Kaum ein anderes Tier hat die Kultur Südamerikas so sehr geprägt wie das Lama. Seit Tausenden von Jahren lebt der Verwandte der Dromedare und Trampeltiere von den Hochlandregionen der Anden bis hinunter nach Feuerland. Grund genug, diesem Tier im Ethnologischen Museum eine Ausstellung zu widmen, die von Studenten des Lateinamerika-Institutes entworfen wurde.
Vor etwa 6000 Jahren haben Andenbewohner damit begonnen, Lamas und Alpacas aus der Familie der Kameliden, zu der auch die wild lebenden Vikunja und Guanako gehören, als Nutztiere zu halten und zu domestizieren. Sie liefern der Bevölkerung das Lebens-notwendige: Leder für die Schuhe, Wolle sowohl für die Bekleidung als auch für Seile und Taschen sowie Fleisch und Fett. Auch die Knochen finden, etwa für die Herstellung von Flöten, Verwendung und selbst der Lamadung bleibt nicht ungenutzt und wird als Heizmaterial verbrannt. Da in den Höhenlagen der Anden nicht alle Nutzpflanzen angebaut werden können, müssen die Bergbewohner weite Wege in die Täler zurücklegen, um sich z.B. mit Kartoffeln zu versorgen. Lamas sind dabei als Lastentiere unentbehrlich, da sie sich im Laufe der Evolution den extremen Witterungsverhältnissen angepasst haben und über weite Strecken problemlos große Lasten transportieren können. Den von Spaniern ins Land gebrachten Pferden, Eseln und Maultieren ging in diesen Höhen buchstäblich die Luft aus.
Bei einem Tier, dass alle Lebensbereiche derart prägt, ist es nur verständlich, dass sich um das Lamas die unterschiedlichsten Bräuche und Glaubensvorstellungen entwickelt haben. Es wurde auch geopfert, um den Gottheiten zu danken oder sie gnädig zu stimmen.
Bernd Wannenmacher
Die kleine aber feine Ausstellung ist noch bis zum 15. Juli 2001 (Dienstag bis Freitag von 10-18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11-18 Uhr) geöffnet.
Ausstellungsort:
Ethnologisches Museum, Lansstr. 8, 14195 Berlin-Dahlem, U-Bhf. Dahlem-Dorf, Linie 1.
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