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Innenausstattung

Bisher konnten wir nur wenige Kirchen auch von innen betrachten. Wir möchten jedoch in Zukunft verstärkt versuchen, auch die Innenausstattung der Kirchen aufzunehmen. Allerdings war und ist es nicht unser Ziel, die Innenausstattung der Kirchen vollständig aufzunehmen.
Aber auch die Innenausstattung kann z.T. zur Datierung der Baugeschichte benutzt werden, hauptsächlich aber um Umbauten einer Kirche zu datieren. Zur Innenausstattung gehören die verschiedenen Nischen in Schiff, Chor und Apsis, der Altar, die Kanzel, der Taufstein, Kruzifixe und Triumphkreuzgruppen, Schnitzfiguren, die Emporen, das Patronats- und Priestergestühl, Epitaphe etc. Auch die Fußböden haben führen wir vorläufig hier auf. 
Chorschranken waren ursprünglich in allen mittelalterlichen Kirchen vorhanden, aber in keiner Kirche haben sie sich erhalten.

Fußböden

Bisher haben wir die Fußböden nur unvollständig erfaßt. Daher sind hier die verschiedenen Fußböden nur summarisch vorgestellt. Wir fügen hier auch die Ergebnisse einer Kirchengrabung ein, die die Abfolge der Fußböden in dieser Kirche (Thyrow) erfaßt hat. Generell haben alle Kirchen im Laufe ihrer Baugeschichte irgendwelche befestigten Fußböden bekommen. Wahrscheinlich hatte in der Regel schon der ursprüngliche Kirchenbau einen befestigten Boden. Beobachtet wurden bzw. in der Literatur beschrieben sind Holzdielenfußböden, Lehmstampffußböden, Kalkmörtelböden, Feldsteinpflaster oder relativ häufig Ziegelplattenfußboden (entweder Dachpfannen, Backsteine, oder spezielle Ziegelplatten). Meist stieg der Chorbereich gegenüber dem Schiff um eine Stufe an, eine weitere Stufe hoch folgte zur Apsis hin. Im Teltow hat sich in keiner Kirche ein mittelalterlicher Fußboden erhalten.


Nischen im Chor und Schiff

Zur Innenausstattung der Kirchen gehörten auch eine Reihe von Nischen unterschiedlicher Verwendungszwecke, die hauptsächlich im Chor und in der Apsis angebracht wurden. Die verschiedenen Nischen bzw. Nischentypen seien hier kurz vorgestellt.

a. Sakramentsnische
Seit dem 12. Jahrhundert stellte man den Hostienbehälter in eine besondere Wandnische im Chorbereich, meist an der Evangelien- oder Nordseite. Diese sog. Sakramentsnischen waren bis in das 16. Jahrhundert üblich. In der Regel erhielten diese Nischen, sofern es nicht schon bei der Erbauung der Kirche geschehen war, ein Holz- oder schmiedeeisernes, oft kunstvoll gestaltetes Verschlußtürchen. Die katholische Kirche ordnete nach dem Tridentischen Konzil 1545-63 die Aufbewahrung der Hostien im Tabernakel auf dem Altar an. Anscheinend setzte sich die Anordnung nicht völlig durch. Ein Verbot der Benutzung der Sakramentsnische folgte dann 1614 durch Papst Paul V., der die Aufbewahrung der Hostie im Tabernakel zur Vorschrift machte. In der Evangelischen Kirche wurden diese Nischen nach der Reformation funktionslos. Viele dürften dann zugemauert worden sein, da sie in nur wenigen Kirchen noch zu sehen sind. Nachreformatorisch dürften dann keine Kirchen mehr mit Sakramentsnischen versehen worden sein. Die alten Sakramentsnischen wurden aber teilweise zur Aufbewahrung anderer Gegenstände weiterbenutzt.
Sie eignen sich daher zur Datierung von nachträglich veränderten Chören, etwa Chöre mit rundem Ostschluß, die im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit häufig an die Kirchen angebaut wurden, entweder als Ostverlängerung einer Kirche oder nach Abriß einer alten Apsis, als Apsisneubau. Wurden in diese Umbauten noch Sakramentsnischen eingebaut, dürften sie nicht später als etwa 1540/50 entstanden sein. Die Kirchen von Rottstock und Zixdorf  im Fläming sowie in Bücknitz bei Ziesar, alle mit einem nachträglich veränderten runden Chorschluß und noch erhaltenen Sakramentsnischen, dürften somit nicht im Barock verändert worden sein, wie meist in den einschlägigen Kunstführern zu lesen ist, sondern mindestens im frühen 16. Jahrhundert.
In etlichen Dorfkirchen sind die Sakramentsnischen (ohne Verschluß) noch vorhanden, so z.B. in Güterfelde und Stahnsdorf. 

