Logo FU Berlin
Logo FU-Nachrichten
 
TitelSchwerpunktSeite Drei HochschuleWissenschaftLeuteStudierendeDahlem DigitalDie Letzte
FU-Nachrichten HomeVolltextsucheLeserbrief schreiben...ImpressumPressestelle der FU

FU-Nachrichten 6-2000
Hochschule
   

panta rei – alles fließt, alles ist in Bewegung", wusste schon der griechische Philosoph Heraklit. Die Rheologie ist jedoch keine philosophische, sondern eine sehr erdverbundene Disziplin. Sie beschäftigt sich mit den Erscheinungen des 'Fließens' von Gesteinen unter hohem Druck und extremen Temperaturen. Neben der Tektonik – der Lehre vom Aufbau der Erdlithosphäre – ist sie das Spezialgebiet des Geologen Prof. Dr. Mark Handy. Zum Sommersemester 2000 hat er die Professur für Endogene Geologie an der FU übernommen.

Handy leitet Geländeprojekte in den Alpen, außerdem ist die Beteiligung am Sonderforschungsbereich (Sfb) "Deformationsprozesse in den Anden" geplant. "Die Anden sind ein aktives Orogen mit ausgeprägtem Magmatismus. Dieses Gebirge ist heute noch in der Entwicklung. Die Alpen dagegen haben ihre Entwicklung weitgehend abgeschlossen", erzählt Handy. Und gerade der Vergleich dieser unterschiedlich entwickelten Gebirgsketten ist für ihn sehr reizvoll. Denn Teile der unteren Erdkruste, die bei der Entstehung der Alpen durch die gewaltigen Kräfte an die Oberfläche gedrückt wurden, liegen heute etwa 2.000 - 3.000 Meter über dem Meeresspiegel. "Wie in einem natürlichen Labor lässt sich hier erforschen, was derzeit tief unter den Anden mit der Erdkruste passiert." Neben Untersuchungen im Gelände spielt dabei die Arbeit im Labor eine große Rolle. An der Universität Bern entwickelte Handy ein Verfahren, mit dessen Hilfe sich Verformungsprozesse der Gesteine bei der Gebirgsbildung direkt unter dem Lichtmikroskop beobachten lassen. Dazu werden organische Substanzen verwendet – wie die Kohlenwasserstoffe Norcampher und Octochloropropan – die im Verhalten bei Raumtemperatur Gesteinen in der Tiefe sehr ähnlich sind. Die Entwicklung von Computermodellen für mehrphasige Gesteinssysteme ergänzt die Geländestudien und Laborversuche.

Seit fast zwanzig Jahren lebt und forscht der gebürtige Amerikaner in Europa. Die Alpen hatten es dem 42-Jährigen schon als Kind angetan, denn dort verbrachte er mit der Familie häufig die Ferien. "Frühe Prägung" nennt es Mark Handy. Seine Mutter ist Schweizerin, und zu Hause in Boston wurde Schwitzerdütsch gesprochen. Und so verwundert es auch nicht, dass er trotz Zusagen aus Harvard und Stanford zur Promotion nach Basel ging. Inzwischen sei er Europäer genug, dass er nach Erhalt einer Forschungsprofessur in Bern 1991 einen Ruf nach Princeton ablehnte.

Den Beginn seiner Tätigkeit in Berlin verbindet er mit der Hoffnung, dass auch bei den Geowissenschaften der FU etwas in Bewegung gerät, ins Fließen kommt – ganz im Sinne von Heraklit – nämlich die Grenzen zwischen den Disziplinen. "Ich komme aus Geo-Kulturen, wo eine strikte Fächertrennung längst als überholt gilt", meint Handy. "Das bedeutet aber nicht, dass Spezialisierungen aufgegeben werden, sondern dass Spezialisten eigene Grenzen erkennen und die Zusammenarbeit suchen."

Er überschreitet diese Grenzen bereits im eigenen Arbeitsgebiet, das im Schnittpunkt zwischen Geophysik, Geochemie, Petrologie und der klassischen Geologie liegt. Und keine Frage: mit Kompetenz und Charme wird er seine Kollegen bald von seinen Vorstellungen überzeugt haben.

Catarina Pietschmann
Foto: Glöwing

  • 1976-1980 Studium der Geologie, Chemie und Physik am Amherst College, USA
  • 1980–1982 Wiss. Mitarbeiter im Naturhistorischen Museum Basel
  • 1982-1985 Promotionsstudium Universität Basel / ETH Zürich
  • 1986-1988 Royal Society Fellow, Imperial College of Science and Technology, London
  • 1988-1994 Universität Bern, ab 1991 Forschungsprofessur des Schweizerischen Nationalfonds, 1992 Habilitation in Geologie
  • 1994 C-3-Professur, Universität Gießen (Entwicklung von Gebirgsketten)

 
 
Nach oben...