[Freie Universität Berlin] [FU-Nachrichten - Zeitung der Freien Universität Berlin]
 
  
TitelAktuellSeite DreiInnenansichtenLeuteWissenschaftStudierendeDie Letzte
FU Nachrichten HomeFU-Nachrichten ArchivFU Nachrichten SucheLeserbrief an die RedaktionImpressumHomepage der FU Pressestelle
Vorheriger Artikel...
Nächster Artikel...

 [Michael Bongerdt ist neuer C4-Professor für katholische Theologie]

[Foto]

Sein Herz gehört der Philosophie – wenn schon nicht ganz, so doch zu weiten Teilen. „Mein wissenschaftlicher Hintergrund ist eindeutig philosophisch“, meint Michael Bongardt, der seit vergangenem Wintersemester Pater Dr. Bruno Schlegelberger in der katholischen Theologie an der Freien Universität ersetzt. Geprägt habe ihn vor allem der jüdische Neukantianer Ernst Cassirer, mit dessen kulturphilosophischen Thesen sich Bongardt seit Jahren beschäftigt. Von der Freien Universität verspricht sich der 41-jährige Rheinländer einen intensiven interdisziplinären Austausch mit der Philosophie, den Historikern und Arabisten bis hin zu den Theaterwissenschaftlern. Gerade in einer säkularisierten Stadt wie Berlin müsse man sich als Katholik an eine „produktive“ Minderheitenposition gewöhnen, meint Bonghardt lächelnd.

[Foto]

Michael Bongard

Höchst folgerichtig bedeutet Berlin in seiner wissenschaftlichen Karriere zunächst einen Bruch mit dem bislang ihn umgebenden katholischen Milieu. 1959 in eine katholische Familie hineingeboren, folgen für den rheinischen Katholizismus typische Stationen wie katholische Grundschule, erzbischöfliches Gymnasium, engagierte Jugendarbeit und Theologie-Studium in Bonn und München – nur Messdiener war er nie. Als er sich für die Priesterlaufbahn entscheidet, scheint die Zukunft vorgegeben. Bongardt verbringt nach den Jahren im Priesterseminar vier Jahre als Kaplan in einer Kölner Gemeinde. Als das Angebot kommt, in Münster unbelastet von dem Alltag des Gemeindelebens bei Thomas Pröper zu studieren, siegt der Theoretiker über den Praktiker, wuchs die Liebe zur Philosophie. „Der Widerstand der Freiheit. Eine transzendentaldialogische Aneignung der Angstanalysen Kierkegaards“ wird zum Promotionsthema. Den Theologen reizt das wechselseitige Verhältnis von Angst, Freiheit und Glaube bei dem nordischen Philosophen, dessen Denken er als sehr „christlich geprägte“ Philosophie erlebt. Um den Dialog zwischen den Religionen geht es in seiner Habilitation, die er 1998 an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster abschließt. Zufällig stößt er auf den ersten jüdischen Rektor einer Universität, Ernst Cassirer, an dessen „Philosophie der symbolischen Formen“ sich Bongardts für Pluralität offener Religionsbegriff orientiert.

Als wolle er die Pluralität von Religionen im Alltag erleben, führt ihn sein weiterer Berufsweg nach Jerusalem, wo er bis zum vergangenem Jahr als Leiter des Theologischen Studienjahres an der Dormition Abbey in Jerusalem arbeitet. „Da hatte ich mal wieder einen Allround-Job vom Hausmeister zum Exegeten“, erinnert sich Bongardt, der die Zeit in Jerusalem auf Grund der politischen Spannung als „massive Dauerbelastung“ empfand. Dafür habe er es sehr genossen, so eng mit den Studenten arbeiten und leben zu können. Derart von ihrem Studium faszinierte Studenten wünscht sich Bongardt auch in Berlin: „Zahlreich, denkfreudig und mittendrin im studentischen Leben, dass sich nicht nur in Hörsälen und Bibliotheken abspielt“, sollten seine Studierenden sein.

Felicitas von Aretin

Fotos: Ausserhofer/Nef

Zum Anfang des Artikels...