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Datierung
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Verbreitung
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Öffnungen -
Portale, Fenster und Schallöffnungen
Ein vielschichtiges Thema ist die
Deutung und Interpretation der Öffnungen in den
Kirchenbauten. Die vergleichende Forschung wird durch die in der
Regel zahlreichen Umbauten von Fenstern und Portalen im Laufe der
Zeit sehr erschwert. Ursprüngliche Fenster und Portale wurden
vergrößert und verkleinert, im Stil geändert, oder
zugemauert und an anderer Stelle neu eingebrochen. Sofern
zugesetzte Fenster und Portale noch erhalten sind und nicht durch
spätere massive Umbauten ganz beseitigt wurden, sind sie in
der Regel gut zu studieren. Neu eingebrochene oder
vergrößerte/verkleinerte Fenster und Portale sind aber
oft nur schwer als solche zu erkennen. Aus diesem Grunde ist die
ursprüngliche Anzahl und Position z.T. nur schwer zu
bestimmen, und eine Rekonstruktion gelingt nicht immer. Oft müssen
deshalb Vergleiche mit anderen Kirchen herhalten, um die
ursprüngliche Position und Anzahl von Fenstern und Portalen
zu bestimmen. Aber auch diese Analogieschlüsse müssen
sehr vorsichtig gezogen werden. Während die spätromanischen
Kirchen meist eine gleiche Anzahl von Fenstern auf der Nord- und
Südseite hatten, kommen in (früh-)gotischer Zeit oft
ungleiche Fensterzahlen auf Nord- und Südseite vor. Bei
Portalen müssen vor allem mögliche Veränderungen
erkannt werden. In erster Linie müssen deshalb Kriterien
gefunden werden, um ursprüngliche und veränderte Portale
zu unterscheiden. Ein
besonderes Kapitel verdienen die Schallöffnungen im
Glockengeschoß der Türme, da sie in der Regel
ursprünglich sind und auch nur selten verändert worden
sind. Allerdings ist dabei zu bedenken, daß ältere
Schallöffnungen bei der Erhöhung des Turmes in der Regel
restlos beseitigt wurden und die Türme häufig wesentlich
später als das Kirchenschiff (und ev. Chor und Apsis) gebaut
worden sind. Grundsätzlich
können die Randbereiche der Öffnungen (Gewände,
Bögen, Ornamentik) aus dem restlichen Mauerwerk hervorgehoben
sein. Dies geschah durch eine besondere Behauung oder anderes
Material (z.B. Ziegel im Feldsteinmauerwerk)
Portale
In der Literatur sind die Portale
- neben den Fenstern - die wichtigsten Stilmittel zur Datierung
der mittelalterlichen Dorfkirchen. Meist wird aber nur die
generelle Form betrachtet. Weitere Untersuchungen, z.B. absolute
Größe im Verhältnis zur Länge und/oder Höhe
der Kirche, Position des/der Portal(e) im Verhältnis zur
Gesamtlänge oder eine genauere Beschreibung der Bögen
liegen derzeit nicht vor. Vor allem werden mögliche spätere
Veränderungen kaum in Betracht gezogen, obwohl diese relativ
einfach zu bewerkstelligen waren (siehe unten bei "Portalformen").
Terminologie
Gewände/Leibungen, Schräge,
Abtreppungen, lichte Weite, Unterscheidung - äußeres
Gewände, inneres Gewände, äußerer Bogen,
innerer Bogen. folgt
noch!
Portale - Anzahl und
Position(en)
Die Anzahl und die Position(en)
des/der Portal(e) variieren beträchtlich. Es scheint nicht
unbedingt den "Idealtypus" eines Portals zu geben.
Außerdem muß zwischen den Seiten- bzw. Westportalen
und der Priesterpforte unterschieden werden.
