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[Interview mit Prof. Dr. Gisela Klann-Delius, Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin]

Am 29. März verstarb der Paläontologe Professor Dr. Bernard Krebs nach einem Schlaganfall im 67. Lebensjahr. Untrennbar mit seinem Namen verbunden sind die Ausgrabungen in der jurassischen Fossillagerstätte Guimarota in Portugal. Von 1973 bis 1982 fanden dort unter der Leitung des Verstorbenen mit portugiesischen Mineuren und Helfern ganzjährige Ausgrabungen in einer stillgelegten Kohlemine statt. Sie gilt noch heute als weltweit größte und bedeutendste Fundstätte von Säugetieren und anderen Wirbeltieren aus der Jurazeit. Die Ausgrabungen machten das Institut für Paläontologie der FU Berlin international berühmt.

Rekonstruktion des Haldanodon expectatus: Das maulwurfähnliche Tier lebte vor 150 Mio. Jahren im Urwaldboden des Guimarota-Sumpfs. Es gehört einem ausgestorbenen Entwicklungszweig des Säugetierstammbaums an.

Erste Hinweise auf die fossilen Schätze im portugiesischen Bergwerk hatte Prof. Walter Georg Kühne bereits 1959 entdeckt, sie aber nicht weiter verfolgt. Erst mehr als ein Jahrzehnt später beschlossen Prof. Krebs und sein damaliger Kollege Prof. Siegfried Henkel, das zwischenzeitlich stillgelegte und abgetäufte Bergwerk wieder zu erschließen, um dort systematische Fossil-Grabungen durchzuführen. Was folgte, war eine der größten und erfolgreichsten Unternehmungen in der Geschichte der Paläontologie. Mit wahrhaft heroischem Einsatz wurde das über weite Strecken eingestürzte Bergwerk wieder begehbar gemacht. Glanzstück der Ausgrabungen und weltweit beachtete Sensation war der Fund des ersten vollständigen Skelettes eines Säugetieres aus der Jurazeit, das von Bernard Krebs 1991 in einer umfangreichen und hervorragend illustrierten Monographie als Henkelotherium guimarotae beschrieben wurde. Neben zahlreichen eigenen Veröffentlichungen waren die Fossilfunde aus der Grube Guimarota Gegenstand von über 100 Publikationen, darunter zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten, die in der Arbeitsgruppe von Bernard Krebs entstanden. Dem Verstorbenen war es noch vergönnt, das Erscheinen seiner lange geplanten Synopsis der Forschungen in der Fossillagerstätte Guimarota zu erleben („Guimarota – A Jurassic Ecosystem“), die im Herbst letzten Jahres erschien. Wenige Tage vor seinem völlig unerwarteten Tod war er von seinem Ruhestandssitz in Chanceaux (Burgund) zu Besuch in Berlin, um mit ehemaligen Mitarbeitern und Doktoranden den Abschluss verschiedener Projekte zu besprechen. Keiner sollte ahnen, dass es sein letzter sein würde. Bernard Krebs hinterlässt seine Frau Elisabeth und vier Kinder mit vier Enkelkindern.

Bernard Krebs, am 9. Juni 1934 in Basel geboren, entstammte einer alteingesessenen Elsässer Familie. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Mulhouse, unterbrochen von einer mehrmonatigen Evakuierung ins schweizerische Saas während der Kriegswirren im Winter 1944/45. Nach dem Baccalauréat (Abitur) studierte er ab 1952 zunächst an der Universität Strasbourg Naturwissenschaften. 1956 immatrikulierte sich Bernard Krebs an der Universität Zürich, um am neugegründeten Paläontologischen Institut bei Professor Emil Kuhn-Schnyder Wirbeltierpaläontologie zu studieren. Die Teilnahme an den Ausgrabungen des Zürcher Instituts in der Trias des Monte San Giorgio (Kanton Tessin, Südschweiz), die die Bedeutung langfristig angelegter systematischer Grabungen in der Paläontologie vor Augen führte, beeinflusste die weitere Laufbahn von Bernard Krebs entscheidend. Seine vielbeachtete Doktorarbeit über den frühen Archosaurier Ticinosuchus ferox aus dieser Fundstelle gilt noch heute als hervorragendes Beispiel der vergleichenden Anatomie fossiler Wirbeltiere. Nach der Promotion trat er am 1. Januar 1964 eine Assistentenstelle am neu gegründeten Lehrstuhl für Paläontologie der Freien Universität bei Professor Walter Georg Kühne an. Das Berliner Institut wurde damals führend in der Erforschung früher Säugetiere aus dem Erdmittelalter (Mesozoikum). Forschungsreisen führten Bernard Krebs mit dem Berliner Team nach Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko und Persien. Nach der 1969 erfolgten Habilitation wurde Bernard Krebs 1971 zum Professor ernannt.

Priv.-Doz. Dr. Thomas Martin

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