b. Sakramentsschrank
Eine Modifikation der Sakramentsnische ist der Sakramentsschrank. Relativ früh wurden die Sakramentsnischen mit Türen und einem Schloß versehen, damit sie verschlossen werden konnten. Sie sind in diesem Sinne keine eigentlichen Schränke, sondern die Holzauskleidungen der Sakramentsnischen. Die Türen können bemalt sein, die Giebel können Verzierungen tragen. Die Beschläge können künstlerisch bearbeitet sein. Wir haben bisher im Teltow keine Sakramentsschränke gefunden. Dagegen hat sich im Chor der Kirche in Rottstock/Fläming ein Sakramentsschrank erhalten, der wahrscheinlich noch das alte Schloß hat. 

c. Sakramentshäuschen
Eine Sonderform ist die Hostienaufbewahrung im Sakramentshäuschen. Diese Sakramentshäuschen sind natürlich nicht mehr als Nischen zu bezeichnen, haben sich aber aus der Tradition der Sakramentsnische bzw. des Sakramentsschrankes entwickelt. In Thyrow wurde die Nordostecke des Chores im 45°-Winkel abgeteilt und zu einem schmucklosen Sakramentshäuschen oder - schränkchen umgestaltet. In Schönborn (Niederlausitz) hat sich noch ein spätgotisches Sakramentshäuschen erhalten.

d. Piscina und Sacracrium
Piscinae sind kleine Wasserbecken mit einer Abflußvorrichtung. Sie wurden zur rituellen Waschung der Priesterhände und der Eucharistiegefäße benutzt. Außerdem wurden Weihwasser und geweihte Öle darin ausgegossen, nachdem sie gebraucht worden waren. Dementsprechend haben die Piscinae eine Abflußvorrichtung. Teilweise wurden die geweihten Flüssigkeiten in einem besonderen Auffangbehälter, dem Sacrarium, aufgefangen, teilweise versickerten die Flüssigkeiten einfach im Kircheninneren. Die Piscinae können in die Südseite des Chores eingelassen sein, z.T. auch kombiniert mit der Kredenznische, aber auch in den Altar integriert sein. Wir haben keine erhaltenen Piscinae in den Dorfkirchen des Teltow gefunden. Allerdings deuten die Ausgrabungsergebnisse in der Dorfkirche in Thyrow auf eine Piscina hin, die entweder in den Altar integriert war oder separat im Altarraum stand (siehe dort).

e. Kredenznischen
Die Kredenznischen dienten zur Aufnahme der Kelche und Schalen während der Messe. Sie befinden sich in gotländischen Kirchen in der Südwand des Chores oder im südlichen Teil der Ostwand des Chores (Lieb, 1999). In Ruhlsdorf befindet sich im südlichen Teil der Ostwand eine Nische mit Verschluß, deren ursprüngliche Funktion nicht sicher ist. Nach der Position könnte es sich um eine Kredenznische gehandelt haben.

f. Lichtnischen
Lichtnischen dienten zur Aufnahme von Öllämpchen zur Beleuchtung des Chorraumes. Ihnen wurde kein festgelegter Platz im Chorraum zugewiesen.

g. Sitznischen
In der Südwand des Chors sind gelegentlich größere Nischen in Bodennähe eingelassen, die als Sitznischen für die Meßdiener gedeutet werden. Aus der Kirche von Schönewalde bei Brenitz/Niederlausitz sind von der Südwand des Chors drei miteinander verbundene Sitznischen beschrieben, die im Kreisinventar als "Levitensitz" bezeichnet werden.
 