Viola Pfeifer (1997) geht von dem
Idealfall eines Nord- und Südportals im Schiff und einer
Priesterpforte auf Nord- oder Südseite aus. Sie begründet
es mit der Gottesdienstordnung der katholischen Kirche, die in
früheren Zeiten die rechte Seite (= Südseite) der Kirche
für die Männer vorsah, die linke Seite (= Nordseite) für
die Frauen. In der populärwissenschaftlichen Literatur wird
gelegentlich auch der Begriff "Wendenpforte" für
das Nordportal benutzt. Dieser Begriff war auch manchen Pfarrern
geläufig, die uns ihre Kirche erklärt haben. Angeblich
war dieser Eingang einmal für die wendischen bzw. slawischen
Bewohner des Dorfes reserviert bzw. zugewiesen worden. Dafür
gibt es aber keinerlei urkundliche Hinweise. Der
Priester hatte einen separaten Eingang zum Chorbereich, dessen
Betreten den Laien verboten war. Diese Konfiguration der Portale -
Nord-, Süd- und Priesterportal - ist aber in nur ganz wenigen
Fällen verwirklicht, und wir sehen dies eher als Zufall an.
Es gibt Kirchen, in denen der einzige Zugang ins Innere ein
Südportal war. Möglicherweise gibt es auch
Rechteckkirchen mit nur einem Westportal und einer Priesterpforte.
Etwas häufiger ist der Fall mit einem Portal im Schiff auf
der Süd- oder Nordseite sowie einer Priesterpforte. Fast
immer kann eine ursprüngliche Priesterpforte nachgewiesen
werden. Bemerkenswerterweise ist das Priesterportal sehr oft auch
in gotischen Kirchen noch rundbogig. In der Regel sind die Portale
im Schiff "dekorativer" und größer als das
Priesterportal (mit ganz wenigen Ausnahmen). Anlagen
mit eingezogenem Chor haben fast immer ein Priesterportal auf der
Nord- oder Südseite des Chors. Bisher ist uns nur eine Kirche
mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis bekannt, die kein
Priesterportal im Chor hat, die sehr kleine Kirche in Klepps
südlich von Loburg/Fläming.
Portalformen
Die Portale in den
mittelalterlichen Dorfkirchen sind meist einfach, ohne Tympana.
Wir haben bisher nur eine Kirche (Apollensdorf bei Wittenberg) mit
einem Tympanon-ähnlichen Feld über dem geraden Türsturz
eines Gemeindeportals gefunden (allerdings ohne Ornament). In der
Kirche von Schlabendorf südlich von Luckau (Niederlausitz)
ist über dem Priesterportal ein ziergiebel-ähnliches
Feld angebracht worden. In
der Regel sind die Portale, sofern sie ursprünglich sind,
wenig variabel und weisen verschiedene Formen des Rund- wie auch
Spitzbogens auf sowie oft mehrfache Abtreppungen auf. In
spätgotischer Zeit ist zu beobachten, daß bei gestuften
Portalen äußerer und innerer Bogen verschieden sind
(z.B. Segmentbogen unter bzw. im Spitzbogen). Auffallend ist die
unterschiedliche Ausführung der Schlußsteine fällt
dabei auf. Der Spitzbogen wird in der Regel durch das
Aneinanderlegen von zwei abgeschrägten Steinen erreicht,
während der frühgotische gedrückt-spitzbogige Bogen
in einem "Schlußstein" (= höchster
Bogenstein) endet, dessen Unterseite leicht spitzbogig
ausgearbeitet ist. Der gedrückte Spitzbogen kommt oft
zusammen mit dem Rundbogen vor ("Mischstil"). Dieser
"Mischstil" kann auch in der Klosterkirche des Klosters
Zinna gefunden werden. Sehr selten ist der gesamte Bogen aus einem
Stein herausgearbeitet (Priesterportal Thyrow). Auch
(großformatige) Backsteine wurden bereits früh als
Stilmittel für die Gestaltung von Portalen eingesetzt. Im
Teltow dürfte Dahlewitz die ältesten spitzbogigen, mit
großformatigen Backsteinen gefaßten Portale haben,
sofern diese nicht auch nachträglich geändert worden
sind. Die Portalöffnung
ist innen meist höher, aber nicht breiter als außen und
schließt meist mit einem Segmentbogen ab. Man kann also vom
Kircheninneren die Rückseite des die Außenseite
schmückenden Portalbogens betrachten, der meist nur aus einer
einzigen Lage von Bogensteinen besteht (siehe Fotos)
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Entsprechend leicht ist der
Portalbogen bei einem Wechsel der aktuellen Stilrichtung zu
verändern, während die in der tragenden Wand verankerten
Gewändesteine der Portale nicht so einfach auszuwechseln
sind. Manche ursprünglich romanischen Kirchen haben Portale
mit - häufig schlecht eingepaßten - Spitzbögen und
Gewändesteine, deren vordere Kanten in den unteren Teilen der
Portale stumpf abgeschlagen wurden. Auf diese Weise sollte der
Eindruck eines nach sich unten verbreiternden gotischen Bogens
erweckt werden.
