Die Farbenreiber leben vom Herbst.
Fünfhundert Sorten Erica,
darunter das Kräutchen Calluna der Besenheide.
Am Sonntag Familienauftrieb:
neben Begonien und weißer Vollendung,
nahe der Ricinus,
wächst das Vivil für die übrigen Groschen,
unseren Atem zu klären.
Nacktsamer und Farne.
Leguminosae, unsre Liebe, Hülsenfrucht,
Scheinhasel, Zaubernuss, flüchtet sich ins Latein.
Auf verwachsenen Schildchen
Springt sie und springt
von der kanadischen Felsenbirne,
zu deren Füßen Kastanien spotten,
zum morgenländischen Lebensbaum,
der kein Laub wirft und Friedhöfen nahe steht.
Wir lernten uns bei der blassen Miss Winnett kennen.
Im Jahre neununddreißig züchtete Otto Greul
seine Teehybride Gretl Greul.
Wegen deiner verzweigten Verwandtschaft
stritten wir uns
unterm getüpfelten Blasenstrauch.
Diese Rose vorm weißen Tausendschön,
neben der kniehoch kriechenden Floribunda,
diese Rose wurde nach einem General benannt:
McArthur. McArthur. Die Rose McArthur.
Nichts schreckt die Kinder,
denn zwischen Anzuchten sind alle gerollten Schlangen
sonntäglich ruhende Schläuche,
montags die Pyrenäen zu wässern,
dienstags das Amurland und so weiter...
Dort, unterm Judasbaum,
Herzblätter wirft er,
wird eine Bank frei.
Günter Grass
(Dieses Gedicht widmete er vor mehr als drei Jahrzehnten dem Berliner Botanischen Garten. Entnommen aus: Günter Grass: Gedichte und Kurzprosa, Band 1 der Werksausgabe, Steidl-Verlag, Göttingen 1997. Der Abdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Verlages.)