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[Prof. Dr. Hans-Rainer Maurer geht in den Ruhestand]

Prof. Dr. Hans-Rainer Maurer

Am 31. März dieses Jahres trat Prof. Dr. Hans-Rainer Maurer in den Ruhestand, eine gute Gelegenheit also, seinen Werdegang und sein Wirken im Allgemeinen und seine mehr als 27-jährige Tätigkeit an der Freien Universität Berlin im Speziellen zu würdigen.
Am 18. März 1937 als Sproß einer alt eingesessenen Ulmer Apothekerfamilie geboren, nahm er nach der damals erforderlichen Praktikantenzeit in einer Apotheke 1958 das Studium der Pharmazie auf, welches er bereits 1961 mit dem Staatsexamen erfolgreich abschließen konnte. Es folgte die Promotion beim Nobelpreisträger Adolf Butenandt und seinem Schüler P. Karlson. Damit waren die Weichen in Richtung wissenschaftliche Tätigkeit gestellt, und es folgte sogleich der damals noch keineswegs übliche Forschungsaufenthalt in den USA, nämlich am berühmten California Institute of Technology.
Hier gelang ihm 1965 die Entdeckung eines Proteins, mit dessen Hilfe die Existenz eines Kernrezeptors für Steroidhormone verifiziert werden konnte.

Nach einem zweijährigen Aufenthalt am Deutschen Krebsforschungszentrum setzte er 1968 seine Arbeiten am Max-Planck-Institut für Virusforschung in Tübingen fort. Im Zuge seiner proteinchemischen Arbeiten trat er 1968 mit der Einführung der Polyacrylamidgel-Elektrophorese in Deutschland hervor und verfasste hierzu eine Monographie, die ins Englische und Russische übersetzt wurde. Nach seiner Habilitation 1973 gelang es, ihn 1974 für eine Professur am Pharmazeutischen Institut der Freien Universität Berlin zu gewinnen.

Maurers Aktivität und Internationalität zeigte sich dann zunächst vordergründig durch eine phänomenale Anzahl von Dienstreisen, bei denen ein weltweiter Erfahrungsaustausch gepflegt wurde. Überraschenderweise fand er dennoch Zeit mit seiner Studienkollegin „Sissy“ eine Familie zu gründen, aus der zwei gelungene Töchter hervorgingen. Als sich jedoch seine führende Stellung auf dem Sektor der Zellkulturmethodik zum quantitativen Nachweis der Wirkung potentieller Arzneimittel gegen Krebs herumsprach, wurde sein Terminkalender – bedingt durch zahlreiche Einladungen zu Vorträgen und Forschungsaufenthalten – eng. So weilte er längere Zeit u.a. an der Medical University of South Carolina in Charleston USA, an der Universität von Sao Paulo in Brasilien und am Saitama Cancer Center Research Institut in Japan.

Schon 1974 hatte er die Idee, von der Verwendung zelltoxischer Substanzen in der Krebstherapie loszukommen. Er strebte die Behandlung mit Immuntherapeutika zur natürlichen Unterstützung des menschlichen Abwehrsystems an. Ein weiterer innovativer Ansatzpunkt war der Versuch, Krebszellen durch die Anwendung s.g. Differenzierungsinduktoren wieder in „normale“ Zellen umzuwandeln. Beiden Ansätzen ist er durch die Entwicklung von Thymuspeptiden und Ananasproteasen bis heute treu geblieben.

Für seine Zellkulturarbeiten wurde er 1983 mit dem Felix-Wankel-Tierschutzpreis und 1987 mit dem Erna-Graff-Preis für hervorragende Forschungsarbeiten zur Schaffung von Alternativen zum Tierversuch ausgezeichnet. Sein wissenschaftliches Werk umfasst bisher über 200 Originalarbeiten.

Von 1977 bis 1981 war er stellvertretender Vorsitzender der Forschungskommission der FU Berlin und 1987 bis 1991 Vorsitzender der Bundesdeutschen Sektion der European Tissue Culture Society, zu deren Ehrenmitglied er 1999 ernannt wurde.

Versuche, Prof. Maurer von der Freien Universität wegzulocken, scheiterten, vielleicht nicht zuletzt an dem hervorragenden Berliner Segelrevier. Möge dieser engagierte, kooperative und stets liebenswürdige Hochschullehrer der Freien Universität herzlich verbunden bleiben.

Prof. Dr. Klaus Rehse


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