Bei manchen Kirchen beobachtet
man noch einen zweiten Bogen aus flachen Quadern, der außen
dem eigentlichen Bogen folgt. Dies ist ein typisch
mittelalterliches Stilelement, wie es häufig an größeren
Dorfkirchen zu beobachten ist. Die Form der Quader macht den
Eindruck, als ob hier versucht wurde, ein Ziegelformat
nachzuahmen. Die Begleitquader haben in etwa auch die Form
großformatiger mittelalterlicher Ziegel. Selten sind Portale
mit zwei Begleitbögen verziert worden (z.B. Düben im
Fläming). Das
Priesterportal ist sehr oft rundbogig, ohne Rücksicht auf den
Stil der anderen Öffnungen (Portale und Fenster) und des
mutmaßlichen Alters der Kirchen. Sehr selten nur weisen
Priesterportale die Stilelemente der Seitenportale auf
(Begleitbogen, Spitzbogen, oder gedrückter Spitzbogen).
Das rundbogige Südportal mit
Begleitbogen der Kirche in Stahnsdorf
Gewände
Die Portale haben meist behauene
Bogen- und Randsteine (Leibungssteine). Die Stärke der
Bogensteine, die Qualität der Behauung und die Anordnung der
Steine variiert allerdings erheblich. Auch hier zeigen die
mutmaßlich ältesten Kirchen die sorgfältigste
Ausführung. Die Randsteine sind etwa gleich dick und gut
behauen. Häufig wurde beobachtet, daß die Stärke
der Leibungssteine, hauptsächlich aber die der Bogensteine in
etwa der durchschnittlichen Höhe der Blendquader der Mauer
entspricht. Die unteren Randsteine können mit ihrer
Längsachse der Portalöffnung folgen oder senkrecht
darauf stehen und sich mit den Quadern der Wand verzahnen. Die
Paßform der Leibungssteine ist ebenfalls unterschiedlich;
von perfekter Paßform ohne klaffende Lücken bis zu sehr
schlechter Paßform mit großen, unterschiedlich breiten
Lücken zwischen den Leibungssteinen. Bei manchen Kirchen sind
die Rand- und Bogensteine sehr ungleich stark und ausgesprochen
schlecht behauen. Die Oberfläche ist nicht glatt.
Viele Portale sind ein- oder
zweimal abgetreppt, d.h. ein zweites (und eventuell noch ein
drittes) jeweils etwas engeres Gewände folgt zum Inneren der
Kirche hin. Bisher
konnten wir nur in einem Fall ein Ornament an einem Portal
beobachten (Klein Kienitz). In der Literatur werden aber einige
Schachbrettsteine beschrieben, die an Portalen angebracht sind
(Bönisch & Bönisch, 1994), allerdings nicht aus dem
Teltow (hier statt dessen an der Südostecke: Dorfkirche
Rotberg bzw. sekundär verbaut in der Südwand: Dorfkirche
Klein Beeren). In der
Niederlausitz fanden wir an zwei Kirchen (Waltersdorf und
Riedebeck) Kämpfer an den Portalen. In Waltersdorf waren auch
plastische Darstellungen an einem Portal angebracht. In anderen
Gegenden sind aber durchaus die Feldsteingewände durch
Ornamente verziert worden. Die Feststellung Badstübner´s
(1994: S.37): "... das große Portal an der Westseite,
spitzbogig mit mehreren Abtreppungen im Gewände; weitere
Gestaltung erlaubte das granitene Baumaterial nicht." ist so
nicht korrekt. Der Grund dürfte eher in den fehlenden
Finanzmitteln oder Verständnis der Patrone für solchen
Luxus zu suchen sein.
