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[Zur Zukunft des Gartens und des Museums]

[Foto]

Der Garten vereint Forschung, Lehre und lebendige Anschauungen für die Besucher.

Seit 26 Jahren leitet Prof. Dr. Werner Greuter (66) den Botanischen Garten Berlin. Seine wissenschaftliche Laufbahn führte den Schweizer Botaniker unter anderem nach Griechenland und Kuba. Mit fantasievollen Aktionen versuchen er und seine Mitarbeiter, dem Sparkurs der öffentlichen Hand zu begegnen.

Der Garten hat Geburtstag, doch Berlin muss sparen. Welche Aufgaben haben Sie in diesen Zeiten als Direktor?

Berlin soll auf seinen Garten weiterhin stolz sein können. Meine Aufgabe als Leiter ist es, die Geldgeber darin zu bestärken, das Messer nicht zu heftig anzusetzen. Gleichzeitig müssen wir andere Formen der Finanzierung finden, um die Ausfälle so gut es geht zu kompensieren. Drittens muss ich einen Weg finden, mit den knappen Mitteln zu haushalten.

Vor welchen Schwierigkeiten stehen Sie?

Große Sorgen bereiten uns die mangelnden Investitionen. Allein die dringend nötige Sanierung des Großen Tropenhauses kostet 13 Millionen Euro. Sämtliche Gewächshäuser müssen modernisiert werden, ihre Dächer sind marode. Dafür brauchen wir schätzungsweise insgesamt 20 Millionen Euro. Auch die Gartenwege sind erneuerungsbedürftig, mindestens drei Millionen wären dafür nötig.

Lassen sich die Einnahmen steigern?

Unsere Einnahmen sind nicht dafür bestimmt, die Investitionen zu decken. Sie fließen in den laufenden Betrieb, also in das Personal, in die Pflege der Anlagen und Gewächse, in Strom, Wasser und Heizung. Wir haben begonnen, Arbeitsabläufe zu rationalisieren und bei Energie und Wasser zu sparen. Wie wir die Einnahmen steigern? Berliner können beispielsweise für zehn oder dreißig Euro symbolische Anteilsscheine kaufen und dadurch für ein Jahr „Mitbesitzer“ am Freiland beziehungsweise an den Gewächshäusern werden. Entscheidend sind der Einsatz und die Fantasie unserer Mitarbeiter. Solange ich Leute habe, die begeistert sind und sich weit über das Soll hinaus einsetzen, haben wir gute Chancen. Wirklich Sorgen macht mir, was geschieht, wenn wir alle so überlastet oder frustriert sind, dass dieser Einsatz ausbleibt.

Wo machen sich die Kürzungen bemerkbar?

Zum Beispiel bei der Pflege der Lebendsammlungen, denn diese sind sehr personalintensiv. Es gibt Bereiche, in denen bereits das Unkraut wuchert. Damit droht eine Verarmung der Bestände, denn die Unkräuter verdrängen unsere Pflanzen. Das ist die Hauptgefahr.

Können Firmen oder Sponsoren helfen?

Das ist immer erwünscht, aber manchmal nicht unproblematisch. Nehmen Sie dieses Beispiel: Die Handwerkerinnung von Lichterfelde hatte uns zu ihrem zwanzigsten Vereinsjubiläum das großzügige Angebot gemacht, die Rosenlaube von Grund auf zu erneuern. Gescheitert ist das an der Senatsbauverwaltung, die die Spende nur genehmigen wollte, wenn die Innung zehn Jahre Garantie gegeben hätte. Das Geschenk ist an der Bürokratie gescheitert. Allerdings erhalten wir durchaus auch Mittel von Sponsoren. Sehr erfolgreich sind unsere Bestrebungen, mit privaten Patenschaften für Pflanzen zusätzliche Mittel einzuwerben. Seit Beginn der Aktion vor einem Jahr haben an die 80 Gartenfreunde eine Patenschaft im Wert von 250 bis 1500 Euro im Jahr übernommen.

Und die Menschen in und um Berlin, bilden sie eine starke Öffentlichkeit?

Wir erreichen die Öffentlichkeit sehr wirksam, nicht nur über die Patenschaften. Als im letzten Jahr Drohungen laut wurden, den Garten zu schließen, sammelten wir 105.000 Unterschriften. Das hatte eine ungeheure Wirkung. Auch die Zahl der verkauften Anteilsscheine ist mittlerweile eine vierstellige. Die Zahl der Berliner, die einen Regenschirm mit dem Logo des Botanischen Gartens erworben und sich damit zu „Schirmherren“ unserer diesjährigen Jubiläumsfeier gemacht haben, beläuft sich bereits auf fast 800.

Bis Ende Juni soll die Leitung des Gartens dem Kanzler der FU eine Zukunftsplanung vorlegen. Welche Vorschläge werden Sie machen?

Wir haben uns vorgenommen, unsere Einnahmen um eine halbe Million Euro zu steigern. Das wollen wir zum Beispiel durch Konzerte, Firmenfeiern und Hochzeiten auf unserem Gelände erreichen. Gemeinsam mit unternehmungslustigen Umweltfreunden planen wir außerdem ein Schmetterlingshaus, von dem wir uns zusätzliche Besucher und damit Einnahmen erhoffen.

Das Gespräch führte Anke Assig.


Foto: Ausserhofer

Der Botanische Garten der FU nahm im vergangenen Jahr rund 1,2 Millionen Euro ein. Davon entfielen 880.000 Euro auf Eintrittsgelder, 80.000 Euro auf Spenden und Patenschaften sowie 320.000 Euro auf Verkäufe und Vermietungen. Darüber hinaus warben die Wissenschaftler des Gartens rund 747.000 Euro Drittmittel für die Forschung ein.

Der Jahresetat betrug rund 8,8 Millionen Euro. Für Investitionen standen nur 98.000 Euro bereit. 1995 waren es noch 295.000 Euro gewesen. Zwischen 1995 und 2003 gelang es dem Garten, die Sachkosten von zwei Millionen Euro auf 1,5 Millionen Euro zu drücken. Im selben Zeitraum wurden 26 Stellen abgebaut. In diesem Jahr muss der Garten mit 7,4 Millionen Euro auskommen.

HS

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