Frau Scherzer-Schelleter macht einen neuen Anlauf. Und schon deshalb ist ihr allemal zu danken. Trotzdem ist es schon ein wenig bedauerlich, daß der Fachbereich nach wie vor neben Prof. Heintzen nicht wenigstens über einen zweiten Professor verfügt, der im Steuerrecht bewandert ist. Auf eine in diesem Fall aussichtsreiche Profilbildung wird damit verzichtet. Die Dozentin ist inzwischen vom Justizprüfungsamt zurück ans Finanzgericht gewechselt. Auf den Inhalt der Veranstaltung und ihre Darbietung dürfte sich das aber wohl nicht auswirken. Was erwartet Euch also? Zunächst einmal eine recht motivierte Dozentin. Inhaltlich ein konkreter Blick auf die Überschußeinkünfte nach dem Einkommensteuergesetz, ein eher oberflächlicher Blick auf die Abgabenordnung und die Finanzgerichtsordnung, soweit halt die Verknüpfungen reichen. Die Veranstaltung bietet einen klassischen Einstieg in die Wahlfachgruppe. Hinsichtlich der Klausuren im Ersten Staatsexamen ist allerdings anzumerken, daß sich diese Veranstaltung auf die "c"-Klausur bezieht. Aber natürlich macht es auch Sinn, diese Veranstaltung zu besuchen und sich Grundzüge im Einkommensteuerrecht anzueignen, wenn man sich schwerpunktmäßig dem Unternehmenssteuerrecht widmet oder gar nur dem Gesellschaftsrecht - was "natürlich völlig unzureichend" ist, wie der Altmeister sagen würde.

Die Vorlesung Gesellschaftsrecht II behandelt das Recht der Kapitalgesellschaften - also insbesondere das der GmbHs und der Aktiengesellschaften. Man sollte die Übung im Zivilrecht absolviert und die Vorlesung "Grundzüge des Handels- und Gesellschaftsrechts" gehört haben. Zusätzlich sollte man Interesse an wirtschaftlichen Sachverhalten mitbringen und den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung nicht einfach überblättern. Ca. zwei Drittel der Vorlesung werden dem Recht der Gesellschaften mit beschränkter Hoffnung gewidmet sein, das verbleibende Drittel wird das Aktienrecht beinhalten. Dr. Mueller-Thuns ist Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und hat am Fachbereich bereits mehrfach gelehrt. Er empfiehlt an Fachliteratur die gesellschaftsrechtlichen Klassiker Grunewald "Gesellschaftsrecht", Schmidt "Gesellschaftsrecht" und "Recht der Kapitalgesellschaften" von Raiser.

Eigentlich müßte es viel mehr von diesen Veranstaltungen aus der Praxis geben, wenn man es denn mit praxisnaher Ausbildung ernst meint. Die Lehrveranstaltung von Herrn Hoffmann-Theinert führt alle Interessierten in die Materie des Unternehmenskaufs ein, ein äußerst praxisrelevantes Thema. Für Studierende der Wahlfachgruppe IV eigentlich schon fast eine Pflichtveranstaltung. Was erwartet Euch genau? Herr Hoffmann-Theinert führt durch die Veranstaltung anhand von Fällen. In zwei Blockveranstaltungen (jeweils am Sonnabend!) soll die Verhandlungssituation bei einem Unternehmenskauf "erprobt" werden, mit einem Unternehmenskaufvertrag als Ziel. Der Dozent ist Rechtsanwalt und in seiner täglichen Praxis mit seinem Veranstaltungsthema "konfrontiert".

Herr Hoffmann-Theinert meint, die Veranstaltung sei ab dem dritten Fachsemester geeignet. Ich meine, gewisse Vorkenntnisse im Gesellschaftsrecht wären nicht von Nachteil, schon der Berührungsängste wegen und um nachvollziehen zu können, worin sich ein "asset-deal" von einem "share-deal" unterscheidet. Obwohl die Materie vor allem Bezüge zum Zivilrecht hat, spielen auch Steuer- und Gesellschaftsrecht eine nicht unerhebliche Rolle. Für die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstaltung (Klausur und Case Study) winkt immerhin ein Wahlfachschein.

Einführung in die kaufmännische Buchführung hört sich harmloser an, als sich diese Veranstaltung in der Praxis darstellt. Für Juristen ohne kaufmännische "Grundausbildung" sind ja mitunter schon die harmlosesten erweiterten Grundrechenarten ("Was bitte ist denn ein Dreisatz?") eine Herausforderung. Insofern kann ich allen Dreisatz-Gequälten versichern: Den braucht man in der Buchführung für gewöhnlich nicht. Dafür sollte man aber die Tasten + und - auf dem Taschenrechner überblicken, oder besser noch, kürzere Rechenoperationen im Kopf ausüben können, denn zwei Seiten einer Bilanz müssen ebenso wie ein Buchungssatz stets ausgeglichen sein. Aber das werdet Ihr ja dann selbst kennenlernen.

Für Wahlfachstudenten, die bislang keine Vorkenntnisse in diesem Bereich haben, ist die Veranstaltung ein absolutes Muß. Bei abgeschlossener kaufmännischer Ausbildung werdet Ihr vieles wiedererkennen. Aber mal ehrlich, bei welchem Bankkaufmann sitzt die Buchführung noch richtig gut? Im übrigen liefert Euch die Veranstaltung das Wissen natürlich in einer etwas anderen Dimension, als Juristen kennen wir ja schließlich auch Paragraphen. Der Dozent ist motiviert und freut sich, wenn er Euch etwas beibringen kann. Ich bin sicher, ein Besuch lohnt sich.

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