"Wehrbalken"
und Beschläge
Ein leidiges Kapitel bei
Kirchenbeschreibungen ist deren Funktion als Wehr- oder
Schutzkirche. In diesem Zusammenhang ist auch der "Wehrbalken"
zu erwähnen. Er wird als Verschließmechanismus
gedeutet, mit dem das schwere Kirchenportal wirksam verschlossen
werden konnte und auch einer kürzeren "Belagerung"
standhalten konnte. Dem ist zu erwidern, daß der Feind
sicher nicht versucht hätte, durch das gut verschlossene
Hauptportal, sondern durch die dünne Priesterpforte
einzudringen. Der "Wehrbalken" war sicher nur ein
Verschlußbalken, um die schweren Türen der
Gemeindeportale sicher zu verschließen (Mertens, 1973,
S.43). Man wollte sich ein teures Schloß für diese Tür
sparen.
Hocheingänge
Eine Besonderheit in der
Kategorie Öffnungen stellen Hocheingänge dar. Sie waren
meist über Holz- oder Steintreppen zu erreichen und führten
direkt von außen auf die Emporen, in den Dachboden oder die
höheren Geschosse der Türme. Derartige Öffnungen
sind oft schwierig zu verstehen, wenn etwa die zuführenden
Holztreppen oder die Emporen im Innern in der Zwischenzeit
verschwunden sind. Unter den Teltow-Kirchen hat beispielsweise die
Kirche in Groß Machnow eine türgroße, jetzt im
unteren Teil zugesetzte Öffnung (oberer Teil jetzt Fenster)
auf der Westseite des Turms über dem Westportal. War es
ursprünglich ein über eine Holztreppe zu erreichender
Hocheingang in das erste Turmgeschoß? Mehrere Flämingkirchen
hatten Hocheingänge auf der Chornordseite und -südseite,
die zu einer Patronatsloge führten. Ein
zweite Möglichkeit der Interpretation von Hoch"eingängen"
sind Außenkanzeln, wie sie häufig an Wallfahrtskirchen
im süddeutschen/österreichischen Raum zu finden sind.
Wurde die Kanzel in der Zwischenzeit beseitigt und das Hochportal
zugesetzt, sind solche Befunde nur schwer richtig zu
interpretieren. In Brandenburg kommt diese Möglichkeit der
Interpretation jedoch weniger in Betracht.
Fenster
Neben den Portalen, den
Innenbögen, der Baustruktur und der Mauerwerksausführung
waren und sind Fenster ein wichtiges Stilmittel zur Datierung
spätromanischer/gotischer Feldsteinkirchen. Deshalb ist es
merkwürdig, daß es bisher kaum Veröffentlichungen
gibt, die die Fensterform genauer untersuchen und analysieren
(z.B. absolute Maße, Maßverhältnisse,
Ausarbeitung der Bögen und Gewände etc.). Möglicherweise
lassen sich durch eine genauere Analyse der Fenster noch bessere
Datierungen erreichen. Die
Ausführung der Fenster ist ähnlich unterschiedlich wie
die der Portale. Manche Fenster weisen gut behauene Rand- und
Bogensteine auf. Bei den meisten Kirchen sind jedoch die Bögen
(nicht die Randsteine) nur mit groben, flachen Gesteinsscherben
gemauert, die senkrecht zum Bogen stehen. Auch (großformatige)
Backsteine wurden bereits früh als Stilmittel für die
Gestaltung von Fenstern eingesetzt. Wie
bei den Portalen können auch bei den Fenstern häufige
Umgestaltungen beobachtet werden. In der bisherigen Literatur ist
sehr häufig der Satz zu finden: "Fenster barock
verändert". Die barocke Veränderung der Fenster ist
sehr leicht als solche zu erkennen und war auch bei vielen Kirchen
die letzte größere Veränderung der Fenster.
