine markante, unverwechselbare Persönlichkeit, die von der Gründung der FU an über 40 Jahre deren "Außenpolitik" gestaltete und repräsentierte. Speziell während der Blockade Westberlins erwies sich seine Idee als außerordentlich nützlich, auswärtige Professoren zu Gastvorlesungen oder Forschungszwecken einzuladen, um die neu gegründete Universität im In- und Ausland bekannt zu machen und den Lehrkörper und die Studentenschaft über die internationale Entwicklung der Forschung und den aktuellen Wissensstand zu informieren. So lehrten schon 1949 zweiundsechzig ausländische Professoren an der FU, wodurch das noch im Aufbau befindliche Angebot an qualifizierten Dozenten verstärkt wurde. Der Erfolg wurde Horst Hartwich nicht in die Wiege gelegt. Geboren am 18. Mai 1924 als Sohn eines Apothekers besuchte er das Lessing-Gymnasium, von dem er als "jüdisch Versippter" 1939 verwiesen wurde. Er begann eine Lehre als Textilcolorist und wurde 1944 in ein Arbeitslager der Organisation Todt zum Ausbau eines Flughafens zwangsverpflichtet. Die Zeit von 1933 bis 1945 hat er in einem 50-seitigen eindrucksvollen Bericht über seine Erlebnisse, Ängste und Befürchtungen als Heranwachsender, der durch den Nationalsozialismus verfolgt wurde, beschrieben. Seine Memoiren hat er aber nur Wenigen zugänglich gemacht. Nach dem Krieg holte er das Abitur nach und begann an der gerade wieder eröffneten Universität Unter den Linden Medizin zu studieren. Er engagierte sich in der studentischen Arbeitsgemeinschaft, gehörte der Redaktion der Studentenzeitschrift Colloquium an, protestierte gegen die immer stärker werdende kommunistische Einflussnahme auf die Universität, nahm an der Kundgebung im "Esplanade" teil, auf der zum ersten Mal öffentlich die Gründung einer "Freien Universität" gefordert wurde und beteiligte sich aktiv an ihrem Aufbau. In der ersten gewählten Studentenvertretung der FU wurde Horst Hartwich Außenreferent und Sprecher im Senat. Nach dem Examen und der Promotion wurde ihm, obwohl er keinerlei Erfahrung in der Verwaltung besaß, die Leitung des Akademischen Außenamtes der FU übertragen, was sich als Glücksfall erwiesen hat. Er war völlig unkonventionell, in seinem Auftreten aber formvollendet. Seine Gastfreundschaft war sprichwörtlich. Durch Offenheit und Direktheit, fundierte Bildung, Humor und freche Sprüche hat er viele Freunde für die Universität gewonnen. Den zahlreichen nach Berlin berufenen Emigranten mit ihren verständlichen Hemmungen und Befürchtungen gegenüber der alten Heimat galt er bald als Garant für eine herzliche Aufnahme und volle Eingliederung in ihre künftige Wirkungsstätte. Nicht nur mit Shepard Stone, dem großen Förderer der FU und Ehrenbürger Berlins, sondern auch mit dem bekannten Historiker Gordon Craig verbanden ihn bald mehr als nur dienstliche Angelegenheiten. Vertrauensgewinn durch Ehrlichkeit, offen vertretene Ansichten und Überzeugungen, Verbindlichkeit und Achtung anderer Erfahrungen und Lebensbedingungen haben sich auch beim Knüpfen der späteren Kontakte zu Osteuropa und Asien (lange vor der Wende) bewährt. Nach seiner Pensionierung blieb Horst Hartwich der FU durch seine Tätigkeit in der Ernst-Reuter-Gesellschaft, im Deutsch-Amerikanischen Informationsbüro und als Mitglied der Stiftung "Luftbrückendank" verbunden. Er hielt Vorträge über die Geschichte der FU und beteiligte sich an der Ringvorlesung zum 50. Jahrestag ihrer Gründung. Für seine außerordentlichen Leistungen hat die Freie Universität ihn 1994 zum Ehrenmitglied ernannt. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und wurde in Italien und Griechenland durch hohe Orden ausgezeichnet. Horst Hartwichs Herz schlug wie er mehrfach öffentlich bekannte für die Freie Universität. Auch wenn es jetzt aufgehört hat zu schlagen, wird er immer wieder präsent sein, wenn an Idee, Ursprung und Entwicklung der FU erinnert wird. Der Autor ist Gründungsstudent der FU und erster Vorsitzender des AStA |
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