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Studienschwerpunkt Katalanisch an der FU eingeführt

Katalanisch wird im Nordosten Spaniens, auf den Balearen und in Teilen Südfrankreichs gesprochen. Kolorierter Kupferstich von E. S. Hamersvelt. Erschienen in den von W. J. Blaeu und J. Blaeu herausgegebenen Kartenwerken, 1642.

cDas Institut für Romanische Philologie hat seit dem laufenden Wintersemester ein Zertifikat für katalanische Sprache und Kultur eingerichtet, das sich in seiner Konzeption an das bereits bestehende Kanada-Zertifikat anlehnt. Damit soll Studierenden der Romanischen Philologie die Beschäftigung auf dem Gebiet des Katalanischen und seiner tausendjährigen Kultur, die den westlichen Mittelmeerraum maßgeblich geprägt hat, bescheinigt werden. In diesem Rahmen bietet die Freie Universität Studierenden erstmalig die Möglichkeit, über den bloßen Spracherwerb hinaus zu Experten im Bereich der Katalanistik ausgebildet zu werden.

Das Katalanische, dessen erste Texte aus dem zwölften Jahrhundert stammen, brachte im Mittelalter und in der Renaissance eine umfangreiche Literatur hervor, war durch den Universalgelehrten Ramon Llull (1232-1316) die erste romanische Sprache, in der auch wissenschaftliche und philosophische Werke verfasst wurden und diente als offizielle Verwaltungssprache der aragonesischen Krone, die im Mittelalter weite Teile des westlichen Mittelmeerraumes beherrschte. Nach der Personalunion der Königreiche Aragonien und Kastilien im Jahre 1479 wurde das Katalanische als Schriftsprache durch das Spanische langsam verdrängt. Erst im 19. Jahrhundert konnte es vor allem durch das Engagement romantischer Strömungen, der Renaixença, wieder als Kultursprache (z.B. bei Jacint Verdaguer, Autor der Atlàntida) aufblühen und wurde – nach verschiedenen Normierungsunternehmungen – von 1931 bis 1939 dann auch offizielle Sprache in Katalonien. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg wurde dieses Aufleben jäh unterbrochen: Das Verbot des Katalanischen durch das Franco-Regime drängte diese Sprache in den familiären Bereich zurück. Doch nach dem Tode des Diktators ist das Katalanische durch verfassungsmäßige Verankerung in València, auf den Balearischen Inseln und in Katalonien wieder Amtssprache neben dem Spanischen. Außerhalb des spanischen Staatsgebietes wird diese etwa acht Millionen Sprecher zählende Sprache noch in Teilen Südfrankreichs (im Roussellon und in der Cerdagne), in Andorra und in der Stadt Alghero auf Sardinien gesprochen.

Den Arbeitsbereichen von Prof. Dr. Guido Mensching und Prof. Dr. Sebastian Neumeister ist es in erfolgreichen Verhandlungen mit der katalanischen Regionalregierung, der Generalitat de Catalunya, gelungen, Drittmittel einzuwerben, um das Lehrangebot für katalanische Sprache und Kultur an der Freien Universität beträchtlich auszuweiten: Schon im Wintersemester trug die Generalitat dazu bei, das Lehrangebot im Bereich der Sprachpraxis zu verdreifachen. Darüber hinaus erhält die FU umfangreiche Bücherspenden für die Romanische Bibliothek und multimediales Lehrmaterial für das Sprachlabor. Mittelfristig – nach einer halbjährigen Anlaufsphase und wenn absehbar ist, auf wie großes Interesse dieses Angebot bei den Studierenden stößt – wird jedoch die Einrichtung eines vollen Lektorats für Katalanisch, die Ausweitung des Austauschs von Studierenden und Lehrenden und die Kooperation mit der Universitat Oberta de Catalunya (der katalanischen Fernuniversität) und anderen katalanischen Universitäten angestrebt. Durch diese Maßnahmen soll ein umfassendes und fächerübergreifendes Lehrangebot für die Studierenden an der Freien Universität geschaffen werden, das neben der Vermittlung von sprachwissenschaftlichen, literaturwissenschaftlichen und landeskundlichen Kenntnissen sowie neben der Beherrschung der Fremdsprache auch den Erwerb weiterer Schlüsselkompetenzen mit einschließen. Dazu gehören beispielsweise die Anwendung der Neuen Medien im Fernstudium und in der Informationsbeschaffung für Forschung und Unterricht, wichtige Auslandserfahrungen und interdisziplinäres Studium. Wünschenswert ist die Einbeziehung der Bereiche katalanische Geschichte, Kunstgeschichte, Musik etc.

Durch die Einführungen des Zertifikats und die damit verbundenen Neuerungen soll die Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Katalanistik neben die bereits an der FU etablierten kleineren romanischen Sprachen treten und einen festen Platz in der Berliner Romanistik erhalten: Das Galicische ist bereits durch ein Lektorat der galicischen Regionalregierung, vertreten von Sandra Castiñeiras, institutionalisiert; daneben garantieren die Forschung und Lehre von Prof. Dr. Winfried Busse die Präsenz des Judenspanischen am Institut, und Prof. Dr. Guido Mensching hat nicht zuletzt durch sein Engagement um die Standardisierung und Internetpräsentation das Sardische in das Beschäftigungsfeld an der FU gerückt. Das findet inzwischen auch internationale Beachtung: So fand vom 29. November bis 2. Dezember letzten Jahres eine weithin beachtete Fachtagung zum Sardischen in Kooperation mit dem Sardischen Kulturzentrum Berlin statt.

Frank Savelsberg

Roger Friedlein
Frank Savelsberg

Institut für Romanische Philologie,
Habelschwerdter Allee 45,
14195 Berlin

rogfried@zedat.fu-berlin.de
sav@lingrom.fu-berlin.de

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