Generell ist jedoch auch damit zu rechnen, daß die Fenster
zuvor schon mehrmals, z.B. in der Gotik und ev. auch im
Übergangsbereich Spätgotik/Renaissance verändert
worden sind. Da diese Fenster in der Regel kleiner waren als die
korbbogigen Fenster der letzten barocken Veränderung, können
sie völlig verschwunden sein. Andererseits
sind nicht immer gotische oder spätgotische Fenster auch die
ursprünglichen Fenster gewesen. Es kann durchaus sein, daß
sich hier lediglich die "letzte" Veränderung
erhalten hat. Die Anzahl
der ursprünglichen Fenster im Schiff variiert je nach Größe
der Kirche von etwa zwei bis zu sieben Fenstern (z.B. Mehrow im
Barnim). Im Chor wurden jeweils nur ein oder zwei Fenster auf
Nord- und Südseite eingebaut. In der Ostwand des Chors (oder
des Schiffes bei einer Rechteckkirche) oder der Apsis sind meist
drei Fenster vorhanden. Sie symbolisieren die heilige
Dreifaltigkeit. Allerdings gibt es auch Ausnahmen von dieser
Regel. Wir haben Kirchen beobachtet, die eindeutig nur zwei oder
gar ein originales Fenster auf der Ostseite des Chors (oder
des Schiffes bei einer Rechteckkirche) bzw. in der Apsis hatten.
Terminologie
Leibungen, Gewände, lichte
Öffnung, Kämpfer, Ornamentik.
Fenstertypen
a. spätromanische Fenster
Die spätromanischen Kirchen
hatten in ihrem ursprünglichen Zustand relativ hochsitzende,
kleine und schmale, rundbogige Fensteröffnungen. Sie lagen
dicht unter dem Dachtrauf; über dem Bogen folgte lediglich
noch eine Steinlage. Die Öffnung in der Außenwand war
mit etwa 1,20 - 1,40 m Höhe und 60 - 70 cm Breite nicht
gerade klein, verengte sich jedoch durch die flachen Schrägen
auf den Seiten, im Bogen und an der Fensterbank beträchtlich,
so daß nur eine schlitzförmige Öffnung in der
Mauer, das eigentliche Fenster (ca. 60/70 x 20 cm) ("lichte
Weite"), übrigblieb. Das Höhen-/Breitenverhältnis
des Fensters im Umriß in der Außenwand variiert in der
Regel von fast 1:1 (bei den Apsisfenstern von manchen Kirchen) bis
zu etwa 2-2,5:1. Die
Ausführung der Fenstergewände und -bögen ist
ähnlich unterschiedlich wie die der Portale. Manche
spätromanische Fenster weisen gut behauene Rand- und
Bogensteine auf, bei anderen sind die Bögen nur mit groben,
flachen Gesteinsscherben gemauert, die senkrecht zum Bogen stehen.
Hier ist allerdings in Betracht zu ziehen, daß die
ursprünglichen spätromanischen Fenster im Verlauf der
Baugeschichte einmal oder mehrmals verändert worden sein
können (s.u.). Wir kennen nur zwei Kirchen, bei denen die
Apsisfenster gedrückt-spitzbogig sind.
Die Apsis der Kirche in
Waltersdorf/Niederlausitz hat leicht spitzbogige Fenster
Die Baustruktur ist also noch
spätromanisch, die Fenster schon frühgotisch. Diese
Kirchen (Waltersdorf/Luckau und Neumarkt/Jüterbog) dürften
aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammen. Gelegentlich haben die
Fenster auch ähnliche Schmuckelemente wie die Portale;
Begleitbögen aus flachen, ziegelförmig behauenen
Feldsteinsteinen. Sehr selten sind Verzierungen des eigentlichen
Gewändes wie z.B. in Riedebeck (Niederlausitz).
Romanische Dorfkirchen weisen im
Schiff bis zu fünf Fensterachsen auf, im Chor eine bis zwei
Fensterachsen.
b. gotische Fenster
Die ursprünglichen
spitzbogigen gotischen Fenster waren in den absoluten Maßen
meist nicht breiter als die romanischen Fenster, aber im
Verhältnis etwas höher; das Höhen/Breiten-Verhältnis
ist etwa 2,5:1 - 5:1 oder sogar noch mehr. Zu beachten ist, daß
die Spitzbögen der gotischen Fenster anfangs oft noch
rundbogig gemauert sind. Der Spitzbogen der lichten Weite wird
erst durch eine dicke Putzschicht erreicht, in die der Spitzbogen
hinein modelliert ist. Der Umriß eines zugesetzten Fensters
erscheint in der Wand daher rundbogig. Außerdem können
gotische Fenster u.U. in absoluten Zahlen gemessen noch schmaler
als die romanischen Fenster sein. Damit dann überhaupt noch
eine Fensteröffnung möglich war, waren die Schrägen
im Vergleich zu den romanischen Fenstern steiler. Gotische
Fenster werden in der Literatur sehr gerne als ursprüngliche
Fenster angesehen, ohne die Möglichkeit in Betracht zu
ziehen, daß diese Fenster ursprünglich romanisch waren
und bereits in gotischer Zeit einmal verändert worden sind.
