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[Interview mit Prof. Dr. Gisela Klann-Delius, Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin]

(Foto)

Gottfried Gügold hat Dr. Jürgen Plähn im Außenamt beerbt

Halle an der Saale, Warschau, Berlin, Bonn, New York, Bonn, Berlin. So in etwa sehen die wichtigsten Stationen im Leben des neuen Osteuropa- und Asien-Pazifik-Beauftragten der FU aus. Seit Mitte März bildet Gottfried Gügold das aktive Bindeglied zwischen der Freien Universität und ihren Partnerschaftsuniversitäten in der ganzen Welt. Mit mehr als 90 Hochschulen in knapp 30 Ländern pflegt die FU derzeit Kooperationsvereinbarungen, weitere Partnerschaften sind geplant. Dies ist Herausforderung genug für Gügold, um seinen Wohnsitz in der alten Bundeshauptstadt aufzugeben und in die neue zu ziehen.

Gügolds neue Stelle in der Abteilung Außenangelegenheiten vereint so ziemlich alle Aspekte, die ihm sein bisheriges Leben geboten hat: In Halle/Saale studierte der gebürtige Schweidnitzer (Niederschlesien) Germanistik und kontrastive Linguistik. Schon hier konzentrierte er sich auf die osteuropäischen Sprachen, insbesondere die polnische. So ist es nicht verwunderlich, dass er schließlich nach Polen ging, um als Lektor für deutsche Sprache an der Warschauer Universität zu unterrichten. Nach dem Fall der Mauer eröffneten sich für ihn neue berufliche Möglichkeiten. Er zog nach Bonn, um im Vermittlungsreferat für wissenschaftliche Lehrkräfte zunächst nach Asien, dann nach Westeuropa und Nordamerika und zwischenzeitlich nach Osteuropa beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) tätig zu sein. 1994 schließlich entsandte der DAAD ihn ins Ausland: Gügold wurde stellvertretender Leiter der Außenstelle New York. Als diese Amtszeit nach vier Jahren beendet war, kehrte er aus der Weltmetropole in das heimelige Bonn zurück, um im DAAD das Regionalreferat USA und Kanada zu leiten. Diese Funktion hatte er bis 14. März 2001 inne, am 15. März trat er seine Stelle an der Freien Universität an.

Was hat Gottfried Gügold dazu bewogen, die Koordination des Wissenschaftleraustauschs für die Regionen Osteuropa, Asien, Afrika und Australien zu übernehmen? Sicherlich sind es nicht nur seine persönlichen Interessen. Die Weltoffenheit der Freien Universität – bedingt auch durch ihre Gründung 1948 – habe ihn fasziniert, so Gügold. Er sehe seine Aufgabe nicht alleine darin, die zahlreichen existierenden Partnerschaftsverträge auszugestalten, sondern vielmehr reize es ihn, neue Möglichkeiten für diese Universität zu erschließen. Berlin – schon alleine wegen seines Standortes, aber auch wegen seiner bewegenden Geschichte – eröffne der jüngsten seiner drei Universitäten Chancen, die er nutzen wolle, sagt Gügold voller Tatendrang. Auf seinem Weg nach neuen Kooperationen konzentriert er sich auf eine Schwerpunktsuche. Da die FU mit ihren bestehenden Partnerschaften in Nordamerika und Westeuropa ausreichend vertreten ist, gelte es nun, so Gügold, seine Fühler in die Regionen Mittel- und Osteuropa sowie nach Asien auszustrecken. Letzteres ist für ihn von besonderem Interesse aufgrund des Vorhabens, an der Freien Universität ein Zentrum für Ostasien-Studien zu etablieren. Um diese Idee zufriedenstellend realisieren zu können, sei nicht nur eine quantitative, sondern vor allem eine qualitative Suche nach Hochschulkooperationen notwendig. Aber auch in der direkten Nachbarschaft Osteuropas möchte Gügold die Freie Universität stärker vertreten sehen. Mit Polen, dem direkten östlichen Nachbarn, bestehen derzeit gerade einmal zwei „Freundschaften“: mit den beiden Universitäten in Warschau und Krakau. „Dies spiegelt keinesfalls die Möglichkeiten der FU wider, reflektiert auch nicht die akademischen Qualitäten der polnischen Hochschulen. Hier besteht unbedingt Nachholbedarf!“, meint der Osteuropa-Experte.

Um sein Vorhaben in Gang zu bringen, hat sich Gottfried Gügold vorgenommen, zunächst einmal sämtliche Fachbereiche dieser Universität aufzusuchen, um die hiesigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennenzulernen. In persönlichen Gesprächen möchte er herausfinden, welche vereinzelten Kontakte zu ausländischen Hochschulen bereits bestehen und welche Kontakte für die Fachbereiche notwendig sind. Wenn er aus diesem Potpourri ein vollständiges Puzzle zusammengefügt hat, wird er sich mit den zuständigen Stellen der Universitätsleitung an einen Tisch setzen und gemeinsam ein Konzept für die nächsten Jahre erarbeiten. Dann wird eines Tages die FU ein Netz über die gesamte Breite der akademischen Welt gespannt haben und sich international noch stärker präsentieren können. Dafür werden nicht nur die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dankbar sein, sondern es werden sich bestimmt auch die Studierenden freuen, weil sich dadurch weitere Möglichkeiten für einen Studienaufenthalt im Ausland ergeben.

Auch in seiner Freizeit beschäftigt sich Gottfried Gügold vorrangig mit osteuropäischen Dingen. Der Vater eines Jurastudenten sammelt Veröffentlichungen zu den deutsch-polnischen Beziehungen in Geschichte und Gegenwart. Wenn er sich nicht auf der Suche nach neuen Schriftstücken oder in Berliner Konzert- und Theatersälen befindet, verbringt er seine Zeit damit, Urlaubsreisen mit dem Auto vorzubereiten. „Großartige Reisen mit dem PKW durch die drei baltischen Länder und eine 11.000 km Tour in den Kaukasus liegen bereits hinter mir. Jetzt suche ich nach einer neuen Herausforderung.“ Der agile 51-Jährige scheint für viele Überraschungen gut. Man darf gespannt sein, was er in seiner neuen Funktion alles auf den Weg bringen wird.

Ilka Seer

Foto: Wannenmacher

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