Christian Petermann (PDS) im Gespräch mit Günther Jauch (RTL).
Regelmäßige Besuche beim Italiener lohnen sich jedenfalls für den Studenten Christian Petermann aus Berlin-Lichtenberg. Der angehende Politikwissenschaftler konnte vier Gänge eines italienischen Menüs in die richtige Reihenfolge bringen und das auch noch als Schnellster der zehn Kandidaten der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“. So saß er anschließend Showmaster Günther Jauch gegenüber und erspielte sich einen Gewinn von 125.000 Euro. Zehn Prozent davon will er an Jugendeinrichtungen in Lichtenberg spenden, das hatte der 23-jährige schon während der Sendung versprochen.
Dieses Engagement kommt nicht von ungefähr: Seit fünf Jahren ist er Verordneter in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung (BVV), mittlerweile auch jugendpolitischer Sprecher der PDS-Fraktion. „Lokalpolitik ist meine Leidenschaft“, bekennt er. „Hier kann ich im kleinen Rahmen etwas bewegen.“ Einen Großteil seiner Freizeit verbringt er damit, für den Erhalt von Jugendclubs zu streiten, Bolzplätze sicherer und das Straßenbild im Plattenbau-Bezirk für Jugendliche attraktiver zu machen. Manchmal ermüden ihn die zahlreichen Sitzungen, Telefonate und Reden. Doch der „idealistische Wunsch, etwas zu verändern“ treibt ihn weiter an. Dass er vergleichsweise jung ist, sieht er als Vorteil: „Von mir erwartet niemand Herausragendes. Wenn ich dann etwas erreiche, ist die Anerkennung umso höher.“
Für den politischen Erfolg hat er zwar kein Patentrezept, wünscht sich aber die medialen Fähigkeiten von Gregor Gysi, das soziale Gewissen von Ché Guevara und die Durchsetzungskraft von Margaret Thatcher. Gesine Lötzsch, Bundestagsabgeordnete und PDS-Vorsitzende in Lichtenberg, sieht in ihm schon jetzt einen neuen Star und Imageträger, der sympathisch für die Partei wirbt. Christian Petermann kann sich durchaus vorstellen, später auch auf Landesebene für die PDS zu kandidieren.
Zunächst will er sein Studium am Otto-Suhr-Institut abschließen. Dort studiert er im vierten Semester Politikwissenschaft und interessiert sich vor allem für politische Ökonomie. Als Realpolitiker kann er mit den Utopien und Vorstellungen seiner Kommilitonen nicht viel anfangen. Seiner Meinung nach muss in der gegenwärtigen Situation „auch die Uni einen Sparbeitrag leisten und effizienter werden.“ Schließlich würden er und seine BVV-Kollegen in den Bezirken auch mit den geringen Mitteln zurechtkommen. Noch hat er sich nicht entschieden, ob er der Politik erhalten bleibt oder nach seinem Diplom in die akademische Karriere wechselt.
Obwohl er es finanziell nicht mehr nötig hat, will er weiterhin als Taxifahrer arbeiten. Das macht er schon seit zwei Jahren mindestens einmal in der Woche. Ein wenig Stolz schwingt in seiner Stimme mit, als er das erzählt ganz so, als wollte er betonen, dass er neben Studium und Politik auch hart arbeiten kann. Bei früheren Jobs auf dem Bau und in der Gastronomie hat er das bereits bewiesen.
Von dem gewonnenen Geld fährt der demokratische Jungsozialist mit seiner Freundin erst einmal in den Urlaub nach Lappland. So viel Freizeit von der Partei muss sein. Danach kauft er sich einen BMW einen Kombi, „um im Wahlkampf Plakate, Leiter und Kleister zu transportieren“.