Gerade Veränderungen in der Höhe sind nur sehr schwer
als solche zu erkennen, da das alte Fenstergewände
unverändert bleibt und lediglich der Bogen neu gemauert
werden muß. Die einzigen Hinweise auf eine "Gotisierung"
ursprünglich romanischer Fenster sind Diskrepanzen im Stil zu
den Portalen und Innenbögen sowie die Beobachtung, daß
mutmaßlich veränderte Fenster mit ihrem Bogen in
Bereiche mit einer anderen Mauerwerksausführung hineinragen.
Allerdings ist gerade hier damit
zu rechnen, daß die Bögen bei einer ersten Vergrößerung
der Ostfenster in die Höhe neu gemauert worden sind. Die
Bögen mit scherbenartigen Steinen lassen leider keine
Alterseinstufung aufgrund von "Qualitätsunterschieden"
zu. Oft ist jedoch zu beobachten, daß die Ostfenster in den
unregelmäßig gemauerten Giebel hineinragen. In den
Giebel hineinragende Ostfenster, sofern es wirklich auch Fenster
waren und keine Blenden, lassen auf eine Einwölbung der Decke
oder ein Tonnengewölbe schließen. Eine erste gotische
Veränderung der Fenster zeigt sich durch Vergrößerung
der Fenster in den Giebel, Blendfenster und Blendgiebel. Diese
Stilelemente sind oft miteinander kombiniert. Gotische
Fenster sind häufig asymmetrisch abgeordnet, d.h. Schiff und
Chor haben auf Nord- und Südseite eine unterschiedliche
Fensterzahl. Blendnischen
unterschiedlicher Form als Schmuckelemente der Ost- oder
Westfassade sind vor allem aus der Spätgotik bekannt, z.B.
Rundblenden und segmentbogige Blenden..
c. "Vorbarocke" und
renaissancezeitliche Fenster
Etwa in der Mitte des 16.
Jahrhunderts wurde in den Dörfern die Gotik von der
Renaissance abgelöst, obwohl es gelegentlich "Nachläufer"
der Gotik (z.B. Dorfkirche Klein Machnow; Bauzeit um 1593) gab.
Der Stil unterscheidet sich aber nicht wesentlich von der
Spätgotik, und die "neue" Zeit ist eher in der
Inneneinrichtung, z.B. Renaissancealtäre, festzustellen.
Renaissancezeitliche Fenster des
16. und beginnenden 17. Jahrhunderts sind relativ selten erhalten
geblieben. Dies liegt in erster Linie daran, daß es relativ
wenige Feldsteinkirchen gibt, die in dieser Zeit gebaut worden
sind. Außerdem sind solche Fenster, wenn ein erste (oder
zweite) Veränderung älterer Fenster in dieser Zeit
stattgefunden hat, sehr oft ein weiteres Mal im Barock oder dem
19. Jahrhundert verändert worden. Es ist daher ungemein
schwierig, den Stil bzw. die Stilelemente renaissancezeitlicher
oder "vorbarocker" Fenster in den Dorfkirchen zu
beschreiben. Bentler (1995) bezeichnet diese Stilrichtung auch als
"vulgären Vorbarock". Die
Dorfkirche Blankenfelde hat ein sehr kurzes und breites Schiff,
das möglicherweise im 16. Jahrhundert an den Chor oder an
eine ursprünglich etwas längere Rechteckkirche (als der
heutige Chor) angebaut worden ist. Auch das Kirchenschiff in
Deutsch Wusterhausen könnte aus dieser Zeit stammen. Die
Fenster sind korb- oder segmentbogig, relativ klein (im Verhältnis
zu barocken Fenstern) und haben sehr flache Schrägen, was
eine relativ kleine lichte Weite zur Folge hat. Sie sind jedoch
immer deutlich breiter als spätromanische Fenster. Gotische
Fenster können sind meist höher, dafür aber
schmaler. Spätgotische Fenster können ähnliche
Proportionen wie die renaissancezeitlichen Fenster haben, sind
aber meist spitzbogig und haben profilierte oder/und steilere
Gewände. In Jetsch (Niederlausitz) hat die Südseite
relativ große und breite Fenster mit sehr flachen Schrägen,
die vermutlich renaissancezeitlich in eine ältere Kirche
eingebrochen worden sind. Die Fenster haben meist Ziegelgewände.
