Es kam einem wie die Eröffnung des politischen Sommertheaters vor: Nachdem der RCDS Anfang dieses Jahres zunächst Bundesinnenminister Manfred Kanther zu einer Veranstaltung eingeladen hatte, hatte sich nun der Berliner Innensenator Jörg Schönbohm für den 14.Juli 1998 als Gast angesagt. Die Kanther-Veranstaltung ist nachträglich von etlichen Seiten kritisiert worden, u.a. kritisierte auch die Stupa-Fraktion des DEFO, daß Kanther nur einen Wahlkampfauftritt absolvierte und eine wahre Diskussion nicht in Gang kam. Diesmal hatte der RCDS einer größeren Öffentlichkeit die Teilnahme an der Veranstaltung ermöglicht.

Ob allerdings auch eine kritische Diskussion mit dem Innensenator ermöglicht werden sollte, blieb wenigstens vorübergehend ungeklärt: Einem Aufruf der AusländerInnenliste folgend ließ die Mehrheit der Studierenden Schönbohm keine Minute verständlich zu Wort kommen. Auf Anregung des FU-Vizepräsidenten Väth konnte zunächst Michael Pannwitz von der AusländerInnenliste die Kritik an Schönbohm vortragen. Antworten konnte Schönbohm allerdings nicht mehr, denn die Veranstaltung wurde aufgrund der weiterhin lärmenden Mehrheit der Anwesenden abgebrochen.

Überraschend war daran allenfalls, daß die Beteiligten dieses Ende nicht vorhergesehen hatten, das für den Stil an der FU so typisch geworden ist. Die eine Seite freute sich über die gelungene Sprengung der Veranstaltung, der Innensenator dagegen kündigte an: "Ich komme wieder!" - dann allerdings wohl in einer ausgewählteren Runde.

Gewonnen hat niemand irgend etwas, denn man muß schon in einer politischen Scheinwelt leben, wenn man annimmt, eine solche Aktion würde den Polit-Routinier Schönbohm auch nur im entferntesten beeindrucken. Zu den ewigen Verlierern gehörten auch am 14.Juli 1998 die demokratischen Spielregeln.

Felix Clauß

(erschienen im DEFO-Info-Update Nr.37/1 im SS 1998)