Zu Hause wird das Internet zum Indoor Net.
In weniger als einer halben Sekunde findet die Suchmaschine Google mehr als zwei Millionen Internetseiten zum Schlagwort „Jura“, zu „Psychologie“ sogar mehr als vier Millionen. „Die Semesterferien sind zwar lang, aber durch die Ergebnisliste von Google zu klicken, dauert ewig“, sagt Florian Lehwald, Jura-Student, IT-Projektmanager und selbstständiger Unternehmensberater. Das Problem kennen fast alle Studierenden: Auf der Suche nach verwertbaren Informationen für die eigene Hausarbeit oder das Referat finden sich zwar haufenweise Ergebnisse bei Google und Co, doch die Einordnung fällt schwer. Was ist nützlich, was Zeitverschwendung? Welche Seiten sind wissenschaftlich solide, welche verbreiten Halbwahrheiten oder Propaganda? Kurz: Wie finde ich in den Weiten des Netzes die Informationen, die ich für meine Arbeit brauche?
„Viele Studierende glauben, sie wüssten ziemlich gut, wie sie mit den verschiedenen Angeboten im Netz sinnvoll umgehen“, erklärt Jörg Reker von der Zentraleinrichtung Datenverarbeitung (Zedat) an der FU. Viele würden aber nach wie vor einfach die gängigen Suchmaschinen nutzen und sich dann durch die Ergebnisse klicken. Dabei geht es oft weniger umständlich und ergiebiger: Die Zedat bietet jedes Semester in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek (UB) zahlreiche Kurse zur „IT- und Studienkompetenz“ an. Hier wird das Internet mit seinen verschiedenen Angeboten und Diensten vorgestellt, das Recherchieren trainiert und der Umgang mit ganz verschiedenen Programmen gelehrt. Der Politologie-Student Lars Schäfer ist im fünften Semester und findet die Kurse sinnvoll: „Der Kurs ‚Suchen und Finden im Internet’ gibt einen guten Überblick. Außerdem sind jetzt auch komplexere Suchanfragen für mich kein Problem mehr.“ Meist sind die Kurse zwei bis vier Stunden lang, die genauen Termine finden sich auf der Internetseite der Zedat (www.zedat.fu-berlin.de). Wie nützlich die Zedat-Kurse sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen: „Manchmal platzen unsere Räume aus allen Nähten. Eine kurze Anmeldung per Mail oder Telefon würde ich daher dringend empfehlen“, rät Jörg Reker.
Florian Lehwald hat keine Zedat-Kurse besucht. Er ist ein Netznutzer und Kenner des Internets der ersten Generation: Schon während der Schule machte er sich als Berater und Programmierer selbstständig und betreut heute in einer Berliner Werbeagentur große Kunden aus der IT-Branche. Bei seinem Jura-Studium kommen ihm die Fähigkeiten zu Gute. „Die Recherchen gehen wesentlich schneller, wenn man sich ein bisschen auskennt“, erklärt der 24-Jährige.
Für einen groben Themenüberblick empfiehlt er die übliche Suchmaschinenabfrage bei Google, „allerdings sollten die Schlagwörter schon eng und klar definiert werden“ also besser eine konkrete Kombination wie „Trauma“, „Kindheit“, „Therapie“, und „Analyse“ eingeben, statt nur „Psychologie“. Neben den Suchmaschinen gibt es aber auch fachspezifische Portale, bei denen nur Internetseiten zu einem bestimmten Thema aufgelistet werden. Einen guten Überblick darüber geben die Seiten www.suchlexikon.de und www.suchfibel.de. Die Portale haben außerdem den Vorteil, dass die Inhalte meist redaktionell geprüft, also einigermaßen glaubwürdig sind. Hinzu kommen Online-Nachschlagewerke wie www.de.wikipedia.org, die laufend aktualisiert werden und Links zu verwandten Themen bieten.
Die direkte Kommunikation mit den Betreibern der unterschiedlichen Angebote und Internetseiten bietet sich ebenfalls an. „Das Internet ist ein Netz von Menschen und nicht von Computern“, sagt Florian Lehwald, „deshalb einfach Mails an die Seiteninhaber schreiben, wenn Fragen ungeklärt bleiben. Die Adresse steht meistens im Impressum.“ Diesen Gedanken greift auch www.wer-weiss-was.de auf. Hier kann sich jeder registrieren lassen, seine Interessen und Fachgebiete angeben und dann nach Herzenslust den anderen Nutzern Löcher in den Bauch fragen. Das umfangreiche Archiv umfasst alle bisher gestellten Fragen und sorgt meist schon für Abhilfe: Vom Rezept für Semmelknödel bis hin zur Interpretation des Theaterstückes „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett ist fast alles zu finden. Allerdings lässt sich anhand der Antworten nicht immer auf die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Informationen schließen: Ein zwölfjähriges Schulkind sollte nicht unbedingt als Experte für genetisch veränderte Nahrungsmittel zitiert werden. Daher gilt bei den direkten Fragen an andere Netznutzer immer: Jede wichtige Information durch eine zweite Quelle bestätigen lassen.
Vieles im Netz ist kostenfrei, doch manchmal wird ausgerechnet für genau die gesuchte Information Geld verlangt. Vor allem das Stöbern in Zeitungsarchiven und Spezial-Datenbanken gibt es häufig nicht gratis. In solchen Fällen ist der einfachste Weg der Gang in die UB im Henry-Ford-Bau. An den dort vorhandenen Terminals können Studierende gebührenfrei in den verschiedenen Archiven wühlen und die Ergebnisse ausdrucken: Den Lebenslauf von Reich-Ranicki zum Beispiel im Munziger Archiv oder die Aufgaben der FDJ im Online-Handbuch der DDR-Organisationen.
Wer Zitate von Internetseiten für seine Hausarbeiten oder Referate benutzt, sollte die komplette Netzadresse der Seite angeben und das Datum, an dem sie abgerufen wurde. „Einige Inhalte sind nämlich nur für kurze Zeit online“, erklärt Florian Lehwald. „Daher ist es am Besten, die Inhalte auf dem eigenen Rechner zu speichern bis die Arbeit benotet wurde.“ Wenn die eigene Recherche einigermaßen strukturiert verläuft, hält sich der benötigte Speicherplatz in Grenzen. Die vier Millionen Einträge zum Thema „Psychologie“ sollte man allerdings nicht versuchen, herunter zuladen das schafft nämlich kein Computer während der Semesterferien.
Foto: UNICOM
Links:
www.suchlexikon.de
www.suchfibel.de
www.enzyklopaedie.ch
www.de.wikipedia.org
www.google.de
www.wer-weiss-was.de
www.zedat.fu-berlin.de