d. barocke Fenster
Die Fenster in Schiff und Chor,
z.T. auch in den Apsiden wurden vor allem im Barock stark
verändert und meist auch sehr deutlich vergrößert.
Typische Fenster des Barock sind die großen, korbbogigen
oder segmentbogigen mit Ziegeln gemauerten Fenster.
Die Vergrößerung der
Fenster erfolgte einerseits durch Beseitigung der Schrägen,
andererseits durch die starke Vergrößerung der
Fensteröffnung. Dabei wurde meist ein Teil des Mauerwerks,
von der Traufhöhe beginnend, abgetragen. Anschließend
wurde das aus Ziegelsteinen bestehende Gewände der neuen
Fenster in die Lücke gemauert. Die Lücken zwischen
Fenstergewände und ursprünglicher Mauer wurden entweder
mehr oder weniger gut mit Feldsteinen ausgemauert oder einfach mit
Backsteinen zugesetzt.
e. neugotische/neuromanische
Fenster Beginnend in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in der 1. Hälfte
des 20. Jahrhunderts wurden die Fenster sehr häufig
"romanisierend" oder "gotisierend" verändert.
Sie können praktisch immer sehr leicht durch Größe
und Form von den ursprünglichen spätromanischen und
gotischen Fenstern unterschieden werden.
Fensteröffnungen
in Türmen
a. "normale" Fenster
Im Turm kommen gelegentlich im
westlichen Bereich der Seitenwände, seltener in der Westseite
auch "normale" Fenster vor. Die Form entspricht meist
den Fenstern im Schiff und im Chor.
b. Scharten- oder Schlitzfenster
In den Türmen sind oft
hochrechteckige Scharten(-fenster) vorhanden (oder vorhanden
gewesen). Die Öffnungen in der Außenwand sind bereits
eng und mit Randsteinen gemauert, hatten also keine Schrägen.
Die Schartenfenster dienen der Beleuchtung des Bereichs zwischen
dem ersten Turmgeschoß und der Glockenstube, die je nach
Höhe des Turms von einer Leiter oder einen engen Treppe
überbrückt worden ist. Sie mußten in früheren,
vor allem populärwissenschaftlichen Publikationen als Belege
("Schießscharten") für den Wehrcharakter der
brandenburgischen Feldsteinkirchen herhalten. Dabei sind sie als
echte Schießscharten denkbar ungeeignet.
c. Schallöffnungen
Die Schallöffnungen im Turm
dienen nicht der Beleuchtung wie "normale" Fenster,
sondern sind notwendig, um den Klang der Glocken weithin hörbar
werden zu lassen. Sie werden daher in einem Extrakapitel
behandelt.
Schallöffnungen
Besonders interessant sind die
Schallöffnungen in der Glockenstube des Turms, da sie in der
Regel ursprünglich sind und auch nur selten verändert
worden sind. Allerdings ist dabei zu bedenken, daß ältere
Schallöffnungen bei der Erhöhung des Turmes in der Regel
restlos beseitigt wurden. Die erhaltenen Schallfenster geben daher
selten Hinweise auf den Baubeginn einer Kirche. Die
Schallöffnungen zeigen Merkmale wie die "normalen"
Fenster, z.T. sind sie sogar stärker ornamentiert als die
Fenster in Schiff und Chor. Vor allem gotische Schallöffnungen
zeigen eine große Bandbreite von gekuppelten Fenstern und
ornamentierten Bogenfeldern.
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