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[Internationale Konferenz zu den Schauplätzen des Wissens im 17. Jahrhundert]

Jeder Forschende weiß, dass Theorien nicht auf einem weißen Blatt Papier entstehen, dass es einer langen Phase des Programmierens, des Experimentierens, des Justierens von Instrumenten oder auch der Thesenbildung bedarf, bis eine Theorie formuliert werden kann. Es sind keine &Mac226;reinen Ideen‘, die verhandelt werden, sondern vielmehr scheint die Phase, die man als Prozess der Wissenskonstituierung bezeichnen könnte, eine Eigendynamik zu besitzen. Die materiellen Seiten der Forschung, also die Instrumente, die Computer und Apparaturen, sind entscheidende Mitspieler. Seit einigen Jahren wird diesem Phänomen in den Science Studies Rechnung getragen. Wahrnehmen, Beobachten und Visualisieren geschehen aber auch in Abhängigkeit des jeweiligen Raumes. Kurz: Auch der Raum handelt – auch er produziert Wissen.

Das Projekt „Spektakuläre Experimente. Historische Momentaufnahmen zur Performanz von Wissen“ der Freien Universität Berlin/Sfb „Kulturen des Performativen“ versucht mit seiner ersten internationalen Konferenz „Kunstkammer, Laboratorium, Bühne“, der Rolle des Raumes beim Hervorbringen, sichtbar machen und Beobachten auf die Spur zu kommen.

Kunstkammern, Laboratorien und Bühnen entstehen in der Frühen Neuzeit im Kontext einer Aneignung des Außerordentlichen. Sie sind zugleich Instrumente der Forschung wie der Repräsentation. Gerade die Entstehungsphase neuer Wissenschaften kann verständlich machen, wie die Raumorganisation in die Möglichkeiten des Sammelns, Experimentierens und Aufführens hineinspielt. Die zeitgenössischen Fortentwicklungen dieser Wis-sensräume dominieren unseren Alltag.

So könnte man uns heute als die Probanden eines über die manifesten Grenzen des Labors ausgedehnten Experimentalraumes bezeichnen. Auch an die Rolle willfähriger Claqueure selbsttätigen Fortschritts haben wir uns anscheinend gewöhnt, doch die Rückbesinnung auf die Anfänge neuzeitlicher Experimentalräume kann zur Formulierung einer kritischen und fundierten Gegenwartsbestimmung führen. Um die Konferenzthematik spielerisch aufzugreifen und zugleich sinnlich erfahrbar zu machen, wird ein Teil der Konferenz in Räumen stattfinden, die für die Berliner Wissenschaftsgeschichte eine zentrale Rolle spielten. Das Langhansche anatomische Theater und der Virchowsche Hörsaal im Berliner Medizinhistorischen Museum schlagen eine Brücke vom 17. zum 21. Jahrhundert.

Jan Lazardzig


Weitere Informationen:
http://www.spektakulaere-experimente.de


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