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Isabella Heuser erhielt als erste Frau eine C4-Professur für Psychiatrie

Zwei Jahre war die FU-Psychiatrie führungslos, nun ist die Klinik im Umbau. Und das betrifft nicht nur die Gebäude – auch in der medizinischen Versorgung soll der Standard angehoben werden. „Wir müssen weg von der "Bauchladenpsychiatrie", bei der auf jeder Station alle Erkrankungen quer Beet behandelt werden,“ ist Heusers Konzept. Jetzt werden Schwerpunktstationen für einzelne Diagnosen eingerichtet.

Neurochemie und Neuroendokrinologie sind ihre Fachgebiete. Sie erforscht stressbezogene Störungen wie Depressionen, Manien und Angsterkrankungen. Von den Fortschritten der Neurowissenschaften in den 90-er Jahren – The Decade of the Brain – habe die Psychiatrie sehr profitiert. Mittlerweile ist unbestritten, dass neuronale Prozesse durch Umwelteinflüsse nachhaltig verändert werden können. „Man weiß heute ziemlich gut, was im Hirn passiert, wenn jemand einen Nervenzusammenbruch hat“, meint sie. Auch unterscheidet sich die Therapie psychiatrischer Erkrankungen in ihren Grundsätzen nicht von den &Mac226;normalen’ (somatische) Erkrankungen. Genau wie Bluthochdruck oder Epilepsie sind sie nicht für immer heilbar, lassen sich aber mit Pharmaka gut in Schach halten. „Medikamente haben psychischen Erkrankungen den Schrecken genommen. Eine ganzheitliche Behandlung besteht jedoch immer aus der Kombination von Arzneimitteltherapie und anschließender Psychotherapie“, betont Isabella Heuser. „Es gilt, die Stress auslösenden Faktoren zu finden, die in die Krankheit führten.“ Oft sind es belastende Lebenssituationen wie Arbeitslosigkeit oder schlechte Partnerbeziehungen.

Kognitive Störungen im Alter sind Thema eines DFG-Projektes. Dass das Gedächtnis mit zunehmendem Alter schlechter wird, ist völlig normal, aber man kann versuchen, diesen Prozess zu verlangsamen. Aus Tierversuchen weiß man, dass sich der Traumschlaf (REM-Schlaf) positiv auf das Gedächtnis auswirkt. Das Schlafprofil älterer Menschen zeigt deutlich weniger REM-Phasen, als das von Jüngeren. „Mit Hilfe des Neurosteroids DHEA lässt sich der REM-Anteil steigern. Wir untersuchen, ob ein direkter Zusammenhang zwischen der Zunahme des REM-Schlafes und der Gedächtnisleistung besteht“, erklärt Heuser. DHEA könnte ein potentes Anti-Aging-Mittel sein. In den USA wird die Substanz als Antidepressivum erprobt.

Depressionen machen alt

Hormone, Depression und Alter – Stichworte für ein anderes Projekt. Depressive Patienten wirken nicht nur älter als Gesunde, sie sind es auch körperlich. Bei Frauen kann die Menstruation aussetzen und die Knochendichte verringert sich – Symptome wie in den Wechseljahren. „Der Körper produziert in der Depression viel weniger Sexual- und Wachstumshormone, genau wie im Alter“, erzählt Heuser. „Wir untersuchen speziell den Zusammenhang von Hormonstatus und kardio-vaskulären Erkrankungen, die als Folge von Depressionen vermehrt auftreten.“

Erfahrung für ihre Forschungsvorhaben bringt Isabella Heuser mit von den Etappen ihrer Bilderbuchkarriere. Zuerst Studium (Medizin, Psychologie) und Facharztausbildung in Mainz (1982-86), danach zwei Jahre am National Institute of Health in Bethesda (Maryland, USA). Von der nächsten Station – der Uni Freiburg (1988-90) – holte man sie an das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Hier blieb sie sechs Jahre und habilitierte sich 1994 an der Ludwig-Maximilians-Universität. 1996 wurde sie Leitende Oberärztin und Vizedirektorin des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim – neben dem MPI in München die renommierteste Forschungseinrichtung für Psychiatrie in Deutschland – und nahm gleichzeitig einen Lehrstuhl (C3) an der Uni Heidelberg an. Zusatzqualifikationen in Psychotherapie und Klinischer Geriatrie – ihre Vita lässt keine Wünsche offen.

Neben Klinikalltag und Forschung verwendet sie viel Zeit darauf, sich ein solides Netzwerk zu knüpfen. Netzwerke – etwas, was Frauen meist fehlt. „Dass überwiegend Männern in Führungspositionen sitzen, liegt ja nicht daran, dass sie qualifizierter sind, sondern weil sie die besseren Kontakte haben“, meint Isabella Heuser.

Viel freie Zeit zum Lesen bleibt ihr deshalb im Moment nicht. Literatur ist für sie – neben Theaterbesuchen – Ausgleich zum Klinikstress. Bücher prägten ihre Kindheit. „Uns wurde viel vorgelesen. Wir hatten Bücher, die Wände hoch, wie andere Tapeten.“ Wen wundert’s: Ihre Mutter war Buchhändlerin, bevor sie vier Kinder großzog. Zwei Sabbaticals des Vaters, eines Mathematikprofessors, brachten die Familie in die USA – daher ihre Vorliebe für moderne anglo-amerikanische Literatur. Wann immer es geht, durchstreift sie mit ihrem Lebensgefährten auf Inline-Skates Berlin. „In die Halfpipe gehe ich allerdings nicht“, schränkt sie lachend ein. „Den Unverletzlichkeitswahn der Jugend habe ich abgelegt.“ Und da ist es wieder – das Thema „Alter“.

