Schon im Rohbau sind die wellenförmig gestalteten Geschossränder deutlich zu erkennen, die später berührungslos an die weit gespannte Kuppel angrenzen werden.
Nach einer Unterbrechung beim Bau der neuen Philologischen Bibliothek in der Rostlaube der Freien Universität nimmt die architektonische Vision von einem geometrisch gekrümmten Baukörper mit unverwechselbarer Formensprache nun Gestalt an: Nachdem der Rohbau bereits Ende November 2002 fertiggestellt worden ist, wurde jetzt der Auftrag für die kuppelförmige Hüllkonstruktion vergeben. Schon im Rohbau sind die Rückstufung der Ebenen nach oben sowie die gekurvten Geschossränder, die später die Leseplätze aufnehmen werden, deutlich erkennbar.
Die Bauunterbrechung der vergangenen Monate hatte finanzielle Gründe, da die Kosten für die Hülle höher als ursprünglich veranschlagt waren. Mit einer vereinfachten Konstruktion und weiteren Einsparungen innerhalb des Bauvorhabens ist im Verlauf des Jahres 2002 versucht worden, die Kosten zu senken. Dies ist teilweise gelungen, allerdings bestand weiterhin ein wenn auch geringeres Defizit. Hier zeigte sich erneut, daß der 1996 verfügte Kostendeckel von 102 Mio. DM für das Gesamtprojekt nicht auskömmlich ist. Der Betrag war zunächst nur für die Sanierung der Rostlaube vorgesehen, später wurde jedoch festgelegt, dass die Errichtung des Bibliotheksneubaus zusätzlich aus dieser Summe erfolgen muss. Dies führte bereits in der Planungsphase im Herbst 2000 zu umfangreichen Programm- und Standardreduzierungen, die u.a. den Verzicht auf die oberste Leseebene sowie eines Technikgeschosses zur Folge hatten. Dies sind Konsequenzen, die ebenso wie die Kostenübernahme für die Bücherregale zu Lasten der Freien Universität gehen.
Voraussetzung für die längst fällige und nun erfolgte Auftragserteilung war der Beschluss des Hauptausschusses des Abgeordnetenhauses über die Anerkennung einer Kostenerhöhung von 2,7 Mio. Euro für die Bibliothek. Auch auf Grund ständigen Insistierens der Freien Universität hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nach langer Verzögerung am 19.02.2003 endlich eine entsprechende Vorlage eingebracht. Leider hat sich daraus erneut ein späterer Fertigstellungstermin ergeben.
Als nächster Schritt erfolgt jetzt die Werk- und Montageplanung für die zweischalige Hülle. Ende des Sommers 2003 wird dann ein Raumgerüst errichtet, Teile der Konstruktion werden bereits zur Baustelle transportiert und Knotenverbindungen vormontiert. Ab Oktober werden dann die Binder der Stahlkonstruktion montiert. Die Alu- und Glaspaneele der äußeren Schale werden ab Dezember folgen, so dass die Hülle Ende März 2004 vollständig geschlossen sein wird.
Das Land Berlin, das Bauherr für den gesamten Komplex der Rostlaube ist, wird die vom Architekten Lord Norman Foster als The Brain bezeichnete Bibliothek nunmehr voraussichtlich im Frühjahr 2005 an die Freie Universität übergeben.
Wer sich über den aktuellen Baufortschritt informieren möchte, kann dies anhand von Fotos und Erläuterungen im Internet auf einer von der Technischen Abteilung der Freien Universität, Referat Bauplanung, erstellten Website tun.
Die Adresse lautet: www.fu-berlin.de/npb oder www.fu-berlin.de, unter FU-Tour link zur Seite Neubau Philologische Bibliothek.
Iren Böhme
Foto: Böhme; Foster & Partners