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[Ein Reformer aus Überzeugung]

Traugott Klose verlässt am 15. April nach fast 33 Jahren die Freie Universität Berlin. Mit ihm tritt ein Vertreter einer Generation von Universitätsangehörigen ab, deren Perspektiven nachhaltig von den bildungs- und gesellschaftspolitischen Debatten der späten 60er und frühen 70er Jahre geprägt wurden. In dieser Zeit entwickelte sich Kloses Überzeugung, dass in der Aufhebung von Bildungsprivilegien durch die Öffnung der Hochschulen für breite Bevölkerungsschichten der Schlüssel zur Reform und Weiterentwicklung der bundesrepublikanischen Gesellschaft lag. Was immer Klose tat, tat er aus Leidenschaft und der Überzeugung, dem Gemeinwohl zu dienen. Die Arbeit war für ihn nie nur ein Job, sondern im engeren Sinne eine Berufung, der er sich auch in seinem parteipolitischen Engagement verpflichtet fühlte.



Traugott Klose

Im Oktober 1970 begann Klose seine Arbeit an der Freien Universität als Leiter der Stabsstelle für Systemanalyse und Organisationsentwicklung, die 1971 zum zentralen Planungsstab des Präsidenten Kreibich wurde. Aus dem Planungsstab wurde ab Dezember 1978 die Abteilung für Forschung, Lehre und Studium, die ab Dezember 1985 als reine Studienabteilung weitergeführt und später um die universitätsinternen Weiterbildungsaufgaben ergänzt wurde.

Die steil ansteigenden Studierendenzahlen Anfang der 70er Jahre zwangen damals auch die Universitätsverwaltung der FU zur Rationalisierung von Arbeitsabläufen. Klose leitete die Einführung eines modernen Studierendenverwaltungssystems ein und sorgte dafür, dass erstmals die Ausbildungskapazitäten systematisch erhoben wurden. Die Neuerungen waren für die Ermittlung des Bedarfs an wissenschaftlichem Personal von besonderer Bedeutung. Was damals im Kleinen begann, findet heute seine Fortsetzung im Kennziffernprojekt, mit dem die Universität Leistungstransparenz in allen Bereichen herstellen wird.

Ein besonderes Anliegen war Klose stets die Studienreform. Er setzte sich mit der ihm eigenen Beharrlichkeit für die Entrümpelung von alten und die Entwicklung von neuen Studiengängen ein, die häufig als Modellversuche gefördert wurden. Besonders aufgeschlossen zeigte sich Klose immer für alternative Lehr- und Lernmethoden, so z.B. bei der Einführung des studentischen Projekttutorienprogramms, das er nach dem studentischen Streik Ende der 80er Jahre unterstützte.

Auch das Programm der „Berlin-Forschung“, das im Jahr 1989 in Kooperation mit dem Land Berlin begann, ist mit dem Namen Traugott Klose eng verbunden. Zahlreiche Diplomarbeiten und Dissertationen mit inhaltlichen Bezügen zur Stadt sind aus Mitteln dieses Programms finanziert worden.

Verdient gemacht hat sich Klose außerdem um den wissenschaftlichen Nachwuchs. An der Ausgestaltung des Berliner Nachwuchsförderungsgesetzes (NaföG) hatte er wesentlichen Anteil; ihm ist zu verdanken, dass die Geschäftsstelle der NaföG-Kommission an der FU angesiedelt wurde.

Durch die Einführung der Pflichtprüfungsberatung für Langzeitstudierende, die Klose initiierte, trug er dazu bei, dass eine Gebühr für Langzeitstudierende in Berlin nicht eingeführt wurde. Er überzeugte damals die Befürworter der Studiengebühr davon, dass Sanktionen allein nicht gerechtfertigt seien.

Seit Anfang der 90er Jahre wurden mit dem Evaluationsverfahren „Projekt pro Lehre“ und Berichten zu Lehre und Studium die Stärken und Schwächen des Studienbetriebs thematisiert. In den letzten Jahren seiner Tätigkeit hat sich Klose verstärkt für die Einführung des European Credit Transfer Systems (ECTS), neue Studienstrukturen (Modularisierung, studienbegleitendes Prüfungssystem) und die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen eingesetzt. Damit hat auch Traugott Klose dazu beigetragen, dass die Freien Universität im Bereich der Lehre den Anforderungen der Zukunft gewachsen ist.

Peter Lange
Kanzler (mdWb) der Freien Universität Berlin

Foto: Dewitz


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