Berufungen

Dr. Thomas Bartolomaeus ist auf eine C4-Professur für das Fachgebiet Systematik/Evolution der Tiere im Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie berufen worden.

Dr. Christoph Conrad, geschäftsführender Leiter des Zentrums für Vergleichende Geschichte Europas (ZVGE) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften, hat den Ruf auf eine ordentliche Professur für Neueste Geschichte an der Universität Genf angenommen.

Dr. Eberhard Groß, bisher Professor an der Universität Würzburg, hat den Ruf auf eine C4-Professur für Theoretische Physik am Fachbereich Physik der Freien Universität erhalten.

Dr. Angelika Richter, bisher Privatdozentin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, hat den Ruf auf eine C3-Professur für Pharmakologie und Toxikologie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität erhalten.

Dr. med. Markus Rothschild, Privatdozent am Institut für Rechtsmedizin der Freien Universität, hat den Ruf auf eine C3-Professur für Rechtsmedizin an der Universität München abgelehnt und den Ruf auf eine gleichwertige Stelle an der Universität Frankfurt am Main angenommen.

Dr. Gerhard Schaller, bisher Professor für Molekulare Onkologie am Fachbereich Humanmedizin, wird Direktor des Marienhospitals Herne, Ruhr-Universität Bochum.

Dr. Peter Steinbach, Professor im Bereich Historische Grundlagen der Politik am Otto-Suhr-Institut des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften, hat einen Ruf auf eine C4-Professur für Neuere Geschichte an der Universität Karlsruhe angenommen.

Ehrungen

Holger Eichele und Felix Weiper, zwei Absolventen des Journalisten-Kollegs der FU, wurden für ihre herausragenden Abschlussarbeiten mit dem Fritz-Eberhard-Preis ausgezeichnet. Eichele ist leitender Redakteur beim Münchner Merkur, Weper ist Redakteur beim General-Anzeiger Rhauderfehn.

Dr. Martin Kohli, Professor am Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften und derzeitiger Prodekan des Fachbereichs, ist von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu ihrem Korresponierenden Mitglied gewählt worden.

Dr. Helmut Merk, der im Rahmen seiner biotechnologischen Doktorarbeit am Institut für Biochemie eine Methode zur besonders schnellen Isolierung, Vervielfältigung und Umwandlung von Genen entwickelt hat, ist dafür mit dem Dissertationspreis der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft (BWG) ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 5.000 DM dotiert. Die Arbeit entstand seit Ende 1996 in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Volker A. Erdmann.

Dr. Biba Terzan, Professorin am Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin, ist zum außerordentlichen Mitglied der kleinen aber feinen Slowakischen Akademie der Wissenschaften gewählt worden.

Dr. med. Hagen Thieme vom Institut für Klinische Physiologie des Fachbereichs Humanmedizin wurde von der Deutschen Opthalmologischen Gesellschaft der mit 10.000 DM dotierte Glaukomforschungspreis für seine Arbeit „The Effects of Protein Kinase C on Trabecular Meshwork an Ciliary Muscle Contractility“ zuerkannt.

Ranking

Dr. Günter Schultz, Professor am Institut für Pharmakologie der Freien Universität Berlin ist der meist zitierte Pharmakologe in Deutschland und der Schweiz. Seine 29 Artikel, die zwischen 1997 und 1999 in internationalen Fachzeitschriften erschienen sind, wurden insgesamt 663 Mal zitiert. Dies ergab ein Ranking, das die Zeitschrift Laborjournal in ihrer Ausgabe 06/2001 veröffentlichte. Schultz wiederholte damit seine Platzierung aus dem letzten Publikationsvergleich der Zeitschrift aus den Jahren 1998. Unter den 50 meist zitierten Köpfen finden sich auch drei inzwischen an andere Universitäten berufene Schüler von Schultz sowie auf Platz 14 Detlev Ganten vom Institut für Klinische Pharmakologie und Toxologie der Freien Universität.

Verstorben

Dr. Eberhard Etzin, emeritierter Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie, ist am 9. Juni dieses Jahres verstorben.

Dr. Jürgen Mittner, Universitätsrat am Institut für Organische Chemie, ist am 5. August 2001 verstorben.

Emeritierungen – Ruhestand

Dr. med. Hans-Dieter Foß, Professor am Fachbereich Humanmedizin, wurde zum 15.10.2001 auf eigenen Wunsch von seinen Pflichten als Universitätsprofessor entbunden.

Dr. Manfred Geb, Professor für Allgemeine Meteorologie am Fachbereich Geowissenschaften, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Dr. Dieter Kartschoke, Professor für Ältere deutsche Literatur am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Dr. Klaus Lüders, Professor für Experimentelle Physik am Fachbereich Physik, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Dr. Klaus Möbius, Professor am Institut für Experimentelle Physik des Fachbereichs Physik, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Dr. Ursula Schulze, Professorin für Ältere deutsche Literatur am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Dr. Klaus Peter Steiger, Professor für Anglistik am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Dr. Harald Zielske, Professor am Institut für Theaterwissenschaften des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften, ist mit Ablauf des Sommersemesters in den Ruhestand getreten.

Wechsel

Caroline Wichmann, seit 1998 Sponsoren-Beauftragte der Freien Universität, wechselte Mitte September nach Weimar an die Bauhaus-Universität. Dort leitet sie die Abteilung Universitätskommunikation.

Catarina Pietschmann

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