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 [Peter Novock beschreibt den Umgang der US-Gesellschft mit dem Holocaust]

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Manchmal gibt es das Glück der rechten Stunde: Wie am 7. Februar, als das John-F.-Kennedy-Institut den berühmten Chicagoer Historiker Peter Novick an dem Tag zu Gast hatte, als sein Buch „Nach dem Holocaust. Der Umgang mit dem Massenmord“ auf Deutsch erschien. Pikanterweise sprach an dem selben Abend in der Urania sein Widersacher Norman Finkelstein, dessen Buch „Die Holocaust-Industrie“ ebenfalls an jenem Tag auf Deutsch herauskam und einen gewaltigen Medienrummel zur Folge hatte. Finkelsteins These, wonach die großen jüdischen Weltorganisationen sich auf Kosten der Opfer der Shoa bereichert hätten, stieß auf Beifall, Ablehnung und endete im Chaos. In seinem Buch bezog Finkelstein sich nachdrücklich auf Novicks Thesen, was dieser vehement zurückwies.

Unmissverständlich machte Novick dem Berliner Publikum während seines Vortrags „Is the Holocaust an American Memory?“ in dem überfüllten Saal klar, dass er mit Finkelstein nicht zu diskutieren gedenke. Anders als Finkelstein verzichtete Novick auf Polemik und Angriffe gegen jüdische Institutionen und erklärte mit jener ihm eigenen wissenschaftlichen Brillanz, wie es kam, dass der Holocaust zur amerikanischen Erinnerung gemacht wurde. „Was würden die Amerikaner davon halten, wenn die Deutschen sagten, der Holocaust sei zwar furchtbar gewesen, wirklich wichtig aber sei die Errichtung einer Berliner Gedenkstätte für die amerikanischen Negersklaven?“, fragte Novick gestikulierend in die Runde. Dann beschrieb er, wie die Erinnerung an den Holocaust in den siebziger Jahren auch für die Mehrzahl der nichtjüdischen Amerikaner identitätsstiftend geworden wäre. „Kollektive Gedächtnisse entstehen durch heroische oder tragische Ereignisse“, erklärte Novick. In den Vereinigten Staaten sei der Holocaust zu einer negativ identitätsstiftenden Erinnerung geworden, die von der jüdischen Bevölkerung in den USA wachgehalten werde.

„Der Holocaust ist das Symbol des absolut Bösen, in dem sich alle Ängste, Chaos und die Befürchtungen vor einem Werteverfall der amerikanischen Gesellschaft wiederfinden“, so Novick. Anders als in Deutschland, wo die Erinnerung an den Holocaust noch immer für emotional aufgeheizte Debatten sorge, fände in der amerikanischen Gesellschaft kaum eine politisch oder inhaltlich fundierte Debatte statt.

Felicitas von Aretin

Foto: Stein

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