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[Auf Budensuche in Berlin]



Über den Dächern von Berlin, hier im Prenzlauer Berg,
weht ein freier Geist.


Das neue Semester beginnt für viele Studenten mit einer fachfremden Lektüre, nämlich der von Wohnungsangeboten. Denn die meistgestellte Frage des Semesterstarts lautet erfahrungsgemäß nicht: Wo findet die nächste Vorlesung statt?, sondern zuallererst: Wo wohne ich?

Dabei haben Studienanfänger in Berlin Glück: Sie haben es bei der Wohnungssuche einfacher als ihre Kommilitonen in den meisten anderen deutschen Großstädten. Denn im Vergleich mit den leer gefegten Wohnungsmärkten von Hamburg und Frankfurt oder typischen Studentenstädten wie Göttingen und Marburg ist in der Bundeshauptstadt genügend Wohnraum vorhanden.

Wohnheim oder eigene Wohnung ist die nächste Frage, die sich viele Studenten stellen. Der Klassiker unter den studentischen Wohnformen ist sicherlich das Studentenwohnheim, das in Berlin allerdings nur unterdurchschnittlich genutzt wird. Bundesweit leben 14 Prozent der Studenten in einem Wohnheim, in Berlin sind es fünf Prozent. Dabei bieten Wohnheime einen großen Vorteil gegenüber dem freien Markt: Der Immatrikulationsnachweis genügt, um sich einen Platz zu sichern. Einkommensnachweis oder Führungszeugnis sind nicht nötig.

Das Angebot der Berliner Studentenwohnheime reicht von geräumigen Altbau-Appartements in Tiergarten bis zur kargen DDR-Platte in Lichtenberg. Die Heime finden sich in einem Katalog, der im Service Point der Wohnheimabteilung des Studentenwerkes in der Hardenbergstraße ausliegt. „Im Schnitt muss mit 150 Euro für ein Zimmer gerechnet werden“, sagt Klaus Kittel, der beim Studentenwerk für die Wohnheime zuständig ist. Insgesamt 10.500 Plätze stehen in den Berliner Wohnheimen zur Verfügung.

Die im bundesweiten Vergleich mäßige Akzeptanz der Studentenwohnheime führt Kittel hauptsächlich auf die „paradiesischen Zustände auf dem Wohnungsmarkt“ zurück. Tatsächlich sind in Berlin großzügige Altbauwohnungen mit Stuck, Parkett und hohen Decken noch zu erschwinglichen Preisen und ohne lange Suche zu bekommen. Ihre Traumbude finden Studienanfänger allerdings auch in Berlin meist nicht auf Anhieb. Nur 36 Prozent aller Befragten leben nach einer Umfrage unter Studenten in einer Wohnform, die ihren Wunschvorstellungen entspricht. Viele Studierende arrangieren sich mit mehr oder weniger sympathischen Mitbewohnern, Ofenheizungen und unsanierten Wohnungen, deren Baufälligkeit zwar oft einen nonchalanten Charme versprüht, dafür aber auch aufwändige Renovierungen und häufige Klempner- und Elektrikerbesuche mit sich bringen.

Die billigsten Angeboten liegen dabei nicht immer in den angesagtesten Bezirken. Marzahn und Hohenschönhausen vermelden beispielsweise hohe Leerstände. Auch in Neukölln oder Moabit können Wohnungssuchende manches Schnäppchen schlagen. Für alle Bezirke aber gilt: Abseits der Knotenpunkte finden sich mit etwas Glück immer noch erschwingliche Wohnungen. Angebote finden sich meterlang an den Schwarzen Brettern jeder Hochschule. Die Berliner Tageszeitungen veröffentlichen am Wochenende dicke Wohnungsmarkt-Beilagen. In den Stadtmagazinen Tip und Zitty suchen per Kleinanzeige Hunderte Zwischen- und Untermieter oder neue Mitbewohner.

Zur Not tut es am Anfang auch eine Zwischenlösung, bis die Neuberliner sich einen Überblick über ihren Wunschbezirk und dazu passende Angebote gemacht haben. Für ganz Verzweifelte oder Spätentschlossene bietet das Studentenwerk einen besonderen Service an: Das Wohnheim Hubertusallee ist für sie als Notaufnahme reserviert. Die Zimmer werden allerdings nur für fünf Monate vermietet. Dann gilt es wieder, Wohnungsanzeigen zu studieren.

Tilmann Warnecke

Foto: HS


[Information]

www.studentenwerk-berlin.de


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