(Hufeisen-)Emporen

Ende des 17. Jahrhunderts und vor allem im 18. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung der Dörfer rasch an und die Gemeindemitglieder hatten nicht mehr genug Platz in der Kirche. Dem Platzproblem begegnete man mit dem Einbau von Emporen entweder nur auf der Westseite, oder auf der West- und Süd- oder Nordseite, oder Emporen auf West-, Süd- und Nordseite (Hufeisenemporen). Die Emporen wurden immer aus Holz gebaut, meist sind ihre Brüstungen mit Kasseten-Reliefs verziert. Die Kassetten sind häufig bemalt und z.T. auch inschriftlich datiert. Sie können u.U. auch zur Rekonstruktion der Baugeschichte einer Kirche beitragen. Die Dorfkirche von Glienecke bei Ziesar (nördlicher Fläming) wurde zu einem schwer zu ermittelnden Zeitpunkt nach Westen verlängert. Die mit 1699 datierte hufeisenförmige Empore gibt daher ein Mindestalter dieser Verlängerung an.
 

Wandmalereien

Verhältnismäßig gut zu datieren sind Wandmalereien. Durch ihre relativen Beziehungen zu Veränderungen an der Kirche geben sie oft wertvolle Hinweise zum Ablauf von Umbaumaßnahmen. In den Teltow-Kirchen haben sich keine gotischen Wandmalereien erhalten, obwohl man u.U. auch damit rechnen könnte. In den Kirchen von Selchow, Stahnsdorf, Groß Machnow und Ruhlsdorf haben sich Weihekreuze erhalten.
 

Kanzeln

Bisher sind keine vorreformatorischen Kanzeln aus Brandenburger Dorfkirchen bekannt geworden. Dies ist insofern bemerkenswert, als sich immerhin noch etliche spätgotische Altäre erhalten haben. Hätte es prunkvolle Kanzeln in Dorfkirchen gegeben, wäre sicher auch irgendwo eine solche Kanzel erhalten geblieben. Man kann also annehmen, daß es entweder gar keine Kanzeln in den Dorfkirchen gab oder nur sehr einfache hölzerne Kanzeln und Lesepulte. Die nachreformatorischen Kanzeln mit Schalldeckeln (für die Kanzelaltäre siehe folgenden Abschnitt) hatte ihren Platz am Übergang Chorbereich/Kirchenschiff. Für den Einbau dieser Kanzeln wurden sehr häufig die Triumphbögen angeschnitten oder innere Kanten abgeschrägt (z.B. Blankenfelde). Wir konnten auch besondere Zugänge zu den Kanzeln beobachten.
 

Altäre

Eines der Hauptausstattungsstücke einer Kirche ist der Altar. Altäre wurden zu allen Zeiten bei entsprechend vorhandener Finanzkraft sehr aufwendig gestaltet. Im Teltow haben sich drei spätgotische Altäre (Groß Ziethen, Schenkendorf, Stahnsdorf), ein Renaissance-Altar (Siethen) und mehrere Barock-Aläre erhalten. Die Barock-Altäre sind häufig inschriftlich datiert. Diese Jahreszahlen sind insofern sehr hilfreich für die Rekonstruktion der Baugeschichte, da sie oft auch andere bauliche Veränderungen an der Kirche dokumentieren (z.B. die Veränderung der Fenster, Zusetzen der Fenster in der Ostseite des Chores, u.a.). Für den "Normalbesucher" einer Kirche sind sicherlich die Altäre die interessantesten und sehenswertesten Ausstattungsstücke.
Besonders zu erwähnen sind noch die Kanzelaltäre, die zwei der Hauptausstattungsstücke einer Kirche miteinander kombinieren. Statt eines Altaraufsatzes trägt der Altar den Kanzelkorb. Kanzelaltäre sind typische Ausstattungsstücke protestantischer Kirchen. Sie sind seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg verbreitet und auch heute noch in vielen Dorfkirchen erhalten.
 

