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[Tierärzte aus Fernost bereiten sich an der FU auf ihren Magister vor]

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Zwei Jahre harte Arbeit: Die Kursgebühren in Höhe von 18.000 Euro übernehmen die thailändische Regierung und der DAAD.

Von Anke Assig

Berlin-Mitte, Luisenstraße 56, Südflügel: Asien liegt in der Luft. In die Stille des nahenden Wochenendes hinein duftet es nach Basmati-Reis. Von der lindgrünen Wand herab steigen Kühe in das Blickfeld des Besuchers. Wieso die Tiere auf dem Plakat durch ein Insektizidbad getrieben werden, wissen die Masterstudierenden aus Nepal, Thailand, Vietnam oder Laos aus ihrer heimatlichen Berufspraxis ganz genau. Nicht erst seit SARS ist Tierhygiene in Asien ein existenzielles Thema, wenngleich die jüngsten Tierseuchen den Handlungsdruck auf Politiker und Tierzüchter enorm erhöht haben. 14 Tierärzte bereiten sich derzeit am Fachbereich für Veterinärmedizin der FU auf einen Masterabschluss in „Veterinary Public Health“ vor. „In einem einzigartigen Aufbaustudium werden sie innerhalb von zwei Jahren in Berlin, Wien und Thailand zu Spezialisten im tierärztlichen Verbraucherschutz ausgebildet“, erläutert Studiengangsleiter Maximilian Baumann. „Neben der Prävention und Heilung von Tierkrankheiten bestimmen Fleischhygiene, Nahrungsketten, Lebensmitteltechnologie und internationale Handelsabkommen zwei Jahre lang ihren Lehrplan.“ Als Absolventen können sie dann beispielsweise im öffentlichen Gesundheitswesen Südostasiens verantwortliche Positionen bei der Bekämpfung von Tierseuchen übernehmen.

Sompiss Jullabutradee, 37-jährige Tierärztin aus Bangkok, kennt die Verhältnisse in thailändischen Geflügelfarmen und Schlachtbetrieben sehr gut. Sie weiß, dass Thailand in puncto Verbraucherschutz den europäischen Standards hinterher hinkt. Da sie bereits über eine Zusatzausbildung Betriebswirtschaft verfügt, ist ihr auch klar, was das für die Absatzchancen für Geflügelprodukte ihres Landes in der EU bedeutet. Im Masterstudium will sich Jullabutradee Kenntnisse über die Lebensmittelhygiene in der EU aneignen. „Die Lebensmittelstandards der Europäischen Union werden immer größeren Einfluss auf unsere Produktionstechniken in Thailand haben“, ist sie sicher.

Die Studierenden aus Fernost haben viel auf sich genommen, um weitab der Heimat ihren Master zu machen. Drei Monate lang bereiteten sie sich an der Universität Chiang Mai in Thailand auf den Aufenthalt in Europa vorb. Die Ankunft im winterlichen Berlin forderte den Akademikern klimatisch und kulturell einiges ab. Sehnsucht nach Wärme und Sonne klingt durch. Hier stehen wöchentlich 40 Stunden Vorlesungen, Selbststudium sowie zusätzlich Ausflüge in Schlachthöfe und landwirtschaftliche Betriebe auf dem Programm. Hinzu kommen Deutschkurse. Sieben Stunden, immer samstags. Doch niemand klagt. Im Gegenteil, die Studierenden haben sich im Institut häuslich eingerichtet. Zwar leben sie im Studentenwohnheim in Schlachtensee, aber dank Kochecke und Lesenische haben sie das Institut binnen kurzem in ihren neuen Lebensraum verwandelt. Hier denkt auch Freitagnachmittag niemand daran zu gehen. Im PC-Pool recherchieren sie für eine Hausarbeit den aktuellen Stand der BSE-Erkrankungen in Deutschland. Fotos vom Besuch auf der Straußenfarm in Brandenburg oder vom Melkkarussell im Milchviehbetrieb treten per E-Mail die sekundenschnelle Reise nach Katmandu und Pokhava an.

Die Nepalesin Salina Manandhar (36) beeindrucken die Ausmaße der Geflügel- und Milchbetriebe hierzulande. In Nepals Hauptstadt Katmandu arbeitet die Tierärztin für die Regierung. Für das Masterstudium hat sie diese Position vorerst zurückgestellt. Ihren zweieinhalbjährigen Sohn betreuen die Großeltern, ihr Mann studiert in England. Die Trennung von der Familie fällt Manandhar schwer. Trotz Telefon, E-Mail und der unerwartet großen Zahl von Asialäden in der Hauptstadt, die nach Heimat duften. Auch ihr Landsmann Buddhi S. Sapkuta (32) kennt dieses Gefühl. Als sein Flugzeug nach Deutschland startete, war sein Sohn gerade zwölf Tage auf der Welt. Dennoch hat er seine Kleintierpraxis in Katmandu mit dem Studium an der FU getauscht. Er will sich beruflich verändern, sich im nationalen Tierschutz engagieren. Sapkuta plant nach seiner Rückkehr nach Nepal ein eigenes Institut für tierärztlichen Verbraucherschutz. Er ist sich sicher: „Das Studium wird meine Kenntnisse enorm erweitern. Ich kann dann zum Wohle meines Landes Zoonosen bekämpfen.“ Als Zoonosen werden auf den Menschen übertragbare Tierkrankheiten wie etwa Tollwut und die Salmonellose bezeichnet. Umgekehrt kann aber auch der Mensch die Tiere infizieren.

Der Koordinator des Masterprogramms, Maximilian Baumann, freut sich über die Zielstrebigkeit seiner ostasiatischen Studenten. Etwa 80 Tierärzte und Lebensmittelspezialisten haben er und seine Fachkollegen gemeinsam mit asiatischen und auch afrikanischen Universitäten bisher ausgebildet. Entwicklungshilfe, die in einer globalisierten Welt langfristig auch den Verbrauchern in Europa zugute kommt.


Foto: Assig

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