Taufsteine

Ein weiteres Prinzipalstück einer Dorfkirche ist der Taufstein bzw. das Taufbecken. Im Fläming gibt es noch eine ganze Reihe von spätromanischen und gotischen Taufsteinen. Sie sind nur sehr schwer zu datieren und sind für die Baugeschichte der Kirche selber, da sie beweglich sind, von untergeordnetem Interesse. Sie sind jedoch außerordentlich wertvolle und sehenswerte Ausstattungsstücke.
 

Grabsteine und Epitaphien

Die Kirche war früher nicht nur Gottesdienstraum, sondern auch Begräbnisplatz. In Siethen wurde bei Ausgrabungen die Gruft eines lokalen Adligengeschlechtes gefunden. Später wurden die Grüfte meist außerhalb des Gottesdienstraumes unter den Patronatslogen angelegt. Häufig wurden aber in der Kirche Epitaphien aufgestellt, die den in der Gruft unter der Patronatsloge bestatteten Verstorbenen würdigen. Die Grabsteine von Pfarrern und Angehörigen des Patronatsgeschlechtes finden sich häufig außen an der Kirche angebracht.
 

Orgeln

Häufig sind Orgeln bzw. die Orgelprospekte sehr dekorative Ausstattungsstücke einer Dorfkirche. Sie sind oft aufwendig bemalt und/oder mit Schnitzwerk versehen. Sie tragen zur Rekonstruktion der Baugeschichte einer Dorfkirche wenig bei, und entsprechend haben wir uns noch nicht ausführlicher mit den Orgeln beschäftigt.
 

Geräte

Die Kultgegenstände (z.B. Kelche, Taufschalen, Leuchter etc.) der Teltow-Kirchen weisen z.T. ein erstaunliches Alter auf. Da wir uns aber im wesentlichen mit der Architekturgeschichte der Dorfkirchen beschäftigen wollen, haben wir uns bisher nicht die Mühe gemacht nachzuprüfen, ob die im Kreisinventar genannten Gegenstände noch vorhanden sind.

Gestühl

Zur Innenausstattung einer Dorfkirche gehört auch das Chor- und Patronatsgestühl sowie das im Schiff aufgestellte Gestühl für die Gemeindemitglieder. Das war aber nicht immer so. In der vorreformatorischen Zeit stand die Gemeinde im Kirchenschiff. Erst mit Einführung der Reformation wurde Kirchengestühl aufgestellt. Auch mit diesen Ausstattungsstücken haben wir uns sehr wenig beschäftigt. Gerade die Patronatsgestühle sind oft wappengeschmückt und erlauben sicher eine Bestimmung der Stifter. Aber auch die Gemeindegestühle tragen manchmal die Namen von markanten Gemeindepersönlichkeiten. Dies dürfte vor allem für die Familien- und Heimatgeschichte von Interesse sein.

Chorschranken

Wie bereits oben kurz erwähnt, haben sich keine Chorschranken in den mittelalterlichen Dorfkirchen des Teltow erhalten. Allerdings kann in manchen Kirchen noch der Ansatz der ursprünglichen steinernen Chorschranken an den Triumphbogen beobachtet werden (z.B. in Werder bei Jüterbog).

Triumphkreuzgruppe

Quer im Triumphbogen war ursprünglich ein Balken angebracht, auf dem die Triumphkreuzgruppe stand: der Gekreuzigte, Maria und Johannes. Diese kamen seit dem 11./12. Jahrhundert und hatten ihr Maximum im 13. Jahrhundert.


Letzte Änderung: 16.4.2005


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2005